Truppenübungsplatz Wildflecken

Truppenübungsplatz Wildflecken
Wappen TrÜbPl Wildflecken

Der Truppenübungsplatz Wildflecken ist ein über 7000 Hektar großes militärisches Übungsgelände bei Wildflecken in der Hohen Rhön. Es wurde 1938 von der Deutschen Wehrmacht errichtet, nach dem 2. Weltkrieg vorübergehend durch die US-Armee und heute zusammen mit dem hier befindlichen Gefechtssimulationszentrum Heer von der Bundeswehr und ihren NATO-Alliierten genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Planung und geographische Lage

Mit der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht zum 1. Oktober 1935 [1] war die Planung für eine Heeresstärke von 12 Korpskommandos mit 36 Divisionen verbunden. Die Friedensstärke dieses Heeres sollte mit 550.000 Mann bis zum Jahre 1939 die fünfeinhalbfache Stärke der bisherigen Reichswehr erreichen und begleitet von einer entsprechenden Aufrüstung innerhalb kürzester Zeit für den Kriegsfall ausgebildet werden. Hierzu mussten auch weitere Truppenübungsplätze geschaffen werden. So waren für das im süddeutschen Raum befindliche VII. und IX. Armeekorps jeweils zwei neue Truppenübungsplätze erforderlich. Während für das VII. Armeekorps der Truppenübungsplatz Hohenfels geplant wurde, fiel die Standortwahl für das IX. Armeekorps auf die Mittelgebirgslandschaft der Rhön. Für diese strukturschwache Region war für den mainfränkischen Teil bereits 1935 mit dem sogenannten Dr.-Hellmuth-Plan ein Konzept zur wirtschaftlichen Entwicklung entworfen worden, das jedoch bereits den Raum Wildflecken im Hinblick auf die geplante militärische Nutzung ausnahm. Nach den Planungen des Heeres unter der Federführung des Wehrkreiskommandos VII in München, war für das Gebiet zwischen Bad Brückenau im Süden, Wildflecken im Osten, Gersfeld im Norden und der Gemeinde Motten im Westen die Anlage eines ca. 7400 ha großen Truppenübungsplatzes mit Gefechtsschiessbahnen, Beobachtungsständen und Bunkern vorgesehen. Der Großteil dieses Geländes liegt in Bayern, ca. 1200 ha in Hessen-Nassau bzw. dem heutigen Hessen. Die maximale West-Ost-Breite misst ca. 11 km, die Nord-Süd-Ausdehnung ca. 12 km. Das dazu gehörende Truppenlager war für 9000 Mann und 1500 Pferde ausgelegt. Ergänzend sah die Planung noch ein Verpflegungsdepot und eine Munitionsanstalt (Muna) vor.

Gebietserwerb

Der Landankauf wurde von der Reichsumsiedlungsgesellschaft mbH (Ruges) Berlin auf der Grundlage des Gesetzes über die Landbeschaffung für Zwecke der Wehrmacht vom 29. März 1935 [2] vorgenommen. Diese Gesellschaft war mit ihrer Zentrale in Berlin eigens für die Landbeschaffung und Entschädigung von für Zwecke der Wehrmacht enteigneten Grundbesitz geschaffen worden und hatte rund 50 Aussenstellen im gesamten Reich.

Im geplanten Übungsgelände lagen sieben Ortschaften sowie verschiedene Weiler und Einzelgehöfte mit ca. 2500 Bewohnern, die bis Mai 1938 umgesiedelt wurden [3]:

Gemeinden in Mainfranken

Gemeinden in Hessen-Nassau

Weiler

  • Dörrenberg
  • Ebertshof
  • Schmelzhof
  • Silberhof
  • Wiesenhof

Mühlen

  • Disbachmühle
  • Fuchsmühle
  • Harfenmühle

Betroffen waren auch der Wallfahrtsort Maria Ehrenberg unmittelbar östlich der Gemeinde Motten sowie das Haus Franken, ein im Ersten Weltkrieg errichtetes Pferdelazarett, das 1920 in ein Wanderheim des Rhönclubs umgebaut worden war.

Die Umsiedler erhielten Ersatz durch Gebäude und Land in der näheren Umgebung wie z.B. Roßbach, Rottendorf-Rothof, Wässerndorf, aber auch weiter entfernt bei Frankfurt a.M., Offenbach am Main, Seßlach und Deggendorf. Wer sich nicht zu einem freiwilligen Verkauf seiner Liegenschaften verstand, wurde enteignet.

