Epicondylitis

Epicondylitis
Klassifikation nach ICD-10
M79.1 Myalgie
M77.1 Epicondylitis radialis humeri
ICD-10 online (WHO-Version 2011)
Epicondylus lateralis humeri

Epicondylitis (auch Epikondylopathie; Epikodylose oder Epikondyalgie) ist ein erworbener, schmerzhafter Reizzustand der Sehnenansätze von Muskeln des Unterarms, die an den beiden Knochenvorsprüngen oberhalb des Gelenkknorrens (Epikondylen) am distalen Teil des Oberarmknochens entspringen. Die Erkrankung wird der Gruppe der Enthesiopathien (Sehnenansatzerkrankungen, Sehnenansatzentzündung = Ansatztendinose, Insertionstendopathie) zugeordnet. Es gibt zwei Formen:

  1. Epicondylitis radialis humeri (auch Tennisellenbogen; Tennisarm oder Epicondylitis humeri lateralis): am äußeren Epikondylus des Oberarmknochens (Strecker des Handgelenks und der Finger).
  2. Epicondylitis ulnaris humeri (auch Golferellenbogen, Golferarm oder Epicondylitis humeri medialis): am inneren Epikondylus des Oberarmknochens (Beuger des Handgelenks und der Finger).

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Eine Epicondylitis entsteht durch Überbeanspruchung der Unterarmmuskulatur, das heißt durch extreme oder dauernd wiederkehrende Bewegungen oder Überlastungssituation des betroffenen Muskels. Mögliche Auslöser sind:

  • Einseitige Beanspruchung (z. B. bei Tastatur-/Mausbenutzung, siehe auch: Repetitive Strain Injury Syndrom, Sportklettern)
  • Falsche Haltung (im Beruf, bei der Haus- und Gartenarbeit oder in der Freizeit)
  • Falsche Technik bei Schlägersportarten (Tennis, Badminton, Golf - der Griffumfang spielt dabei wohl keine Rolle[1])
  • Falsche Schlafhaltung in Seitenlage: Verwendung des stark gebeugten Armes als Kopfstütze.
  • Erkrankungen wie Fibromyalgie

Symptome

Typisch sind eine Druckschmerzhaftigkeit am proximalen Ansatz des betroffenen Muskels und eine Schmerzauslösung oder -verstärkung bei dessen auxotoner Belastung.

Therapien

Es existieren verschiedene Therapieansätze. Dazu gehören neben physiotherapeutischen Verfahren auch beispielsweise Zuwarten, Kühlung mit Eis, Ultraschall, Lasertherapie, Interferenztherapie, Hochvolttherapie, Elektrostimulationstherapie, Muskelkräftigungsübungen, Armschlinge, Bandagen, Verbände, Stoßwellen-Therapie (ESWT und Lithotripsie), Anwendung von Diclofenac-haltigen Cremes und Gelen, manuelle Therapie (beispielsweise Querfriktion nach James Cyriax), Akupunktur, lokale Friktionsmassagen und die Gabe von Kortison.[2]

Studien mit physiotherapeutischen Verfahren (Dehnübungen, Krankengymnastik) legen nahe, dass diese möglicherweise in manchen Punkten anderen überlegen sind.[3][4] Wichtig für die Heilung ist eine Belastungspause.

In seltenen Fällen ist eine operative Therapie angezeigt.

Im Bereich des Epicondylus radialis humeri (Tennisellenbogen) kommt i. d. R. die Operation nach Wilhelm-Hohmann zum Einsatz. Hierbei wird eine Entlastung der Muskelspannung durch eine teilweise Durchtrennung der Sehnenansätze an der betroffenen Epicondyle (Discisions-Tenotomie) herbeigeführt (=OP nach Hohmann). Zusätzlich wird eine Durchtrennung des radialen Nervengeflechtes, das direkt dem Epicondylus radialis aufliegt, durchgeführt. Hierzu wird die Knochenfläche einfach verödet (=Verfahren nach Wilhelm).

Im Bereich des Epicondylus ulnaris humeri (Golferellenbogen) ist es notwendig, den Sulcus und Nervus ulnaris aufzusuchen und genau darzustellen. Wie auf der radialen Seite wird auch hier eine Sehnenverlängerung (Tenotomie) der Unterarmbeugesehnenansätze durchgeführt. Bei gleichzeitiger Ulnariseinklemmung muss der Nerv befreit (Dekompression) und ggf. versetzt werden (Transposition).[5]

Nach der OP wird ein stabilisierender Verband angelegt, der Arm muss jedoch nicht ruhig gestellt werden. Bei Sulcus-ulnaris-Transposition kann für kurze Zeit eine Schiene zur Ruhigstellung angelegt werden. Nach etwa fünf Wochen tritt in der Regel die Heilung ein. Leistungssport ist nach ca. drei Monaten wieder möglich.

Literatur

Leitlinien

Sonstiges

  • Barbara Voll: Diagnose Maus-Arm. Trias, Stuttgart 2002. ISBN 3-8304-3194-5.
  • Clemens Conrad: RSI-Syndrom, Mausarm, Tennisarm. Monsenstein und Vannerdat, Münster 2009. ISBN 3-86582-914-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. G. F. Hatch, M. M. Pink, K. J. Mohr, P. M. Sethi, F. W. Jobe: The Effect of Tennis Racket Grip Size on Forearm Muscle Firing Patterns. In: The American Journal of Sports Medicine. 34, 2006, S. 1977–1983, doi:10.1177/0363546506290185.
  2. M. I. Boyer, H. Hastings: Lateral tennis elbow: “Is there any science out there?” In: Journal of shoulder and elbow surgery. Band 8, Nummer 5, 1999 Sep-Oct, S. 481–491, ISSN 1058-2746. PMID 10543604. (Review).
  3. Pia Nilsson, Eivor Thom, Amir Baigi, Bertil Marklund, Joergen M nsson: A prospective pilot study of a multidisciplinary home training programme for lateral epicondylitis. In: Musculoskeletal Care. 5, 2007, S. 36–50, doi:10.1002/msc.97.
  4. BMJ, 333, 21. November 2006, 939 zitiert nach Ärzte Zeitung: Erfolg für Physiotherapie bei Tennisellbogen
  5. A. B. Imhoff und R. Baumgartner: Checkliste Orthopädie, Thieme, 2006, ISBN 3-13-142281-5.
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