- Corps Saxo-Borussia Heidelberg
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Das Corps Saxo-Borussia Heidelberg ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Die Corpsmitglieder werden „Sachsen-Preußen“ genannt.
Inhaltsverzeichnis
Wappen und Couleur
Das Wappen des Corps zeigt neben dessen Zirkel und dessen Farben die sächsische Raute (einem neunmal von Schwarz und Gold geteilten Feld mit einem schrägrechten grünen Rautenkranz), welche auf das Wappen des ehemaligen Königreichs Sachsen zurückgeht und den Preußischen Adler.
Saxo-Borussia hat die Farben weiß-grün-schwarz-weiß mit silberner Perkussion. Dazu wird ein weißer Stürmer getragen. Saxo-Borussia hat wie alle Heidelberger SC Corps kein Fuchsenband, die Füchse tragen nur den Stürmer. Vereinzelt ist es bei Saxo-Borussia üblich, als Kopfbedeckung Tönnchen auch mit Pelzbesatz zu tragen.
Der Wahlspruch lautet „Virtus sola bonorum corona!“ („Allein die Tugend ist die Krone der Guten!“)
Das Wappen ist geviert und mit einem Mittelschild belegt. Es zeigt (heraldisch) rechts oben das sächsische Landeswappen mit Rautenkranz, links oben den preußischen Adler, rechts unten das Bundeszeichen mit gekreuzten Korbschlägern im Laubkranz und die Anfangsbuchstaben G.U.N des Waffenspruchs „Gladius ultor noster“ („Das Schwert [ist] unser Rächer“), links unten im dreifach geteilten Feld die Farben des Corps. Der Mittelschild enthält Schwarz in Weiß den Zirkel.
Auswärtige Beziehungen
Das Corps Saxo-Borussia ist Mitglied im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) und gehört zu den Unterzeichnern des Heidelberger SC-Comments. Der Heidelberger Senioren-Convent besteht heute aus drei Kösener Corps.[2]
In Kartellen mit Borussia Bonn und Saxonia Göttingen gehört Saxo-Borussia zum Weißen Kreis im KSCV. Das Kartell mit Starkenburgia ist eines der ältesten im KSCV und bewährte sich bei Saxo-Borussias Rekonstitution in den Nachkriegsjahren. Seit den 1840er Jahren bestand ein Kartell mit der Königsberger Corpslandsmannschaft Littuania IV. 4 Littauer und 6 Silber-Litthauer wurden Sachsen-Preußen.[3] Das Kartell ging 1866 mit der Suspension der Silber-Litthauer unter.[4]
Geschichte
Das Corps Saxo-Borussia wurde am 16. Dezember 1820 von Studenten an der Universität Heidelberg gestiftet und gehört seither dem Heidelberger Senioren-Convent an.
Deutschlandweites Aufsehen erregte das Corps im Jahre 1935, als Corpsmitglieder in einem öffentlichen Lokal, dem Seppl, die Übertragung einer Hitler-Rede störten und sich einige Tage später während eines Spargelessens in der Öffentlichkeit mehrfach abfällig über Adolf Hitler äußerten. Dies ging als Heidelberger Spargelessen (auch „Heidelberger Mockage“) in die deutsche Universitätsgeschichte ein und beschleunigte den Prozess der vom NS-Regime erzwungenen Auflösung der Studentenverbindungen in Deutschland. Das Corps Saxo-Borussia musste sofort seinen Aktivenbetrieb schließen, der Senior Henning von Quast wurde verhaftet.
Das Corps Saxo-Borussia konnte im Jahre 1952 wiederentstehen und zählt auch heute noch vorwiegend Söhne aus Adelsfamilien zu seinen Mitgliedern.
1910 und 1998 war Saxo-Borussia präsidierendes Vorortcorps im KSCV und stellte die Vorsitzenden des oKC.
Bedeutung
Charakteristisch ist der hohe Anteil prominenter Mitglieder, vor allem aus deutschen und internationalen Adelsfamilien. Konstantin I., König von Griechenland, die Prinzen Wilhelm und Oskar von Preußen und der letzte kaiserliche Reichskanzler Prinz Max von Baden waren ebenso Sachsen-Preußen wie der Komponist Robert Schumann. In der Kaiserzeit und in der Weimarer Republik galt Saxo-Borussia als das „vornehmste Corps der Christenheit“.[5] Viele Mitglieder erreichten hohe Positionen in der preußischen Verwaltung und im Auswärtigen Dienst des Deutschen Reiches.
