Elisabeth Adler

Elisabeth Adler

Elisabeth Adler (* 2. August 1926 in Magdeburg; † 15. Januar 1997 in Berlin) war eine deutsche evangelische Pädagogin, Direktorin einer Evangelischen Akademie und Ökumeneaktivistin.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Adler war die Tochter von Susanne Martin und Rudolf Adler. Der Vater war ein Altphilologe. Von den Eltern, die mit der Bekennenden Kirche sympathisierten, wurde ihr die innere Distanz zum NS-Regime eingepflanzt, obwohl sie Pflichtmitglied im BDM war und so der weiblichen Abteilung der Hitlerjugend angehörte. Nach der Einberufung zum weiblichen Reichsarbeitsdienst (RAD) konnte sie ein sogenanntes Kriegsabitur erwerben.

Nach der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus führte sie ein begonnenes Studium der Germanistik und Geschichte in Halle und in Berlin fort. Sie beteiligte sich am Leben der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) und sammelte hier erste ökumenische Erfahrungen und wurde mit der Vielfalt christlicher Bekenntnisse in der Welt vertraut. Nach dem Erwerb ihres Pädagogik-Diploms war sie seit 1950 Reisesekretärin in der Geschäftsstelle der Berliner Studentengemeinde, lernte prominente kirchliche Persönlichkeiten aus aller Welt kennen und wuchs hinein in ein Denken mit ökumenischer Vernetzung. 1956 begann ihre Tätigkeit als Studienleiterin in der Evangelischen Akademie von Ostberlin. 1959 wurde ihr das Europa-Referat des Christlichen Weltstudentenbundes (WSCF) übertragen mit einem Ortswechsel nach Genf. Hier oblag ihr die kirchliche Aufgabe, einen christlich inspirierten Brückenschlag zwischen Ost- und Westeuropa zu initiieren. Während der Regionalkonferenz des WSCF in Graz 1962 traf sie den Generalsekretär der Christlichen Friedenskonferenz Josef Hromádka. Seither beteiligte sie sich an der CFK. Zu gleicher Zeit 1961 wurde sie in Neu-Delhi in einen »Ausschuss für Personalaustausch« gewählt und wurde kurze Zeit später stellvertretenden Generalsekretärin. Sie prägte das Bonmot von der »Aufklärung und Umarmung“, mit der sie tiefgreifendes ökumenisches Lernen und Zusammenarbeiten umschrieb. Ab 1966 war Adler wieder als Studienleiterin, nunmehr an der inzwischen verselbständigten Akademie in Ostberlin tätig und wurde 1967 zur Leiterin ernannt. Sie war damit als erste Frau in einem solchen Amt, in dem sie bis zu ihrer Pensionierung 1988 arbeitete.

Bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Uppsala 1968 benannte Adler als spezifische kirchliche Verfehlungen die Versuchung zu Klerikalismus, Triumphalismus und Verbalismus. Eine konkrete Folge dieser Positionierung wurde ihre Mitarbeit bei dem dort beschlossenen »Programm zur Bekämpfung des Rassismus« (PCR). Sie warb für dieses Programm in den Gemeinden an der Basis und machte es dadurch bekannt. Obwohl sie aus westdeutschen kirchenleitenden Kreisen deswegen kritisiert wurde, blieb sie bei diesem Engagement. Sie erreichte, dass der ÖRK sein Mandat für das Programm um ein weiteres Jahrfünft verlängerte. Auch das Programm „Kirche in Solidarität mit den Armen“ unterstützte sie wesentlich. Als in Südafrika nach dem Wahlsieg Mandelas das Apartheidsystem seinen Todesstoß erhielt, verfolgte sie die Vorgänge aus eigener Anschauung.

In den 1970er und 1980er Jahren wurde die Ökumenikerin Adler mehrmals in den DDR-Regionalausschuss der CFK gewählt, der wiederholt Anregungen zur inhaltlichen Profilierung des konziliaren Prozesses der Kirchen für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung gab.

In dem ihr Leben resümierenden Buch „Zweierlei Vergangenheit“ schreibt sie zu ihrem Wirken in einer östlichen kirchlichen Akademie:

Als es die DDR nicht mehr gab, empfand ich dies unerwarteterweise als Verlust. Nach Gründen für meine Trauer suchend, stellte ich fest, daß ich nicht wieder in Deutschland leben wollte. Mein letztes Deutschland war »Großdeutschland«. An der DDR, die ich wahrhaftig nicht sonderlich geliebt habe, schätzte ich, daß sie ein kleines und eigentlich unbedeutendes Land war.[1]

Sie arbeitete in der Redaktion der Zeitschrift „Junge Kirche“, als Moderatorin der Ökumenischen Versammlung von Berlin sowie in Gremien der Gossner Mission mit.

Werke

  • Memoirs and diaries / World Student Christian Federation, Grand-Saconnex, Geneva, Switzerland : WSCF, 1994
  • Desmond Tutu. Berlin : Union-Verl., 1985, 2., bearb. Aufl.
  • Wie lange noch? Berlin : Union-Verlag, 1982, 1. Aufl.
  • Orientierung Ökumene, Berlin : Evangelische Verlagsanstalt, 1979, 1. Aufl.
  • Ein erster Anfang. Berlin : Evangelische Verlagsanstalt, 1975, 1. Aufl.
  • Oekumene im Kampf gegen Rassismus. Bielefeld, Frankfurt (Main) : Eckart, 1975
  • "Pro-Existence", London : SCM Press, 1964, Papers, ed.
  • Pro-Existenz - Verkündigung und Fürbitte in der DDR, Berlin : Vogt, 1960

Literatur

Simpfendörfer, Werner: Frauen im ökumenischen Aufbruch - Stuttgart : Quell, 1991

Einzelnachweise

  1. Elisabeth Adler: Zweierlei Vergangenheit, 1993, S. 7

Weblinks


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