Markthallen in Berlin

Markthallen in Berlin
Symbol für den Fischhandel als Fassadenschmuck an einer der historischen Markthallen

Die ersten überdachten Verkaufseinrichtungen in Berlin in Hallenstruktur entstanden im 19. Jahrhundert. Es handelte sich um eine 1865 eröffnete erste Halle an der Spree und um weitere Markthallen, deren Bau der Magistrat von Berlin 1883 beschlossen hatte. Die 14 Hallen – heute als Historische Markthallen in Berlin bezeichnet – sollten das Problem einer hygienischen und umfassenden Lebensmittel-Versorgung der schnell wachsenden Berliner Bevölkerung lösen. In unmittelbarer Nähe zu Wohngebieten ließen die Stadtplaner unter Verantwortung des Stadtbaurats Hermann Blankenstein und Mitwirkung des Architekten August Lindemann große Markthallen errichten. Durch die Konkurrenz der etwa zeitgleich entstehenden Kaufhäuser, den Verlust der Hallenkleinhändler, durch Krieg und Weltwirtschaftskrise mussten jedoch die ersten vier Hallen bereits nach weniger als 30 Jahren schließen. Als Gründe für das Scheitern des großen Berliner Markthallenkonzepts werden in der Rückschau auch die teilweise versteckte Lage der Hallen, die schlechte Verkehrsanbindung und das unzureichende Verkaufsambiente angegeben.[1] Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkriegs und rigorose Umnutzungen führten zum Verschwinden weiterer historischer Markthallen. Im Jahr 2011 sind noch vier von ihnen als Markthallen in Betrieb (VI, IX, X, XI).

In den 1950er Jahren entstanden in den westlichen Bezirken Berlins einige neue Markthallen, die im Laufe der folgenden Jahrzehnte aber wieder ihre Bedeutung verloren oder durch Umbau modernisiert wurden.

Ab etwa 1990 setzte ein neuer Trend zu noch mehr komplexen Angeboten nicht nur von kleinen Marktstandbetreibern ein – nach amerikanischem Vorbild entstanden als moderne Markthallen die Shopping-Center oder Shopping Malls.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Hallen aus dem 19. Jahrhundert

Die Hallen folgten einem einheitlichen Schema: Ein hohes metallenes Tragsystem bildet ein Mittelschiff mit seitlichen Oberlichtern. Daran schließen sich beiderseits Querschiffe an. Das Dach liegt auf gusseisernen unverkleideten Stützen und Stahlbindern. Die konkrete Ausführung wurde entsprechend den örtlichen Gegebenheiten variiert. Die gemauerten Backstein-Fassaden sollten für ein ausgeglicheneres Hallenklima sorgen. Sie sind verklinkert und mit gelben und roten Schmuckelementen aus Terrakotta ornamental, als Medaillons oder als Friese reich verziert. Neben den Triumphbogen-artigen Portalen zur Markthalle (auf denen die Nummern und Bauzeiten angegeben sind) befanden sich im Erdgeschoss benachbarter Wohnbauten (weitere) kleine Ladengeschäfte, deren Inhaber im gleichen Gebäude wohnten. Oder die Portale wurden direkt in die Wohnbauten eingepasst und die Halle dann auf den Innenhöfen errichtet. Die Erdgeschossfläche wurde in kleine Verkaufsbereiche (durchschnittlich etwa je vier Quadratmeter) aufgeteilt und an Bauern und Händler verpachtet.

Die 14 geplanten Markthallen erhielten eine Nummerierung von I bis XIV; sie wurden in drei Bauetappen verwirklicht – die Hallen I bis IV eröffneten alle im Mai 1886, es folgten die Hallen V bis VIII in den äußeren Stadtbezirken Berlins (bis 1888) und 1892 konnten die letzten sechs Markthallen in Betrieb gehen.[2] Der Etat für den Bau aller Hallen betrug 28 Millionen Mark.

