Wiener Staatsoper

Wiener Staatsoper
Eingangsportal der Wiener Oper
Rückansicht bei Nacht
Teil der Wiener Staatsoper

Die Wiener Staatsoper, das „Erste Haus am Ring“, ist das wichtigste Opernhaus Wiens und eines der bekanntesten der Welt. Sie wurde am 25. Mai 1869 mit einer Premiere von Don Juan von Mozart eröffnet. Aus den Mitgliedern des Staatsopernorchesters rekrutieren sich auch die Wiener Philharmoniker.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wiener Hofoper / Hoftheater

Als kulturelle Institution ist die Wiener Staatsoper die Nachfolgerin der Wiener Hofoper, die von den Habsburgern gegründet und gefördert wurde.

Schon die Hofoper war ein führendes europäisches Haus und erlebte viele Uraufführungen. Kaiser Leopold I. (1640-1705) war ein leidenschaftlicher Musiker und auch ein begabter Komponist mit 230 Werken. Zum kaiserlichen Hofkapellmeister ernannte er erstmals einen Nicht-Italiener, nämlich Johann Heinrich Schmelzer. Zu den Glanzlichtern der Wiener Operngeschichte des Barock zählte die Uraufführung der Oper „Don Chiscotte“ von Francesco Bartolomeo Conti im frühen 18. Jahrhundert [1].

Ein großer Förderer der Hofoper war auch Kaiser Joseph II. (Regent 1764-1790) [2]. Zu seiner Hochzeit komponierte Christoph Willibald Gluck die Oper „Il Parnasso Confuso“. Als späterer Alleinregent und Freund Mozarts ging Joseph II. 1785–1786 auf dessen Vorschlag ein, eine Oper zur Thematik der adeligen Vorrechte und feudalen Willkür zu schreiben, was den politischen Intentionen des Reformkaisers entsprach. Die Uraufführung der Hochzeit des Figaro fand am Wiener k. k. National-Hoftheater (dem „Alten Burgtheater“) statt; der überwältigende Erfolg des Werkes in Prag brachte Mozart dann den Auftrag für die nächste Oper (Don Giovanni) ein.

Erst seit den 1810er Jahren fanden die Aufführungen der Hofoper fast ausschließlich im K. k. Hof-Theater am Kärntnertor statt, in dem aber sogar noch nach der Eröffnung des neuen Hauses bis 1870 verschiedene Werke zu Gehör kamen.

Die Bezeichnungen des neuen Opernhauses im Laufe der Geschichte

Plakat für die Eröffnungsvorstellung des Opernhauses 1869
Nähers dazu siehe ausführlicher unter Online-Lexikon der Wiener Staatsoper. [3]
Name Datum Bemerkungen
Neues Haus 25. Mai 1869 -
27. September 1869
k.k. Hof-Operntheater -
Neues Haus
28. September 1869 -
10. März 1871
k.k. Hof-Operntheater 11. März 1871 -
15. November 1918
Operntheater 3. Dezember 1918 -
25. September 1938
Staatsoper 27. September 1938 -
bis 1945
Diese Bezeichnung wurde zwar auch schon ab den 1920er Jahren benützt, war aber nicht offiziell.
Gebäude am Naschmarkt 1945 -
5. November 1955
In der Zeit des Wiederaufbaus spielte die Oper unter anderem im Theater an der Wien.
Opernhaus der Stadt Wien -
Wiener Staatsopernensemble
1. Mai 1945 -
31. Mai 1945
Während des Wiederaufbaus spielte die Oper auch in der Volksoper.
Volksoper -
Wiener Staatsopernensemble
1. Juni 1945 -
10. Juli 1945
Staatsoper im Volksoperngebäude 11. Juli 1945 -
1. September 1946
Staatsoper in der Volksoper 2. September 1946 -
15. Juli 1955
Wiener Staatsoper seit dem
5. November 1955
Seit der Wiedereröffnung

Die Baugeschichte des Opernhauses

Das Opernhaus kurz nach Baubeginn im Jahr 1863
Eröffnungsvorstellung im neuen Haus der Wiener Hofoper mit „Don Giovanni“, Innenansicht mit Blick auf die Bühne, 25. Mai 1869
k.k. Hof-Operntheater (1898)

Das Gebäude wurde als erstes aus dem Wiener Stadterweiterungsfonds bestrittenes Monumentalgebäude der Ringstraße im Jahr 1860 ausgeschrieben. An dem Architektenwettbewerb beteiligten sich zahlreiche renommierte Personen, unter anderem auch der in Deutschland mit Kulturbauten erfolgreiche Alfred Messel.[4] Bereits Ende 1861 begann der Bau nach Plänen der Architekten August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll im Stil der Neorenaissance, der insgesamt acht Jahre dauern sollte.

