Lucia Popp

Lucia Popp
Lucia Popp (2. von rechts) 1986 bei einem Benefizkonzert der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung

Lucia Popp (slowakisch: Lucia Poppová; * 12. November 1939 in Ungeraiden, heute Záhorská Ves, Slowakei; † 16. November 1993 in München) war eine Sopranistin slowakischer, mährischer, ungarischer und rumänischer Abstammung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Zunächst studierte die Tochter eines Ingenieurs und einer Sopranistin Medizin und anschließend Schauspiel. Zuvor konnte sie ihr schauspielerisches Talent bereits in zwei Filmrollen zeigen: 1957 in Štyridsatštyri (dt.: Vierundvierzig) und 1962/63 mit der weiblichen Hauptrolle in Jánošik (so etwas wie der slowakische Robin Hood).[1] 1959 bis 1963 absolvierte sie ihr Gesangsstudium bei Anna Hrušovská in Bratislava und an der Musikakademie in Prag.

In Bratislava am dortigen Opernhaus debütierte Lucia Popp 1963 in einer ihrer Glanzrollen, der Königin der Nacht, die sie noch im selben Jahr, nachdem sie umgehend von der Wiener Staatsoper engagiert wurde, unter der Leitung Otto Klemperers in dessen Studiofassung von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Zauberflöte aufnahm. „Sie sind ein Wundertier!“, soll Elisabeth Schwarzkopf ob der stimmlichen Leistungen der jungen Sopranistin ausgerufen haben.

Diese Rolle, zu Beginn ihrer Karriere ihre einzige, brachte Lucia Popp an die großen Häuser der Welt. Auftritte führten sie unter anderem an das Theater an der Wien und die Hamburgische Staatsoper. Als sie nicht mehr nur die „sternflammende Königin“ sein wollte, hat sie ihr Repertoire allmählich erweitert. Es reichte vom Soubretten- und Koloraturfach mit Königin der Nacht, Blonde (Die Entführung aus dem Serail), Adele (Die Fledermaus) 1964/5[2] bis zu lyrischen und jugendlich-dramatischen Rollen Pamina (Die Zauberflöte), Eva (Die Meistersinger von Nürnberg) oder Daphne (Daphne), die sie in ihrer späteren Laufbahn wegen der Nachdunkelung ihrer Stimme gesungen hat.

Autogramm Lucia Popp 1968

Von 1966 bis 1977 war Lucia Popp festes Ensemble-Mitglied der Kölner Oper. In dieser Zeit wirkte sie u.a. maßgeblich mit an dem sieben Opern umfassenden Mozart-Zyklus von Jean-Pierre Ponnelle, Dirigent István Kertész. Seit 1966 trat sie am Royal Opera House London, seit 1967 an der Metropolitan Opera New York auf. Gastauftritte führten sie an zahlreiche weitere Opernhäuser. Außerdem wirkte sie als Marie in einer Fernsehverfilmung von Albert Lortzings Oper Zar und Zimmermann mit, die mittlerweile auch auf DVD veröffentlicht wurde.

Im Liedbereich steht Lucia Popp vor allem als Interpretin der Mahler-Lieder. Sie war diesbezüglich eine von Leonard Bernsteins Lieblingssängerinnen. Aber auch ihre Aufnahmen von Schubert- und Schumann-Liedern zeugen von ihrer musikalischen Meisterschaft. Die dafür notwendigen sprachlichen Grundlagen erarbeitete sie sich in weniger als zwei Jahren.[3] Ob das auf ihre deutschen Vorfahren zurückzuführen ist, ist Spekulation. Ihr Deutsch war nie akzentfrei, aber immer idiomatisch und in der Interpretation war sie eine Versöhnerin von Ernst und Komik. Am Besten konnte sie dies an den Liedern im Volkston von Brahms, Dvořák, Prokofjew, Kodály, Janáček und (wieder) Mahler demonstrieren. Aber auch ihre Einspielung von deutschen Kinder- und Wiegenliedern zeigt das Genre von einer unvoreingenommenen Seite.

Sie erlag einem inoperablen Gehirntumor.

Lucia Popp war in erster Ehe mit dem Dirigenten Georg Fischer, in zweiter Ehe mit dem 15 Jahre jüngeren Tenor Peter Seiffert verheiratet.[4]

Sie ruht auf dem Friedhof Slávičie údolie (Gruppe 31) in Bratislava, Slowakei.

Diskografie

Gesamtaufnahmen (Auswahl)

