SV Braunau

SV Braunau
Klassisches Vereinswappen der SV Braunau

Die Sportvereinigung Braunau war ein Fußballverein aus der oberösterreichischen Bezirkshauptstadt Braunau am Inn. Am 31. Januar 2002 war der Verein aus finanziellen Gründen gezwungen den Spielbetrieb einzustellen und sich aufzulösen. Ab der Spielzeit 1993/94 bis zur Vereinsauflösung spielte der Verein durchgehend achteinhalb Saisonen in der zweitklassigen Ersten Division.

Im Mai desselben Jahres wurde mit dem FC Braunau ein Fußballklub gegründet, der an die Tradition der SVB anknüpft, jedoch nicht sein offizieller Nachfolgeverein ist.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die SV Braunau wurde im Jahr 1919 mit den Farben Schwarz-Weiß in der Mannschaftstube der Braunauer Kaserne ins Leben gerufen. Schon im Sommer dieses Jahres fand das erste Freundschaftsspiel gegen die SV Ried statt. In den folgenden Jahren wurden ausschließlich Freundschaftsspiele, meist gegen Mannschaften aus Bayern, ausgetragen, am Meisterschaftsbetrieb nahm der Verein bis 1945 nicht teil.

Nachdem der Spielbetrieb 1940 gänzlich eingestellt wurde, wurde die SV Braunau 1945 wiederbelebt und nahm erstmals an einer Meisterschaft teil. In den Jahren 1947 und 1948 gelangen zwei Meistertitel in der regionalen 2. Klasse, jeweils vor den Lokalrivalen SV Ried, ATSV Altheim und ATSV Ranshofen. Danach spielte die SVB in der zweithöchsten Spielklasse des oberösterreichischen Verbandes, wo ihr zwei Vizemeistertitel gelangen. 1963 folgten der Abstieg in die dritte Spielklasse und ein von regelmäßigen Auf- und Abstiegen geprägtes Jahrzehnt, ehe man sich ab 1972 wieder in der zweiten Landesliga etablieren konnte. Nach 13 Jahren in dieser Spielklasse wurde 1985 endlich der lange ersehnte Aufstieg in die Landesliga erreicht. Drei Jahre konnten sich die Braunauer in dieser Liga halten, dann folgte der Wiederabstieg. Doch 1991 setzte die SVB zum Durchmarsch an, gewann zunächst den Titel in der zweiten Landesliga und als Aufsteiger 1992 sofort auch den Landesmeistertitel.

Nachdem man in der Spielzeit 1991/1992 noch in der Aufstiegsrelegation Mitte am LUV Graz gescheitertet war,[2] konnte man sich in der Folgesaison nach dem zweiten Meistertitel in Folge in der oberösterreichischen Landesliga im Play-Off gegen den SAK Klagenfurt und SV Flavia Solva Wagna durchsetzen und zog damit erstmals in den Profifußball ein.[3]

SV Braunau
Vereinsdaten
Langname Sportvereinigung Braunau
Gegründet: 1919
Vereinsauflösung: 2002
Vereinsfarben: Schwarz-Weiß
Letzter Präsident: Walter Lugmayr
Letzter Trainer: Radan Lukic
Letzter Ausrüster: Puma
Letzte Ligazugehörigkeit: Erste Division
Letzte Platzierung: 8. Platz (2000/01)
Stadion Grenzlandstadion Braunau
Fassungsvermögen 7500

Profifußball

Nachdem der Verein im ersten Jahr seiner Zugehörigkeit zur 2. Division, trotz einer bis auf den Ex-Internationalen Peter Hrstic zur Landesliga fast unveränderten Mannschaft, problemlos den Klassenerhalt geschafft hatte, steckten sich die Innviertler zur Spielezeit 1994/95 bereits wesentlich höhere Ziele. Braunau verfehlte jedoch trotz der erstmalig hohen Investitionen in Spieler wie Matthias Bleyer oder Damir Kneževic den angepeilten Platz zwischen Rang fünf und acht deutlich. Lag man nach dem Herbstdurchgang noch an achter Stelle, kam man nach einem Einbruch im Frühjahr sogar noch in den Abstiegskampf, dem in der vorletzten Runde vor Meisterschaftsschluss auch der zuvorige Erfolgstrainer Ernst Knorrek zum Opfer fiel und dort Ernst Weber ersetzt wurde. Von den beiden Einkäufen wurde der enttäuschende Kneževic bereits im Winter wieder in seine Heimat an HNK Rijeka verkauft, Bleyer erfüllte erst im letzten Saisondrittel die Erwartungen und wurde zweiter der Torschützenliste der 2. Division. Am Ende schaffte man mit Tabellenplatz 11 jedoch doch noch den sicheren Klassenerhalt.[4]