Das Gebiet der Gemeinden Altglashütten, Neuglashütten, Reußendorf, Rothenrain und Werberg bildete im Jahr 1942 den Heeresgutsbezirk Wildflecken.[4]

Baudurchführung

Ehemaliges Offizierskasino im Truppenlager mit Hauptplatz (vormals Adolf-Hitler- bzw. Eisenhower-Platz)

Im Spätherbst 1936 begannen noch vor dem Abschluss des Geländeankaufs die Vorarbeiten für das Truppenlager mit den Vermessungen im nördlich von Wildflecken gelegenen Grünhansenwald, die sich bis etwa Mitte 1937 hinzogen. Zu diesem Zeitpunkt übernahm das neugebildete Wehrkreiskommando IX. in Kassel die Planungen für den Übungsplatz, der bereits ursprünglich für das IX. Armeekorps vorgesehen war. Mit der Bauleitung wurde der Regierungsbaumeister Leonz Karch betraut.

Zunächst wurde am Osthang des Waldgebietes im Winter 1936 ein Gemeinschaftslager mit Wohn- und Freizeitbaracken, Wirtschaftsgebäuden, Grossküche und Sanitätsrevier für 3000 Arbeiter errichtet. Im Juni 1937 fertiggestellt, wurde das Arbeitslager der Deutschen Arbeitsfront unterstellt. Im Lager konnte jedoch nur ein Drittel der für die Grossbaustelle benötigten Arbeitskräfte untergebracht werden. Mit mehr als 100 Omnibussen mussten mit dem Beginn der Bauarbeiten weitere 6000 Arbeiter, Handwerker und Techniker täglich aus der näheren und weiteren Umgebung zu ihrer Arbeitsstätte gebracht werden.

Der Beginn der eigentlichen Bauarbeiten setzte umfangreiche Vorarbeiten voraus, da das schwer zugängliche Areal erst durch den Bau von Straßen mit Anbindung an das öffentliche Straßen- und Schienennetz erschlossen werden musste. Vom Bahnhof Wildflecken wurde eine Pflasterstraße mit Brücke über die Reichsstraße 287 zum Standort des Truppenlagers hergestellt, das an einem nördlich der Ortschaft ansteigenden Berghang errichtet werden sollte. Die Differenz zwischen dem niedrigsten und höchsten Punkt des Plangebietes betrug 200 m. Die 156 geplanten Gebäude wurden daher in sechs parallel zum Berg gestaffelten Terrassen situiert, die mit Ringstraßen und acht bergwärts führenden Verbindungsstraßen erschlossen wurden. Die Gebäude wurden überwiegend traufständig zum Hang ausgerichtet, im flacheren östlichen Bereich giebelständig.

Die eigentlichen Bauarbeiten begannen Mitte 1937. Die Gebäude wurden in Massivbauweise und zum größten Teil unterkellert für die verschiedenen Verwendungszwecke, wie Mannschafts- und Offiziersunterkünfte, Verwaltung, Krankenrevier, Truppenküche, Heeresbäckerei usw. errichtet. Das Stall- und Pferdelager für 1500 Tiere war das letzte in dieser Größenordnung, das für militärische Zwecke gebaut wurde. Die Pferde waren für die Bespannung von 10 cm-Kanonen und 15 cm-Feldhaubitzen vorgesehen. Die 30 Stallungen, die Gebäude für die Hufschmiede, die Veterinäre und das Futterlager wurden an den beiden höchstgelegenen Terrassen des Truppenlagers angeordnet, um zum einen den kürzesten Weg in das Übungsgelände zu nutzen und zum anderen - entsprechend den vorherrschenden Windverhältnissen - den Stallgeruch vom Lager weg zu führen.

Die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung stellten entsprechende Anlagen mit Quellfassungen, Pumpstationen, Hochbehälter und eine Kanalisation mit Kläranlage und Regenrückhaltebecken sicher.

