Sewskoje

Sewskoje
Siedlung
Sewskoje/Böttchersdorf
Севское
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Prawdinsk
Frühere Namen bis 1946: Böttchersdorf
Zeitzone UTC+3
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 233 822 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 24′ N, 21° 7′ O54.421.119444444444Koordinaten: 54° 24′ 0″ N, 21° 7′ 10″ O
Sewskoje (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Sewskoje (Oblast Kaliningrad)
Red pog.svg
Oblast Kaliningrad

Sewskoje (russisch Севское, deutsch Böttchersdorf) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) und gehört zur Prawdinskoje gorodskoje posselenije (Stadtgemeinde Prawdinsk (Friedland (Ostpr.)) im Rajon Prawdinsk (Kreis Friedland (Ostpr.)).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Sewskoje liegt acht Kilometer südöstlich der Rajonshauptstadt Prawdinsk (Friedland (Ostp.)) an der russischen Fernstraße A 196 (ehemalige deutsche Reichsstraße 131), die von Lugowoje (Gutenfeld) bei Kaliningrad bis nach Krylowo (Nordenburg) an der russisch-polnischen Grenze führt. Bis 1945 war Böttchersdorf Bahnstation an der Bahnstrecke von Königsberg (russisch: Kaliningrad) nach Angerburg (heute polnisch: Węgorzewo), die jedoch außer Betrieb ist.

Geschichtliches

Der ehedem Böttchersdorf genannte Ort wurde am 11. Juni 1874 Amtssitz und damit namensgebender Ort für den neu errichteten Amtsbezirk Böttchersdorf[1] mit damals sechs kommunalen Einheiten. Er gehörte zunächst zum Landkreis Friedland, ab 1927 bis 1945 zum Landkreis Bartenstein (Ostpr.) im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 lebten in Böttchersdorf 452 Einwohner[2].

Am 30. September 1928 schloss sich die Landgemeinde Böttchersdorf mit der Landgemeinde Klein Pothlack (russisch: Rasdolje) sowie den Gutsbezirken Grünthal (Selenzowo) und Krügerwalde (auch: Rasdolje) zur neuen Landgemeinde Böttchersdorf zusammen. Im Jahre 1933 betrug die Zahl der Einwohner 620, und 1939 waren es 629[3].

In Folge des Zweiten Weltkrieges kam Böttchersdorf mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1946 die Umbenennung in „Sewskoje“. Bis zum Jahr 2009 war Sewkoje zentraler Ort des Sewski sowjet (Dorfsowjet Sewskoje), dem 15 weitere Orte angegliedert waren. Danach wurde Sewskoje – aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform[4] – innerhalb der seit 1991/92 russischen Oblast Kaliningrad eine als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaft innerhalb der Prawdinskoje gorodskoje posselenije (Stadtgemeinde Prawdinsk (Friedland (Ostpr.))).

Amtsbezirk Böttchersdorf (bis 1945)

Der Amtsbezirk Böttchersdorf bestand von 1874 bis 1945. Er wurde aus folgenden Gemeinden gebildet[1]:

Name (bis 1946) Russischer Name Bemerkungen
Landgemeinden:
Böttchersdorf Sewskoje
Groß Pothlack -- 1893 in den Gutsbezirk
Groß Wohnsdorf eingegliedert
Gutsbezirke:
Grünthal Selenzowo 1928 in die Landgemeinde
Böttchersdorf eingegliedert
Heyde Kostjukowka ab 1928 zur Landgemeinde umgebildet
Hohenstein Krasnopolje
Lawdt -- 1928 in die Landgemeinde
Heyde eingegliedert

Am 12. Juni 1913 wurde der Gutsbezirk Krügerwalde (russisch: Rasdolje) aus dem Amtsbezirk Groß Wohnsdorf (Kurortnoje) in den Amtsbezirk Böttchersdorf umgegliedert und 1928 in die neue Landgemeinde Böttchersdorf eingegliedert. Am 1. Januar 1945 gehörten noch zwei Gemeinden zum Böttchersdorfer Amtsbezirk: Böttchersdorf selbst und Hohenstein (Krasnopolje).

