Großdeuben

Großdeuben
Großdeuben
Stadt Böhlen
Koordinaten: 51° 14′ N, 12° 23′ O51.23333333333312.383333333333128Koordinaten: 51° 14′ 0″ N, 12° 23′ 0″ O
Höhe: 128 m ü. NN
Eingemeindung: 1. Juli 1997
Postleitzahl: 04564
Vorwahl: 034299

Großdeuben ist ein Stadtteil der Stadt Böhlen mit ungefähr 2000 Einwohnern. Das ehemalige Dorf liegt an der Pleiße im Süden Leipzigs in der Leipziger Tieflandsbucht.

Es grenzt im Norden direkt an Gaschwitz, welches zur Stadt Markkleeberg gehört. Südlich, etwa 3 Kilometer Luftlinie entfernt, schließt sich die Stadt Böhlen an, zu welcher Großdeuben seit 1997 gehört. In Sichtweite und auch nur 4 Kilometer Luftlinie entfernt befindet sich das Kraftwerk Lippendorf, welches als das modernste Braunkohlekraftwerk Europas gilt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Großdeuben in der Pleißeaue um 1920 vor der Tagebauerschließung

Um 600 n. Chr. legen Altsorben Debitzdeuben als Rundweiler am Fluss Pleiße an. Am 4. November 1017 wurde der Ort erstmals, in einer Urkunde des Domarchivs zu Merseburg, erwähnt. Im 11. und 12. Jahrhundert entsteht das Dorf Probstdeuben, welches von zugezogenen deutschen Bauern gegründet wird. Um 1403 gehört das Dorf Friedrich von Döbitz. Aus dem Jahre 1503 stammt die älteste Glocke des Dorfes, eine Marienglocke. Und 37 Jahre später, also 1540 hat Großdeuben eine eigene Pfarrkirche. Im Jahre 1606 gehört Debitzdeuben zum Rittergut Gaschwitz. Für Probstdeuben hingegen ist ein eigenes Rittergut bezeugt.

Im Dreißigjährigen Krieg leidet das Dorf große Not und wird teilweise geplündert. 1652 kauft Friedrich Brand von Lindau, welcher der Besitzer von Gaschwitz ist, das Rittergut Großdeuben auf und stiftet ein Epitaph für seine Frau Elisabeth Brand von Lindau, welches noch in der Kirche zu sehen ist. 1681 tritt die Pest in Großdeuben auf und fordert viele Opfer. Anfang des 18. Jahrhunderts erfolgt die Errichtung des Torhauses zum Rittergut Großdeuben und die Anlage des Parks. Im selben Zeitraum entsteht zwischen den Orten der Gottesacker.

Im Jahre 1703 geht Großdeuben in den Besitz von Georg Ferdinand von Hopfgarten, dem Kommandanten der Pleißenburg, über. Unter ihm wird um 1715 die Schule neu errichtet. Nur ein Jahr später wird die Kirche nach den Plänen von David Schatz neu errichtet. Im selben Jahr 1716 verkauft von Hopfgarten das Rittergut an den Leipziger Kaufmann Peter Hohmann. Um das Jahr 1730 erfolgt der Bau des Herrenhauses in Probstdeuben. Im Pestjahr 1741 wird der Gasthof „Zum weißen Roß“ errichtet.

Der Gasthof Großdeuben auf einer historischen Postkarte

Im Jahre 1813, in der Völkerschlacht bei Leipzig, lag Großdeuben direkt in der Aufmarschroute der Preußen und Österreicher. Vor der Schlacht verließen viele Bewohner die Dörfer. Im Verlauf der Schlacht wurde die Katharinenkirche zu einem Feldlazarett umfunktioniert und die beiden Orte nehmen großen Schaden durch die Requirierung von Vieh.

Im Jahre 1854 steht Großdeuben infolge eines dreitägigen Regens unter Wasser. Ab 1856 gehören Großdeuben, Probstdeuben und Debitzdeuben zum Gerichtsamt Zwenkau. 1876 wird in Deuben, was zwischen Gaschwitz und Debitzdeuben liegt, die erste Villa errichtet, damit begann der „Aufschwung der Gemeinde“. Ein Jahr später wird die Schule abgebrochen und neu errichtet. Um 1888 wird die Kirche das erste Mal renoviert.