Truppenübungsplatz

Kleiner Auersberg auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes

Zeitgleich mit dem Truppenlager wurden auch die Ausbildungseinrichtungen des Übungsplatzes geschaffen. So entstanden vom Frühjahr 1937 bis zum Sommer des Folgejahres 30 Schul- und Gefechtsbahnen sowie 20 Zielgebiete für Infanterie mit einer Tiefe von 3500 m und einer Breite von 600 m sowie für Panzer und Artillerie mit Schießbahnen von 6000 m Länge und 1500 m Breite. Die Artilleriefeuerstellungen waren um das Dammersfeld angeordnet. Später wurden noch Bunker verschiedener Größe zur Bedienung zusätzlicher Fahrziele und für vorgeschobene Artilleriebeobachter sowie Grossbunker für Übungen zur Überwindung von Befestigungsanlagen und als Artillerieziele errichtet.

Heeresverpflegungsdepot, Muna und Verwaltung

Eine dritte Baustelle bildete vom Sommer 1938 bis Ende 1940 das außerhalb des Übungsplatzes westlich des Arnsberges vorgesehene Heeresverpflegungsdepot mit vierstöckigen Magazingebäuden und Anschluss an das Schienennetz der Sinntalbahn. Das Richtfest konnte am 20. September 1940 gefeiert werden. Gleichzeitig wurde am Fuß des Kreuzberges eine Munitionsanstalt, Muna genannt, mit Montagehallen, Lagerhäusern und Unterkunftsgebäuden errichtet.

Weiter waren Gebäulichkeiten für die Kommandantur, die Standortverwaltung des zum Heeresgutsbezirk erklärten Übungsplatzes und das Heeresforstamt erforderlich, das die ca. 4000 ha Wald, die in das Eigentum des Reiches übergangen waren, zu verwalten hatte. Bis zur Fertigstellung der Gebäude im Januar 1938 war die Kommandantur im Hotel Zur Post in Bad Brückenau untergebracht.

Die Bauarbeiten für das ca. 3,5 Mio Reichsmark teure Grossprojekt Truppenlager und Truppenübungsplatz wurden unter äußerstem Zeitdruck von bis zu 9000 Arbeitern im Schichtbetrieb durchgeführt. 50 – 60 Architekten, Ingenieure und Techniker mit der gleichen Anzahl von Verwaltungsangestellten hatten die größte Baustelle Bayerns zu leiten. Erstmals wurden auch im Winter die Bauarbeiten nicht unterbrochen und mit Hilfe beheizter Zelte die Frostsicherheit gewährleistet, so dass durchgehend und rund um die Uhr gearbeitet werden konnte. So war es möglich in der Rekordzeit von einem knappen Jahr die wichtigsten Einrichtungen und Gebäulichkeiten zu schaffen. Fünf Arbeiter verunglückten bei den Bauarbeiten tödlich. Ein Gedenkstein an der Auffahrt zum Truppenlager erinnert an ihr Schicksal. Bereits am 8. Februar 1938 konnte der kommandierende General des IX. Armeekorps, General der Artillerie Friedrich Dollmann, mit der Auslösung des ersten Schusses beim Schießen der II. Abteilung des Artillerie-Regiments 51 (mot.) den Truppenübungsplatz seiner Bestimmung übergeben. Ein Gedenkstein markiert noch heute den Ort dieses Geschehens am Fuß der Dammersfeldkuppe.

Militärische Nutzung und Entwicklung bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Als erste Einheiten bezogen das Artillerie-Regiment 51 aus Fulda und das Infanterie-Regiment 88 aus Hanau ihre neuen Unterkünfte im Truppenlager Wildflecken.

Der Ausbau des Truppenlagers und des Übungsplatzes waren noch nicht abgeschlossen als der Zweite Weltkrieg begann und die Nutzung des Platzes intensiviert wurde. Neben der Gefechtsausbildung nahm die Aufstellung neuer Feld- und Ersatzeinheiten und später die Nachrüstung und personelle Auffrischung aus der Front genommener Truppen immer breiteren Raum ein. Der Truppenübungsplatz Wildflecken wurde so zum Ausgangspunkt für hunderte von Einheiten der Wehrmacht und der Waffen-SS.

