Burg Tharandt

Burg Tharandt

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Burg Tharandt
Blick auf die Burgruine und die Bergkirche in Tharandt

Blick auf die Burgruine und die Bergkirche in Tharandt

Entstehungszeit: 1206 bis 1215
Burgentyp: Höhenburg, Spornlage
Erhaltungszustand: Gewölbe, Umfassungsmauern
Ständische Stellung: Grafen
Bauweise: Gneis, Grillenburger Sandstein
Ort: Tharandt
Geographische Lage 50° 58′ 55,7″ N, 13° 34′ 50,3″ O50.98214166666713.580625Koordinaten: 50° 58′ 55,7″ N, 13° 34′ 50,3″ O

Die Burg Tharandt ist die Ruine einer für die sächsische Geschichte wichtigen Höhenburg auf einem Bergsporn in der Stadt Tharandt bei Freital im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Sie ist eine Stätte der Burgenromantik des 19./20. Jahrhunderts. Es sind nur wenige bauliche Reste erhalten.

Geschichte

Markgraf Dietrich von Meißen ließ zwischen 1206 und 1215 eine kleine Anlage errichten. Als Vogt setzte er einen Ministerialen ein, der aus dem Vinschgau, Südtirol, stammte. 1216 wurde dieser als Burghauptmann Boriwo de Tarant urkundlich erwähnt. Die Burg Tharandt wurde der Tiroler Burg Tarantsberg (Dornsberg, Gemeinde Naturns) in Funktion und Grundriss nachgestaltet, soweit es die topografische Lage zuließ.

Als 1221 Dietrich ermordet wurde, übernahm Landgraf Ludwig von Thüringen die Vormundschaft über dessen Sohn Heinrich. Um den Anspruch Heinrichs auf die Markgrafschaft Meißen zu sichern, führte Ludwig 1224 einen Kriegszug in die Mark Meißen. Dabei erstürmte er die Burg Tharandt. Bei der Erstürmung brannte die Burg ab.

Unter Markgraf Heinrich dem Erlauchten errichtete man 1240 bis 1256 die in Resten heute noch existierende Burg. Heinrich hielt sich in der Folgezeit vielfach auf der Burg auf. Man kann davon ausgehen, dass er seinen Lieblingsaufenthalt repräsentativ ausgebaut hat.

1316 werden die Markgrafen Waldemar und Jan von Brandenburg als Lehnsnehmer der Burg vom Stift Meißen genannt. 1350 sind im Mannbuch Friedrichs des Strengen Friedrich und Heinrich von Tharandt Burgherren.

Zwischen 1371 und 1400 war die Burg an die Grafen von Schönburg verpfändet. Während dieser Zeit wurden die Befestigungsanlagen so ausgebaut, dass die Burg als eine der stärksten des Landes galt.

Palasrest der Oberburg
Turmrest am Palas der Oberburg
Blick zur Unterburg mit Kirche

Im Hauptrezess von Naumburg 1410 wurde Tharandt Landgraf Friedrich dem Jüngeren zugesprochen.

Während des Hussiteneinfalls 1429 war Tharandt umkämpft. Aufgrund seiner Festigkeit wurden auf der Burg wichtige Urkunden und Wertsachen des Kurfürstenhauses aufbewahrt. 1436 wurde die Burg mit zusätzlichen Feuerwaffen bestückt. Im Vergleich zu anderen Burgen des Landes hatte sie eine starke Besatzung.

Aus den seit 1399 vorliegenden Rechnungsbüchern der Burgvögte gehen für das 15. Jahrhundert keine größeren Bauarbeiten an der Burg hervor. Erst im späten 15. Jahrhundert ist anzunehmen, dass eine wohnlichere Ausstattung für die Herzogin Sidonie erfolgte, die ab 1476 auf der Burg residierte. Sidonie (Zděnka) war die Tochter des böhmischen Königs Georg von Podiebrad und Frau Herzog Albrechts. Um einen bequemeren Zugang zur Burg zu ermöglichen, wurde ein neuer Burgweg angelegt. Dazu brach man ein neues Tor in die Wand des Palas und erbaute eine Bastion am Halsgraben.

Nach dem Tod Sidonies 1510 war das Schloss nicht mehr bewohnt. Türen und Fenster wurden ausgebaut und im Jagdschloss Grillenburg wieder verwendet. 1572 demontierte man die Dachschiefer zur Weiterverwendung für Schloss Annaburg bei Torgau. 1568 schlug der Blitz ein. Nach der 1579 erteilten Abbruchgenehmigung durch Kurfürst "Vater" August von Sachsen begann ab 1582 der Abriss der Mauern zur Gewinnung von Baumaterial durch die Bevölkerung. Auf den Mauern der Unterburg (Schösserei) entstand 1626-31 die heutige Stadtkirche zum Heiligen Kreuz.

Um 1800 wurden die noch vorhandenen Ruinen im Sinne der Burgenromantik gesichert, Gewölbe zugeschüttet und Bäume angepflanzt. Zwischen 1790 und 1850 hat die Ruine fast jeder berühmte Maler, Zeichner bzw. Kupferstecher (darunter Ludwig Richter, Caspar David Friedrich, Adrian Zingg, Carl Blechen) dieser Zeit im Bild verewigt. In der 2. Hälfte des 20. Jh. entstand auf dem Gelände der Oberburg eine Freilichtbühne. Erst nach 1976 begann der örtliche Burgenverein, die Burg, welche sich im Besitz der Stadt und der Kirchgemeinde Tharandt befindet, wieder nach denkmalsgerechten Erfordernissen zu sanieren.

Neben der Burgruine erhebt sich das neue Schloss Tharandt. Dieses Stadtschloss wurde 1858-61 vom Bildhauer Ariel Graf von der Recke-Volmerstein anstelle eines Landhauses als Atelier erbaut. 1866 erwarb es der polnische Adlige und Königlich-preußische Kammerherr Graf Michael Jérôme Leszczyc-Sumiński, dessen Familienwappen heute noch über dem Eingang prangt. Er baute es im maurisch-orientalischen Tudorstil um und vererbte es 1898 seinem Stiefsohn Baron von Recum. Einer der zahlreichen Nachbesitzer war der Goldmacher und Betrüger Franz Tausend. 1936 bekam das Schloss nach einem Brand sein heutiges Aussehen. 1937 bis 2000 nutzten es u.a. verschiedene Einrichtungen der forstlichen Lehranstalt (heute Technische Universität Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften Tharandt). Seit 2002 ist es Privatbesitz und wird schrittweise saniert.

Das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen hat die Burgruine und das Schloss Tharandt als Kulturdenkmale erfasst.

Literatur

  • Adam, R.: Die Burg Tharandt in der sächsischen Landesgeschichte. Burgen aus Sachsen Heft 11
  • Billig Gerhard, Müller Heinz: Burgen Zeugen sächsischer Geschichte.

Weblinks

 Commons: Burg Tharandt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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