- Autobahnen in Serbien
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Die Autobahnen in Serbien (serbisch: Аутопут / Autoput, übersetzt so viel wie Auto- (Auto-) Straße (-put)) bilden das Rückgrat des Straßenverkehrs in Serbien und sind wichtige Transitstraßen in Europa. Die Infrastruktur wird in Serbien sukzessive ausgebaut. Viele Autobahnen und Schnellstraßen befinden sich in Planung und Bau. Der Autobahnbau wird in Serbien vorrangig zur Unterstützung des wirtschaftlichen Entwicklung vorangetrieben. Mittelfristig will Serbien nach Kroatien, über das dichteste Autobahnnetz in Südosteuropa verfügen[1]. Derzeit sind insgesamt 560 Kilometer Autobahn in Betrieb, bist 2015 sollen diese um 292 Kilometer erweitert werden(Stand November 2010).[2][3]
Für alle Autobahnen werden Gebühren (serbisch: Путарина / Putarina) erhoben und es gilt ein Tempolimit von 120 km/h.
Inhaltsverzeichnis
Nummerierung
Zwar besitzen die serbischen Autobahnen ebenfalls eine Nummerierung, die an die Nummerierung des Nationalstraßennetzes angelehnt ist,[4] allerdings wird diese Nummerierung in der Praxis weder von offiziellen serbischen Stellen noch als Beschilderung auf den Autobahnen selbst benutzt. Stattdessen wird die Nummer der jeweiligen Europastraße verwendet. Es ist auch verbreitet, die Autobahn über die Nennung des Anfang- bzw. Endpunktes zu definieren, z.B. Autoput Novi Sad–Loznica (Autobahn Novi Sad–Loznica). Derzeit sind viele Autobahnen in Bau bzw. Planung, die keiner Europastraße entsprechend und es ist deswegen noch unklar, wie diese in Zukunft nummeriert werden.
Die deutsche Wikipedia nutzt die offizielle Nummerierung der Autobahnen für die jeweiligen Unterartikel.[4]
Geschichte
In Zeiten Jugoslawiens
Eine große Rolle für den Autobahnbau spielten während des Kalten Krieges die Position Jugoslawiens zwischen den Blöcken und die finanziellen Hilfen aus dem Westen. Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg begann man mit dem Bau einer Halbautobahn, die den Namen „Straße der Brüderlichkeit und Einheit“ (Autoput bratstvo i jedinstvo) erhielt, da sie das Gebiet von vier der sechs Teilrepubliken der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien passierte. Am Bau der Halbautobahn waren Jugendliche im Rahmen der Jugendarbeitsaktionen (ORA) sowie Mitglieder der Jugoslawischen Volksarmee und Zwangsarbeiter beteiligt. Ungefähr 300.000 Personen arbeiteten beim Bau der Halbautobahn. Die erste Teilstrecke war die von Zagreb–Belgrad auf einer Länge von 382 km, eröffnet am 27. Juli 1950.
Mit dem immer größer werdenden Verkehrsaufkommen in Jugoslawien, vor allem dem Transitverkehr und der Durchreise vieler Gastarbeiter, wurde der Regierung klar, dass die damalige Straßenkapazität von nur zwei Fahrstreifen (eine pro Richtung) nicht genügen würde. Die Lösung bestand darin, eine Autobahn mit zwei mal zwei Fahrspuren zu bauen.
Die Umsetzung dieser Pläne begann in den 1970er-Jahren an Autobahnen. Zuvor gab es lediglich lokale wie auch Regionalstraßen, die sich meist in einem schlechten Zustand befanden. Zur Finanzierung des Projektes erhielt die jugoslawische Regierung einen Kredit vom IWF.
Mit diesem Plan kam es zum Bau der West-Ost-Autobahn E70 in Jugoslawien, welche die wirtschaftlichen und politischen Zentren des sozialistischen Landes verbinden sollte. Vorrang hatte zunächst der Korridor West–Ost, welcher der Route Jesenice–Ljubljana–Zagreb–Belgrad folgte. Während der 1970er Jahre begann man auch den Bau der Autobahn zwischen Belgrad und Niš.