Der damalige SS-Unterscharführer Franz Schönhuber und nachmalige Mitbegründer sowie Bundesvorsitzender der Partei Die Republikaner schildert in seiner Biographie Ich war dabei sein Eintreffen im Truppenlager Wildflecken. Dort war er ab dem Sommer 1944 als Ausbilder und Dolmetscher einer französischen Freiwilligeneinheit eingesetzt, die später den Stamm für die 33. Waffen-Grenadier-Division der SS Charlemagne (französische Nr. 1) bildete:

Von Brückenau aus holte mich ein Lastwagen zu einem großen Tor mit einem Bogen, dem Eingang zum Kasernenbereich. Darüber stand „Unsere Ehre heißt Treue“. Dann ging’s eine steile Rampe empor bis zum Kasernenkomplex. … Die Kaserne war gut getarnt, so gut übrigens, dass sie bis zum Kriegsende aus der Luft nicht entdeckt wurde, obwohl ab 1944 unentwegt alliierte Bombergeschwader mit den totbringenden Lasten ihre Bahn über die Rhön zogen. … Zu den verschiedenen Einheiten, die hier stationiert waren, gehörten auch Kompanien der Leibstandarte. Hier wurde 1942 das 1. SS-Panzerregiment der Leibstandarte formiert. Es war die erste Panzereinheit, die auf dem Truppenübungsplatz aufgestellt wurde und übte. Die Waffen-SS war hier überhaupt sehr stark vertreten. Ein SS-Gebirgsjägerregiment lag hier, die SS-Division Nord wurde hier umgegliedert. Die SS-Sturmbrigade Wallonien wurde hier aufgestellt, und endlich die Brigade Charlemagne, der ich zugeteilt war. Sie sollte hier zu einer Division aufgestockt werden. [5]

Zum Unterhalt der baulichen Einrichtungen sowie für den weiteren Ausbau der Infrastruktur wurden tschechische und polnische Kriegsgefangene herangezogen, für die noch im Jahr 1939 ein eigenes Lager errichtet worden war. Mit Beginn des Russlandkrieges kamen schließlich noch russische Gefangene dazu. Neben deutschen Dienstverpflichteten wurden für den Betrieb der Muna auch die Kriegsgefangenen eingesetzt.

Eine Verteidigung des militärischen Geländes im Frühjahr 1945 kam nicht in Betracht, da die aktiven Truppen sowie die Stammeinheiten im März 1945 an der Westfront eingesetzt wurden. So konnten Einheiten der 3. und 14. US-Division nach kurzem Kampf Wildflecken und das Truppenlager einnehmen.

Entwicklung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges

Polenfriedhof südlich des Truppenlagers

Nach der Besetzung Wildfleckens durch die US-Armee wurde das Kriegsgefangenenlager aufgelöst. Während die französischen und belgischen Gefangenen unmittelbar in ihre Heimat zurückkehrten, mussten Russen und Polen noch für mehrere Monate oder gar Jahre in Wildflecken bleiben. Bis 1947 wuchs allein die Zahl der Polen auf 17000, da aufgrund der sowjetischen Besetzung eine Großteil nicht mehr in die heimatliche Ukraine zurückkehren konnte oder wollte. Eine Gedenktafel auf dem 1970/1 eingerichteten Polenfriedhof erinnert an ihr Schicksal:

Nach dem Untergang des Dritten Reiches mussten in einem IRO-Lager auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken dichtgedrängt bis zu 20000 Polen zusammenleben. Viele Kinder wurden geboren. 428 starben im zartesten Alter. Auch 116 Erwachsene entschliefen. Achtung vor dem menschlichen Leben schuf ihnen diese Ruhestätte.

Im Truppenlager wurden Tausende ehemalige Kriegsgefangene sowie Fremd- und Zwangsarbeiter untergebracht. Es kam zu einer Vielzahl von Plünderungen, Raubüberfällen, Diebstählen und sogar Mordfällen. Diese willkürlichen Ausschreitungen hielten trotz Einrichtung einer Ortswache bis 1948 an [6].

Die vormals perfekte Tarnung des Truppenlagers fiel aufgrund des Feuerholzbedarfs nahezu einem Kahlschlag zum Opfer. Selbst aus den Dachstühlen der Unterkunftsgebäude wurde ein Teil der Sparren entfernt und für Heizzwecke genutzt. Die Baracken des ehemaligen Arbeiterlagers brannten 1947 ab.

Aus der ehemaligen Muna entwickelte sich der Ortsteil Oberwildflecken, in dem 1965 eine neue Unterkunft für die Bundeswehr mit der Bezeichnung Rhön-Kaserne errichtet wurde.

