Franz Ewerbeck

Franz Ewerbeck

Franz Klemens Ewerbeck (* 15. April 1839 in Brake (Lemgo); † 16. Juni 1889 in Aachen) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer an der Königlich Rheinisch-Westphälischen Polytechnischen Schule zu Aachen.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nach seiner Schulzeit studierte Ewerbeck von 1857 bis 1861 Architektur zunächst bei Conrad Wilhelm Hase am Polytechnikum Hannover und anschließend noch an der Berliner Bauakademie. Nach dieser Zeit war Ewerbeck einige Jahre mit verschiedenen deutschen und holländischen Bahnbauten betraut, davon von 1867 bis 1870 als Hochbaumeister für die Eisenbahndirektion Hannover und Osnabrück der Preußischen Staatseisenbahnen. Während dieser Zeit promovierte und habilitierte er sich und folgte 1870 einem Ruf an die RWTH Aachen, wo er in der Fakultät für Architektur als Ordinarius für Formenlehre der Baukunst, Ornamentik und Kleinarchitektur übernommen wurde.

Hier entwarf er zunächst im Sinne Hases Bauten im Stil der Gotik, baute aber später mit Vorliebe im Stil der deutschen Renaissance. Zur Erweiterung seines Wissens unternahm er mehrere Studienreisen unter anderem nach Italien, Südfrankreich, Belgien und in die Niederlande. Zusammen mit seinem Aachener Kollegen Karl Henrici propagierte er die „malerische“ Architektur und die Verbreiterung der „Backsteinarchitektur“. In diesem Stil entwarf er beispielsweise zusammen mit Otto Intze den 1879 fertig gestellten Neubau des chemischen Instituts der RWTH Aachen[1]. Ferner war Ewerbeck in dieser Zeit mit eigenen Entwürfen an den neugotischen Ausbau des Westturmes und der Westfront des Aachener Doms in Anlehnung an den bestehenden alten gotischen Baustil beteiligt. Außerdem entwarf er Pläne für den Aachener Nordbahnhof der Aachen-Jülicher Eisenbahn[2], das Kriegerdenkmal auf dem katholischen Kirchhof und für die Instandsetzung des Aachener Rathauses nach einem Stadtbrand im Jahre 1883. Darüber hinaus reichte er Pläne für das Neue Rathaus Wiesbaden, für die evangelisch-lutherische Kirche St. Wilhadi in Stade sowie für die Wiederherstellung des Alten Rathauses in Dortmund ein. Außerdem war er mit mehreren Entwürfen für zahlreiche Privatbauten in Aachen, Bad Bentheim und Lemgo beteiligt. Prämiert wurden unter anderem seine Entwürfe für die Aachener Stadterweiterung, für das Wiesbadener Rathaus und für ein Atrium vor dem Aachener Dom.

Ab circa 1870 erhielt der mittlerweile zum Kammerbaurat beförderte Ewerbeck Aufträge der Klavierbaufirma Ibach aus Schwelm, für die er mehrere Konzertpianos konzipierte. Dabei wurden im Jahr 1880 auf der Gewerbe-Ausstellung in Düsseldorf zwei Konzertpianinos von Ewerbeck im Stil der italienischen Renaissance, eines mit Schnitzwerk, das andere mit Intarsien ausgestellt und ebenfalls prämiert[3]. Im Jahr 1889 verstarb Ewerbeck im Alter von erst 50 Jahren.

Neben seiner Tätigkeit auf wissenschaftlichem und künstlerischem Gebiet war Ewerbeck Autor zahlreicher anerkannter Publikationen, die teilweise erst posthum herausgegeben wurden.

Werk (Auswahl)

  • Architektonische Entwürfe und Bauausführungen. Ch. Claesen, Berlin 1880.
  • Die Renaissance in Belgien und Holland. (2 Bände, aufgenommen und herausgegeben von Franz Ewerbeck unter Mitwirkung von Albert Neumeister, Henri Leeuw, Emil Mouris) Seemann, Leipzig 1891.
  • Handbuch der Architektur, Teil 3: Hochbau-Constructionen, Band 2: Raumbegrenzende Constructionen, Heft 2: Einfriedungen, Brüstungen und Geländer. Bergsträsser, Darmstadt 1891.

Literatur und Quellen

Einzelnachweise

  1. Chemisches Institut nach Plänen von Franz Ewerbeck: in "Unterrichtsmaterial zur Stadtgeschichte" von H. Dux, PDF-Blatt 3–5: [1]
  2. Entwurf Nordbahnhof Aachen 1885
  3. Ewerbeck Piano der Fa. Ibach

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ewerbeck — ist der Familienname folgender Personen: Christian Gottfried Ewerbeck (1761–1837), deutscher Philosoph und Mathematiker Franz Ewerbeck (1839–1889), deutscher Architekt und Hochschullehrer an der Königlich Rheinisch Westphälischen Polytechnischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Ewerbeck — Ewerbeck, Franz, Architekt, geb. 15. April 1839 zu Brake in Lippe, gest. 16. Juni 1889 in Aachen, studierte auf dem Polytechnikum in Hannover, hier unter Hases Leitung, und später auf der Bauakademie in Berlin. Nachdem er eine Zeitlang an… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Georg Wickop — (* 27. April 1861 in Aachen; † 21. November 1914 in Darmstadt) war ein deutscher Architekt, Baubeamter und Hochschullehrer. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bauten 3 E …   Deutsch Wikipedia

  • Handbuch der Architektur — Das Handbuch der Architektur ist ein vielbändiges Werk der Architektur und Baukunde. Es umfasst – einschließlich der teilweise erheblichen Überarbeitungen und Neuauflagen einzelner Bände und einer Supplementreihe unter dem Titel „Fortschritte auf …   Deutsch Wikipedia

  • Conrad Wilhelm Hase — um 1845 Conrad Wilhelm Hase (* 2. Oktober 1818 in Einbeck; † 28. März 1902 in Hannover) war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Aachener Industriebahn — Die Aachener Industriebahn AG (AI) war eine deutsche Eisenbahngesellschaft, die von 1873 bis 1887 existierte. Ihre Strecken lagen im Aachener Steinkohlenrevier. Ab 1882 führte sie den Namen Aachen Jülicher Eisenbahn. 1887 wurde ihr Streckennetz… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Henrici — (* 12. Mai 1842 in Harste; † 10. November 1927 in Aachen, vollständiger Name: Karl Friedrich Wilhelm Henrici) war ein deutscher Architekt, Stadtplaner und Hochschullehrer. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Ehrungen …   Deutsch Wikipedia

  • Bauhütte zum weißen Blatt — Braunstraße 28 in Hannover, unter anderem Sitz der „hannoverschen Bauhütte“ …   Deutsch Wikipedia

  • Zur Judenfrage — Anfang von „Zur Judenfrage“ in den Deutsch französischen Jahrbüchern 1844, Seite 182 Zur Judenfrage ist ein erstmals 1844 veröffentlichter Aufsatz von Karl Marx. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Malern/E — Maler   A B C D E F G H I J K L M N O P Q R …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”