Burg Neu-Dernbach

Burg Neu-Dernbach
Burg Neu-Dernbach
Rest der südöstlichen Burgmauer

Rest der südöstlichen Burgmauer

Alternativname(n): Burg Dernbach
Entstehungszeit: um 1350
Burgentyp: Höhenburg, Ortslage
Erhaltungszustand: Mauerreste
Ständische Stellung: Adlige/Ritter
Ort: Bad Endbach-Dernbach
Geographische Lage 50° 46′ 50″ N, 8° 30′ 21″ O50.7805555555568.5058333333333480Koordinaten: 50° 46′ 50″ N, 8° 30′ 21″ O
Höhe: 480 m ü. NN
Burg Neu-Dernbach (Hessen)
Burg Neu-Dernbach

Die Burg Neu-Dernbach ist eine Burgruine auf einer Anhöhe bei etwa 480 m über NN in Ortslage des Ortsteils Dernbach der Gemeinde Bad Endbach im hessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Inhaltsverzeichnis

Die Burg und ihre Besitzer

Die Höhenburg wurde vor 1350 von den Herren/Rittern „von Dernbach“ mit Unterstützung der Haincher Linie der Herren „von Bicken“ erbaut und dem Landgrafen von Hessen zu Lehen aufgetragen, der sie 1350 gleich wieder an die „von Dernbach“ zurück verlehnte.

Von der ehemaligen Burganlage sind noch kümmerliche Reste der Außenmauer und Rudimente von zwei Schalentürmen (Ecktürmen) in der Burgmauer erhalten.

Nach dem Ende der mehr als 100-jährigen Dernbacher Fehde (etwa 1230 bis 1336) verließen die Dernbacher ihren ehemaligen Stammsitz in Alt-Dernbach, eine Hofsiedlung mit kleiner Wasserburg, vermutlich nur eine Motte, an der Aar westlich von Herbornseelbach. Alt-Dernbach, das erstmals 1263 erwähnt wurde, lag an der Furt der vom Schelderwald kommenden und nach Herborn führenden „Hohen-Straße“ durch die Aar. Auch ihre umfangreichen Besitzungen und Rechte in der Herborner Mark mussten die Ganerben von Dernbach nach dem Ende der Fehden 1333 an die Grafen von Nassau verkaufen. Zu den Dernbacher Ganerben zählten auch die Dernbacher Geschlechterzweige, die auf der Burg Vetzberg wohnten. Sie nannten sich mal „von Dernbach“, „von Vetzberg“ ohne und mit Namenszusatz wie zum Beispiel „Rode,“ „Holzapfel“, „Krig“ oder „Mul“.

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Kuno von Dernbach heiratete 1354 die Gräfin Margarete von Solms und erhielt als Mitgift, mit Zustimmung des Landgrafen, die Dörfer Günterod und Krumbach, sowie vom Landgrafen die neue Ortschaft Dernbach. Ferner erhielten die Dernbacher, nachdem das Gebiet des „Obergerichts“ Blankenstein (deckungsgleich mit der heutigen Gemeinde Bad Enbach) endgültig an Hessen gekommen war, Güter in den umliegenden Ortschaften (alleine elf in Wommelshausen), die zuvor Gegnern des Landgrafen gehört hatten.

Die Burg gehörte zwei Familienzweigen, und zwar denen „von Dernbach“ und denen „von Dernbach genannt Graul“ (Grauel/Graul > Genanntname).

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1540 verkaufte Peter von Dernbach gen. Graul seinen Anteil an der Burg an den hessischen Landgrafen und zog nach Wiesenfeld zu seinem Verwandten, dem hessischen Stiftsvogt Philipp von Dernbach, der dort die ehemalige Johanniter-Kommende übernommen hatte. Der in Dernbach verbliebene Familienzweig, die „von und zu Dernbach“, wohnte zu diesem Zeitpunkt bereits außerhalb im Burggut. Die Burg, die schon 1570 als alt und verfallen galt, verfiel weiter. Der letzte Vertreter seines Stammes, der auf dem Stammsitz in Dernbach wohnte, war Peter Philipp Friederich von und zu Dernbach (* 1678, Taufpate der Fürstbischofs von Würzburg). Er starb nach einem Reitunfall am 2. Januar 1729 und hinterließ nur einen unehelichen Sohn, Johannes Schneider (1706-1791), genannt „Junker Hans“, der als herrschaftlicher Förster in Dernbach lebte. Seine Linie hat sich über seine Tochter Elisabetha Margaretha bis heute fortgepflanzt.