Die Stadt Berlin wollte damit die Strukturen der vorhandenen rund 20 Märkte unter freiem Himmel aufbrechen und zwang die Händler mit Vorschriften und Gesetzen zur Nutzung der neuen Hallen. Die Standgebühren waren erheblich höher als für die alten Marktstände, aber die Umsätze glichen das weitestgehend aus, weil bald an allen sechs Werktagen eingekauft werden konnte.[1]

Die Gesamtverwaltung der neuen Markthallen lag in der Hand des Berliner Magistrats, in dem unter anderem Paul Michelet und später Hans von Freyberg im entsprechend eingerichteten Dezernat (Markthallen und Milchkühlanlagen) aktiv waren. Eine neu gegründete Marktpolizei überwachte die Einhaltung der strengen Marktvorschriften. In der Zeit ab 1933 erfolgten in den vorhandenen Markthallen auch neue künstlerische Ausgestaltungen, beispielsweise fertigte der Maler Georg Albert Dorschfeldt Fresken im Zeitgeist.

Übersicht der historischen Hallen

Die erste Markthalle in Berlin

Traggerüst der ersten Berliner Markthalle

1865 wurde in Berlin die erste große Markthalle nahe dem Bahnhof Friedrichstraße eröffnet, die auf Baupläne von Friedrich Hitzig zurückgeht. Es handelte sich um einen gewaltigen mehretagigen Bau aus Eisen und Glas, der bis zu seinem Abriss 1982 Umbauten und Umnutzungen erfuhr – zum Zirkus, zum Großen Schauspielhaus und zuletzt zum Varietétheater (Friedrichstadtpalast).

Markthallen-Serienbauten ab 1883

Die folgende Tabelle liefert eine orientierende Übersicht über Standorte, Bauzeiten und andere Details der 14 historischen Markthallen, mit einem Bild der Markthalle (soweit vorhanden) illustriert. Alle im 21. Jahrhundert noch vorhandenen Bauteile oder die drei kompletten Hallen stehen unter Denkmalschutz.

Nummer/ Name Standort wann erbaut bzw eröffnet Verkaufsfläche (in m²)/ Anzahl Stände[1] Anmerkungen Bild
I, Zentralmarkthalle Berlin (I und II) Berlin-Mitte, beidseitig der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Karl-Liebknecht-Straße) nahe am Alexanderplatz 1884–1886 und –1893 16.079/ 1336
13.281/ 776
Die Central-Markthalle I (wie sie zuerst hieß) war die erste nach dem kommunalen Bauprogramm errichtete Einkaufsstätte. Sie verfügte über eisgekühlte Lagerräume im Kellerbereich und einen eigenen Eisenbahnanschluss zur Warenanlieferung. Bis 1893 entstand der Erweiterungsbau der Zentralmarkthalle auf der gegenüberliegenden Straßenseite (Central-Markthalle Ia bzw. II genannt). Die Zentralmarkthallenteile überstanden den Ersten Weltkrieg und die Wirtschaftskrise weitestgehend unbeschadet, erst 1944 wurden sie zur Ruine. Die Halle I, notdürftig wieder aufgebaut, half bei der Versorgung der Ost-Berliner Bevölkerung. Halle Ia wurde abgetragen. In den 1960er Jahren wurde auch die erste Markthalle beseitigt. Einige Teile davon wurden in einen Neubau an gleicher Stelle integriert. – Nach der Wende gab es weitere Umbauarbeiten, die zur Umwandlung der Verkaufeinrichtung mit dem neuen Namen „Berlin Carré“ führten. Markthalle I, 1896
 Commons: Zentralmarkthalle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
II, Lindenhalle Friedrichstadt, Berlin-Mitte, Lindenstraße 97/98/ Friedrichstraße 18 1884–1886 009114/ 746 Diese Markthalle befindet sich nördlich des Mehringplatzes und besitzt Zugänge von der Friedrichstraße und der Lindenstraße. Alle Gebäude samt Markthalle fielen am Ende des Zweiten Weltkriegs in Schutt und Asche. Während die Wohnbauten durch neue nach Plänen von Hans Scharoun ersetzt wurden, konnte die Markthalle erst zwischen 1962 und 1965 in den ursprünglichen Formen aber mit neuen Materialien wieder aufgebaut werden. Sie diente bis 2010 als „Berliner Blumengroßmarkt“. Schließlich verkaufte der Senat von Berlin die Halle für eine Erweiterung des Jüdischen Museums; die Blumenhändler erhielten Ausweichquartiere in der Großmarkthalle Beusselstraße.[3] Schnittdarstellung der Markthalle II
III

