Helmut Nickel

Helmut Nickel

Helmut Nickel (* 24. März 1924 in Quohren bei Dresden) ist ein deutscher Comiczeichner und -autor. Als Zeichner und Autor diverser Serien hat er den deutschen Comic in den 1950er Jahren deutlich geprägt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Nickel, der schon als Kind gern zeichnete, wollte nach dem Abitur Veterinärmedizin studieren, wurde jedoch eingezogen. Er kam als Soldat in Belgien in Kriegsgefangenschaft, wo er nach eigener Aussage zum professionellen Zeichnen kam, als der Lagerkommandant für das Kino seines Schwiegervaters einen Plakatmaler suchte und eine Zeichnung entdeckte, die Nickel für einen Mitgefangenen angefertigt hatte. Nach seiner Entlassung durfte er als Bürgerlicher in der sowjetischen Besatzungszone kein Studium aufnehmen. So setzte sich Nickel 1948 nach West-Berlin ab und schrieb sich an der dortigen, kurz zuvor gegründeten Freien Universität für Kunstgeschichte und Ethnologie ein.

Um sein Studium zu finanzieren, jobbte Nickel in einer Werbeagentur. Nebenbei erstellte er seinen ersten Comic: die Comicfassung des Klassikers Die drei Musketiere von Alexandre Dumas. Verlegt wurde dieser durch den Gerstmayer Verlag. Die Tätigkeit als Comiczeichner wurde ihm von einer Kollegin vermittelt, die als Schriftmalerin bei derselben Werbeagentur wie Nickel arbeitete. Weitere Werke zu jener Zeit waren das von ihm vollständig gestaltete und anfangs unter dem Pseudonym Hugh J. Haffspoke[1] veröffentlichte Don Pedro, eine Zweitserie von Hot Jerry, das er auch tuschte, unter dem Pseudonym H. Humbert die Science-Fiction-Reihe Titanus, das nach drei Heften von Hansrudi Wäscher übernommen wurde, und Robinson, das er von Willi Kohlhoff übernahm. Während Kohlhoff sich sehr stark an der Vorlage Daniel Defoes orientierte, machte Nickel aus seinem Protagonisten einen Weltreisenden, den seine Schiffsreisen 82 Hefte lang zu den verschiedensten exotischen Schauplätzen führten. Darüber hinaus zählten Francis Drake, der Korsar der Königin und Peters seltsame Reisen für den Walter Lehning Verlag ebenfalls zu Nickels Werken. Bei letzterem ließ er zu Anfang seinen Protagonisten mit den Figuren aus dem Universum von Hansrudi Wäscher zusammentreffen.

1959 bekam Nickel eine Stellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Berliner Museum, die ihm keine weiteren Nebentätigkeiten mehr erlaubte. Durch ein Stellenangebot des New Yorker Metropolitan Museums als Kurator der Waffensammlung bekam Nickel, der mittlerweile seine Dissertation (Der mittelalterliche Reiterschild des Abendlandes, FU Berlin, 1958) abgeschlossen hatte, die Gelegenheit, weiter an Comics zu arbeiten, als der Walter Lehning Verlag an ihn herantrat, eine Comicfassung von Winnetou zu erstellen, da die Karl-May-Rechte frei geworden waren. Für den Walter Lehning Verlag arbeitete Nickel bis 1964, da dieser vor dem Bankrott stand und ihn nicht mehr bezahlte. Dies war gleichzeitig auch das Ende seiner Laufbahn als Comiczeichner. Bis zum Erreichen des Ruhestandes im Jahr 1989 arbeitete Nickel für das Metropolitan Museum, danach zog er nach Florida.

Nickel, der seine Arbeiten in einem Interview in den 1970er Jahren rückblickend als „Edelschund“ bezeichnete, nutzte die von ihm gestalteten Comics, um dem Leser in völkerkundlichen Exkursionen die Kultur und Geschichte der jeweiligen historischen Schauplätze näher zu bringen. Laut Andreas C. Knigge hat er neben Hansrudi Wäscher den deutschen Comic in den 1950er Jahren am stärksten geprägt.[2]

Literatur

  • Eckart Sackmann: Helmut Nickel. In: RRAAH! 15. Jahrgang, Nr. 56, August 2001, ISSN 093-601X, S. 32–33
  • Andreas C. Knigge: Comic Lexikon. Ullstein Verlag, Frankfurt am Main, Berlin und Wien 1988, ISBN 3-548-36554-X, S. 343-344
  • Bernd Dolle-Weinkauff: Comics - Geschichte einer populären Literaturform in Deutschland seit 1945, Beltz Verlag, Weinheim und Basel 1990, ISBN 3-407-56521-6, S. 126ff
  • Andreas C. Knigge: Fortsetzung folgt. Comic-Kultur in Deutschland, Ullstein, Frankfurt am Main, Berlin und Wien 1986, ISBN 3-548-36523-X, S. 119f

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eckart Sackmann: Helmut Nickel. In: RRAAH! 15. Jahrgang, Nr. 56, August 2001, ISSN 093-601X, S. 32
  2. Andreas C. Knigge: Comic Lexikon. Ullstein Verlag, Frankfurt am Main, Berlin und Wien 1988, ISBN 3-548-36554-X, S. 343

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