Der seltsame Fall des Benjamin Button

Der seltsame Fall des Benjamin Button
Filmdaten
Deutscher Titel Der seltsame Fall des Benjamin Button
Originaltitel The Curious Case of Benjamin Button
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2008
Länge 166[1] Minuten
Altersfreigabe FSK 12[1]
JMK 10[2]
Stab
Regie David Fincher
Drehbuch Eric Roth
Robin Swicord
Produktion Kathleen Kennedy
Frank Marshall
Ceán Chaffin
Musik Alexandre Desplat
Kamera Claudio Miranda
Schnitt Kirk Baxter
Angus Wall
Besetzung

Der seltsame Fall des Benjamin Button ist ein Film aus dem Jahr 2008 von Regisseur David Fincher mit Brad Pitt und Cate Blanchett in den Hauptrollen. Die Handlung wurde von der Kurzgeschichte The Curious Case of Benjamin Button von F. Scott Fitzgerald in einer modernen Version frei adaptiert.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film beginnt im August 2005, einige Jahre nach Benjamins Tod, zur Zeit des Hurrikans Katrina, als die alte Daisy im Sterben liegt. Ihre Tochter, die bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, wer in Wirklichkeit ihr Vater ist, möchte sie auf ihrem letzten Weg begleiten. Daisy erzählt die Geschichte eines blinden Uhrmachers, der gegen Ende des Ersten Weltkrieges den Auftrag erhalten hatte, eine Bahnhofsuhr anzufertigen. Dieser Mann hatte seinen einzigen Sohn durch den Krieg verloren. Als die Uhr feierlich enthüllt und gestartet wurde, erschraken die Zuschauer, denn sie lief rückwärts. Der Uhrmacher erklärte, dass dies keinesfalls ein Versehen gewesen war. Er habe eine rückwärts laufende Uhr gebaut in der Hoffnung, die Zeit zurückdrehen zu können, damit sein Sohn wiederkäme.

Nach dieser Geschichte bittet Daisy Caroline, aus dem Tagebuch eines Freundes – Benjamin Button – vorzulesen. Die eigentliche Handlung stellt sich als Rückblick auf die Aufzeichnungen von Benjamin dar, der in dem Moment geboren wurde, als die rückwärts laufende Uhr in Gang gesetzt wurde. Seine geistige Entwicklung und Körpergröße bei seiner Geburt im Jahre 1918 in New Orleans entsprechen der eines Babys, ansonsten weist er jedoch alle körperlichen Merkmale eines Greises auf (körperliche Gebrechen, Alterssichtigkeit usw.).

Nachdem Benjamins Mutter bei der Geburt gestorben ist, legt der vom Anblick seines Sohnes entsetzte Vater, der reiche Knopf-Fabrikant Thomas Button, das Kind an der Schwelle eines Altenpflegeheims ab. Die Betreiberin Queenie nimmt das Findelkind auf und erhält vom Arzt die Nachricht, dass es bei seinem körperlichen Zustand wohl nicht lange leben wird. Doch Benjamins biologische Uhr tickt rückwärts und so wird sein Körper immer jünger.

Im Heim lernt Benjamin die fünf Jahre junge Daisy – die Enkelin einer Heimbewohnerin – kennen, die später eine erfolgreiche Ballerina wird. Als Benjamin älter wird, nimmt sein leiblicher Vater Kontakt zu ihm auf, ohne ihm jedoch zu offenbaren, wer er ist. Im Alter von 17 Jahren verlässt Benjamin das Altenpflegeheim und fährt zur See. Anfänglich hält er den Kontakt zu Daisy; doch als er ihr schreibt, dass er sich verliebt habe, bricht der Kontakt langsam ab.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kehrt Benjamin nach New Orleans zurück und trifft Daisy wieder, die inzwischen ein Engagement in einem New Yorker Ballett hat. Obgleich die beiden einander emotional zugetan sind, widersetzt sich Benjamin Daisys Wunsch, mit ihr zu schlafen. Daisy reist enttäuscht wieder nach New York ab.

Als Benjamins Vater spürt, dass er kurz vor dem Tode steht, offenbart er sich gegenüber Benjamin. Er bereut, dass er seinen Sohn weggegeben hat, obwohl er Benjamins Mutter auf dem Sterbebett versprochen hatte, für das Kind zu sorgen. Benjamin wird durch das Erbe der Knopffabrik "Button's Buttons" finanziell unabhängig. Er reist nach New York, um Daisy zu treffen, muss dort aber feststellen, dass sie inzwischen mit einem anderen Mann liiert ist, und kehrt nach Hause zurück.

