Eberstadt (Lich)

Eberstadt (Lich)
Eberstadt
Stadt Lich
Koordinaten: 50° 29′ N, 8° 46′ O50.4811111111118.76179Koordinaten: 50° 28′ 52″ N, 8° 45′ 36″ O
Höhe: 179–222 m ü. NN
Fläche: 5,46 km²
Einwohner: 848 (2008)
Eingemeindung: 1. Feb. 1971
Eingemeindet nach: Lich
Postleitzahl: 35423
Vorwahl: 06004

Eberstadt ist einer von neun Stadtteilen der Stadt Lich und liegt 6 km südwestlich der Kernstadt am nördlichen Rand der Wetterau entlang der Bundesstraße 488 Butzbach—Lich und unweit der Bundesautobahn 45 (Gambacher Kreuz).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Evangelische Kirche.

Der Ortsname hat nichts mit dem männlichen Schwein zu tun, vielmehr steht er wohl in Zusammenhang mit dem althochdeutschen Rufnamen Ebur. In ersten Quellen aus dem 8. Jahrhundert n. Chr. wird der Ort als Evirestadt, Eviristat beurkundet, im Urkunden des Klosters Arnsburg aus dem 13./14. Jahrhundert taucht er als Ebberstad auf. Als erste gesicherte Beurkundung gilt der 8. Mai 788 (im Lorscher Kodex), d.h. Eberstadt war im Mittelalter ein Lehen des Klosters Lorsch. Auch das Bistum Fulda hatte Gründe auf der Eberstädter Flur. Später wurden große Teile der Flur Pfrund des Klosters Arnsburg.

Tatsächlich hat westlich/nordwestlich des Friedhofes schon im Neolithikum eine Ansiedlung von etwa zwanzig Wohnstellen bestanden. Sie wurde im Jahr 1911/12 entdeckt – eine reiche Zahl von Grabungsfunden wie Schalen, Äxte, Becher, Mahlsteine, befinden sich heute im Oberhessischen Museum in Gießen.

Unweit des Ortes verlief in römischer Zeit der Limes und an ihm in Richtung Arnsburg gelegen das Kohortenkastell Arnsburg. 1919/20 wurden an der Straße Richtung Münzenberg auch die Fundamente eines römischen Landhauses entdeckt, weiterhin dürfte auf der Anhöhe in der Nähe des Wasserbehälters ein hölzerner Wachtturm befunden haben.

Da sich im Zuge der Reformation die zuständigen Landesherren, die Grafen von Solms-Hohensolms-Lich dem Calvinismus zuwandten, wurde im Dreißigjährigen Krieg die Region arg gebeutelt. Eberstadt hatte Mannen und Gelder zu erbringen, viermal wechselte die Landesherrschaft, zweimal kam es gleichzeitig zum Wechsel der Konfession gemäß derer des jeweiligen Landesherren – „Cujus regio, ejus religio.“ Weiteres Leid brachte das Pestjahr 1635.

Katholische Kirche St. Maria Immaculata.

Auch im Hessischen Krieg von 1645 bis 1647 wurde Eberstadt mit Kontributionen belegt. Der Anschluss an die in den Jahren 1902—1904 errichtete Butzbach-Licher Eisenbahn bedeutete einen großen Fortschritt, nicht nur für den Personenverkehr, sondern vielmehr für den Transport landwirtschaftlicher Produkte, vor allem von Zuckerrüben. Der Betrieb wurde in den 1970er Jahren eingestellt. Durch einen großen Zuzug von Flüchtlingen vor allem aus dem Sudetenland verdoppelte sich nach 1945 die Einwohnerzahl von Eberstadt nahezu, mehrheitlich um Katholiken, die sich in Eigenleistung und mit Unterstützung der ortsansässigen Protestanten ihren eigenen Glaubens- und Heimatpunkt - zunächst provisorisch - errichteten. Eine erste Schule dürfte bereits Mitte des 16. Jahrhunderts bestanden haben, ein erstes eigenständiges Schulgebäude wird 1636 erwähnt. 1812 kam es zum Bau des Schulhauses in der Butzbacher Straße 5, gleichzeitig auch als Gemeindeamt. Nach dem Zweiten Weltkrieg und vielen Provisorien konnte 1960 die „neue“ Schule ihrer Bestimmung übergeben werden. Die alte Schule fungierte bis zur Eingemeindung in die Stadt Lich 1971 als Gemeindeamt. Seit der Eingemeindung besuchen die Eberstädter Kinder die Schulen in Lich. Das nur so kurz als Schule genutzte Gebäude ist heute das Dorfgemeinschaftshaus von Eberstadt.

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1840: 467
  • 1875: 500
  • 1910: 520
  • 1925: 515
  • 1939: 505
  • 1950: 979
  • 1969: 895
  • 1988: 835
  • 2008: 848
Datenquelle: Heimatbuch der Stadt Lich; Stadtverwaltung Lich.

Sehenswürdigkeiten

  • Evangelische Kirche von 1692 auf den Grundmauern eines vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammenden Vorgängerbaus mit kunsthistorisch wertvoller Kanzel von 1693. Zwei Glocken des Geläuts stammen noch aus vorreformatorischer Zeit.
  • Pfaffenhof. In vollendetem Fachwerk errichtetes Herrenhaus des ursprünglich zum Kloster Arnsburg gehörenden Gutshofes, erbaut 1698.
  • Katholische Kirche St. Maria Immaculata, in Eigenleistung der nach 1945 nach Eberstadt gelangten Katholiken aus dem Sudetenland und Schlesien errichtet. 1955 konsekriert wurden die ursprünglichen Holzwände in den 1980er Jahren durch Steinwände ersetzt.
  • sowie weitere sehr schöne Fachwerkbauten im alten Ortskern.

Literatur

  • Paul Görlich, Eberstadt. In: Licher Heimatbuch. Die Kernstadt und ihre Stadtteile. Bearbeitet von Paul Görlich, herausgegeben vom Magistrat der Stadt Lich 1989.

Weblinks



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