Sewski Sowjet (bis 2009)

Zum Sewski sowjet (Dorfsowjet Sewskoje) gehörten bis 2009 die Orte:

Russischer Name Deutscher Name (bis 1946)
Bytschkowo Kaydann
Djatlowo Sophienberg
Dworkino Friedenberg
Golubewo Keulenburg
Karelskoje Klein Rädtkeim
Klenowoje Grüneberg
Kostjukowka Heyde
Krasnopolje Hohenstein
Olschanka Bohlen
Peskowo Groß Schönau
Petrowka Marienberg
Rasswet Schönwalde
Selenzowo Grünthal
Sopkino Rosenberg
Trostniki Schakenhof

Kirche

Kirchengemeinde

Böttchersdorf war ein altes Kirchdorf]. Die Reformation fand sehr früh Eingang. Lange Zeit gehörte Böttchersdorf zur Inspektion Wehlau (russisch: Snamensk). Dem Kirchspiel Böttchersdorf angegliedert war die Kirchengemeinde Allenau (russisch: Poretschje). Das Kirchspiel Böttchersdorf-Allenau kam zum Kirchenkreis Friedland (Ostpr.) (Prawdinsk), danach bis 1945 zum Kirchenkreis Bartenstein (heute polnisch: Bartoszyce) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Während der Zeit der Sowjetunion wurde kirchliches Leben unmöglich gemacht. Erst in den 1990er Jahren entstanden in der Oblast Kaliningrad wieder evangelische Gemeinden. Die Sewskoje am nächsten liegende Gemeinde ist die in Prawdinsk (Friedland (Ostpr.)), die zur Kirchenregion der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) innerhalb der Propstei Kaliningrad der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) gehört.

Kirchspielorte (bis 1945)

Sieben Ortschaften[5] bildeten vor 1945 das Kirchspiel Böttchersdorf-Allenau:

Name (bis 1946) Russischer Name
Allenau Poretschje
Böttchersdorf Sewskoje
Groß Pothlack --
Grünthal Selenzowo
Hohenstein Krasnopolje
Klein Pothlack Rasdolje
Stadienberg --

Pfarrer (bis 1945)

Von der Reformation bis 1945 amtierten in Böttchersdorf und Allenau 22 evangelische Geistliche[6]

  • Alexander Magnus, 1546–1574
  • Martin N., 1550–1574
  • Johann Marckstein, 1574–1580
  • Daniel Sperber, 1580–1592
  • Friedrich Eichmann, 1592–1614
  • Georg Witte, 1614–1615
  • Josias Schnepfmüller, 1615–1629
  • Johann Friedrich Weißermel, 1629–1655
  • Erich Paisen, 1655–1680
  • Hermann Lange, 1679–1709
  • Johann Müller, 1709–1742
  • Martin Heinrich Feege, 1742–1767
  • Christoph Richter, 1768–1792
  • Johann Daniel Besthorn, 1793–1814
  • Gottfried Wilhelm Steffen, 1804–1807
  • Friedrich Puttlich, 1814–1836
  • Otto Heinrich Adolf Graemer, 1832–1867
  • Hermann Künstler, 1867–1883
  • Hermann Emil Krause, 1883–1894
  • Friedrich Wilhelm K. Kuntze, 1895–1917
  • Friedrich Otto Bierfreund, 1915–1925
  • Kurt Steinwender, 1925–1933

In der Zeit nach 1933 wurde der Sprengel Böttchersdorf-Allenau von Friedenberg (russisch: Dworkino) aus versehen.

Kirchenbücher

Zahlreiche Kirchenbuchunterlagen aus dem Kirchspiel Böttchersdorf-Allenau haben den Krieg überdauert und sind im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg[7] einsehbar:

  • Taufen: 1629 bis 1895
  • Trauungen: 1687 bis 1767 und 1769 bis 1895
  • Bestattungen: 1709 bis 1852.

Verweise

Fußnoten

  1. a b Rolf Jehke: Amtsbezirk Böttchersdorf. In: Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874 - 1945. Gesehen 5. Oktober 2011.
  2. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Friedland
  3. Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch
  4. Nach dem Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009
  5. Ortsverzeichnis/Kirchspiele Bartenstein
  6. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg,1968, S. 24
  7. Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin, Teil 1: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin, 1992³, S. 29

Weblinks


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