Jan Cibula

Jan Cibula

Jan Cibula (* 7. Januar 1932 in Klenovec, Tschechoslowakei) ist ein Arzt und Minderheitenpolitiker. Er gehört der Schweizer Minderheit der Roma an.

Cibula ist aus der Slowakei stammender Rom, Sohn des Geigers Jan Cibula. Seine Mutter, Irène Bikes, kam aus Ungarn. Auf sie bezog er sich, wenn er sich als Rom aus Ungarn beschrieb.[1] Er habe, so er selbst, als Vierzehnjähriger an einem 1. Mai in seinem Dorf einen Protestzug von Roma angeführt.[2] Cibula studierte 1951 - 1957 Medizin in Bratislava und arbeitete seit seiner Promotion 1961 bis 1967 in der DDR, zuerst als Assistenzarzt, später als Oberarzt an der Berliner Charité.[3]

Als im August 1968 die Truppen des Warschauer Paktes in der CSSR einmarschierten, entschloss er sich, seine Heimat zu verlassen und sich in der Schweiz als Arzt niederzulassen.[3] Er lebte und arbeitete danach in Blumenstein. Dort kam er über den Berner Mythenforscher Sergius Golowin in Kontakt mit Schweizer Jenischen. Er verfolgte das Anliegen, die Roma weltweit zu vereinen und sah in den Jenischen einen Zweig der weltweiten Roma-Bewegung. 1971 nahm er am 1. Roma-Weltkogress in London teil. 1973 - 2001 führte er eine Arztpraxis in der Stadt Bern. Dank ihm nahm eine Delegation der Jenischen 1977 an einem internationalen Treffen von Roma in Brüssel teil. 1978 wurde die International Romani Union in Genf gegründet. Der Gründungskongress wählte Cibula zum ersten Präsidenten der Vereinigung. Cibula war auch einer der Gründungsaktivisten der Radgenossenschaft der Landstrasse, Selbstorganisation von Schweizer Sinti, Roma und Jenischen. Er gehörte ihr zeitweise als Verwaltungsrat an.[4] Für sein Wirken im Dienst der weltweiten Roma-Bewegung erhielt er 1985 den Kulturpreis des Kantons Bern[3] und 2001 eine Nomination für den Friedensnobelpreis.

Literatur

  • Miro Drom - Mein Weg. In: Scharotl (Zeitung der Radgenossenschaft der Landstrasse) Nr. 3, 3. September 1995.
  • Willi Wottreng: Zigeunerhäuptling. Vom Kind der Landstrasse zum Sprecher der Fahrenden - das Schicksal des Robert Huber. Orell-Füssli, Zürich 2010, ISBN 978-3-280-06121-3.
  • A. Thomas, I. Klimova: The International Romani Union. In: W. Guy (Hrsg.): Between past and future. 2001, S. 157-219.
  • B. Schär: ... wenn wir nicht mehr Zigeuner sein wollen, sondern Roma!. Roma-Eliten der Nachkriegszeit zwischen versuchter Interessenvertretung und den Versuchungen des Zigeunerdiskurses. Liz. Bern, 2003.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Willi Wottreng: Zigeunerhäuptling. Vom Kind der Landstrasse zum Sprecher der Fahrenden - das Schicksal des Robert Huber. Orell-Füssli, Zürich 2010, S. 43, 51.
  2. Willi Wottreng: Zigeunerhäuptling. Vom Kind der Landstrasse zum Sprecher der Fahrenden - das Schicksal des Robert Huber. Orell-Füssli, Zürich 2010, S. 52.
  3. a b c Interview mit Jan Cibula. In: Miro Drom - Mein Weg. In: Scharotl (Zeitung der Radgenossenschaft der Landstrasse) Nr. 3, 3. September 1995.
  4. Alle Angaben in diesem Abschnitt nach: Willi Wottreng: Zigeunerhäuptling. Vom Kind der Landstrasse zum Sprecher der Fahrenden - das Schicksal des Robert Huber. Orell-Füssli, Zürich 2010, S. 43, 52, 192, 196.

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