Zimmerhalle

Friedrichstadt, Berlin-Mitte, Zimmerstraße 90/91 1884–1886 004843/ 409 1910 wurde sie wegen Rückgang der Zahl der Kleinhändler als Markthalle geschlossen und an das Gastronomieunternehmen Hoffmann & Retschlag verpachtet. Es erfolgte ein Umbau zum Konzerthaus Clou, 1930 wurde sie an den Verleger Franz Eher weiter verpachtet. Dessen Verlag produzierte in den Räumen nationalsozialistische Propagandaschriften. 1942 diente die eh. Markthalle auch als Internierungsstation für verhaftete Juden (Fabrikaktion). Nach 1945 wurde das Gebäude zu einem Geschäftshaus umgebaut, das unter Denkmalschutz steht.[4] An die Geschichte der Halle erinnert eine Gedenktafel an der Fassade. Erhaltenes Fassadenelement
IV Dorotheenstadt, Berlin-Mitte, Reichstagufer Ecke Dorotheenstraße 1884–1886 003778/ 364 Die Halle verfügte über einen Tunnelgang in benachbarte Gebäude. Sie wurde 1913 als Markthalle geschlossen; Teile wurden in den Neubau des Postscheckamtes an gleicher Stelle integriert. Für den Umzug der Bundesregierung nach Berlin rekonstruierten die Architekten KSP Engel und Zimmermann die ursprüngliche Markthallenfassade im Regierungsauftrag. Der Komplex wurde zum Presse- und Informationsamt ausgebaut.[5][6] Berlin Markthalle IV Ansicht Dorotheenstrasse.jpg
V Berlin-Tiergarten, Magdeburger Platz 1886–1887 002538/ 231 Auch in dieser Halle sank die Zahl der Kleingewerbetreibenden bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, sie konnte aber weiter betrieben werden. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Halle beschädigt und 1956 schließlich abgetragen. Seitenfassade Markthalle V
VI, Ackerhalle Berlin-Mitte, Invalidenstraße Ecke Ackerstraße mit je einem Zugang 1886–1888 003546/ 344 Die fünf Gänge im Inneren verlaufen parallel zur Invalidenstraße; der Mittelgang ist zwölf Meter, die je zwei Seitengänge sind sechs Meter breit. Die Ackerhalle, im Krieg kaum zerstört, gelangte zu DDR-Zeiten in den Besitz der Konsumgenossenschaft Berlin. Sie wurde 1970 unter Leitung von Klaus Pöschk[7] erstmals umgestaltet, wobei die Konstruktion im Inneren in Teilen verkleidet wurde.[8] Weitere Umgestaltungen mit Totalsanierung erfolgten zwischen 1991 und 2002, bei der die ursprüngliche Konstruktion wieder frei gelegt sowie Farben und Fliesen im Inneren erneuert wurden. Ihr Äußeres befindet sich noch weitestgehend im Originalzustand.[9] [10] [11] Ackerhalle, Eingang Invalidenstr.
 Commons: Ackerhalle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
VII Berlin-Kreuzberg, Dresdner Straße/ Legiendamm 1887–1888 004700/ 410 Die Halle ist nur noch in Resten erhalten. Diese wurden in ein um 1900 gebautes Mietshaus integriert[12] und dienen heute als Hotel bzw. als Gaststätte, deren Name an die Geschichte des Gebäudes erinnert: „Zur kleinen Markthalle“. MarkthalleVII Berlin3.JPG
VIII Berlin-Friedrichshain, Andreasstraße/ Krautstraße 1886–1. Mai 1888 005070/ 532 Die Halle befand sich in einem Innenblock mit Zugängen von der Andreasstraße 56, Krautstraße 48a und dem Grünen Weg (heute Singerstraße) 96. Sie wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört und im Zuge der Enttrümmerung abgetragen.[13]