  • Beethoven: Fidelio, Marzelline, mit Janowitz, Kollo, Sotin, Fischer-Dieskau, Jungwirth. Ltg. Bernstein (DGG)
  • Donizetti: L’elisir d’amore, Adina (RCA)
  • Flotow: Martha, Martha (EMI)
  • Gluck: Orfeo ed Euridice, Euridice, mit Lipovsek, Kaufmann, Ltg. Hager (RCA)
  • Händel: Serse, Romilda, mit Forrester, Tyler, Lehane, Miller, Hemsley, Brannigan, Ltg. Priestman (DGG, 1965)
  • Humperdinck: Hänsel und Gretel, Gretel, mit Schlemm, Fassbaender, Gruberová, Hamari, Burrowes, Berry, Ltg. Solti (Decca)
  • Humperdinck: Hänsel und Gretel, Taumännchen, mit Moffo, Donath, Ludwig, Fischer-Dieskau, Berthold, Augér, Ltg. Eichhorn (RCA)
  • Janáček: Jenufa, Karolka, mit Hönger, Felbermayer, Pantscheff, Miljakovic, Jurinac, Mödl, Kmentt, Braun, Konetzni, Cox, Ltg. Krombholc (Myto)
  • Janáček: Das schlaue Füchslein, Füchslein, mit Randova, Jedlicka, Blachut, Ltg. Mackerras (Decca)
  • Lehár: Der Graf von Luxemburg (EMI)
  • Leoncavallo: La Bohème, Mimi (Orfeo)
  • Mozart: Die Entführung aus dem Serail, Blonde (EMI)
  • Mozart: Die Zauberflöte, Königin der Nacht, mit Janowitz, Berry, Gedda, Frick, Ltg. Klemperer (EMI)
  • Mozart: Die Zauberflöte, Pamina, mit Jerusalem, Brendel, Zednik, Gruberova, Ltg. Haitink (EMI)
  • Mozart: Die Zauberflöte, Pamina, mit Araiza, Brendel, Moll, Gruberova, Ltg. Sawallisch, DVD (DGG)
  • Mozart: Don Giovanni, Zerlina, mit Weikl, Sass, M. Price, T. Krause, Ltg. Solti (Decca)
  • Mozart: Idomeneo, Ilia, mit Pavarotti, Baltsa, Nucci, Gruberova, Ltg. Pritchard (Decca)
  • Mozart: La clemenza di Tito, Servilia, Ltg. Kertész (Decca)
  • Mozart: La clemenza di Tito, Vitellia, Ltg. Harnoncourt (Teldec)
  • Mozart: Le nozze di Figaro, Gräfin Almaviva, mit v. Dam, Hendricks, Raimondi, Baltsa, Ltg. Marriner (Philips)
  • Mozart: Le nozze di Figaro Susanna, mit Te Kanawa, von Stade, Allen, Ramey, Ltg. Solti (Decca)
  • Orff: Carmina Burana mit Unger, Wolansky, Noble, Ltg. Frühbeck de Burgos (EMI)
  • Orff: Carmina Burana mit van Kesteren, Prey, Ltg. Kurt Eichhorn (RCA)
  • Puccini: La Bohème, Mimi mit Araiza, Daniels, Brendel, Baumann, Rootering, Ltg. Soltesz (EMI, in deutscher Sprache)
  • Puccini: Il tabarro, Giorgetta (RCA)
  • Puccini: Suor Angelica, Angelica (RCA)
  • Strauß, J. (Sohn): Die Fledermaus, Adele, mit Varady, Weikl, Kollo, Prey, Ltg. C. Kleiber (DGG)
  • Strauß, J. (Sohn): Die Fledermaus, Rosalinde, mit Lind, Baltsa, Seiffert, Brendel, Rydl, Ltg. Domingo (EMI)
  • Strauss, R.: Daphne, Daphne, mit Goldberg, Schreier, Wenkel, Moll, Ltg. Haitink (EMI)
  • Strauss, R.: Der Rosenkavalier, Sophie, mit Domingo, Ludwig, G. Jones, Berry, Ltg. Bernstein (Sony)
  • Strauss, R.: Intermezzo, Christine, mit Dallapozza, Fischer-Dieskau, Finke, Ltg. Sawallisch (EMI)
  • Strauss, R.: Die Frau ohne Schatten, mit Seiffert, De Vol, Titus, Martin, Lipovsek, Ltg. Sawallisch, DVD (TDK)
  • Verdi: Rigoletto, Gilda (RCA)

Liedaufnahmen (Auswahl)

  • Mahler: Des Knaben Wunderhorn mit Walton Grönroos, Israel Philharmonic Orchestra, Ltg. Leonard Bernstein (DGG)
  • Mahler: Des Knaben Wunderhorn mit Andreas Schmidt, Concertgebouw Orchestra Amsterdam, Ltg. Leonard Bernstein (DGG)
  • Mahler: Des Knaben Wunderhorn mit Bernd Weikl, London Philharmonic Orchestra, Ltg. Klaus Tennstedt (EMI)
  • Prokofjew/Kodály/Mahler/Brahms: Liederabend im Mozarteum 1981 mit Geoffrey Parsons (Orfeo)
  • Schubert: The Hyperion Schubert Edition Vol. 17 mit Graham Johnson (Hyperion)
  • Schumann: Frauenliebe und -leben mit Geoffrey Parsons (RCA)
  • Strauss: Vier letzte Lieder, London Philharmonic Orchestra, Ltg. Klaus Tennstedt (EMI)
  • Strauss: Vier letzte Lieder, London Symphony Orchestra, Ltg. Michael Tilson Thomas (Sony)
  • Strauss: Lieder mit Wolfgang Sawallisch (EMI)
  • Die schönsten deutschen Kinder- und Wiegenlieder (Orfeo)

Belege

  1. Tschechische Filmdatenbank
  2. Programmheft der Wiener Staatsoper vom 17. Januar 1965
  3. Karriere mit Mozart: Lucia Popp. Ein fono forum-Porträt von Clemens Höslinger, in: Fono Forum, Ausgabe 05/1966, S.226f..
  4. Tamussino, Ursula: Lucia. Erinnerungen an Lucia Popp, Wien: Verlag Barylli 1999, ISBN 3-901239-09-X

Literatur

Weblinks

 Commons: Lucia Popp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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