Verwaltung durch UNRRA und IRO

Die Hilfs- und Wiedereinsetzungsorganisation der Vereinten Nationen – United Nations Relief Rehabilitation Administration (UNRRA) – übernahm im Oktober 1945 das Truppenlager. Fünf Krankenhäuser wurden eingerichtet und die Lebensmittelversorgung der Lagerbewohner sichergestellt. Im Juli 1947 wurde das Lager von der UNRRA an die IRO (International Refugee Organization), der internationalen Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen, übergeben. Diese versuchte die sogenannten Displaced Persons (DP) in europäische Länder oder nach Übersee zu vermitteln. Es gelang so 15000 DP’s aus Wildflecken bis zum 31. März 1952 eine neue Heimat und Existenz zu verschaffen. Zu den Aufnahmeländern zählten vor allem England, Frankreich, Belgien, USA, Kanada, Australien, Brasilien und Chile.

Nutzung durch US-Armee

Am Truppenlager und dessen Räumung waren vor allem die amerikanischen Besatzungstruppen interessiert, da die weitgehend erhaltene Infrastruktur des Lagers und des Übungsplatzes sich als ein hervorragender Standort nahe der neuen deutsch/deutschen Grenze anbot. Nach einem Jahr Instandsetzungs- und Modernisierungsarbeiten rückte im Frühjahr 1952 das 373 rd Armored Infantry Battalion als erste amerikanische Einheit im Truppenlager Wildflecken ein und blieb hier – umbenannt in 2/15 Infantry – für mehr als 30 Jahre. Ab 1953 benutzten die amerikanischen Truppen den Übungsplatz zu Schiessübungen und bauten diesen hierfür entsprechend weiter als Wildflecken Trainings Area (WTA) weiter aus. Für die Familien der stationierten Soldaten wurde die Housing Area errichtet.

Die Kommandos über das WTA wechselten von 1951 an wiederholt. Am 1. Juli 1967 übernahm das 7. Army Training Command (ATC) in Grafenwöhr das Kommando über den Truppenübungsplatz Wildflecken. 1979 erfolgte eine Modernisierung der Gefechtsbahnen für die neue Generation von Kampf- und Schützenpanzern.

Zu den tausenden von US-Soldaten die im Laufe der Jahre in Wildflecken stationiert bzw. zu Übungszwecken dort waren, gehörte im Oktober 1959 auch Elvis Presley als seine in Bad Nauheim stationierte Einheit dort ein Manöver durchführte.[7]

Die unzerstörten Ortschaften Dalherda, Reußendorf und Werberg im Übungsgelände wurden nach Kriegsende durch Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten wiederbesiedelt. Dalherda war bereits 1945 aus dem Übungsgelände ausgegliedert worden, so dass sich dess Größe auf 7286 ha reduzierte. Am 1. April 1951 wurde die Gemeinde Neuwildflecken, bestehend aus den Ortschaften Reußendorf und Werberg gegründet.[4] Ein Jahr später musste mit Aufnahme des Übungsbetriebes Reußendorf erneut abgesiedelt werden. Das gleiche Schicksal ereilte Werberg im Jahre 1965. 1973 wurden die Häuser dieser Ortschaft endgültig abgetragen.

Bundeswehr in Oberwildflecken und im Truppenlager

Eine Hundertschaft des Bundesgrenzschutzes wurde im Sommer 1951 im Truppenlager Wildflecken stationiert, aus der mit der Gründung der Bundeswehr am 1. Juli 1956 das Grenadierbataillon 34 entstand. Nach einer Teilung des Bataillons wurde der in Wildflecken verbliebene Teil am 1. Juli 1960 personell aufgefüllt und in Panzergrenadierbataillon 52 umbenannt. Mit der Verlegung dieser Einheit nach Mellrichstadt im Mai 1962, kamen die 1./102 (Stabs- und Versorgungzug) des am 16. September 1962 aufgestellten Panzergrenadierbataillons 102 sowie die Ausbildungskompanien 14/4, 16/4, 17/4 und 4/12 ins Truppenlager. Diese bildeten mit der beginnenden Aufstellung der 12. Panzerdivision das Panzergrenadierbataillon 353, das die neu erstellten Unterkünfte der "Rhön-Kaserne" in Oberwildflecken am 1. Jul 1965 bezog. [8] 1968 wurde die Einheit in das Aufklärungsbataillon 12 umgegliedert. Die 1. und 2. Kompanie verlegte im April 1970 in die Balthasar-Neumann-Kaserne nach Ebern. Mit der Aufstellung des Panzeraufklärungsbataillons 12 am 1. Oktober 1970 in der Rhön-Kaserne wurde dessen 3. Kompanie in das Truppenlager Wildflecken verlegt und blieb dort mit der 4. Kompanie bis zum März 1981 als einzige deutsche Einheit in dem von amerikanischen Truppen belegten Lager. Zwischen 1981 bis 1994 befand sich dort lediglich noch das deutsche Verbindungskommando, das 1994 in der Truppenplatzkommandantur aufging. Bereits mit dem NATO-Beitritt der Bundeswehr hatten auch wieder deutsche Truppen den Übungsplatz genutzt.