Mark Twain verbrachte im Sommer 1878 mehrere Monate in Heidelberg und schenkte den dortigen Corps große Aufmerksamkeit. Eine Weile verkehrte er bei einer Verbindung, die er white cap corps oder Prussian corps nannte. Das verweist eindeutig auf die Sachsen-Preußen mit ihren weißen „Stürmern“.[6]
Die herausgehobene gesellschaftliche Stellung der Saxo-Borussia führte dazu, dass das Corps in der Literatur oft als Zielscheibe für Spott und Satire diente. Aufgrund der elitären, oft adeligen Abstammung der Mitglieder wurde die Saxo-Borussia sowohl von den Nationalsozialisten als auch von vielen bundesrepublikanischen Nachkriegsdemokraten als „rektionär“ diffamiert.
In diesem Sinne verfasste auch der Schriftsteller Wilhelm Meyer-Förster im Jahre 1885 als literarisches Debüt eine Satire mit dem Titel Die Saxo-Saxonen, die in der „Universitätsstadt H.“ spielte.
Der Hochstapler Harry Domela war im Herbst 1926 mehrere Wochen als angeblicher Prinz von Liven Gast des Corps. Seine Erfahrungen mit den Sachsen-Preußen schilderte er sehr negativ in seiner Biographie, die er im Gefängnis verfasste. Kurt Tucholsky widmete dem Corps das Gedicht Saxo-Borussen, in dem er sich auf Domela bezog.[7]
Widerstand
1944 wurde Albrecht von Hagen, Syndikus in Berlin und Leutnant der Reserve bei der Wehrmacht, als Verschwörer des 20. Juli 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet. Er hatte den Sprengstoff für das Hitler-Attentat beschafft.
Nikolaus Christoph von Halem, der 1942 ein Attentat auf Hitler geplant hatte, wurde ebenfalls 1944 hingerichtet.
Spät wurde der von den Nationalsozialisten 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtete Diplomat Rudolf von Scheliha als Widerständler anerkannt. Aufgrund seiner angeblichen Aktivitäten für die Rote Kapelle galt er noch im Nachkriegsdeutschland als „Landesverräter“. Erst 1995 wurde er vom Auswärtigen Amt mit einer Gedenktafel geehrt.[8]
„Ausser den Saxen-Preussen hat wohl kein anderes Corps [wie Baltia] solche Verfolgungen durch das 3. Reich erlebt.“
– Hans Lüdecke, 1950[9]
Bekannte Mitglieder
- Heinrich von Achenbach (Landrat) (1863–1933), Abgeordneter des Nassauischen Landtags
- Hermann Ampach (1829–1903), Rittergutsbesitzer und Mitglied des Deutschen Reichstags
- Friedrich II., Großherzog von Baden (1857–1928)
- Ernst I. (Sachsen-Altenburg) (1826–1909), Herzog
- Ernst Baedeker (1833–1901), Verleger, v. a. von Reiseführern
- Ernst Immanuel Bekker (1827–1916), Rechtswissenschaftler, Ehrenbürger von Heidelberg
- Ludwig Bernheim (1884–1974), Landrat
- Joseph Maria Anton von Brassier de Saint-Simon Ballade (1798-1872), preußischer Diplomat, Stifter des Corps Saxo-Borussia
- Hans Joachim von Brockhusen (1869-1928), Landrat des Kreises Grünberg
- Karl von Dewitz-Krebs (1887-1945), Generalmajor, 1945 hingerichtet
- Herbert von Dirksen (1882–1955), Botschafter
- Alexander Freiherr von Dörnberg (1901–1983), SS-Oberführer, 1938 Protokollchef des Auswärtigen Amtes
- Hermann Druckrey (1904–1994), Pharmakologe, Toxikologe
- Adolf von Engel (1834–1900), Mitglied des Reichstages
- Wolfgang Fürstner (*1944), Hauptgeschäftsführer vom Verband Deutscher Zeitschriftenverleger
- Andreas von Griechenland (1882–1944), Prinz von Griechenland, Vater von Philip Mountbatten
- Christoph von Griechenland (1888-1940)
- Klaus von der Groeben (1902-2002), Staatssekretär im Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein
- Gustav von Goßler (1838–1902), Oberpräsident von Westpreußen, preußischer Kultusminister
