Panafrikanismus

Panafrikanismus

Panafrikanismus (griechische Vorsilbe πᾶν, pan, „alles“) bedeutet „die Einheit aller schwarzen/afrikanischen Menschen weltweit, unabhängig von ihrer Ethnie oder Nationalität“[1], d. h. der Menschen, deren Vorfahren durch die atlantische und der arabischen Versklavung mit Gewalt aus Afrika weggebracht wurden und nun in den USA, in der Karibik und Lateinamerika und auch in Teilen des Mittleren Ostens und Südasiens leben.

Inhaltsverzeichnis

Panafrikanisten

Zu den bekanntesten Panafrikanisten zählen Marcus Garvey, Edward Wilmot Blyden, W. E. B. Du Bois, Kwame Nkrumah, Léopold Sédar Senghor, Amy Jacques Garvey, J.E. Casely Hayford, Fela Kuti, Malcolm X, Steve Biko, Patrice Lumumba, Cheikh Anta Diop, Bob Marley, Martin Luther King, Nelson Mandela etc. C.L.R. James, Sympathisant der panafrikanischen Bewegung, trug mit seinem Buch über Toussaint L’Ouverture zur Bildung panafrikanischen Bewusstseins bei.

Geschichte

Als politische Bewegung begann der Panafrikanismus nicht in Afrika sondern auf den Westindischen Inseln. Henry Sylvester Williams aus Trinidad prägte den Begriff mit seiner ersten panafrikanischen Konferenz 1900.

Für das 20. Jahrhundert maßgeblich waren jedoch die fünf Pan-Afrikanischen Kongresse, die seit 1919 von dem US-amerikanischen Historiker und Bürgerrechtler W.E.B. Du Bois organisiert wurden. Erstmalig fanden die Resolutionen der internationalen Delegierten für Chancengleichheit, gegen Rassismus und Imperialismus auch ein Echo in der Presse der Kolonialländer. An den Kongressen nahmen viele später bedeutende Protagonisten späterer afrikanischer Unabhängigkeitsbewegungen teil. Du Bois Zusammentreffen boten den philosophischen und politischen Nährboden, für die beginnende Dekolonisation Afrikas.

Der Jamaikaner Marcus Garvey leitete bis 1928 die größte panafrikanische Vereinigung: die Universal Negro Improvement Association and African Communities League (UNIA-ACL), die er 1912 in Kingston gegründet hatte. Der 'Garveyismus' verbreitete sich rasch auch in den USA. 1914 verlegte Garvey sein Hauptquartier nach Harlem. Wichtigste Publikation war die Wochenzeitung Negro World. Garvey versuchte mit seiner Organisation Anfang der 1920er Jahre in Afrika neue Siedlungen für Afroamerikaner aufzubauen, er kaufte sogar einen Passagierdampfer und gründete die Schifffahrtsgesellschaft Black Star Line, um monatliche Transportkontingente nach Liberia und Südafrika zu ermöglichen. Seine sozialutopischen Pläne und der Aufbau einer UNIA-Organisation in Liberia wurden von der liberianischen King-Regierung vereitelt.

Marcus Garvey gab der panafrikanischen Bewegung die rote, schwarze und grüne Flagge, wobei das Rot für das Blut steht, das Menschen für ihre Erlösung und Freiheit vergießen müssen, das Grün steht für die Vegetation des afrikanischen Mutterlandes und das Schwarz für die Menschen afrikanischer Herkunft selbst. In der panafrikanischen Bewegung wird auch die äthiopische Flagge mit den Farben grün, gelb, rot verwendet. Grün und rot stehen für dieselben Prinzipien wie in Garveys Flagge und gelb für die mineralischen Reichtümer Äthiopiens. Dieser Flagge kommt symbolische Bedeutung zu, weil Äthiopien (mit der Ausnahme von Liberia) das einzige Land war, das nicht unter europäische Herrschaft gefallen war, da die Italiener in der berühmten Schlacht von Adua besiegt worden waren. Die Flaggen vieler afrikanischer Staaten lehnen sich an Garveys Flagge oder an die äthiopische an.

Panafrikanismus in Afrika

Am 7. Januar 1961 beschloss eine dem radikalen Panafrikanismus zuneigende Staatengruppe in Casablanca eine „Afrikanische Charta“. Die Mehrheit der inzwischen unabhängig gewordenen Staaten wollte diesem Weg nicht folgen und schuf auf einer Konferenz vom 8. bis 12. Mai in Monrovia im selben Jahr ein Gegenpapier. Schließlich wurde am 25. Mai 1963 auf einer Konferenz in Addis Abeba eine gemeinsame „Charta der Organisation für Afrikanische Einheit“ verabschiedet und damit die Organisation für Afrikanische Einheit gegründet,[2] die jedoch wenig politische Durchschlagskraft entwickelte. Populäre Vertreter des Panafrikanismus in Afrika waren Kwame Nkrumah und Gamal Abdel Nasser. 2002 wurde die Afrikanische Union gegründet.

Während der Apartheid in Südafrika kämpfte der Pan Africanist Congress gegen die Unterdrückung der schwarzen Südafrikaner. Außer Garveys UNIA-ACL gab es auch andere panafrikanische Organisationen wie TransAfrica und The Internal Peoples Democratic Uhuru Movement.

Panafrikanismus in Jamaica

Die Rastafari-Bewegung in Jamaika entstand aus der Panafrikanischen Bewegung: Nach der Marcus Garvey zugeschriebenen Erklärung 'look to Africa for the crowning of a Black king' sahen die Rastafari zu Haile Selassie I. auf. Effektiv stammt diese Erklärung nicht von Garvey; vielmehr kritisierte Garvey Selassie in vielen Punkten. Der Panafrikanismus ist auch allgegenwärtig in der jamaikanischen Reggaemusik, wodurch der Musiker Bob Marley zum wohl berühmtesten Panafrikanisten aufstieg; auch andere jamaicanische Musiker wie Peter Tosh behandeln in ihren Liedern panafrikanische Themen.

Nachfolgende Bewegungen

Aus der panafrikanischen Bewegung ging die afrozentrische Bewegung hervor, zu deren Hauptvertretern Cheikh Anta Diop und sein 'ideologischer Sohn' Molefi Kete Asante gehören. Dieser Bewegung geht es darum die afrikanische Geschichte aus einer pro-Afrikanischen Perspektive im Gegensatz zu einer eurozentrischen Perspektive zu sehen, um eine Rückkehr zu traditionellen afrikanischen Vorstellungen und zur afrikanischen Kultur. Häufig wird die Ansicht vertreten, dass der schwarzafrikanische Ursprung der ägyptischen und einiger anderer Zivilsationen anerkannt werden sollte. Panafrikanismus wird auch mit Black Nationalism assoziiert.

Kritik

Panafrikanismus wird oft dafür kritisiert, die kulturellen und ethnischen Differenzen zwischen Menschen afrikanischer Herkunft sowie die Unterschiede zwischen den sozialen und politischen Verhältnissen in den Ländern, in denen Schwarze leben, zu ignorieren.

Einzelnachweise

  1. http://www.panafrikanismusforum.net/start.html
  2. Dominik A. Faust: Effektive Sicherheit, Seite 361. ISBN 978-3-531-13764-3, abgefragt am 7. Januar 2011

Siehe auch


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