Mit dem Abzug der US-Truppen 1994 verlegten das Panzerartilleriebataillon 355, die Panzerpionierkompanie 350 sowie die 5. Kompanie des Nachschubbataillons 102 in das Truppenlager. Dieses erhielt am 26. April 1994 den der im gleichen Jahre in Oberwildflecken aufgelösten Rhön-Kaserne. Heute sind im Truppenlager bzw. dem Übungsplatz nur noch das Gefechtssimulationszentrum des Heeres, Truppenübungsplatzkommandantur und eine Außenstelle der Standortverwaltung Hammelburg stationiert.

Bis 1945 aufgestellte Verbände

  • 19. September 1939 – 1. Dezember 1939: 95. Infanteriedivision
  • 1. Dezember 1939 – Mai 1940: 82. Infanteriedivision
  • Juni 1941: Strafbataillon z.b.V. 500
  • 1. Februar 1942 - ? : 1. Abteilung SS-Panzerregiment 5 „Wiking“
  • März – September 1942: Teile 6. SS-Gebirgsdivision „Nord“
  • Dezember 1942 – Januar 1943: 345. Infanteriedivision (mot.)
  • 6. Juni 1943 - ? : 5. SS-Freiwilligen-Sturmbrigade „Wallonien“
  • 15. Dezember 1943 – 15. April 1944: SS-Panzergrenadier-Ausbildungsersatzregiment 36
  • 19. Juni 1944 - ? : Teile 715. Infanteriedivision
  • 26. Juni 1944 - ? : 232. Infanteriedivision
  • 3. August 1944 - ? : 566. Volksgrenadierdivision
  • 3. August 1944 – November 1944: Wiederaufstellung 25. Panzerdivision
  • November 1944 - ? : Teile Panzergrenadierdivision „Brandenburg“
  • Januar (?) 1945 - ? : 33. Waffen-Grenadier-Division der SS „Charlemagne“ (französische Nr. 1)
  • 25. März 1945 - ? : Teile Division z.b.V. 409

Literatur

  • Jäckel, Christa Wie aus einer Kulturlandschaft ein Truppenübungsplatz wurde, in Rhönwacht 2007, Heft 3, S. 109 – 111
  • Hohmann, Joachim S. Landvolk unterm Hakenkreuz – Agrar- und Rassenpolitik in der Rhön, Frankfurt a.M. 1992
  • Neidert, Manfred Der Truppenübungsplatz Wildflecken entsteht in Kreisausschuss des Landkreises Fulda (Hrsg.), Fulda 1996, S. 253 – 257
  • Burckhard, Paul Die Truppenübungsplätze Grafenwöhr, Hohenfels, Wildflecken, Weiden 1989
  • Kellermann, Gerwin 475 Jahre Wildflecken 1524 – 1999, Wildflecken - Marktgemeinde – 1999

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gesetz für den Wiederaufbau der Wehrmacht vom 16. März 1935, RGBl I. 1935, 375
  2. RGBl I. S. 467 ff
  3. Dammersfeld bei www.rhoenline.de
  4. a b Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 426
  5. Franz Schönhuber Ich war dabei, München-Wien 1981, ISBN 3-7844-1906-2, S. 116
  6. Mord, Raub, Terror
  7. http://www.camp-wildflecken.de/us-army/wta_elvis.html
  8. Blick in die Garnison Hammelburg und Wildflecken, Stuttgart 1969, S. 33 - 37
50.388116614259.9212229251862

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