Römischer Triumph

Römischer Triumph
Der Triumphbogen Konstantins des Großen in Rom. Die Quadriga und die übrigen Aufbauten oben auf dem Triumphbogen und damit die eigentliche Ehrung fehlen heute

Ein Triumph (lateinisch: triumphus; auch Triumphzug) war im alten Rom der feierliche Einzug eines siegreichen Feldherrn, der von seinen Soldaten zum Imperator ausgerufen worden war, in die Stadt Rom. Im übertragenen Sinn werden Siegesfeiern in den verschiedensten Zusammenhängen als Triumph bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung und Entwicklung des Triumphzugs

Die Ehrung wurde in der Regel vom Senat gewährt, wenn der Feldherr einen (in seiner Darstellung) großen Sieg errungen hatte und von seinen Soldaten auf dem Schlachtfeld zum Imperator ausgerufen (akklamiert) worden war. Der Sieg (victoria iusta) musste in einem ‘gerechten’ Krieg (bellum iustum) und in der Regel über äußere Feinde erreicht worden sein. Hiervon wich, nach Vorläufern am Ende der römischen Republik,[1] offenbar erstmals Konstantin der Große ab, als er Ende 312 über Maxentius triumphierte. Eine angeblich erforderliche Zahl von mindestens 5.000 erschlagenen Feinden ist vermutlich nicht historisch.[2] Ein Triumph stand nur den obersten Beamten (den Imperiumsträgern, Diktator, Konsul, Prätor) zu, in der Kaiserzeit lediglich dem Kaiser (oder anfangs noch engen Verwandten). Der Triumph markierte dabei stets einen Sieg, nicht nur einen Friedensschluss.

Ursprünglich und im Kern war der Triumph ein überwiegend sakraler Akt: der Feldherr löste die Gelübde ein, die er den Göttern vor Beginn des Feldzuges gegeben hatte (voti solutio), reinigte durch den Kultdienst sich und das Heer vom Unsegen des Krieges und opferte dem Jupiter. Dies erklärt auch, wieso nur Inhaber eines eigenständigen imperium triumphieren durften, da nur sie die Gemeinschaft gegenüber den Göttern vertreten konnten: nur sie hatten das Recht, im Namen des römischen Volkes ein Gelübde abzulegen, das dann nach dem Sieg im Rahmen des Triumphs durch das Opfer erfüllt wurde. Später entwickelte sich der Triumph zwar faktisch immer mehr zu einer Ehrenfeier für den siegreichen Feldherrn, doch bis 312 n. Chr. war das abschließende Opfer im Tempel auf dem Kapitol der krönende Endpunkt jedes Triumphs.

Die Bezeichnung „Triumph“ entwickelte sich einer Traditionslinie nach durch etruskische Vermittlung aus dem griechischen und bezeichnete ursprünglich eine Ehrenfeier für Bacchus, wie ein Zitat Marcus Terentius Varros zeigt:

[...] sic triumphare appellatum, quod cum imperatore milites redeuntes clamitant per urbem in Capitolium eunti IO TRIUMPHE! id a θριαμβωι a Graeco Liberi cognomento potest dictum.

Varro: ling. Lat. 6, 68

Übersetzung:

„[...] so wird es ‚Triumphieren‘ genannt, weil die Soldaten, die mit ihrem Feldherrn zurückkehren, auf dem Weg durch die Stadt hin zum Kapitol ‚IO TRIUMPHE!‘ rufen, was wohl von thriambos, dem griechischen Beinamen des Liber (= Bacchus) stammt.“

Eine andere mögliche Herleitung ist vom griechischen triambos „im Dreischritt“.

Die Bedeutung des Triumphs im politischen System der republikanischen Zeit ist aufgrund der verstreuten Quellenzeugnisse nicht völlig klar. Einerseits belegen Autoren wie Cicero, dass es sehr ungewöhnlich war, wenn ein siegreicher Feldherr auf einen Triumph verzichtete[3], andererseits war der Triumph zwar eine begehrte, aber nicht die einzige Möglichkeit, das Ansehen einer Person und ihrer Familie innerhalb der Nobilität herauszustellen,[4] zumal die Gewährung eines Triumphs stets Verhandlungen mit dem Senat erforderte. Offenbar war es vor allem Augustus, der den Triumph als höchste Form der Ehrung innerhalb der politischen Führungsschicht betonte, indem er eine Liste (fasti) der Triumphatoren zusammenstellte und auf seinem Augustusforum Statuen der bedeutendsten Gestalten der Republik im Triumphalgewand aufstellte.[5] Zugleich sorgte der erste Kaiser aber dafür, dass diese Ehre seit 19 v. Chr. nur noch Angehörigen des Kaiserhauses zuteil wurde.