Einige Zeit später wird Daisy während eines Gastspielaufenthaltes in Paris von einem Auto angefahren und muss aufgrund eines komplizierten Beinbruches ihre Tanzkarriere beenden. Benjamin reist nach Paris, um Daisy zu sehen, doch diese fordert ihn auf, aus ihrem Leben zu verschwinden, da sie nicht erträgt, dass Benjamin sie in ihrem Zustand sieht. Einige Jahre später kehrt sie zurück nach New Orleans. Daisy und Benjamin, beide um die 40, beginnen eine Beziehung. Benjamin ist in der Phase seines Lebens, in der sein Aussehen zu seinem wirklichen Alter passt. Sie verleben einige glückliche Jahre, und schließlich wird Daisy schwanger und bringt ein gesundes Mädchen zur Welt. Sie erhält den Namen von Benjamins Mutter Caroline.

Benjamin wird klar, dass er nun selbst bald zum Jugendlichen und Kind werden wird und seiner Tochter daher kein richtiger Vater sein kann. Bevor die Tochter alt genug ist, um eine nachhaltige Erinnerung an ihn aufzubauen, hinterlässt er Daisy und dem Kind sein Vermögen und reist in der Welt umher.

Als seine Tochter ein Teenager geworden ist, kommt Benjamin – nun selbst ein junger Mann – nochmals nach New Orleans zurück, um Daisy zu treffen. Diese hat zwischenzeitlich geheiratet. Der Stiefvater gilt als der Vater des Kindes. Daisy, in ihren späten 50ern, und Benjamin, nun optisch in den 20ern, verbringen eine letzte Liebesnacht miteinander, gehen aber getrennte Wege.

Damit endet das Tagebuch. Den Rest der Geschichte erzählt Daisy: Nachdem Benjamin sich äußerlich zum Kind gewandelt hat, findet er Aufnahme in dem Altenheim, in dem er aufgewachsen ist und das die Tochter seiner Pflegemutter von dieser übernommen hat. Als Daisy ihn aufsucht, erkennt er sie aufgrund beginnender Demenz nicht mehr. Daisy zieht trotzdem in das Altersheim und pflegt dort den inzwischen zum Kleinkind und Baby gewordenen Benjamin, der schrittweise sein Gedächtnis verliert, dann das Gehen und das Sprechen verlernt, bis er schließlich 2003 als 85-jähriger im Körper eines Neugeborenen in ihren Armen stirbt.

Am Ende des Films erreicht der Hurrikan das Krankenhaus. Daisy stirbt und die Bahnhofsuhr, die inzwischen abgenommen wurde, wird überschwemmt.

Hintergrund

  • Fitzgeralds Kurzgeschichte galt aufgrund des rückwärts gerichteten Alterungsprozesses lange als unverfilmbar. Die Kombination von Masken, digitaler Technik und verschiedener Lichtquellen ermöglichte jetzt eine durchgängig natürlich wirkende Umsetzung. Make-up-Designer Greg Cannom und der für visuelle Effekte verantwortliche Eric Barba schufen Bilder, deren digitaler Ursprung dem Zuschauer meist verborgen bleibt.[3]
  • Die Produktionskosten wurden auf rund 150 Millionen US-Dollar geschätzt. Der Film spielte in den Kinos weltweit rund 334 Millionen US-Dollar ein, davon rund 127 Millionen US-Dollar in den Kinos der USA.
  • Kinostart in den USA war am 25. Dezember 2008, in Deutschland am 29. Januar 2009 und einen Tag später auch in Österreich.

Literarische Vorlage

Die Inspiration des Films, die Kurzgeschichte The Curious Case of Benjamin Button, wurde 1922 von F. Scott Fitzgerald veröffentlicht. Bei Fitzgerald ist Benjamin Button allerdings zu Beginn der Geschichte auch von seiner Körpergröße her ein alter Mann. Da in der Verfilmung neben dem geänderten Protagonisten auch die Epoche und der Ort, in der die Erzählung spielt, eine ganz andere ist – Fitzgeralds’ beginnt 1860 in Neuengland, die des Films 1918 in New Orleans – ist auch die Handlung deutlich verändert. Der Film ist – anders als Fitzgeralds Werk – primär eine Liebesgeschichte.