IX, Eisenbahnhalle
„Markthalle neun“
Berlin-Kreuzberg, Pücklerstraße 34/ Eisenbahnstraße 42/43 –1891 003296/ 300 Zurzeit nehmen mehrere Discounter zusammenhängende Verkaufsflächen in Anspruch. Die im Jahr 2009 gegründete Initiative (Projektgruppe Markthalle IX) hat sich für eine Wiederbelebung der Markthallenstruktur mit modernen Angeboten bei denkmalgerechter Sanierung dieser Halle erfolgreich eingesetzt.[14][15] Drei Mitglieder (Nikolaus Driessen, Florian Niedermeier, Bernd Maier) haben im Mai 2011 die Halle für 1,1 Millionen Euro erworben und mit ihrem Konzept einer „Wiederbelebung der historischen Halle als Kiezmittelpunkt“ die Stadt Berlin überzeugt. Mit Unterstützung des Architekten Peter Lemburg konnte es bis Ende September verwirklicht werden; die umgestaltete Eisenbahnmarkthalle wurde am 1. Oktober 2011 offiziell wieder eingeweiht.[16] Ein Wochenmarkt in der Halle, der freitags und sonnabends stattfindet, regelmäßige Kulturveranstaltungen und eine eigene Gastronomie sind das Herzstück des Konzepts. Die noch laufenden Mietverträge werden vorläufig nicht vorzeitig gekündigt.[17] Markthalle IX
X, Arminiushalle
seit 2010 Zunfthalle
Berlin-Moabit, Bremer Straße/ Buggenhagenstraße/ Jonasstraße 1890–1891 004810/ 425 Die nur eingeschossige Markthalle, anfangs auch als Moabiter Halle bezeichnet, besteht ohne wesentliche Unterbrechungen seit ihrer Eröffnung. Die ansässigen Händler haben sich den jeweiligen Bedürfnissen angepasst. Neben zahlreichen Einzelhändlern gibt es im Frühjahr 2011 eine Brauerei und nunmehr auch Handwerker mit Schaubereichen darin. Das denkmalgeschützte Einkaufszentrum firmiert seither als Zunfthalle.[18][19] Markthalle X, Fassade von der Seite Jonasstraße
 Commons: Moabiter Markthalle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
XI, Marheinekehalle Berlin-Kreuzberg, Zossener Straße/ Bergmannstraße 1891–15. März 1892[20] 002808/ 278 In den Jahren ab 1916 wurde in der Halle eine Suppenküche eingerichtet, in der täglich etwa 15.000 Berliner ein Mittagessen erhielten. Im Zweiten Weltkrieg wurde der oberirdische Teil der Halle bis auf den westlichen Kopfbau zerstört. Außerdem blieben Lagerräume im Keller erhalten. Mit dem Ende des Krieges begann wieder ein Marktleben in dem erhaltenen Gebäudeteil. Die andere Fläche wurde beräumt und bis um 1950 als Betriebshof der in Kreuzberg aktiven Trümmerbahn genutzt.[21] 1949 gründeten die ansässigen Händler eine Interessengemeinschaft, die sich um den vollständigen Wiederaufbau der Halle kümmerte. Das dauerte bis 1952, dann ließ die Stadt Berlin als Eigentümer durch den Architekten Paul Friedrich Nieß die zerstörten Gebäudeteile der Marheinekehalle in neuen Formen wieder errichten. Im Jahr 1969 wurde die Marheinekehalle an eine am 11. Juni gegründete die Markthallen-Verwaltungsgenossenschaft verkauft, als Betreiber fand sich die Berliner Großmarkt GmbH (BGM). 1998 erfolgte eine umfassende Renovierung; im Jahr 2003 löste sich die Markthallen-Verwaltungsgenossenschaft auf. Die BGM ist seitdem alleiniger Besitzer.[20]

