Martin Schede

Martin Schede
Bild aus dem Archiv des DAI

Martin Schede (* 22. Oktober 1883 in Magdeburg; † Februar 1947) war ein deutscher Klassischer Archäologe und von 1937 bis 1945 Präsident des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schede schloss sein Studium der Klassischen Archäologie, Kunstgeschichte und Alten Geschichte 1909 mit seiner Dissertation über Simaornamentik, Entwicklung des Anthemien- und Rankenmotivs ab.

Von 1910 bis 1913 arbeitete er unter Theodor Wiegand bei den Ausgrabungen am Apollontempel in Didyma mit, seit Oktober 1910 auch am Heraion von Samos. 1919 wurde er Kustos und Professor an den Berliner Museen und ging 1924 als Repräsentant der Preußischen Museen in die Türkei. Aus seiner Tätigkeit ging 1929 die Abteilung Istanbul des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches hervor, deren erster Direktor er wurde. Auf sein Wirken hin beschränkten sich die Forschungen dieses Instituts nicht nur auf die Gebiete des Altertums, sondern reichten bis in die türkische Geschichte. Ab 1926 erforschte Schede mit Daniel Krencker den sogenannten Tempel des Augustus und der Roma in Ankara. 1938 wurde er zum Präsidenten des Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches gewählt.

Schede war seit 1939 Präsident der DMG. 1940 wurde hier der Arierparagraph endgültig eingeführt[1]. Er führte Verhandlungen mit dem RSHA, damit deren "Arbeitsgemeinschaft Turkestan", deren Hauptaufgabe die Ausbildung von Militär-Mullahs für bestimmte SS- und Wehrmachts-Truppen war, der DMG angegliedert wurde. Dieser sog. "Feldmullah"-Komplex gehörte zur "Reichsstiftung für Länderkunde", die die SS seit Ende 1943 unter wechselnden Namen betrieb. Die geplante Eingliederung in die DMG, die während des Jahres 1944 verhandelt wurde und der Schede laut SS-Protokoll zugestimmt hatte, kam kriegsbedingt nicht mehr zustande. [2]

Schede war seit dem 1. Juni 1937 Mitglied der NSDAP,[3] Nach Angaben eines städtischen Werbe-Katalogs von 1979 wehrte er sich gegen eine ideologische Vereinnahmung der archäologischen Forschung.[4] Seine Todesumstände sind nicht geklärt. Nach Angaben von Kurt Bittel in einem Nachruf (1952) starb Schede im Februar 1947 „fern von den Seinen, einsam, durch Hunger und Entbehrungen geschwächt.“[5] Mehr als dreißig Jahre später schrieb Bittel in einer Kurzbiografie Schedes, er sei „infolge einer Verkettung tragischer Geschehnisse gestorben.“[6] [7].

Schriften (Auswahl)

  • Antikes Traufleistenornament, 1909
  • Die Burg von Athen, 1922
  • Griechische und römische Skulpturen des Antiken-Museums von Konstantinopel, 1928

Literatur

  • Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft - Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild, Zweiter Band, Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1931, S. 1617
  • Kurt Bittel: Martin Schede †. In: Gnomon, Band 24 (1952), S. 237–240.
  • Kurt Bittel: Martin Schede. In: Reinhard Lullies, Wolfgang Schiering: Archäologenbildnisse. Porträts und Kurzbiographien von Klassischen Archäologen deutscher Sprache. Mainz: Zabern 1988, S. 220–221.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1] Er war schon 1938 beschlossen worden, aber das Registergericht hatte formal das Protokoll bemängelt, daher wurde er neu formuliert und von der MV noch einmal beschlossen
  2. Auszug S. 348 - 368, aus dem Bundesarchiv A 54, 7 R 920, sowie vorangehende Einordnung (diese in Engl.). Wilfried Krallert nach Olzschags Bericht (nach 1945) über die Frage der SS-Mullahs. Zur Datierung, die sich aus diesem Auszug nicht mehr erkennen lässt, Position 19430820
  3. Ekkehard Ellinger: Deutsche Orientalistik zur Zeit des Nationalsozialismus 1933–1945, Edingen-Neckarhausen 2006, S. 27.
  4. Berlin und die Antike: Katalog, Berlin 1979, S. 428.
  5. Bittel (1952) 237.
  6. Bittel in Lullies/Schiering (1988) 221.
  7. verstirbt in sowjetischer Gefangenschaft im Lager Gomlitz ihtp

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