Musik

Die Musik zum Film wurde vom französischen Komponisten Alexandre Desplat komponiert und mit einem 87-köpfigen Ensemble der Hollywood Studio Symphony aufgenommen.[4] Einige Songs wie beispielsweise Didn’t Leave Nobody But the Baby wurden auch in dem Film O Brother, Where Art Thou? verwendet. Das Klavierstück, das Benjamin lernt und das am Ende des Films wiederholt wird, ist Bethena: A Concert Waltz von Scott Joplin.

Kritiken

Von der deutschen Filmkritik wurde der Film sehr positiv aufgenommen und rief nur vereinzelt negative Kritik hervor.

Die Süddeutsche Zeitung lobte den Film als „eine große Geschichte vom Altwerden“, der von den 13 Oscars, für die er nominiert wurde, „jeden verdient hätte“.[5]

Verena Lueken hob in der Frankfurter Allgemeine Zeitung besonders die Montage, in der Daisy von einem Taxi erfasst wird, als „eine filmisch brillante Reflexion über Zeit und Zufall und darüber, dass beides nicht unserer Kontrolle unterliegt“ hervor. Fincher bringe es fertig, „völlig mühelos die Beziehungen zwischen den Figuren vor unseren Augen zu entwickeln“.[6]

Im Kölner Stadtanzeiger lobte Frank Olbert die „in Bilder übersetzte philosophische Reflexion über die Existenz, das Altern und den Tod“ und hob hervor, der Film spüre dem letzten Moment des Lebens „auf unvergleichlich empfindsame, ja zärtliche Weise nach“. Er bewertet den Film abschließend als „Meisterwerk“.[7]

Das Kinomagazin Cinema erteilte dem Film mit einem nach oben zeigenden Daumen und der Bewertung „100 %“ seine Höchstwertung und lobte ihn als „zutiefst bewegendes Meisterwerk und eine Beschwörung der grotesken Komik“. Pitts Schauspiel wird als seine „bisher beste Darstellerleistung“ hervorgehoben.[8]

Iris Radisch rühmt in der Wochenzeitung Die Zeit, dass die Abweichung des Drehbuchs von der Literaturvorlage diese „bereichert und vertieft“ habe, und wertet Brad Pitts Benjamin Button als „glaubwürdigste[n] Charakter dieses Films“. Auch wegen seiner Abschlussszene werde man diesen „Ars-Moriendi-Film“ „nicht so schnell vergessen“.[9]

Laura Bader lobt Der seltsame Fall des Benjamin Button auf Focus Online als einen „Film über die einfachen Dinge des Lebens – mit einmaligen Effekten und viel Gefühl“. Hervorgehoben wird auch das Spiel Brad Pitts, der es schaffe, „die Diskrepanz zwischen Benjamins äußerem und innerem Alter auf beeindruckend glaubhafte Weise darzustellen“.[10]

Harald Peters kritisierte den Film in der Welt am Sonntag als „vollgestopft mit überflüssigen Figuren und Handlungssträngen“. Die Hauptfigur Benjamin Button bezeichnete er als „möglicherweise die langweiligste Person, die es gibt“.[11]

Lars-Olav Beier bezeichnete den Film in Spiegel Online als brillant, er sei die größte Kino-Romanze seit Titanic. Der Film sei ergreifend und bewegend wie kaum eine andere Hollywood-Produktion, und mit 13 Nominierungen war er einer der Favoriten für die Oscarverleihung 2009.[12]

Auszeichnungen

Gewonnen

  • Oscar
    • Bestes Szenenbild
    • Bestes Make-Up
    • Beste visuelle Effekte
  • Austin Film Critics Association
  • National Board of Review
    • Beste Regie (David Fincher)
    • Bestes adaptiertes Drehbuch (Eric Roth)
  • Image Award
    • Beste Nebendarstellerin (Taraji P. Henson)