Diese historische Halle wurde im Jahr 2007 mit einem völlig neuen Konzept umgestaltet, der hintere Bereich voll verglast und am 1. Dezember des gleichen Jahres bereits wieder eröffnet. Es entstanden 50 Einzelstände für den Handel mit Bioprodukten, ein Spezialitäten-Markt mit italienischen, griechischen, spanischen, arabischen Feinkostangeboten sowie regionalen Besonderheiten aus der Uckermark und kleinere Gastronomiebereiche. Das kommt bei den Bewohnern gut an.[22] [20]

Fassadenzeichnung zum Marheinekeplatz

Halle XI anno 2006


XII Berlin-Gesundbrunnen, Grüntaler Straße/ Badstraße 16a 1890–1892 004198/ 273 Nach dramatischem Rückgang der Zahl der Kleinhändler (auf unter 50) und damit wegen Unwirtschaftlichkeit ließ die Berliner Verwaltung die Halle 1898 schließen.[1] In den darauf folgenden Jahren bis 1911 sind in den Berliner Adressbüchern keine weiteren Nutzungen ausgewiesen, es heißt nur lapidar „Fiskus“.[23] Im Jahr 1915 wird ein „Restaurant zum Kastanienwäldchen“ genannt, was auf eine Nachnutzung des Hofgebäudes hindeutet.[24] Im Jahr 1920 verschwand die Markthalle, denn seitdem gibt es die Hausnummer nicht mehr.[25] Markthalle XII, Fassade
XIII Berlin-Prenzlauer Berg, Haupteingang Wörther Straße 45 1890–1892 005095/ 393 Die im Innenbereich errichtete Markthalle XIII wurde von den Straßenzügen Knaackstraße (nördlich), Treskowstraße (heute (Nebeneingang Treskowstraße 11) (östlich), Wörtherstraße (südlich) und Schönhauser Allee (westlich) umgeben. Nachdem die Zahl der verpachteten Marktstände bis 1910 auf rund 100 zurückgegangen war, wurde die Halle 1910 geschlossen[1]. Im Berliner Adressbuch wird sie noch bis 1935 als Markthalle XIII geführt (eine entsprechende Nutzung ist noch nicht ermittelt worden), danach nur noch als Besitz der Stadt Berlin angegeben. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Halle zerstört. An ihrer Stelle befinden sich nun Sportplätze und eine Schule, das Vorderhaus ist total verschwunden. Markthalle XIII, Fassade
XIV Berlin-Wedding, Dalldorfer Straße 21/22 (ab 1919 Schönwalder Straße 19) östlich des Wedding-Platzes 1890–1892 004057/ 352 1910 ist die Markthalle im Adressbuch unter Dalldorfer Straße verzeichnet, im Besitz der Stadt Berlin.[26] Die Straße wurde 1919 umbenannt und neu nummeriert, daher ist die Markthalle XIV nun unter Nummer 19 zu finden, und zwar bis 1925. Ab 1930 gibt es sie nicht mehr im Adressbuch, aber ein Markthallenleiter und eine Sparkasse werden aufgeführt. Hauptfassade der Markthalle XIV um 1892