1748 starb der lehensberechtigte Familienzweig mit dem erst 40-jährigen landgräflich-hessen-kasselschen Hauptmann der Garde Friedrich Ludwig Christian von Dernbach aus. Er war verheiratet mit Amalie von Breidenstein. Das Paar hatte keine Kinder. Hessen zog die Burg und die zugehörigen Ländereien als erledigtes Lehen ein, baute 1750 ein neues Gutshaus und verpachtete die Ländereien. Das Gutshaus ist auch längst verschwunden. Die letzten Hofgebäude wurden Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen.

Bedeutende Familienmitglieder

Peter Philipp von Dernbach gen. Graul, Fürstbischof zu Bamberg und Würzburg
Balthasar von Dernbach gen. Graul, Fürstabt zu Fulda

Ein Sohn des 1540 nach Wiesenfeld verzogenen Peter von Dernbach gen. Graul, der evangelisch-lutherisch getaufte Balthasar von Dernbach gen. Graul kam mit 12 Jahren zu seinem Onkel, dem Abt Wilhelm Hartmann von Klauer zu Wohra (1568–1570), nach Fulda. Er wurde dort katholisch erzogen und mit 22 Jahren 1570 zum Fürstabt von Fulda gewählt. Sein Neffe Peter Philipp von Dernbach gen. Graul studierte in Rom, wurde 1672 zum Fürstbischof von Bamberg und Herzog in Franken gewählt und zusätzlich 1675 zum Fürstbischof von Würzburg. Er erlangte bei Kaiser Leopold I., den er aus gemeinsamen Zeiten als Vizedom des Bistums Bamberg in Kärnten persönlich kannte, für seine Familie die Standeserhöhung in den Reichsfreiherrenstand und für sich und seine Neffen die Erhebung in den Reichsgrafenstand, mit Sitz Wiesentheid. Seine Neffen starben aber alle ohne überlebende Nachkommen. Erbin der Reichsgrafschaft Wiesentheid (zwischen Würzburg und Schweinfurt) mit dem umfangreichen Besitz war die erst 17-jährige Maria Eleonore, geb. Gräfin von Hatzfeld-Gleichen, Witwe des Johann Otto von Dernbach gen. Graul zu Wiesentheid. Sie heiratete den Grafen Franz von Schönborn und brachte ihr reiches Erbe in die Ehe ein. Die Grafen von Schönborn wurden damit die Erben der Grafen von Dernbach.

Der "hochehrwürdigste Bischof von Würzburg und Bamberg", Peter Philipp von Dernbach, wird als Taufpate des am 14. April 1678 evangelisch-lutherisch getauften Peter Philipp Friederich von und zu Dernbach im Taufregister des Hartenroder (Gem. Bad Endbach) Kirchenbuches genannt.

Die letzte Dernbacherin

Die letzte Nachfahrin der Herren von Dernbach, Therese Freiin von Dernbach, geboren 1885 in Frankfurt a.M., Tochter von Wilhelm August Ludwig Freiherr von Dernbach, starb als verheiratete Freifrau von Schorlemer am 1. November 1965 in einem Altersheim in Weilburg. Ihr einziger Sohn starb 1946 bei einem Unfall in französischer Kriegsgefangenschaft.

Galerie

Literatur

  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen: 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Aufl. Wartberg-Verlag. Gudensberg-Gleichen 2000. ISBN 3-86134-228-6, S. 277.
  • Horst W. Müller: Dernbach und die "von Dernbach". Hinterländer Geschichtsblätter, Nr. 3 und Nr. 4, 2005 sowie Nr. 1 und Nr. 2, 2006, Mitteilungsblatt des Hinterländer Geschichtsvereins e.V., Biedenkopf.
  • Georg Wilhelm Sante: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 4. Hessen, (Neudruck d. 3. Auflage 1976).- 1993, Alfred Kröner Verlag Stuttgart, ISBN 3-520-27403-5

Weblinks

 Commons: Burg Neu-Dernbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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