Um 1900 bis 1920 verdoppelt sich die Großdeubener Bevölkerung und viele reiche Leipziger Bürger lassen sich nieder, was noch heute in den prächtigen Villen zu erkennen ist. Am 1. Oktober 1904 wird der Haltepunkt der Reichseisenbahn in Probstdeuben feierlich eröffnet. Im Jahre 1905 wird Debitzdeuben nach Großdeuben eingemeindet. Um 1910 leben ihn Großdeuben 1355 und in Debitzdeuben 634 Menschen, ab diesem Jahr kommen beide Orte zum Amtsgericht Rötha. Ein Ehrenmal für die Gefallenen im Weltkrieg wird am 13. August 1922 auf den Vorplatz der Kirche eingeweiht. 1934 wird Probstdeuben nach Großdeuben eingemeindet.

Hauptstraße in Großdeuben heute
Die Pleiße bei Großdeuben

In den Jahre 1950–60 entwickelt sich Großdeuben zu einem Wohnort für Beschäftigte, was durch den Kohleabbau und den Neuaufbau der Kombinate geschieht. 1956–63 werden 1331 Menschen infolge des Braunkohleabbaus aus den westlichen Wohngebieten umgesiedelt, in den Folgenden Jahren fallen auch die Häuser am östlichen Rand, darunter das Freibad, dem Kohleabbau zum Opfer. Um 1964 hat Großdeuben 2014 Einwohner. Im Jahre 1970 erhält die Kirche die Orgel aus Cröbern, welches dem Tagebau geopfert wird. In dieser Zeit verliert Großdeuben aufgrund des extensiven Braunkohle-Tagebaus wohl für immer seinen Ruf als wohl bedeutendstes Naherholungsgebiet im Süden Leipzigs.

1990 hat Großdeuben 1356 Einwohner. Von 1992 bis 1995 werden mehrere Straßen des Ortes renoviert. Die Bürgerinitiative „Pro Markkleeberg“ forderte ein Bürgerbegehren gegen die Pläne, Großdeuben nach Böhlen einzugemeinden. Am 1. Juli 1997 wurde jedoch der Eingemeindungsvertrag mit Böhlen wirksam und der Ort ein Stadtteil von Böhlen.[1] Großdeuben hatte inzwischen 1791 Einwohner. Im September desselben Jahres brannte das denkmalgeschützte Herrenhaus viermal. Zwei Jahre später, 1999, erhält das vom Verfall bedrohte Herrenhaus ein neues Dach. Des Weiteren wurden in den folgenden Jahren weitere Straßen saniert und der Radwanderweg entlang des westlichen Pleißenufers entsteht. Inzwischen werden neue Häuser in Großdeuben errichtet und alte Häuser wieder wohnbar gemacht und somit scheint die Zukunft der Gemeinde gesichert.

Des Weiteren wurde im Jahre 2005 das Stadtteilzentrum auf dem Gebiet des ehemaligen "Stahl –und Behälterbau Großdeuben" errichtet und das Bereits 1999 teilrenovierte Herrenhaus und das Torhaus saniert um dem drohenden Verfall entgegenzuwirken.

Die Katharinenkirche zu Großdeuben

Am Gedenktag der heiligen Katharine (25. November) des Jahres 1403 stifteten der Ritter Peter von Deuben, die Junker Günther und Petermann von Deuben sowie Friedrich von Dobitz auf Gaschwitz das Kirchen- und Pfarrlehen zu Deuben. Damit war die wirtschaftliche Grundlage für ein örtliches Gotteshaus und die dazugehörige Pfarrstelle geschaffen. Zuvor hatten die Gemeindemitglieder den relativ langen Weg von Deuben bis zur Kirche St. Laurentius in Zwenkau zurückzulegen.

Der Standort der Kirche in der Mitte der Dörfer Debitz-, Groß- und Probstdeuben erklärte sich wohl vor allem daraus, dass hier mehrere auf verschiedenen Gütern ansässige Familien als Kirchengründer auftraten, deren Gleichberechtigung so am ehesten zu wahren war.

