SMS Wolf (1913)

SMS Wolf (1913)
SMS Wolf
SMS Wolf starboard view WWI AWM P05338.173.jpg
p1
Schiffsdaten
Flagge Deutsches ReichDeutsches Reich (Reichskriegsflagge) Deutsches Reich
FrankreichFrankreich (Nationalflagge zur See) Frankreich
andere Schiffsnamen
  • Wachtfels
  • Antinous
Schiffstyp Hilfskreuzer
Reederei DDG „Hansa“
Bauwerft Flensburger Schiffbau-Gesellschaft, Flensburg
Stapellauf 8. März 1913
Indienststellung 16. Mai 1916
Verbleib 1931 zum Abwracken verkauft
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
135,0 m (Lüa)
Breite 17,1 m
Tiefgang max. 7,9 m
Verdrängung 11.200 tdep1
Vermessung 5.809 BRT
 
Besatzung 347 Mann
Maschine
Maschine 3 Dampfkessel
3-Zyl.-Verbundmaschine
Maschinen-
leistung
2.800 PS (2.059 kW)
Geschwindigkeit max. 10,5 kn (19 km/h)
Propeller 1
Bewaffnung

Die SMS Wolf war ein Hilfskreuzer und Minenleger der deutschen Kaiserlichen Marine, der im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde. Sie war ein umgebauter Frachter, der vorher unter dem Namen Wachtfels für die Bremer Reederei DDG „Hansa“ gefahren war.

Inhaltsverzeichnis

Einsatz

Am 30. November 1916 lief die Wolf, unter dem Kommando von Fregattenkapitän Karl August Nerger mit 348 Mann Besatzung vom Skagerrak aus an der norwegischen Küste entlang in den Nordatlantik, umfuhr Island nördlich durch die Dänemarkstraße und ging anschließend auf Südkurs. Nach der Fahrt durch den Nord- und Südatlantik umrundete sie das Kap der guten Hoffnung, wo sie Minen legte, und durchfuhr dann den Indischen Ozean mit Ziel südasiatische Küste. Dort legte sie Minen vor den Häfen von Bombay und Colombo, bevor sie in den Gewässern Südostasiens, Australiens und Neuseelands mittels ihres Bordflugzeugs Wölfchen gegnerische Schiffe ausfindig machte, die sie später aufbrachte und versenkte (35 Handelsschiffe und zwei Kriegsschiffe, mit zusammen zirka 110.000 BRT). Als Piloten kamen Leutnant z.S.d.R. Alexander Stein, und Oberflugmeister Paul Fabeck mit an Bord.

Im Indischen Ozean rüstete die Wolf ein gekapertes Schiff, die ehemalige Gutenfels, als Hilfskreuzer Iltis zu selbstständigen Kriegsführung um. Das Kommando führte Kapitänleutnant Iwan Brandes. Die Iltis fiel jedoch nach kurzer Zeit einem britischen Kriegsschiff zum Opfer, nachdem sie im Golf von Aden Minen gelegt hatte.[1]

Am 26. September 1917 sichtete das Wölfchen südlich von Ceylon den japanischen Dampfer Hitachi Maru unter Kapitän Seizu Tominaga. Die Hitachi reagierte nicht auf die Stopp-Signale der Wolf und auch nicht auf Warnschüsse vor den Bug. Stattdessen beabsichtigte Tominaga, mit dem Heckgeschütz das Feuer auf den Hilfskreuzer zu eröffnen und ihm mit überlegener Geschwindigkeit zu entkommen. Daraufhin wurden vier Salven auf den japanischen Dampfer abgegeben, doch erst ein schwerer Treffer auf seiner Brücke bewegte Tominaga dazu, sein Schiff zu stoppen und zu übergeben. Durch das Geschützfeuer des Wolf waren 16 Menschen ums Leben gekommen; zwei weitere ertranken, da sie in Panik über Bord gesprungen waren. Kapitän Tominaga beging am 7. oder 8. Februar 1918 Suizid, in dem er nachts im Nordatlantik unbemerkt über Bord sprang. In einem Abschiedsbrief, der in seiner Kabine gefunden wurde, die er mit Kapitänleutnant Kenkichi Shireizi teilte, begründete er seine Handlung damit, dass er Unglück über seine Passagiere, die Besatzung und deren Familien gebracht und außerdem das Schiff an den Gegner verloren habe. Mit seinem Selbstmord habe er so lange gewartet, bis er seine Besatzung in Sicherheit wußte. Das spurlose Verschwinden des Dampfers führte zu einer groß angelegten Suchaktion durch die japanische Marine, was auf der Wolf durch den abgehörten Funkverkehr zwischen den japanischen Kreuzern festgestellt werden konnte.

