Niedergailbach

Niedergailbach
Niedergailbach
Gemeinde Gersheim
Koordinaten: 49° 8′ N, 7° 12′ O49.1338888888897.2072222222222347Koordinaten: 49° 8′ 2″ N, 7° 12′ 26″ O
Höhe: 347 m ü. NN
Fläche: 5,19 km²
Einwohner: 581 (2000)
Eingemeindung: 1974
Postleitzahl: 66453
Vorwahl: 06843

Niedergailbach (im örtlichen Dialekt: Gelbach) ist ein Ort im Bliesgau, einer Region im Saarland, und Ortsteil der Gemeinde Gersheim. Nachbardörfer sind Gersheim, Reinheim und das lothringische Obergailbach.

Inhaltsverzeichnis

Geographie und Geologie

Niedergailbach liegt im südlichsten Teil des Saarpfalz-Kreises in einem Seitental des Bliesgaues 1 km von der deutsch-französischen Grenze entfernt. Der 2 km die Straße talaufwärts gelegene Nachbarort Obergailbach gehört bereits zu Frankreich. Namensgebend ist der durch beide Orte fließende und talabwärts in die Blies mündende Gailbach. Dieser entspringt oberhalb von Obergailbach.

Der Talkessel (220 m über dem Meeresspiegel) wird umgeben von den Bergen

  • Sperrberg (die Sperr),
  • Buchenberg (Buchebersch),
  • Buchenbüsch (Bischebisch) und dem
  • Galgenberg, der vor Ort meist Hummerich genannt wird.

Die höchste Erhebung ist der „Totenkopf“ mit 374 m über dem Meeresspiegel. Von diesem Berg, der östlich (bachabwärts gesehen rechts) vom Gailbach liegt, gehen zwei lange Bergrücken Richtung Niedergailbach aus. Der eine ist der Sperrberg (die Sperr) und der andere der Buchenberg. Zwischen beiden verläuft das Elleretal in dem der Wallringerbach fließt, der auch Ellerebach (= Erlenbach) genannt wird. Der Ellerebach entspringt dem Buchenberg und fließt, nachdem er das Elleretal durchmessen hat, in den Gailbach. An der recht steilen Flanke des Sperrbergs zum Elleretal wurde früher an mehreren Stellen der Stein zum Bau der Häuser in Niedergailbach gebrochen. Heute ist dort ein Vogelschutzgebiet ausgewiesen.

Westlich (bachabwärts gesehen links) vom Gailbach liegt der Buchenbüsch und diesem voegelagert Richtung Bliestal der Hummerich oder Galgenberg. Dem Buchenbüsch entspringt der kleine Bach Litzelbach.

Der Name des Buchenbergs und des Buchenbüschs, in deren oberen Tal Obergailbach liegt, geben Zeugnis von der dort natürlicherweise vorherrschenden Hauptbaumart Buche. Heute wird die Landschaft stark von Grünland und Feldern geprägt, inzwischen oft vernachlässigten Obstwiesen und kleinen Waldstücken. Diese Vielfalt und die Streuobstwiesen führen zu einer großen Artenvielfalt.

Geologisch gesehen liegt der Ort Niedergailbach in der sogenannten Saargemünd-Zweibrücker Triasmulde. Für die Region besonders charakteristisch sind die Ablagerungen des Muschelkalks. Die Erdschichten verlaufen mit etwa 3 Grad Neigung Richtung Blies. Einige der Muschelkalkschichten, insbesondere der mittlere Muschelkalk ist wasserundurchlässig. Deshalb läuft Regenwasser in die örtlichen Berge wird aber von dieser in mittlerer Höhe gelegenen Schicht gestoppt und tritt der Neigung der Schicht nachlaufend an einem Quellhorizont wieder aus.

Im oberen Bereich der Berge kann unter den beim Ackerbau aufgewühlten Feldsteinen immer wieder Versteinerungen von Muscheln und Ammoniten aud der Zeit des Trias finden.

Statistische Daten

Die früher selbständige Gemeinde Niedergailbach ist seit 1974 einer von neun Ortsteilen der Gemeinde Gersheim. Heute leben 581 Einwohner in Niedergailbach (Stand 2000). Die Gemarkung erstreckt sich über eine Fläche von 519 ha, davon sind 320 ha landwirtschaftliche Fläche, 130 ha Forst und 20 ha bebaute Ortslage. Es gibt 14 Vereine und Verbände.