Im Folgejahr investierte man abermals mit den Verpflichtungen der bundesligaerprobten Spieler Dietmar Emich und Christian Kraiger viel Geld in die Mannschaft, um der Vorherrschaft des großen Innviertler Rivalen SV Ried ein Ende zu setzen. Mit einem 4:0 Auswärtssieg gegen den FC Kufstein in der ersten Meisterschaftsrunde war man auch erstmals in der Vereinsgeschichte Tabellenführer der 2. Bundesliga, ehe man nach einer Serie von sechs sieglosen Spielen ans Tabellenende abrutschte und erst durch einen starken Endspurt noch im Herbst wieder ins Mittelfeld der Liga gelangte. Im Frühjahr hatte der Verein daraufhin erstmals durch den Konkurs von Hauptsponsor Glorit mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Hinzu kam im März des Jahres 1996 der Abgang von Trainer Weber zur österreichischen U-21 Nationalmannschaft, wodurch der achte Tabellenrang im Mittelfeld der Liga als Erfolg verbucht werden konnte. Stürmer Bleyer prolongierte seine gute Form aus der Rückrunde der letzten Saison und wurde mit 15 Saisontoren hinter den Kufsteiner Zoran Toskic abermals zweiter der Torschützenliste.[5]

In der Spielzeit 1996/97 hatte man mit der Sparkasse zwar einen neuen Hauptsponsor gefunden, musste jedoch die Abgänge von Abwehrchef Gerhard Fellner zu VSE St. Pölten und Toptorjäger Bleyer zum FC Linz verkraften, die man über die gesamte Saison nicht ersetzen konnte. Die Mannschaft stagnierte, hatte weder mit dem Aufstieg noch dem Abstieg etwas zu tun und beendete die Spielzeit auf Tabellenplatz sieben.

Zur Folgespielzeit versuchte man erstmals mit der Verpflichtung von insgesamt vier nigerianischen Talenten, darunter den späteren Viertelfinalisten bei des olympischen Fußballturniers 2000 Blessing Kaku, das spielerische Niveau der Mannschaft zu steigern. Vor allem Abwehrspieler Luis Udoh entwickelte sich in Folge zum Glücksgriff und wichtigen Bestandteil, der mit 27 Gegentoren hinter dem First Vienna FC zweitbesten Defensive der Liga. Im Reformjahr der 2. Division mit der Reduktion von 16 auf zehn Mannschaften samt Umbenennung in 1. Division, belegte Braunau daraufhin mit Tabellenplatz vier, lediglich acht Punkte hinter Meister und Aufsteiger SK Vorwärts Steyr, die beste Platzierung der Vereinsgeschichte.

Trotz des Abgangs von Udoh zum damaligen Ligakonkurrenten VfB Admira Wacker Mödling in der Sommerübertrittszeit zur Spielzeit 1998/99, präsentierte sich Braunau daraufhin abermals vor allem als defensivstarkes Team. Im Verlauf der Saison ließ man lediglich 34 Gegentore zu, was gleichzeitig der Bestwert in der Liga war. Dem Gegenüber stand jedoch eine eklatante Offensivschwäche, die sich durch lediglich 31 selbst erzielte Tore äußerte. Mit Tabellenplatz fünf landete man abermals im Niemandsland der Liga.

Ende der 90er Jahre hatte Braunau bereits durch Altlasten mit einem Schuldenberg von 3,5 Millionen Schilling zu kämpfen, wodurch man gezwungen war die Einkaufspolitik drastisch zu ändern.[6] In Folge entwickelte sich Braunau, aufgrund der geographischen Nähe, zu einer Art Ausbildungsverein für Jugendspieler des SV Salzburg, die zuvor nicht die Aufnahme in den Profikader des Bundesligisten fanden. Bis zum finanziellen Crash im Januar 2002 kamen unter anderem Bernd Winkler, Alexander Schriebl, Manfred Pamminger und Gerhard Breitenberger von Salzburg nach Braunau, die allesamt zu Stützen der Mannschaft avancierten. Von 2000 bis 2002 hatte man stehts neben dem DSV Leoben den jüngsten Kader der Liga bzw. teilte sich auch noch mit den Leobenern den Nimbus der "Unabsteigbaren Mannschaft" aus der zweithöchsten Spielklasse.

Konkurs

Nach dem FC Linz und Vorwärts Steyr schlitterte Braunau als dritter oberösterreichischer Traditionsverein Anfang des neuen Jahrtausends in den finanziellen Konkurs.