Am 10. November 1917 überprüfte die Wolf östlich von Madagaskar den neutralen spanischen Dampfer Igotz Mendi und stellte dabei fest, dass dieser britische Kohle als Konterbande geladen hatte. Daraufhin beschloß Nerger, den Dampfer als Prise nach Deutschland durchzubringen; Prisenoffizier wurde der Leutnant zur See d. R. Karl Rose. Am 24. Februar 1918 strandete die Igotz Mendi aufgrund schlechter Sicht südlich von Skagen auf einer Sandbank. Roses Versuch, die dänischen Behörden über den Charakter des Schiffs als Prise zu täuschen und als ein aus Norwegen kommendes deutsches Handelsschiff auszugeben, misslang. Zur Vermeidung eines diplomatischen Zwischenfalls mit dem Deutschen Reich wurde die Internierung der Besatzung und die Befreiung der Gefangenen nicht durch dänisches Militär, sondern die örtliche Polizei durchgeführt. Die Abbergung sowohl der Gefangenen als auch der deutschen Besatzung in einem schweren Sturm gelang den Seenotrettungsbooten der Station Skagen.

Nach 451 Tagen und einer Strecke, die etwa dem 2,5-fachen Erdumfang entspricht, kehrte die Wolf im Februar 1918 mit 467 Kriegsgefangenen[2] in ihren Heimathafen Kiel zurück. Das Schiff unternahm damit die längste Feindfahrt eines Kriegsschiffes ohne Unterstützung von außen im Ersten Weltkrieg. Die gesamte Versorgung mit Kohle, Lebensmitteln und anderen Materialien wurde von den aufgebrachten Prisen geholt. Kapitän Nerger wurde nach der Rückkehr von SMS Wolf am 24. Februar 1918 mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet und zum Befehlshaber der Vorpostenboote in der Nordsee ernannt. Die gesamte Besatzung erhielt das Eiserne Kreuz.

Danach wurde das Schiff als Hilfskreuzer in der Ostsee eingesetzt.

Am 5. April 1919 wurde die Wolf in Brest an Frankreich ausgeliefert, später an die Firma Cie. Messageries Maritimes, Paris, verkauft; von dieser in Antinous umbenannt, kreuzte es – umgebaut zu einem Touristenschiff – u.a. im Indischen Ozean, bevor es schließlich 1931 zum Abbruch nach Italien verkauft wurde.

An Bord der Wolf befand sich auch der Oberheizer und spätere kommunistische Schriftsteller Theodor Plivier. Seine Erlebnisse an Bord der Wolf verarbeitete er in dem autobiographischen Roman Des Kaiser Kulis. Roman der deutschen Hochseeflotte, der 1930 im Malik-Verlag in Berlin erschien. August Nergers Memoiren SMS Wolf erschienen noch während des Krieges 1918 im Berliner Scherl-Verlag. Der Artillerie-Offizier der Wolf, Kapitänleutnant Fritz Witschetzky, veröffentlichte 1920 seine Reiseerinnerungen in dem Werk Das schwarze Schiff, das mit seinen eigenen Fotografien und einigen Kunstbeilagen ausgezeichnet bebildert ist. Der an Bord befindliche Gefangene Roy Alexander veröffentlichte seine Erlebnisse 1939 unter dem Titel The Cruise of the Raider Wolf. Der Besatzung der Wolf gehörte auch der Bootsmannsmaat Jakob Kinau, Bruder von Gorch Fock und Rudolf Kinau. Seine Reiserlebnisse veröffentlichte er 1934 unter dem Titel Adjutant des Todes. Wolfs-Tagebuch, das im Hamburger Quickborn-Verlag erschien.