In den 1980er-Jahren wurde daneben eine Halbautobahn Belgrad–Novi Sad–Bačka Topola erbaut.
Zu Beginn der 1990er Jahre konnte man die fehlende Strecke von Bačka Topola–Horgoš fertigstellen, aber die Strecke wurde nicht mit der restlichen Strecke durch Ungarn nach Westeuropa (Szeged–Budapest–Györ–Hegyeshalom) verknüpft. Mit der Verknüpfung der beiden (Halb-)Autobahnen hätte sich ein neuer Korridor zwischen den Hafenstädten Thessaloniki bzw. Istanbul sowie Mittel- und Westeuropa eröffnet. Der Autoput war bis 1991 eine der berüchtigtsten Straßen Europas: Der teilweise schlechte Zustand und der rege Verkehr – neben den vielen LKWs war die Strecke vor allem in den Sommermonaten völlig überlastet – verhinderten erholsames Reisen. Von langen Distanzen und der geraden Strecke übermüdete Fahrer sowie waghalsige Überholmanöver waren die Ursachen für zahlreiche Unfälle.
Zwischen 1991 bis 1995 waren wegen der Jugoslawienkriege viele Grenzen zwischen den bisherigen Teilrepubliken geschlossen und damit eine durchgängige Benutzung der Autobahnen nicht mehr möglich. In den Kriegen wurde der Autoput stellenweise beschädigt. Während des Kroatienkriegs wurde auf sämtlichen Wegweisern der heutigen kroatischen A3 in Richtung Osten, die Richtungsangabe Beograd (Belgrad) durch Lipovac (östlichster kroatischer Ort an der Autobahn) ersetzt. Inzwischen wurde das teilweise rückgängig gemacht.
Gegenwart
Nach den Kriegen wurde wenig in die Infrastruktur investiert. Zu Zeiten des Handelsembargos Mazedoniens durch Griechenland und während des Kosovokrieges kam es zu Einschränkungen im Transitverkehr. Erst nach dem Sturz der Regierung Milošević im Jahr 2000 wurden auch Veränderungen im Straßenverkehr ersichtlich. Dem Westen orientiert, hatte die Regierung Đinđić Pläne zum Bau der Autobahnen entwickelt. Die Autobahnen sollten nach westlichen Maßstäben ausgebaut werden und so kam es dazu, dass im Jahre 2001 bereits der Grundstein für die Autobahn Belgrad–Novi Sad gelegt worden war. 2002 besaß Serbien 420 km Autobahnen. 2003 wurde feierlich die erste Autobahn nach dem Ende der Jugoslawienkriege von Belgrad nach Novi Sad eröffnet.
Investitionen in die Autobahn-Infrastruktur haben derzeit Priorität, da deren Ausbau von strategischer Bedeutung für Serbien ist. Das serbische Verkehrsministerium begründet den Ausbau auch damit, dass es mit dem Bau von Autobahnen zu einer Steigerung der Beschäftigung kommt[5] und dies auch positive Effekte für die demographische Entwicklung Serbiens bringen würde. Die Einbindung des serbischen Straßennetzes in das europäische Verkehrsnetz soll bei der Transitlage Serbiens positive Auswirkungen für alle haben. Die Verantwortlichen betonen u. a. dass mit dem Ausbau der Autobahnen Engstellen in der Verkehrsinfrastruktur beseitigt werden würden und dass somit die Verkehrssicherheit und die Zeitersparnis steige.
Heute befinden sich viele Autobahnen und Schnellstraßen in Planung und Bau. Bereits heute zählt das serbische Autobahnnetz zu einem der am schnellsten expandierenden in Europa. Die Gründe sind politischer wie auch geographischer Natur.
Merkmale
Eine serbische Autobahn besteht aus zwei Richtungsfahrbahnen mit mindestens zwei Fahrstreifen und einem Seitenstreifen.