Geschichte

Die Grenzlage zu Frankreich prägte die Geschichte von Niedergailbach entscheidend. Häufiger Wechsel der territorialen Zugehörigkeit war das Schicksal des Bliesgaudorfes, das 1150 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde (damals zugehörig zur Herrschaft Bitsch im Herzogtum Lothringen). Archäologische Funde zeugen jedoch davon, daß schon in der Steinzeit Menschen hier gelebt haben. Auch aus römischer Zeit fanden sich Siedlungsreste.

Zeitleiste

  • 1297: Im Rahmen eines Austauschvertrages Übergabe der Herrschaft Bitsch als Lehen an die Grafen von Zweibrücken
  • 1606: Erneute Zugehörigkeit zum Herzogtum Lothringen - gemäß Vertrag mit der Grafschaft Hanau-Lichtenberg
  • 1766: Anschluss an das Königreich Frankreich
  • 1783: Wechsel Niedergailbachs in die Herrschaft Blieskastel (von der Leyen) durch Tausch
  • 1814: Ausbruch einer Seuche (Hitzige Krankheit) mit vielen Todesfällen
  • 1816: Territoriale Zugehörigkeit zum königlich-bayerischen Rheinkreis (Pfalz)
  • 1935: Nach der Saarabstimmung „Heimkehr“ des Saargebietes in das Deutsche Reich
  • 1939/45: Zweiter Weltkrieg: Zerstörung der Kirche und Schule sowie der meisten Häuser. Während des Krieges wurde die Dorfbevölkerung zweimal für längere Zeit in andere Regionen Deutschlands evakuiert.
  • 1947: Erneuter politischer und wirtschaftlicher Anschluss an Frankreich.
  • 1957: Nach der Abstimmung über das Saar-Statut im Jahre 1955 - politische Eingliederung in die Bundesrepublik Deutschland.
  • 1974: Verlust der kommunalen Selbständigkeit – seither Gemeindebezirk von Gersheim

Politik

Ortsrat

Sitzverteilung im Ortsrat 2009:

  • CDU 7 Sitze
  • Bündnis 90 Die Grünen 2 Sitze
Ortsvorsteher

Derzeitiger Ortsvorsteher ist Otmar Gros (CDU).

Dorfbild

Durch die Kriegseinwirkungen ist von der alten Bausubstanz in Niedergailbach nur wenig erhalten geblieben. 82% der Häuser waren teilweise stark beschädigt beziehungsweise zerstört. Von den rund 160 Häusern sind nur noch 13% von 1900, 13% aus dem Zeitraum zwischen 1900 bis 1940 und 70% stammen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die alte Bausubstanz konzentriert sich im Bereich um die Kirche, Obere Straße und Bergstraße. Hinzu kommen die Gebäude der ehemaligen Mühle Folz.

Bei den älteren Gebäuden herrscht das Südwestdeutsche Einhaus vor. Die Wege von Haus und Scheune sind mit heimischen unbehauenen Kalksteinen gepflastert oder „gestückt“. Zwischen den Zugängen liegen Grünflächen. Oft ist noch eine Bank und ein Hausbaum vorhanden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg löste sich Niedergailbach allmählich aus seiner bäuerlichen Struktur, ohne sie ganz zu verlieren.

Im Jahr 2001 gewann das Dorf die Goldmedaille beim Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft"[1]

Kirchen und Denkmäler

Kirchen

Als Kirche der katholischen Gemeinde dient seit der Weihe am 28. August 1954 gebaute Bruder Klaus-Kirche. Die Kirche ist dem Schweizer Friedensheiligen Nikolaus von Flue geweiht. Als Baumaterial für das Kirchenschiff und den 18 Meter hohen Turm wurde heimischer Kalkstein verwendet. Ausgemalt und mitgestaltet wurde sie von Prof. Richard Seewald.

Am Friedhof wurde eine Marienkapelle errichtet, die mit einer Holznachbildung, ausgeführt von einem Oberammergauer Holzschnitzer, der Madonna von Stalingrad von Kurt Reuber ausgeschmückt wurde.

Kleine Steige

Bei der unter Denkmalschutz stehenden „Kleinen Steige“ handelt es sich um eine Treppenanlage, die das Oberdorf mit dem Unterdorf verbindet. Sie wurde im 19. Jahrhundert von Niedergailbacher Bürgern aus Kalkstein errichtet. Kriegseinwirkungen und Verwitterung machten eine Restaurierung nötig.

Dorfbrunnen

Nach Herstellung der Wasserversorgung blieb von ehemals sechs öffentlichen Brunnen einer übrig. Dieser im Jahre 1758 ursprünglich errichtete Brunnen wird von einem neugotischen Brunnenstock aus Sandstein geziert. Vom staatlichen Konservatoramt wird die Anlage als schützens- und erhaltenswertes Bauwerk eingestuft. Im Jahre 1990 wurde der Brunnentrog restauriert. Seit 1981 wurden im Ort vier neue Brunnen aus heimischen Materialien (Kalkstein und Sandstein) errichtet.