Nominiert

  • Oscar
    • Bester Film
    • Beste Regie (David Fincher)
    • Bester Hauptdarsteller (Brad Pitt)
    • Beste Nebendarstellerin (Taraji P. Henson)
    • Beste Drehbuchadaption (Eric Roth)
    • Beste Kamera
    • Beste Filmmusik
    • Bester Schnitt
    • Bestes Kostüm-Design
    • Beste Tonmischung
  • Golden Globe
    • Bestes Filmdrama
    • Bester Hauptdarsteller (Brad Pitt)
    • Beste Regie (David Fincher)
    • Bestes Drehbuch (Eric Roth)
    • Beste Filmmusik (Alexandre Desplat)
  • Broadcast Film Critics
    • Bester Film
    • Bester Hauptdarsteller (Brad Pitt)
    • Beste Hauptdarstellerin (Cate Blanchett)
    • Beste Regie (David Fincher)
    • Beste Nebendarstellerin (Taraji P. Henson)
    • Beste Besetzung
    • BFCA Critics’ Choice Award für Bestes Drehbuch (Eric Roth)
    • Beste Filmmusik (Alexandre Desplat)
  • Satellite Awards
    • Bestes adaptiertes Drehbuch (Eric Roth und Robin Swicord)
    • Bestes Grafik und Production Design (Donald Graham Burt und Tom Reta)
    • Beste Kamera (Claudio Miranda)
    • Bestes Kostümdesign (Jacqueline West)

Einzelnachweise

  1. a b Freigabebescheinigung der FSK
  2. Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK): Details zum Film
  3. moviepilot.de: Licht und digitale Techniken bei Benjamin Button
  4. Alexandre Desplat scores David Fincher’s The Curious Case of Benjamin Button.
  5. Filmkritik: Junge, komm bald wieder! in Süddeutsche Zeitung vom 28. Januar 2009
  6. Filmkritik: Zeit und Zufall: „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ in Frankfurter Allgemeine Zeitung
  7. Filmkritik: Literaturverfilmung – Der seltsame Fall des Benjamin Button in Kölner Stadtanzeiger
  8. Filmkritik: Der seltsame Fall des Benjamin Button in Cinema
  9. Filmkritik: Tod mit Goldrand in Die Zeit vom 29. Januar 2009
  10. Filmkritik: Bewegendes Epos um Liebe und Verlust in Focus Online vom 27. Januar 2009
  11. Harald Peters: Gut geschminkt ist halb gewonnen. Abgerufen am 25. Januar 2009.
  12. Lars-Olav Beier: Der Greis ist heiß. Abgerufen am 29. Januar 2009.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Benjamin Button — Filmdaten Deutscher Titel: Der seltsame Fall des Benjamin Button Originaltitel: The Curious Case of Benjamin Button Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 2008 Länge: 166[1] Minuten Origi …   Deutsch Wikipedia

  • The Curious Case of Benjamin Button — Filmdaten Deutscher Titel: Der seltsame Fall des Benjamin Button Originaltitel: The Curious Case of Benjamin Button Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 2008 Länge: 166[1] Minuten Origi …   Deutsch Wikipedia

  • Button — (engl. für Knopf) ist ein Bedienelement in grafischen Benutzeroberflächen; siehe Schaltfläche die englische Bezeichnung für Taste/Knopf, siehe auch Button mashing (bei Computerspielen) eine Form von Anstecknadeln, die in den 1980er Jahren populär …   Deutsch Wikipedia

  • Der Gute Hirte — Filmdaten Deutscher Titel: Der gute Hirte Originaltitel: The Good Shepherd Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 2006 Länge: ca. 167 Minuten Originalsprache: Englisch …   Deutsch Wikipedia

  • Der Karneval der Tiere — Den „Karneval der Tiere“ („Le carnaval des animaux“) mit dem Untertitel „Grande fantaisie zoologique“ komponierte Camille Saint Saëns im Januar 1886 in einem kleinen österreichischen Dorf. Hier verarbeitete er in nur in wenigen Tagen frühe… …   Deutsch Wikipedia

  • Der gute Hirte (2006) — Filmdaten Deutscher Titel Der gute Hirte Originaltitel The Good Shepherd …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der 100 teuersten Filme — Dieser Artikel wurde zur Löschung vorgeschlagen. Falls du Autor des Artikels bist, lies dir bitte durch, was ein Löschantrag bedeutet, und entferne diesen Hinweis nicht. Zur Löschdiskussion | …   Deutsch Wikipedia

  • Zodiac - Die Spur des Killers — Filmdaten Deutscher Titel: Zodiac – Die Spur des Killers Originaltitel: Zodiac Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 2007 Länge: 158 Minuten Originalsprache: Englisch …   Deutsch Wikipedia

  • Zodiac – Die Spur des Killers — Filmdaten Deutscher Titel: Zodiac – Die Spur des Killers Originaltitel: Zodiac Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 2007 Länge: 158 Minuten Originalsprache: Englisch …   Deutsch Wikipedia

  • Die Frau des Zeitreisenden (Film) — Filmdaten Deutscher Titel Die Frau des Zeitreisenden Originaltitel The Time Traveler’s Wife …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”