Weitere Markthallen zwischen 1900 und 1945

  • Markthalle Tegel: 1908 als privater Wochenmarkt mit mehr als 180 Ständen durch August Prenzel eröffnet. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war der Markt weitestgehend zerstört, die brennbaren Materialien wanderten in die Öfen der Anwohner. Trotzdem konnte der Marktbetrieb bald wieder beginnen. Im Jahr 1958 erhielt das Gelände erstmals ein festes Dach auf Eisenträgern. Als nach dem Tod des Gründers der Sohn Walter Prenzel die Leitung übernahm, konnte er schließlich einen völligen Hallenneubau realisieren, der am 23. März 1972 eröffnete. Mehrfach (unter anderem 1987 und in den 1990ern) wurde die Anlage modernisiert. Bis heute versorgen 50 mittelständische Händler mit ihren rund 200 Mitarbeitern die Einwohner Tegels oder ihre Besucher mit frischen Waren des täglichen Bedarfs.[27]
  • 1929 kam eine erste Markthalle für den Großhandel hinzu.[28]
  • Großmarkthalle Beusselstraße, 1936: Nach Plänen von Richard Ermisch als Lager- und Umschlagplatz für den Vieh-Großhandel.[29]

Markthallen zwischen 1950 und 1990

Weitere Markthallen in Berlin im klassischen Sinne mit einzelnen Marktständen befinden sich in Berlin-Wedding („Müllerhalle“), Müllerstraße 123/125 Ecke Togostraße und in Berlin-Reinickendorf („Residenzhalle“), Residenzstraße 34, alle 1950 eröffnet.

  • Die Müllerhalle („Markthalle für Jedermann“)
    wird jedoch seit 2007 schrittweise leergezogen; sie ist stark sanierungsbedürftig.[30]
  • Die Residenzhalle verfügte über eine Verkaufsfläche von rund 1800 m². Die frühere denkmalgeschützte Halle ist in der Nacht vom 26. zum 27. Mai 2001 vollständig abgebrannt. Eine Brandursache konnte nicht gefunden werden.[31] Im Herbst 2001 wurde ein Wiederaufbau beschlossen; der symbolische erste Spatenstich für die neue gläserne Einkaufspassage erfolgte am 21. November 2001. Mit Kosten von rund 2,5 Millionen Euro entstand durch die Priva Liegenschaftsverwaltungs GmbH in einem halben Jahr die neue Residenzhalle nach Plänen und unter Leitung des Architekten Marcel Gallinge, nun als Residenzpassage bezeichnet. Sie bietet weniger Verkaufsfläche (16 Stände), dafür aber Parkmöglichkeiten auf dem Dach. Sie erfuhr durch die beteiligten Händler und einige Kunden dahingehend Kritik, dass „sich viele wieder eine richtige Markthalle gewünscht hätten, statt der gläsernen Ladenstraße.“ – Der Investor verteidigte den Neubau jedoch: „Das Markthallenprinzip in Berlin entspricht nicht mehr dem heutigen Zeitgeist.“[32]
  • „Brunnenmarkthalle“, am Gesundbrunnen.[2]
  • Europa-Center, 1965
  • Forum Steglitz, 1970 eröffnet

Neue Markthallen als Shopping-Center ab den 1990er Jahren und im 21. Jahrhundert (Auswahl)

Ab den 1990er Jahren wurden nach amerikanischem Vorbild große Shopping-Center gebaut oder vorhandene Einrichtungen entsprechend umgebaut (die Jahreszahlen geben das Eröffnungsjahr an). Zu den inzwischen fast 60 Einkaufszentren gehören unter anderem (Stand per Februar 2011)[33]:

Literatur

  • August Lindemann: Die Markthallen Berlins. Ihre baulichen Anlagen und Betriebseinrichtungen. Springer, Berlin 1899.