Fahrstreifenbreite
Die Fahrstreifenbreite beträgt auf serbischen Autobahnen in der Regel 3,75 Meter. In der Nähe großer Städte kommen auch Autobahnen mit einer Breite von 3,50 Metern vor. Bei Fahrten mit einer Steigung/Neigung von mindestens 4 % wird meistens der Randstreifen durch eine zusätzliche Fahrspur ersetzt.
Anschlussstellen
Die Anschlussstellen auf Serbiens Autobahnen bestehen meistens aus jeweils einer Auf- und einer Abfahrt an beiden Richtungsfahrbahnen und sind so angelegt, dass der fließende Verkehr auf der Autobahn nicht beeinträchtigt wird. Dazu gibt es bei der Abfahrt einen neben der Autobahn verlaufenden Verzögerungsstreifen, der den abfahrenden Fahrzeugen die Reduzierung der Geschwindigkeit ermöglicht, um die Abfahrt sicher zu durchfahren. Bei der Auffahrt dient ein Beschleunigungsstreifen zur Erhöhung der Geschwindigkeit, damit sich ein Fahrzeug in den fließenden Verkehr auf der Autobahn einordnen kann. Verzögerungs- und Beschleunigungsstreifen sind jeweils durch Fahrbahnmarkierungen von der Autobahn getrennt. In Baustellenbereichen und dicht bebauten Gebieten können Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen extrem verkürzt sein oder gar ganz entfallen.
Regeln
Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt für Pkw ohne Anhänger 120 km/h. Fahrzeuge, die bauartbedingt nicht schneller als 60 km/h fahren können, sind auf serbischen Autobahnen nicht zugelassen. Es gilt Rechtsfahrgebot. Rechts zu überholen ist im Prinzip verboten, ausgenommen rechts einer Blockmarkierung oder in einem Verkehrsstau.
Beleuchtung
Die serbischen Autobahnen werden innerhalb der Ausfahrten komplett beleuchtet. Darüber hinaus werden nur Streckenabschnitte in der Nähe größerer Städten und von Autobahnkreuzen (Petlja) beleuchtet.
Verkehrsschilder
Die meisten Verkehrsschilder in Serbien sind sowohl in lateinischer Schrift als auch in kyrillischer Schrift beschriftet. Entlang der Autobahn von Belgrad bis Niš gibt es noch Schilder, die aus der Zeit Jugoslawiens stammen und wo nur die lateinische Form zur Anwendung kommt. Die neu eröffneten Autobahnen oder renovierte Teilstücke besitzen ausschließlich Schilder mit beiden Varianten.
Im Gegensatz zu anderen Staaten aus der Region besitzt Serbien keine einheitliche Autobahnsignalisation, d.h. entlang der Autobahn Beograd–Šid stehen z.B. Vorwegweiser auf Autobahnen, welche inhaltlich komplett nicht mit den von der Autobahn Beograd–Novi Sad oder Beograd–Preševo übereinstimmen. So hat die Stadt Belgrad „eigene“ Ankündigungstafeln auf Autobahnen, nach deutschem Vorbild, angebracht und sie an der Stadtautobahn durch das Zentrum von Belgrad aufgestellt, obwohl sonst solche Ankündigungstafel in Serbien nicht vorkommen. Seitens des öffentlichen Unternehmens Putevi Srbije (Straßen Serbiens), welche für die Aufstellung/Absetzung der Verkehrsschilder auf Serbiens Straßen verantwortlich ist, wird wenig getan um die Autobahnsignalisation einheitlich zu gestalten.
Straßenbelag
Die meisten Autobahnen in Serbien sind als Asphaltdecke ausgeführt, diese müssen jedoch aller Voraussicht nach alle 12 bis 15 Jahre erneuert werden. In letzter Zeit wurde in Serbien ebenfalls thematisiert, die Fahrbahnen auch aus Beton auszuführen, da Beton eine Konzessionszeit von 30 Jahren unbeschadet überstehen dürfte.