Liste der von der "Wolf" aufgebrachten oder versenkten Schiffe

  • Britischer Dampfer Matheran, vor Kapstadt, 26. Januar 1917 durch Mine.
  • Britischer Dampfer Tyndareus, vor Kap Agulhas, 6. Februar 1917 durch Mine.
  • Britischer Dampfer Worchestershire, vor Colombo, 17. Februar 1917 durch Mine.
  • Britischer Dampfer Cicilia, vor Kapstadt, 18. Februar 1917.
  • Britischer Dampfer Perseus, vor Colombo, 21. Februar 1917
  • Britischer Dampfer Turritella, Indischer Ozean, durch Wolf aufgebracht am 27. Februar 1917.
  • Britischer Dampfer Jumna, Indischer Ozean, durch Wolf versenkt 1. März 1917.
  • Britischer Dampfer Wordsworth, Indischer Ozean, durch Wolf' versenkt 11. März 1917.
  • Brigg Dee aus Mauritius, Indischer Ozean, durch Wolf versenkt 30. März 1917.
  • Spanischer Dampfer E. de Eizaguirre, vor Kapstadt, 25. Mai 1917 durch Mine.
  • Neuseeländischer Dampfer Wairuna, Südpazifik, durch Wolf versenkt 2. Juni 1917.
  • Britischer Dampfer City of Execeter, vor Bombay, 11. Juni 1917.
  • US-amerikanischer Dampfer Winslow, Südpazifik, durch Wolf versenkt 16. Juni 1917.
  • Japanischer Dampfer Unkai Maru, vor Bombay, 17. Juni 1917 durch Mine.
  • Britischer Dampfer Mongolia, vor Bombay, 23. Juni 1917 durch Mine.
  • Australischer Dampfer Cumberland, Gabo Island/Südost-Australien, 6. Juli 1917 durch Mine.
  • US-amerikanische Bark Beluga, Südpazifik, durch Wolf versenkt 9. Juli 1917.
  • US-amerikanische Bark Encore, Südpazifik, durch Wolf versenkt 15. Juli 1917.
  • Britischer Dampfer Okhla, vor Bombay, 29. Juli 1917 durch Mine.
  • Australischer Dampfer Matunga, Südpazifik, durch Wolf versenkt 6. August 1917.
  • Britischer Dampfer City of Athens, vor Kapstadt, 10. August 1917 durch Mine.
  • Britischer Dampfer Bhamo, vor Kapstadt, 26. August 1917 durch Mine.
  • Neuseeländischer Dampfer Port Kembla, vor Wellington, 18. September 1918 durch Mine.
  • Japanischer Dampfer Hitachi Maru, Indischer Ozean, durch Wolf versenkt 26. September 1917.
  • Spanischer Dampfer Igotz Mendi, durch Wolf im Indischen Ozean am 10. November 1917 aufgebracht, als Prise durch Strandung in dänischen Gewässern vor Skagen verloren Februar 1918.
  • Britischer Dampfer Croxteth Hall, vor Bombay, 17. November 1917 durch Mine.
  • US-amerikanische Bark John H. Kirby, Indischer Ozean, durch Wolf versenkt 30. November 1917.
  • Französische Bark Maréchal Davout, Atlantik, durch Wolf versenkt 15. Dezember 1917.
  • Norwegische Bark Storebror, Atlantik, durch Wolf versenkt 4. Januar 1918.
  • Neuseeländischer Dampfer Wimmera, vor North Cape, Neuseeland, 27. Juni 1817 durch Mine.


Angaben nach: Guilliatt/Hohnen, The Wolf, S. 306f.

Weblinks

Galerie

Literatur

  • Karl August Nerger: S.M.S. Wolf, Berlin 1918.
  • Richard Guilliatt, Peter Hohnen: The Wolf. How one German raider terrorized the Allies in the most epic voyage of WWI, New York (Free Press), 2010, ISBN 978-1-4165-7317-3.
  • Edwin P. Hoyt: Raider Wolf, The Voyage of Captain Nerger, 1916–1918. New York 1974, ISBN 0-8397-7067-7 (Englisch).
  • Eintrag: Hilfskreuzer „Wolf“. In: Kapitän zur See a. D. Hugo von Waldeyer-Hartz: Der Kreuzerkrieg 1914-1918. Das Kreuzergeschwader. Emden, Königsberg, Karlsruhe. Die Hilfskreuzer. Oldenburg i. O. 1931, S. 205f.
  • Fritz Witschetzky: Das schwarze Schiff. Stuttgart/Berlin/Leipzig 1920.
  • Roy Alexander: The Cruise of the Raider Wolf. Yale University Press, 1939.
  • Theodor Plievier: Des Kaisers Kulis. Roman der deutschen Hochseeflotte. Berlin 1930.
  • Paul Schmalenbach: Die deutschen Hilfskreuzer 1895–1945. Oldenburg / Hamburg 1977, ISBN 3797918771.
  • Jakob Kinau: Adjutant des Todes. Wolfs-Tagebuch, Hamburg 1934.
  • Captain A[lec). Donaldson: The Amazing Cruise of the German Raider "Wolf", Sydney (New Centrury Press) 1941.
  • Ernst Szielasko: 15 Monate Prisenoffizier an Bord SMS "Wolf", Berlin (Deutscher Lernmittelverlag) 1918.
  • Matthäus Stein/Paul Fabeck: Wölfchen - Im Flugzeug über drei Weltmeeren, Berlin (August Scherl Verlag) 1918.
  • F. G. Trayes: Five Months on a German Raider - Being the Adventures of an Englishman Captured by the "Wolf", London (Headley Brothers) 1919.
  • John Stanley Cameron: Ten Months in a German Raider, New York (George H. Doran Company) 1918.
  • Alfred Clarke: To Kiel in the German Raider Wolf - and After, Colombo (The Times of Ceylon Company) 1920.

Einzelnachweise

  1. John Walter: Piraten des Kaisers - Deutsche Handelsstörer 1914-1918. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1996, S. 176f. ISBN 3-613-01729-6
  2. Der Weltkrieg am 27. Februar 1918. In: Das Archiv zum 1. Weltkrieg. (s. Weblinks)

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