Wegekreuze

  • In der Bischof-Weis-Straße, am alten Dorfbrunnen, steht ein hohes, reich bebildertes Kreuz aus dem 18. Jahrhundert, das 1999 restauriert wurde. Den Schaft schmücken Reliefs von Maria und Johannes; auf dem Sockel ist Katharina mit Rad zu erkennen, während die Figur an ihrer Seite als Josef gedeutet werden kann.
  • Ein weiteres, im Jahre 1756 errichtetes Sandsteinkreuz hat seinen Standort vor einem Bauernhaus in der „Obere Straße“.
  • Am Sperrweg, Gemarkung „Köpchen“, erinnert ein Eichenkreuz an die Ermordung eines Niedergailbachers im vergangenen Jahrhundert.
  • Aus Dankbarkeit errichtete im Jahre 1975 eine Niedergailbacher Bürgerin am Ende der Bergstraße ein Granitkreuz.
  • Anfang der 1990er-Jahre hat ein Niedergailbacher Bürger am Aufeldweg ein Holzkreuz errichten lassen.
  • Ein Bildstock mit der Inschrift „Dreimal wunderbare/ Mutter von Schönstatt/ bitte für uns“ steht an der Brücke über den Wallringerbach.

Bräuche

In früheren Zeiten wurde in der Nacht zum 1.Mai dem favorisierten Mädchen/Frau durch den Verehrer aus Birkenzweigen ein „Mai gesteckt“.

Kirmes

Das „höchste Fest“ im Jahreskreis ist die traditionelle Gälbacher Zeltkirb, die am zweitletzten Augustwochenende mit Straußbuwe und Straußmäde, Kirwestrauß und Kirweredd gefeiert wird. Seit 40 Jahren veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft der Ortsvereine die Kirb im Festzelt.

Sebastianusfest und Gelöbnisprozession

Seit 1814 verehren die Niedergailbacher den Heiligen Sebastian. Als der damals 350 Einwohner zählende Ort von der sogenannten Hitzigen Krankheit heimgesucht wurde und viele Niedergailbacher starben, gelobten die Dorfbewohner eine Lichterprozession zu Ehren des Heiligen an dessen Festtag. Die Lichterprozession zur Marienkapelle wird seit 1914 alljährlich am letzten Sonntag im Mai (bis 1913 am Sonntag nach dem Sebastianustag) durchgeführt.

Klepperbuwe

Am Karfreitag und Karsamstag, wenn die Glocken verstummen, ziehen die Messdiener und Messdienerinnen von alters her mit ihren Kleppern durch den Ort und kündigen das Morgen-, Mittag- und Abendgebet sowie die Gottesdienste an.

Dreikönigssingen

Seit 31 Jahren gehen die Messdiener und Messdienerinnen am 6. Januar als Caspar, Melchior und Balthasar von Haus zu Haus und wünschen allen Hausbewohnern Glück für das Neue Jahr und sammeln Spenden.

Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden

Niedergailbach hat seit 1966 immer wieder an diesem Wettbewerb teilgenommen und mehrfach gewonnen:

  • 1990 die Goldmedaille auf Landesebene und die Silbermedaille auf Bundesebene,
  • 2000 die Goldmedaille auf Landesebene
  • 2001 die Goldmedaille auf Bundesebene

Ausschlaggebend war jeweils vor allem das rege Vereins- und Gemeinschaftsleben.

Bekannte Niedergailbacherinnen und Niedergailbacher

Wappen

Das Wappen ist in ein Geviert geteilt. Oben rechts und unten links in Rot ein goldener Wellenbalken. Der auf französischer Seite entspringende Gailbach hat dem Ort seinen Namen gegeben. Oben links in Gold: ein roter Löwe (das Wappentier der Grafen von Zweibrücken-Bitsch). Unten rechts in Gold: ein gestümmelter roter Adler (das Wappentier der Herzöge von Lothringen).

Das Wappen des Ortsteiles symbolisiert einmal den Ortsnamen und zum anderen die terriotoriale Zugehörigkeit des Ortes über Jahrhunderte hinweg.

Quellen

  1. Gewerbe- und Verkehrsverein Gersheim (Hrsg.): 2009/10 Eine Region bewegt sich. Informationen für Gäste. Gersheim und seine Dörfer, Druckerei Wollenschneider, Saarbrücken-Ensheim, Seite 14,15

Weblinks


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