Liste der bestehenden Autobahnen
Das serbische Autobahnnetz zählt zu den am schnellsten expandierenden in Europa. Viele Kilometer befinden sich derzeit im Bau und einzelne Strecken werden eröffnet. Bis 2013 sollen 400 km Autobahn entstehen, davon 360 km alleine im Transeuropäischen Verkehrskorridor X durch Serbien[6]. Schätzungsweise 200.000 Personen sollen durch den Bau der Autobahnen eine Arbeit erhalten[7].
Nr. / Bezeichnung Europastraße(n) Von
(Nord bzw. West)Bis
(Süd bzw. Ost)Via Gesamtlänge Fertiggestellt Batrovci / Kroatien Preševo / Mazedonien Belgrad - Niš ca. 441 km ca. 367 km Kragujevac Batočina ca. 35 km ca. 5 km Niš Dimitrovgrad / Bulgarien Pirot Horgoš / Ungarn Belgrad Subotica - Novi Sad Belgrader Ringautobahn Belgrad Belgrad Liste der geplanten Autobahnen
Nr. / Bezeichnung Europastraße(n) Von
(Nord bzw. West)Bis
(Süd bzw. Ost)Via Gesamtlänge Autoput Novi Sad–Loznica Novi Sad Loznica Irig - Ruma - Šabac ca. 110 km Autoput Pančevo–Vatin Pančevo Vatin Vršac ca. 86 km Autoput Požega–Boljare Požega Boljare Autoput Kruševac–Kotroman Kruševac Kotroman Čačak - Kraljevo - Užice Maut
Mautpflicht besteht auf allen serbischen Autobahnen mit Ausnahme der Durchfahrt durch das Zentrum von Belgrad. In Serbien wird die Maut stets beim Verlassen der Autobahn, an allen Ausfahrts-Mautstellen, geleistet. Die Fahrer erhalten bereits bei der Auffahrt zur Autobahn an dafür vorgesehenen Automaten eine Quittung, die belegt, wo man aufgefahren ist. Diese Quittung muss beim Verlassen der Autobahn vorgewiesen werden. Anhand der gefahrenen Kilometer wird dann eine entsprechende Mautgebühr eingefordert. Eine Umgehung dieser Prozedur ist nicht möglich, da es für jede Fahrtrichtung gesonderte Raststätten und keine Umkehrmöglichkeiten gibt. Ebenso wird jedes Fahrzeug per Videoüberwachung an den Mautstellen registriert. An allen Mautstellen werden Euro akzeptiert.
Allein im Jahr 2007 erwirtschaftete Serbien durch die Mautgebühren der Autobahnen ca. 190 Mio. Euro[8][9]. Serbische Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass mit dem Fertigbau aller Autobahnen Serbien alleine 500 Mio. Euro aus Mautgebühren in einem Jahr erwirtschaften könne.[9] Die Erträge werden meist für Renovierungsarbeiten an bestehenden Autobahnen oder für den Bau neuer Autobahnen eingesetzt.
Bis 2008 waren die Gebühren für Fahrzeuge mit ausländischem Nummernschild teurer als für einheimische Fahrzeuge. Seit 2009 gelten für ausländische und serbische Fahrzeuge dieselben Gebühren.[10]
Weblinks
- Homepage des öffentlichen Unternehmens "Putevi Srbije" (Straßen Serbiens) (serbisch, englisch)
- Website über den Paneuropäischen Verkehrskorridor X in Serbien (serbisch, englisch)
- Homepage des Strassenverbandes Serbiens (serbisch, englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Blic Online: Mrkonjić: Koridor 10 za dve i po godine
- ↑ IHK: Geschäftschancen in Serbien
- ↑ Putna mreža Republike Srbije
- ↑ a b Nummerierung der serbischen Haupt- und Regionalstraßen (PDF-Datei)
- ↑ Politika Online: Koridorom kroz krizu
- ↑ Corridor X
- ↑ Koridor 10 posao za 200.000 ljudi
- ↑ Trka sa Rumunijom i Bugarskom za Koridor 10
- ↑ a b Putarine usmeravaju šlepere ka susedima
- ↑ Weniger Autobahngebühr für Urlauber in Serbien
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