Friedrich Moritz von Brabeck

Friedrich Moritz von Brabeck
Graf Friedrich Moritz v. Brabeck

Johann Friedrich Moritz (Mauritz) Freiherr von Brabeck, ab 1803 Graf von Brabeck (* 27. Januar 1742 auf Gut Letmathe bei Iserlohn, Westfalen[1]; † 8. Januar 1814 auf Schloss Söder bei Holle, Landkreis Hildesheim),[2] Domherr zu Hildesheim und Paderborn, war ein deutscher Kunstkenner und Kunstsammler. Er gründete im Jahr 1795 die Chalkographische Gesellschaft zu Dessau.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Brabeck entstammte einem alten westfälischen Adelsgeschlecht mit gleichnamigem Stammsitz bei Bottrop-Kirchhellen, bereits 1256 dort erwähnt (siehe hierzu: Brabeck). Er war u.a. Gutsherr auf Liderode, Nienhagen und Söder im Fürstbistum Hildesheim und Gut Letmathe bei Iserlohn sowie Besitzer einiger Bergwerke und -hütten.

Da Brabeck der Familientradition gehorchend in den Priesterstand gehen sollte, studierte er am Theresianum zu Wien, in Rom und Paris. Am 24. Juni 1769 wurde er zum Subdiakon geweiht. Später war er Domherr zu Hildesheim und Paderborn. Nach dem Tod seines Bruders Hermann Werner im Jahr 1785 fiel ihm das stattliche Familienerbe mit allen Besitzungen zu, weshalb er um Dispens bat und vom Papst aus dem geistlichen Stand entlassen wurde. Ohnehin gehörte er längst der aufklärerischen Opposition im Hildesheimer Domkapitel an und hatte sich in der Geistlichkeit nicht mehr wohl gefühlt. Er heiratete Anna Franziska Freiin von Weichs zur Wenne (Aufgebot am 27. Januar 1788) und zog sich auf sein Familiengut Söder zurück.

Auf Schloss Söder, das er gleich nach seiner Hochzeit zu einer repräsentativen Schlossanlage umgestaltete, widmete er sich fast ausschließlich seiner von ihm gegründeten Gemäldesammlung, deretwegen Schloss Söder zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Sammelpunkt berühmter und hochstehender Personen und künstlerisches sowie geistiges Zentrum der Region Hildesheim wurde.[3] Um durch die Vervielfältigung seiner eigenen und anderer wichtiger Kunstwerke das Kunstverständnis im gesamten deutschsprachigen Raum zu steigern, der damals in einzelne kleine Herrschaftsgebiete zersplittert war, und gleichzeitig ein Zentrum der gesamtdeutschen Kunst zu bilden, gründete Brabeck im Jahr 1795 die Chalkographische Gesellschaft zu Dessau. [4] Brabeck war ein umfassend gebildeter Mann mit feinem Geschmack, aber ohne Verständnis für praktische Dinge. Wohl deshalb musste er sein Unternehmen bereits ein Jahr später an den Fürsten Franz von Anhalt-Dessau verkaufen.

Im Jahr 1779 ließ er sich als Freimaurer in die Hildesheimer Loge „Ferdinand zur gekrönten Säule“ aufnehmen.

In der Hildesheimer Stadtbibliothek lagert heute eine Dokumentensammlung („Brabecksche Angelegenheit“) mit 23 Schriftstücken aus den beiden Jahren 1799 und 1800 über Brabecks Auseinandersetzung mit der fürstbischöflichen Regierung, aus denen seine führende Rolle im Bauernprozess deutlich wird.[5] Hierzu schrieb er im Oktober 1799 seine Rechtfertigung Le Baron de Brabeck au Public, die es auch in deutscher Fassung gab.

Am 10. Juli 1803 wurde Brabeck in Hildesheim vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. in den Grafenstand erhoben.[6]

Brabeck verkaufte 1812 das Familiengut und Schloss Letmathe, auf dem er genau 70 Jahre zuvor geboren wurde, und beendete so die Eigentümer-Linie der Brabecks.

