Adolf-Hitler-Geburtshaus

Adolf-Hitler-Geburtshaus
Geburtshaus Adolf Hitlers in Braunau am Inn (2008)

Das sogenannte Adolf-Hitler-Geburtshaus (auch Hitler-Geburtshaus) befindet sich in der oberösterreichischen Stadt Braunau am Inn und ist dort in der Salzburger Vorstadt 15 gelegen. Das ehemalige Braugasthaus mit Nebengebäuden und Mietwohnungen, unter Adolf Hitler ein Kulturzentrum seiner Partei, wird derzeit als Tagesheimstätte und Werkstätte für Menschen mit Behinderung genutzt. Das heutige Bürgerhaus steht unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anschrift des Hauses wurde 1826 mit Vorstadt 219 bestimmt und seit 1890 mit Salzburger Vorstadt 15. Nach der Braunauer Häuserchronik (Salzburg, 1943) von Franz Martin bestand das Braugasthaus ursprünglich aus zwei Gebäuden. Die Nutzung des Anwesens ist ab dem 17. Jahrhundert als Gasthaus nachweisbar, zu dem später auch ein Stall, ein Stadel, ein Sudhaus und Mietwohnungen gehörten. Ab 1888 wurde das Braugasthaus von den Eheleuten Dafner betrieben.[1]

Zu den Bewohnern des Hauses gehörten Ende des 19. Jahrhunderts auch der Zollbeamte Alois Hitler und dessen dritte Frau Klara (geb. Pölzl), die damals mit ihren Kindern in einer der Mietwohnungen lebten. Dort wurde als viertes von deren sechs Kindern am 20. April 1889 Adolf Hitler geboren, der spätere deutsche Reichskanzler und Diktator.

1891 verstarb der Hauseigentümer und Gastwirt Franz Dafner. Seine Witwe Helene Dafner, später verheiratet mit Jakob Bachleitner, führte das Gasthaus noch bis 1911 und verkaufte es dann. Der neue Besitzer, Josef Pommer, betrieb das Gasthaus von 1912 bis 1938.[1]

Im Zuge des „Anschlusses“ von Österreich an das nationalsozialistische Deutsche Reich erwarb Martin Bormann im Jahr 1938 das Geburtshaus des „Führers“ Adolf Hitler für die NSDAP zum vierfachen Verkehrswert. Das Gebäude wurde saniert und der Nutzung als Kulturzentrum mit einer Galerie und einer Volksbücherei zugeführt. Von 1943 bis 1944 wurden in der sogenannten Braunauer Galerie im Führer-Geburtshaus Bilder und Plastiken von Künstlern der Region ausgestellt, unter anderem von Anton Filzmoser, Hermann Mayrhofer (Passau), Josef Karl Nerud (Simbach am Inn), Hugo von Preen, Martin Stachl und Franz Xaver Weidinger (Ried im Innkreis).[1]

Nachdem Österreich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von der US Army befreit worden war, wurde in der Braunauer Galerie am 1. November 1945 eine Gedenk- und Mahn-Ausstellung über die Konzentrationslager eröffnet. Das Haus wurde 1952 im Rahmen eines Rückstellungsvergleichs von der Republik Österreich den ehemaligen Eigentümern zurückgegeben und zugleich von der Republik angemietet, wobei es bis 1965 als Stadtbücherei genutzt wurde. Danach stand das Gebäude kurz in der Nutzung eines Bankinstitutes. Dem folgte von 1970 bis 1976 die Nutzung als Schule im Zuge der Gründung der HTL Braunau. Von 1977 bis September 2011 wurde das Haus als Tagesheimstätte und Werkstätte für Menschen mit Behinderung von der Lebenshilfe genutzt.[1] [2] [3]

Mahnstein vor dem Geburtshaus (2003)

Aufarbeitung und Gedenken

Im Jahre 1989 wurde von der Stadt Braunau am Inn unter Bürgermeister Gerhard Skiba[4] anlässlich des 100. Geburtstags von Adolf Hitler auf dem Gehsteig vor dem Haus ein Mahnstein gegen Krieg und Faschismus als Steinmetzarbeit aus Mauthausner Granit aufgestellt. Die Stadt distanzierte sich damit erstmals eindeutig von dem „Hitlertourismus“, der Auswüchse bis hin zum ortsüblichen Verkauf von Souvenirs mit der Aufschrift „Hitler“ angenommen hatte.[5]

Seit dem Jahr 2000 gibt es Bestrebungen des örtlichen Vereins für Zeitgeschichte, der unter anderem die Braunauer Zeitgeschichte-Tage veranstaltet, das Gebäude von der öffentlichen Hand ankaufen zu lassen und dem Holocaustgedenken zuzuführen.[1]

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Adolf-Hitler-Geburtshaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Florian Kotanko: Das Haus, in dem Adolf Hitler am 20. April 1889 geboren wurde, hat eine lange Geschichte. Hrsg.: Verein für Zeitgeschichte, Braunau am Inn. (Online; abgerufen am 3. Februar 2011.)
  2. Vorerst keine neue Nutzung für Hitlers Geburtshaus. In: Der Standard vom 12. Mai 2010. (Online; abgerufen am 3. Februar 2011.)
  3. Georg Markus: Neue Mieter in Hitlers Geburtshaus Kurier, 10. September 2011
  4. Erklärung und offizielle Stellungnahme des Bürgermeisters der Stadt Braunau am Inn, März 1989
  5. Marion Kraske: Braunaus Vergangenheit. Mit Hitler leben. Auf dem Zeitgeschichte-Portal einestages von Spiegel Online, 4. Oktober 2008. (Online; abgerufen am 3. Februar 2011.)
48.25626813.036

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