- Franz Wilhelm von Gottberg (1824-1869), Deichhauptmann des Oderbruchs
- Robert Eduard von Hagemeister (1827–1902), Oberpräsident von Westfalen
- Heinrich Ferdinand von Helldorff (1799-1873), Gutsbesitzer, preußischer Landrat und Politiker, Stifter des Corps Saxo-Borussia
- Hermann Hettner (1821–1882), Direktor des Historischen Museums in Dresden
- Carl Heyer (1862–1945), Forstmann, im KSCV „Fürst Heyer“
- Wilhelm Hillebrand (Arzt) (1821–1886), Botaniker
- Leopold von Hoesch (1881–1936), Botschafter
- Alfred Polycarp von Hompesch (1826-1909), Rittergutsbesitzer, Mitglied des Reichstags und des Preußischen Herrenhauses
- Julius von Jagow (1825-1897), Mitglied des Reichstags des Norddeutschen Bundes
- Wilhelm Graf von Kanitz (1846-1912), Generalleutnant
- Wilhelm von Kardorff (1828–1907), Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, Mitglied des Reichstages
- Jürgen von dem Knesebeck (1888-1980), Mitglied des Reichstags
- Georg von Köller (1823–1916), Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses, Staatsrat
- Eberhard von Koerber (Jurist) (* 1938), Vorstandsvorsitzender der Asea Brown Boveri AG, Co-Präsident des Club of Rome
- Friedrich Küchler (1822–1898), Provinzialdirektor in Mainz, Ehrenbürger der Stadt Mainz
- Gustav Langerfeldt (1802–1883), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Hanns-Gero von Lindeiner (1912–1983), Abgeordneter des Deutschen Bundestages
- Albert Erdmann Karl Gerhard von Levetzow (1827–1903), Staatsrat, Reichstagspräsident, Mitglied des Herrenhauses, Kanzler des Johanniterordens
- Robert von Lucius (* 1949), Journalist
- Hans Jaspar von Maltzahn (1869–1929), Politiker
- Ludolf von Maltzan, Mitglied des Reichstages
- Georg Baron Manteuffel-Szoege (1889-1962), Mitglied des Bundestags, Präsident des Bundes der Vertriebenen
- Oskar Meding (1828-1903), Schriftsteller (Gregor Samarow)
- Christian-Friedrich Menger (1915–2007), Professor für Öffentliches Recht an der Universität Münster
- Julius von Minutoli (1804-1860), preußischer Polizeidirektor und Diplomat
- Hans-Adolf von Moltke (1884–1943), Botschafter
- Gustav von Oertzen (1836-1911), deutscher Kolonialbeamter
- Georg Friedrich Ludwig Oppenheimer, (1805-1884), hanseatischer Oberappellationsgerichtsrat und Ehrenmitglied des Corps
- Carl Friedrich Petersen (1809–1892), Erster Bürgermeister von Hamburg
- Albert von Pommer Esche (1837–1903), Oberpräsident der Provinz Sachsen
- Oskar von Preußen (1888-1958), Generalmajor und 35. Herrenmeister des Johanniterordens
- Jesco von Puttkamer (Beamter) (1841–1918), Mitglied des Reichstags und des Herrenhauses
- Rudolf von Rabe (1805–1883), Oberpräsident der Provinz Pommern
- Eduard von Rindfleisch (1836–1908), Pathologe
- Hansjoachim von Rohr (1888–1971), DNVP-Politiker, NS-Gegner
- Hans Christoph von Rohr (* 1938), Industriejurist
- Max von Ruperti (1872-1945), Regierungspräsident in Allenstein
- Karl Roth von Schreckenstein (1823–1894), Archivar und Historiker, Direktor des Generallandesarchivs in Karlsruhe
- Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1844–1894), Herzog zu Sachsen
- Robert von Scheller-Steinwartz (1865–1921), Sachsen-Altenburgischer Staatsminister, deutscher Gesandter in Abessinien
- Bruno von Schuckmann (1857–1919), Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses
- Maximilian von Schwerin-Putzar, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Mitglied und Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses, Mitglied des Reichstages