Ende 2000 konnte Braunau bereits über längere Zeit die Spielergehälter nicht bezahlen und stand kurz vor dem Ende, was durch die Gründung der SV Braunau Betriebs-GmbH am 8. Februar 2001 und den zusätzlich daraus resultierenden 5,5 Millionen Schilling aus Sponsorengeldern kurzfristig verhindert werden konnte.[7] Zuvor war bereits ein erster Rettungsversuch mit einem Sponsor aus Deutschland gescheitert.[8]

Neun Monate später im November desselben Jahres, wurde vom ehemaligen Braunau Spieler und damaligen Rechtsvertreter mehrerer Spieler ein Konkursantrag, aufgrund von Überschuldung, beim Bezirksgericht Ried eingebracht. Zuvor waren bereits zwei Spieler aus ihrem laufenden Vertrag bei Braunau ausgetreten, nachdem der Verein nur noch an Spielern die dem Verein eine Frist gesetzt hatten einen Teil ihres Gehalts bezahlte.[9][10]

Am 30. Januar 2002 wurde der Spielbetrieb in Braunau endgültig eingestellt und der Verein in Folge aufgelöst. Insgesamt hatten 89 Gläubiger eine Gesamtsumme von 35,5 Millionen Schilling eingefordert,[11] woraufhin der Masseverwalter Bankgarantie von ca. sechs Millionen Schilling als Voraussetzung für ein Weiterbestehen des Vereins nannte.[12] Trotz mehrerer Rettungsversuche durch Präsident Werner Lugmayer, konnte die Bankgarantie nicht aufgebracht werden, wodurch die Bundesliga den Verein aus dem Ligabetrieb ausschloss. Die Liga wurde daraufhin mit neun Vereinen zu Ende gespielt, alle Rückrundenspiele des SVB mit 0:3 für den Gegner gewertet.[13] Trotzdem belegte der Verein in der Endtabelle noch den vorletzten Tabellenrang, vor dem FC Lustenau.

Spielstätte

Der Verein trug seine Heimspiele im heimischen Grenzlandstadion Braunau aus, welches mit einem theoretischen Fassungsvermögen von 7500 Personen unter den Top-30 der größten Stadien Österreichs rangiert.

Grenzlandstadion Braunau

Ehemalige Spieler

Auswahl:

Österreich

 

Nigeria

  • NigerianerNigerianer Edith Agoye
  • NigerianerNigerianer Blessing Kaku
  • NigerianerNigerianer Louis Udoh

Mazedonien

Slowakei

Niederlande

  • NiederländerNiederländer Marcel Oerlemans
 

FC Braunau

Nach dem Konkurs der SVB wurde am 3. Mai 2002 mit dem FC Braunau sein ideologischer Nachfolgeverein gegründet. Die Initiative zur Vereinsgründung ging vom SVB Urgestein Herbert Trauner aus, der zuvor 42 Jahre im Verein verbracht hatte und zuletzt die Amateure des SVB betreute.

Bei der Gründung stellten die Vereinsverantwortlichen klar, dass der FC Braunau mit dem alten Verein im Grunde nichts zu tun hat, jedoch an die Tradition der SVB anknüpft und auch mit den Vereinsfarben Schwarz-Weiß auflaufen wird.[1] Ebenso nutzt man das Grenzlandstadion Braunau als Austragungsort seiner Heimspiele.

Derzeit spielt man in der oberösterreichischen Landesliga West.

Erfolge

Einzelnachweise

  1. a b FC Braunau knüpft an die Traditionen des Konkursklubs SV Braunau an, Oberösterreichische Nachrichten vom 15. April 2002 Ressort: rsp12
  2. LUV Graz in der 2. Division, APA 0252 5 SI 0200 Sa, 27. Juni 1992, Resort: Fußball/Österreich
  3. Knorrek-Elf feiert mit 2:1 in Klagenfurt größten Erfolg in der Vereinsgeschichte, Kurier vom 25. Juni 1993, S. 25
  4. Josef Huber: Die Helden waren müde, Fussball 1995: Offizielles Jahrbuch der österreichischen Fussballs. Wien 1995, S. 70
  5. Josef Huber: Die Ausgaben lohnten sich nicht, Fussball 1996: Offizielles Jahrbuch der österreichischen Fussballs. Wien 1996, S. 84
  6. Braunau kämpft mit seinen Altlasten, Kurier vom 4. November 2000 Seite: 26 Ressort: Sport
  7. Investoren: 5,5 Millionen für SVB - das jüngste Team auf dem Rasen, Oberösterreichische Rundschau vom 8. März 2001/Nr. 10 Seite: 42 Ressort: SPORT Ausgabe: Braunauer Rundschau
  8. Sponsor sprang ab, Oberösterreichische Rundschau vom 8. Februar 2001/Nr. 06 Seite: 33 Ressort: SPORT Ausgabe: Rieder Rundschau
  9. Braunau vor dem Konkurs, Kronen Zeitung vom 21. November 2001 Seite: 49
  10. Spieler verlassen den Verein news.at, abgerufen am 1. Oktober 2010
  11. SV Braunau: Die Zahlen bestätigt', Neues Volksblatt Nr. 38 vom 14. Februar 2002 Seite: 23
  12. SV Braunau ist Geschichte, Neue Vorarlberger Tageszeitung Nr. 025 vom 30. Januar 2002 Seite: 41 Ressort: Sport
  13. Nur noch neun Teams in der Ersten Division news.at, abgerufen am 1. Oktober 2010
  14. http://www.weltfussball.de/alle_spiele/aut-oefb-cup-1998-1999/

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