Am 8. Januar 1814 starb Brabeck auf seinem Gut Söder. Nach Gerüchten soll er von Wilddieben erschossen worden sein.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Vues sur l'état des arts en Allemagne et sur l'institut de gravure établi à Dessau, 1796
  • Moritz von Brabeck oder der verfolgte edle. Nach unterdruckten Actenstücken d.d. Hildesheim April 1799
  • Le Baron de Brabeck au Public. 1799; - Deutsche Fassung: Moritz von Brabeck an das Publikum, Oktober 1799

Einzelnachweise

  1. In vielen Quellen, auch in der ADB, wird der 4. August 1728 auf Schloss Brabeck bei Bottrop-Kirchhellen als sein Geburtsdatum angegeben, jedoch handelt es sich dabei um einen anderen Moritz von Brabeck (1728-1808).
  2. Allgemeine Literatur-Zeitung, Band 1/1814 (Januar–April), Halle u. Leipzig 1814, Spalte 407 ([1] Digitalisat)
  3. Brabecks eigene Gemäldesammlung wurde schon Mitte des 19. Jahrhunderts von Graf Andreas zu Stolberg-Stolberg, königlich hannoverscher Geheimer Rat, (Sohn von Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg) verkauft. Stolberg hatte, nachdem die Brabeck-Familie mit dem Tod des Grafen im Mannestamm ausgestorben war, den gesamten Familienbesitz durch seine Heirat mit dessen Tochter Philippine (1796-1821) geerbt. Sie war die Letzte ihrer Familie. – Quelle: Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, 1860, Seite 1 (Digitalisat)
  4. Friedrich Bury, Martin Dönike: Briefe aus Italien an Goethe und Anna Amalia, Seite 194, Wallstein Verlag, 2007, ISBN 3835301411 bzw. ISBN 9783835301412 (Digtalisat)
  5. Severin Corsten, Paul Raabe, Alwin Müller-Jerina, Eberhard Dünninger, Bernhard Fabian, Karen Kloth: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Seite 110, Georg Olms Verlag, Hildesheim 1998, ISBN 3487095769 bzw. ISBN 9783487095769 (Digitalisat)
  6. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Seite 48, Band 58 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974.

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Basilius von Ramdohr: Beschreibung der Gemälde-Galerie des Freiherrn von Brabek zu Hildesheim, mit kritischen Bemerkungen und einer Abhandlung, 1792 (Reprint: Kessinger Pub Co., Whitefish (Montana) USA, 2009. ISBN 9781104076146)
  • Karl Friedrich Häberlin: Ueber das dem Freyherrn Moriz von Brabeck Angeschuldigte Verbrechen der beleidigten Majestät..., Verlag Vieweg, 1800
  • Archiv für die zeichnenden Künste mit besonderer Beziehung auf Kupferstecher- und Holzschneidekunst und ihre Geschichte, Seite 76f., Verlag Rudolph Weigel, 1864 [2]
  • August Kracht: Ein großer Kunstfreund aus westfälischem Geschlecht: Graf Moritz von Brabeck und seine Gemäldegalerie zu Söder, in: Der Märker, Band 27, 1978
  • Rudolf W. Keck: Spätaufklärung und Philanthropismus in Niedersachsen. Ergebnisse eines Symposions, Seite 139f., Georg Olms Verlag, Hildesheim 1993, ISBN 3487097311 bzw. ISBN 9783487097312
  • Olaf Wittstock: Philanthrop und Kunstunternehmer: Der Hildesheimer Domherr Johann Friedrich Moritz von Brabeck(1742-1814), Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2008, ISBN 3795420431 bzw. ISBN 9783795420437
  • Wilhelm Hosäus: Brabeck, Friedrich Moritz Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 231.

Weblinks


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