Weblinks

 Commons: Markthallen in Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Uwe Spiekermann: Basis der Konsumgesellschaft: Entstehung und Entwicklung des modernen Kleinhandels in Deutschland 1850–1914. Schriftenreihe zur Unternehmensgeschichte, Band 3. C. H. Beck Verlag München, 1999, Seiten 180/181 (Buchauszug Google online); abgerufen am 16. März 2011
  2. a b Berliner Markthallen. In: Berliner Zeitung vom 25. Oktober 1994; abgerufen am 16. März 2011
  3. Einpacken im Blumengroßmarkt. Letzter Tag in der Kreuzberger Halle vor dem Umzug nach Moabit. Fast die Hälfte der jetzigen Händler wird am neuen Ort nicht vertreten sein., Artikel im Tagesspiegel vom 15. Mai 2010, abgerufen am 18. März 2011
  4. Baudenkmal Markthalle III
  5. Baudenkmal Markthalle III
  6. Foto des Markthalleninneren von Hermann Rückwardt. Aus: Architekturmuseum der TU Berlin
  7. Information zur Ackerhalle von Luise-Berlin, abgerufen am 15. März 2011
  8. Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR. Hauptstadt Berlin-I. Henschelverlag, Berlin 1984, S. 309f.
  9. Information der Senatsverwaltung zur Ackerhalle; abgerufen am 15. März 2011
  10. Uwe Aulich: Die Ackerhalle öffnet wieder, Artikel in der Berliner Zeitung vom 14. August 2002, abgerufen am 15. März 2011
  11. Baudenkmal Markthalle VI
  12. Baudenkmal Markthalle x
  13. Ralf Schmiedecke: Berlin-Friedrichshain. Die Reihe Archivbilder. Sutton Verlag Erfurt 2006. ISBN 3-86680-038-X; S. 56
  14. Initiative Markthalle 9, abgerufen am 16. März 2011
  15. Baudenkmal Markthalle IX
  16. Information aus einer umfangreichen Beilage der Tageszeitung vom 1. Oktober 2011 (pdf)
  17. Johannes Süssmann: Alte Markthallen mit neuen Inhalten. Sie werden Umschlagplätze für regionale Lebensmittel und Treffpunkt von Kiez und Kultur. Artikel in der Berliner Zeitung vom 13. Mai 2011, S. 21
  18. Baudenkmal Markthalle X
  19. Homepage der Zunfthalle Arminiusmarkthalle
  20. a b c Chronik auf der Homepage der Marheineke-Markthalle, abgerufen am 15. März 2011
  21. Angela M. Arnold, Gabriele von Griesheim: Trümmer, Bahnen und Bezirke. Eigenverlag Berlin 2002, ISBN 3-00-009839-9, Seiten 117ff
  22. Mehr Kunden in neuer Markeinekehalle, Artikel in der Berliner Morgenpost vom Juni 2008
  23. Berliner Adressbuch 1910, Badstraße 15a
  24. Berliner Adressbuch 1915 mit Details zur Badstraße 16a
  25. Berliner Adressbuch von 1920
  26. [1] Adressbuch 1910
  27. Homepage Markthalle Tegel mit Fakten zur Geschichte, abgerufen am 17. März 2011
  28. Markthalle historisch. In: Zeitschrift Für Dich, Nr. 11/84, S. 17
  29. Ansichtszeichnung von R. Ermisch zur Großmarkthalle Beusselstraße in: Architekturmuseum der TU Berlin
  30. Die Hälfte der Marktstände steht leer, Artikel in der Berliner Morgenpost vom 10. Juni 2008; abgerufen am 15. März 2011
  31. Großbrand: Residenzhalle in Reinickendorf zerstört. Artikel im Tagesspiegel vom 27. Mai 2001; abgerufen am 15. März 2011
  32. Die alte Resi wird zur Residenzpassage; Artikel in der Berliner Zeitung vom 22. November 2001; abgerufen am 16. März 2011
  33. Übersicht der Berliner Einkaufscenter auf berlinonline.de, abgerufen am 16. März 2011
  34. Homepage der Markthallen am Gleisdreieck/ Historie, abgerufen am 16. März 2011

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