Der Ablauf eines Triumphzugs

Der Ablauf eines Triumphzugs wird nur von kaiserzeitlichen Schriftstellern geschildert, die zwar vorgeben, einen bestimmten Triumph zu beschreiben, tatsächlich aber wohl eher ein Idealbild eines Triumphzugs wiedergeben, das in der Gesamtheit aller Elemente vielleicht selten oder sogar nie in der Realität anzutreffen war.[6] Insbesondere für die republikanische Zeit sind Abweichungen von der folgenden Schilderung nicht auszuschließen und sogar wahrscheinlich.

Bis zum Tag des Triumphs musste der Imperator mit seinen Legionen außerhalb des Pomerium lagern, wo er mit dem Senat über die Abhaltung des Triumphes verhandelte. Der Zug führte vom Marsfeld aus durch die Porta triumphalis, das Forum Boarium, weiter durch den Circus Maximus, über das Forum Romanum zum Kapitol, wo der Triumphator vor dem Tempel des Jupiter Optimus Maximus ein feierliches Opfer darbrachte. In der Forschung ist umstritten, ob der Triumphator am Tag des Triumphzuges eher als König oder als Verkörperung Jupiters zu denken ist.[7] Wenn dem von seinen Truppen zuvor als Imperator akklamierten Feldherrn ein regulärer Triumph verweigert wurde oder er sich gezwungen sah, vorher das Pomerium zu überschreiten, konnte er offenbar statt zum Kapitol ersatzweise auch zum Albanerberg vor der Stadt ziehen, doch galt dies als zweitklassig.

Der Zug zum Kapitol war gesäumt von Menschen, die den Sieger mit dem Jubelruf „Io triump(h)e!“ feierten.[8] Voran schritten die Senatoren, Magistrate und Musiker, dann Darstellungen des Sieges. Im Zug marschierten außer den siegreichen Truppen auch Kriegsgefangene mit (prominente Gefangene wie Vercingetorix wurden nach dem Triumphzug hingerichtet, die anderen in die Sklaverei verkauft); ferner wurde dem römischen Volk die Kriegsbeute, geschmückte Opfertiere und Ehrengaben wie goldene Kränze für den Feldherrn präsentiert[9]. Der Triumphator fuhr am Ende des Zuges auf einer Quadriga, Liktoren mit lorbeerumwundenen Rutenbündeln (fasces) schritten ihm voran; er selbst war in seiner Kleidung dem Jupiter bzw. dem römischen König (aus der Zeit vor der Republik) ähnlich.

Den Abschluss bildete das siegreiche Heer. Die Soldaten hatten dabei die Gelegenheit, in Lob- und Spottliedern (ioci militares) auch einmal die menschlichen Schwächen ihres Feldherrn aufs Korn zu nehmen; berühmt ist z. B. ein Vers auf Gaius Iulius Caesar, der als junger Mann schon relativ lichtes Haar hatte und dem man ein Übermaß an Sinnlichkeit nachsagte:

urbani, servate uxores: moechum calvum adducimus

Sueton: Caes. 51 (Übersetzung: „Städter, sperrt die Frauen ein! Den kahlen Buhlen bringen wir“)

Der Triumphator trug eine purpurne Toga (toga purpurea), eine bestickte Tunika (tunica palmata), einen Lorbeerkranz (corona triumphalis), in der linken Hand einen langen Elfenbeinstab mit Adler an der Spitze und in der Rechten einen Lorbeerzweig. Sein Gesicht war, nach dem Vorbild der Ton-Statue des Jupiter Optimus Maximus auf dem Kapitol, mit Mennige rot gefärbt. Das ornamentum triumphale ist so einerseits an Jupiter, andererseits an die Tracht des vorrepublikanischen Königs angelehnt.

Ein Staatssklave, der hinter dem Triumphator auf dem Wagen stand, hielt ihm, heißt es, die sonst im Jupiter-Tempel aufbewahrte goldene Eichenlaubkrone (corona Etrusca) über das Haupt und mahnte ihn ununterbrochen: Respice post te, hominem te esse memento („Sieh dich um; denke daran, dass auch du nur ein Mensch bist“). Der Satz wird auch in geringfügig anderer Form überliefert. (Siehe auch memento mori.)

Die meist provisorisch errichteten Bögen, durch die der Zug führte, wurden mitunter in dauerhaftem Material ausgeführt (Triumphbogen), insbesondere in der Kaiserzeit. Anschließend fand ein Fest für Heer und Volk statt.