Die Kirchenpatrone machten nach den Gepflogenheiten des Eigenkirchwesens von den Vorrecht Gebrauch, die Kirche einem Schutzheiligen zu widmen, den sie persönlich besonders verehrten. Die heilige Katharina von Alexandria, die in Großdeuben als Schutzherrin verehrt wurde, hatte im Jahr 307 den Märtyrertod erlitten. Sie soll sich neben der heiligen Barbara einer auffallenden Beliebtheit beim Rittertum erfreut haben.

Das jetzige Gotteshaus ist im Jahre 1716 an gleicher Stelle wie die alte Kirche gebaut worden. Als Baumeister trat David Schatz in Erscheinung. Bemerkenswert ist die kühne Konstruktion des Turmes, der mit seiner östlichen Seite auf den die Empore tragenden Holzsäulen ruht.

Nach zwischenzeitlichen Erneuerungsarbeiten an Turm und Dach (besonders 1750) wurde 1888 das Kircheninnere einer stark romantisch beeinflussten Farbfassung unterworfen. Außerdem fügte man die Sakristei an der Ostseite des Kirchenschiffes an. Die Gruft für die Patronatsherrschaften wurde zugewölbt. 1889 baute man neue Bänke in die Kirche ein.

Nachdem am 5. Juli 1905 Turm und Langhaus durch Blitzschlag starke Schäden erlitten hatten, war eine umfassende Instandsetzung der Kirche notwendig. Um außerdem zusätzliche Sitzplätze und Raum für Orgelerweiterung zu erhalten, schuf man 1906 einen an der Westseite vorgelagerten Anbau. Darin verlaufen seitdem die Emporentreppen. Mit der elliptischen Form gelang es dem Architekten, Baurat Zeißig, die Kirche zu vergrößern ohne das Gebäudeensemble von Kirche und Kantorat optisch zu sehr zu beeinträchtigen.

Die beiden Räume, die im Norden an das Kirchenschiff angrenzen , vereinigte man 1948 zu einem kirchlichen Versammlungsraum der sogenannten Lutherstube, der auch heute noch als Winterkiche genutzt wird.

Die jetzige Orgel der Großdeubener Kirche stammt ursprünglich aus der Kirche zu Cröbern, welche in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts dem Tagebau zum Opfer fiel. Das Instrument wurde von Christian Ernst Friederici gebaut und besitzt 15 Register auf 1 Manual und Pedal.

Die Kirche gehört heute zur Kirchgemeinde Großstädteln/Großdeuben und wird von der Frau des ehemaligen Studentenpfarrer der Evangelischen Studentengemeinde Leipzig Stephan Bickhardt vertreten, welcher selber Ende 2007 die Gemeinde verließ, als er zum Polizeiseelsorger für den Bereich Leipzig berufen wurde.

Sehenswürdigkeiten

  • barocke Katharinenkirche (mit einer Friderici-Orgel)
  • Herrenhaus und Torhaus mit Parkanlage
  • Gründerzeit- und Jugendstilvillen

Vereine und Verbände

  • SC Eintracht 09 Großdeuben e.V.
  • Großdeubener Karnevalsverein e.V. (GKV)
  • Freiwillige Feuerwehr Großdeuben
  • Verein Kleine Hände e.V.

Persönlichkeiten

Wirtschaft & Verkehr

Großdeuben liegt verkehrsgünstig an der Eisenbahnstrecke LeipzigAltenburg (S2) und an der Zusammenführung der B 2 und B 95. Des Weiteren ist der Ort durch den MDV zu erreichen. Seit dem Jahre 2006 ist ebenfalls eine Anbindung an die A 38 vorhanden, welche die Autobahnen A 9 (BerlinMünchen) und A 14 (NossenMagdeburg) verbindet und eine südliche Umgehung für Leipzig schafft.

Einzelnachweise

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden, siehe 1997

Literatur

  • Im Pleisse- und Göselland zwischen Markkleeberg, Rötha und Kitzscher - Herausgegeben von PRO LEIPZIG e.V., Leipzig 1999
  • Cornelius Gurlitt: Grossdeuben. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 16. Heft: Amtshauptmannschaft Leipzig (Leipzig Land). C. C. Meinhold, Dresden 1894, S. 27.

Weblinks


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