Molekulare Bildgebung

Molekulare Bildgebung

Unter dem Begriff Molekulare Bildgebung (engl.: molecular imaging) werden die Erforschung physiologischer Prozesse und die Diagnose von Krankheiten auf molekularer Ebene mittels bildgebender Verfahren in Echtzeit in vivo zusammengefasst.

Mit den Erkenntnissen der biochemischen Forschung und der Molekularbiologie ist es prinzipiell möglich, bestimmte Krankheiten auf molekulare Abnormalitäten zurückzuführen. So wird beispielsweise die Alzheimer-Krankheit auf die Ablagerung von (makro-)molekularer Plaque im Gehirn der Patienten zurückgeführt. Das Ziel der Molekularen Bildgebung ist es, diese molekularen Signaturen von Krankheiten zu detektieren und für die medizinische Diagnose zu nutzen. Im Idealfall lassen sich damit Krankheiten bereits vor dem Ausbruch der ersten Symptome diagnostizieren und therapieren[1]. Bei Morbus Alzheimer zeigt sich die Ablagerung der Plaques bereits Jahre vor den klinischen Symptomen.

Die Molekulare Bildgebung ist, wie auch das Theranostik-Konzept, Teil eines Paradigmenwechsels im bestehenden Gesundheitssystem, der vom derzeitigen „Krankenservice“ mit seinen kurativen Maßnahmen zu einem prophylaktischen, präventiven Gesundheitsservice führen soll. Damit wird die Erhaltung der Gesundheit und nicht mehr ihre Wiederherstellung in den Mittelpunkt der medizinischen Versorgung gestellt.[2]

Inhaltsverzeichnis

Das Prinzip der Molekularen Bildgebung

An ein signalgebendes Molekül oder Atom wird ein Transportmolekül oder –partikel (beispielsweise ein Nanopartikel) gekoppelt, das zudem mit einer „Zielfindungseinheit“ verbunden ist.[2] Letzteres können bestimmte Liganden wie beispielsweise Antikörper oder deren Fragmente, Aptamere, einfache Peptidsequenzen oder Oligonukleotide sein. Diese Liganden sind spezifisch für molekulare Marker bestimmter Krankheiten. Nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip binden sie mit möglichst hoher Selektivität am kranken Gewebe und bewirken so eine Anreicherung der an sie gebundenen signalgebenden Moleküle. Die wiederum können von außen mittels bildgebender Verfahren detektiert und lokalisiert werden.

Bildgebende Moleküle

Am weitesten fortgeschritten und etabliert ist die Molekulare Bildgebung mit Radionukliden. Der Zerfall der radioaktiven Isotope kann mit den bildgebenden Verfahren Szintigrafie, Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder SPECT (single photon emission computed tomography) mit hoher Empfindlichkeit und sehr geringen Dosen im picomolaren Bereich detektiert werden (siehe Hauptartikel: Nuklearmedizin).

Die Hauptnachteile der Bildgebung mit Radionukliden sind, neben den hohen Kosten dieser Verfahren, vor allem die Strahlenbelastung für den Patienten. Sie verhindern, dass diese Verfahren beispielsweise routinemäßig zur Früherkennung oder zur permanenten Therapiekontrolle eingesetzt werden können. Für die Realisierung des Konzeptes der Molekularen Bildgebung wird deshalb derzeit an einer Vielzahl von weiteren Diagnoseverfahren gearbeitet. Dazu zählen vor allem die Magnetresonanztomografie, die Sonografie (Bildgebung durch Ultraschall) und optische Verfahren (meist mittels Fluoreszenz).

Beispiele

Siehe auch

In-vivo-Diagnostika

Einzelnachweise

  1. Lamerichs R et.al., Molecular Imaging: the road to better healthcare., in Medicamundi, 47/2003, S.2–9.
  2. a b Wagner V, Wechsler D, Technologiefrüherkennung: Nanobiotechnologie II: Anwendungen in der Medizin und Pharmazie, VDI Technologiezentrum, 2004

Literatur

  • Fuchs V.R.,Sox H.C. Jr., Health Affairs 2001: 20(5), 30–42
  • Weissleder R, Mahmood U, Molecular imaging., in Radiology, 219/2001, S.316–33.
  • Piwnica-worms D, Luker KE, Imaging Protein-protein interactions in whole cells and living animals., in Ernst Schering Res Found Workshop, 49/2005, S.35–41.
  • Massoud TF, Gambhir SS, Molecular imaging in living subjects: seeing fundamental biological processes in a new light, in Genes & Development, 2003, S. 545–80

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Fabian Kießling — Fabian Kiessling (* 16. August 1972 in Mannheim) ist ein deutscher Radiologe, Hochschullehrer und Fachautor sowie einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Molekularen Bildgebung. So ist er einer der ersten Anwender eines speziellen… …   Deutsch Wikipedia

  • Fabian Kiessling — (2010) Fabian Kiessling (* 16. August 1972 in Mannheim) ist ein deutscher Radiologe, Hochschullehrer und Fachautor sowie einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Molekularen Bildgebung. So ist er einer der ersten Anwender eines… …   Deutsch Wikipedia

  • Otmar Schober — (* 15. Februar 1948 in Bad Rothenfelde/Strang) ist ein deutscher Facharzt für Nuklearmedizin, Forscher und Hochschullehrer. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Theranostic — Theranostik ist ein Kofferwort, das aus den beiden Begriffen Therapie und Diagnostik gebildet wird. Unter Theranostik versteht man die zunehmend engere Verzahnung von Diagnostik und Therapie. Ziel der Theranostik ist es, die richtige Therapie für …   Deutsch Wikipedia

  • Theranostics — Theranostik ist ein Kofferwort, das aus den beiden Begriffen Therapie und Diagnostik gebildet wird. Unter Theranostik versteht man die zunehmend engere Verzahnung von Diagnostik und Therapie. Ziel der Theranostik ist es, die richtige Therapie für …   Deutsch Wikipedia

  • Max-Planck-Institut für neurologische Forschung — Kategorie: Forschungseinrichtung Träger: Max Planck Gesellschaft Rechtsform des Trägers: Eingetragener Verein Sitz des Trägers: München Standort der Einrichtung …   Deutsch Wikipedia

  • GE Healthcare — umfasst die gesundheitlichen Dienstleistungen der amerikanischen General Electric Company, einem der umsatzstärksten Mischkonzerne der Welt. GE Healthcare hat seinen Sitz in Chalfont St Giles in Buckinghamshire in Großbritannien. GE Healthcare… …   Deutsch Wikipedia

  • Universität zu Köln — Gründung 1919 (alte Universität: 1388) Trägerschaft …   Deutsch Wikipedia

  • Ge hc — GE Healthcare umfasst die gesundheitlichen Dienstleistungen der amerikanischen General Electric Company, einem der umsatzstärksten Mischkonzerne der Welt. GE Healthcare hat seinen Sitz in Chalfont St Giles in Buckinghamshire in Großbritannien.… …   Deutsch Wikipedia

  • Ge medical systems — GE Healthcare umfasst die gesundheitlichen Dienstleistungen der amerikanischen General Electric Company, einem der umsatzstärksten Mischkonzerne der Welt. GE Healthcare hat seinen Sitz in Chalfont St Giles in Buckinghamshire in Großbritannien.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”