Der Triumph in der Kaiserzeit

Unter Augustus wurde der letzte Triumphzug eines Senators, der nicht Mitglied des Kaiserhauses war, abgehalten: Lucius Cornelius Balbus Minor wurde diese Ehre 19 v. Chr. aus Anlass eines Sieges in Nordafrika gewährt.[10] Im selben Jahr verzichtete Augustus' engster Vertrauter Marcus Agrippa dagegen demonstrativ darauf, den ihm vom Senat zugesprochenen Triumph abzuhalten. Seit Titus triumphierten nur mehr ausschließlich Kaiser – zu viel Prestige verband sich mit einem Triumph. Die Kaiser waren nicht bereit, diesen Ruhm einem anderen zuzugestehen. Siegreiche Feldherren der Kaiserzeit konnten die kleine Nebenform des Triumphs, die ovatio, erhalten bzw. bekamen die Abzeichen eines Triumphators, die ornamenta triumphalia, verliehen. Zwischen 29 v. Chr., als Octavian/Augustus anlässlich des Sieges der Schlacht von Actium triumphierte, und 312 n. Chr., als Konstantin I. seinen Sieg über Maxentius feierte (wenngleich wahrscheinlich unter Verzicht auf das Opfer auf dem Kapitol), galt es dabei als verpönt, über Bürgerkriegsgegner zu triumphieren.

Im Verlauf des 4. Jahrhunderts wurde der Triumph dann zunehmend vom Adventus verdrängt, Grund war wahrscheinlich die nichtchristliche Tradition, die mit dem alten Brauch verbunden war, sowie der Umstand, dass sich die Herrscher nach 312 nur noch ausnahmsweise in Rom aufhielten. Zudem wurden glanzvolle Siege über äußere Feinde seltener, und nach Theodosius I. zogen die spätantiken Kaiser kaum noch persönlich in die Schlacht. Dennoch geriet die Zeremonie auch in der Spätantike nicht ganz in Vergessenheit: Flavius Honorius triumphierte zweimal, auch die Siegesfeier des Kaisers Anastasios I. im Jahre 498 wurde vom Zeitgenossen Priscian ausdrücklich als Triumph gedeutet, und 534 gewährte Kaiser Justinian I. sogar seinem magister militum Belisar die außerordentliche Ehre eines – abgewandelten – Triumphzuges, bei dem Belisar zu Fuß durch Konstantinopel schritt und sich anschließend dem Kaiser vor die Füße warf.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Caesar, Octavian und Antonius hielten 44 bzw. 40 v. Chr. Ovationen ab, die nicht aufgrund eines Sieges erfolgten; allerdings achteten auch sie (zumeist) darauf, ihre Triumphe als vermeintliche Siege über auswärtige Feinde zu kaschieren, selbst wenn sie faktisch gegen römische Bürger gekämpft hatten. Beim Triumph Octavians 29 v. Chr. aufgrund des Sieges von Actium wurde der Feind (Marcus Antonius) nicht namentlich genannt. Dass der offene Triumph über einen Bürgerkriegsgegner zwar anrüchig, aber in der späten Republik durchaus möglich war, illustriert das Beispiel des Decimus Brutus, dem der Senat 43 v. Chr. für seinen Sieg über Marcus Antonius einen Triumph gewährte, den Brutus allerdings nicht mehr feiern konnte; vgl. Velleius Paterculus 2,62,4.
  2. Valerius Maximus 2,8,1, nennt ein Gesetz, das die Tötung von 5.000 Feinden vorgeschrieben habe (lege cautum est ne quis triumpharet, nisi qui V milia hostium una acie cecidisset). Vgl. dazu jedoch Itgenshorst, Tota illa pompa, S. 188, die zeigt, dass eine solche Vorschrift bei den Berichten über tatsächliche Triumphe nie erwähnt wird.
  3. Cicero, In Pisonem, mit der Interpretation von Itgenshorst, Tota illa pompa, S. 82–88.
  4. Itgenshorst, Tota illa pompa, besonders S. 89–147.
  5. Itgenshorst, Tota illa pompa, S. 219–226.
  6. So Itgenshorst, Tota illa pompa, S. 13–41. Noch skeptischer ist Beard, Roman Triumph, passim.
  7. Vgl. hierzu E. Künzl: Der römische Triumph, S. 94: „Die Frage, was der Triumphator verkörperte, steht im Zentrum aller historischen und religiösen Problematik dieser Zeremonie.“
  8. Belegt z. B. bei Horaz, carm. 4, 2, 49 f.
  9. Aurum Coronarium (engl.)
  10. Plinius der Ältere, Historia Naturalis 5,35ff.

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