- Carl von Saenger (1810–1871), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Gustav Simon (1824–1876), Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg
- Georg Stein von Kamienski (1837–1896), Mitglied des Herrenhauses, Mitglied des Reichstages
- Otto zu Stolberg-Wernigerode (1836–1921)
- Michael Stolleis (* 1941), Rechtshistoriker
- Max Franz Guido von Thielmann (1846–1929), Staatssekretär
- Luís Antônio Vieira da Silva , Abgeordneter, Provinzpräsident, Marineminister und Senator des Kaiserreichs Brasilien
- Albrecht Wagner (1827-1871), deutscher Chirurg
- Arnold Wahnschaffe (1865–1941), Chef der Reichskanzlei
- Hermann Graf von Wartensleben (1826–1921), General der Kavallerie
- Wilhelm von Wedell-Piesdorf (1837–1915), preußischer Minister des königlichen Hauses, Reichstagspräsident
- Albin von Wentzky (Landrat) (1804–1849), Landrat
- Hugo von Wilamowitz-Moellendorff (1840–1905), Oberpräsident, Staatsrat, Mitglied des Herrenhauses
- Arthur von Wolff (1828-1898), Oberpräsident der Provinz Sachsen und Präsident des Rechnungshofs des Deutschen Reiches
Salamander
Nach F. A. Lichterfeld [10] hat der Schoppensalamander seine Wurzeln nicht im griechischen oder germanischen Altertum (Theokrit, Viktor von Scheffel), weder beim Bonner Universitätsrichter von Salomon noch in alten Handwerks- oder Freimaurergebräuchen, sondern bei den Sachsen-Preußen, nämlich in der Verkürzung ihres Wunsches „Sauft alle miteinander!“.
Der Wunsch findet sich auch im Allgemeinen Reichskommersbuch vom Jahre 1875:
- Das war einst in der Schänke
- Zum Faß in Heidelberg;
- Es schlürft das Gottgetränke
- Der Riese wie ein Zwerg.
- Der Präses sprach: „Selbander
- Sollt heut ihr trinken nicht,
- Sauft alle miteinander!“
- Und so geschah’s nach Pflicht.
Auf Heidelberg deutet auch eine Schweizer Quelle.[11]
Fußnoten
- ↑ Kaeswurm war Tuch-Littauer und Silber-Litthauer (1845), Sachsen-Preuße (1846) und Heidelberger Helveter (1847). KKL 1910, 139, 9; 140, 233; 120, 314; 145, 194
- ↑ Der SC besteht aus den Kösener Corps Rhenania, Saxo-Borussia und Suevia.
- ↑ B. Kaeswurm, v. Deutsch, Th. Kaeswurm, v. Bötticher und K. v. Saucken (in den KKL 1910 bei Saxo-Borussia nicht geführt), Siegfried, v. Glasow, v. Staegen, v. Sperber und E. v. Saucken
- ↑ John Koch: Zur Geschichte der Silberlitthauer. Deutsche Corpszeitung, 42. Jahrgang, Mai 1925, S. 78–84
- ↑ Eine Anspielung auf das 1. Garde-Regiment zu Fuß
- ↑ Mark Twain: A Tramp Abroad. Erstausgabe London 1880 (deutsch: Bummel durch Europa)
- ↑ Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke in zehn Bänden, Band 5. Reinbek 1975, S. 303–304, 323–324 [1]
- ↑ In den 1950er Jahren kursierte im Auswärtigen Amt ein schönes Bonmot über seine Diplomaten: „Und als man sie dann wiederfand, wo waren sie – im Widerstand.“
- ↑ Brief vom 23. April 1950 zur Übergabe von Baltias NS-Akten an das Kösener Archiv
- ↑ Westermann’s illustrirte deutsche Monats-Hefte, Januar 1875 und Juni 1876
- ↑ Biersalamander bei Saxo-Borussia
Literatur
- Heinz-Adolf von Brand, Maxtheodor Reichmann (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Saxo-Borussia zu Heidelberg. Band 1: 1820–1935. Heidelberg 1958
- Robert von Lucius (Hg.): Weiß-Grün-Schwarz-Weiß. Beiträge zur Geschichte des Corps Saxo-Borussia zu Heidelberg. Band 2: 1934–2008. Heidelberg 2008 (Rezension in Einst und Jetzt, Bd. 55, 2010, S. 464–466)
- Robert von Lucius: „Als wär’s ein Stück von mir“ – Das Corps Saxo-Borussia in der Literatur. Einst und Jetzt, Bd. 55 (2010), S. 125–142
Weblinks
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