Das Innenministerium holte mehrere Gutachten über das Vorhandensein geeigneter Baustoffe ein. Das Ergebnis waren die seit langem in Wien üblichen Steine, Wöllersdorfer Stein, für Sockel und freistehende, einfach gegliederte Stützen, der harte Kaiserstein (Leithakalk) aus dem Kaisersteinbruch, in seiner Farbe besser zum Kelheimer Stein passend, für reicher gegliederte Teile geeignet, der mittelharte Kaiserstein, etwas grobkörniger, Kelheimer Stein (auch Solnhofener Plattenkalk), war als der Hauptstein des Opernhauses geplant, in den erforderlichen Mengen aber nicht lieferbar. Der Breitenbrunner Stein konnte neben dem Kehlheimer besonders empfohlen werden, Joiser Stein war vor allem dort zu verwenden, wo man den sehr teuren Kaiserstein nicht wählen will. Es wurde entschieden, dass die gesamte Außenhaut des Monumentalbauwerks ausnahmslos in Naturstein auszuführen ist. Durch den ungeheuren Bedarf kam der Sóskúter Stein noch hinzu, dieser wurde in Budapest viel verwendet, da seine Lagerstätte südwestlich der Stadt liegt. Für die Steinmetzarbeiten waren drei Wiener Unternehmen zuständig, Eduard Hauser, Anton Wasserburger und Moritz Pranter. Die feierliche Grundsteinlegung war am 20. Mai 1863, erst 1869 war das Bauwerk fertiggestellt. Ein besonderes Beispiel: Die Spiegelstufen der Feststiege bestehen aus dem glattpoliertem, hartem Kaiserstein der Firma Amelin in Kaisersteinbruch. Das ist insofern bemerkenswert, als die Innenräume mit verschiedensten Marmor-Sorten ausgestattet wurden.

Das Gebäude wurde jedoch von der Öffentlichkeit nicht sehr geschätzt. Einerseits konnte es gegenüber dem riesigen Heinrichshof, einem privaten Zinshaus (im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1955 durch den Opernringhof ersetzt), seine monumentale Wirkung nicht richtig entfalten. Andererseits wurde, nachdem das Ringstraßenniveau vor der Oper nach Baubeginn um einen Meter gehoben wurde, diese als „versunkene Kiste“ und – in Analogie zum militärischen Desaster von 1866 – „Königgrätz der Baukunst“ heftig kritisiert und trieb schließlich van der Nüll in den Freitod. Knappe 10 Wochen später erlag Sicardsburg einem Herzinfarkt; somit erlebte keiner der beiden Architekten die Fertigstellung.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges geriet die Oper nach amerikanischen Bombardements, die eigentlich der Raffinerie in Floridsdorf gegolten haben, am 12. März 1945 in Brand. Die Vorderfront mit der Eingangshalle, dem Stiegenaufgang und dem darüber befindlichen „Schwind-Foyer“ (mit Freskoausstattung von Moritz von Schwind), die schon vorsorglich vermauert worden war, blieb von Bombentreffern verschont und damit im ursprünglichen Stil des Historismus erhalten. Die Zuschauerränge und der Bühnenbereich wurden aber ein Raub der Flammen.

Lange Zeit gab es Diskussionen, ob die Oper wieder ihren ursprünglichen Zustand zurückerhalten sollte oder geschleift und hier oder an einem anderen Ort neu aufgebaut werden soll. Schließlich setzte sich die Idee des Wiederaufbaus durch. Maßgeblich beteiligt waren die damaligen Wiederaufbauminister Ernst Kolb und Udo Illig.
Eine politische Entscheidung traf Leopold Figl 1946 mit dem Ziel, 1949 eine bespielbare Oper wieder öffnen zu können. Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben, den Erich Boltenstern gewann. Die eingereichten Vorschläge reichten von einer völligen Neugestaltung des Zuschauerraums bis zu einer Wiederherstellung nach den Originalplänen. Boltenstern entschied sich für eine Wiederherstellung mit gleichzeitiger Modernisierung der Formensprache im Geiste der 1950er-Jahre. Um eine gute Akustik zu erreichen, wurde – unter anderem auf Anregung von Arturo Toscanini – vor allem Holz verwendet. Außerdem erhielt das Parterre weniger Sitzplätze und der zuvor mit Säulen ausgestattete vierte Rang wurde offen gestaltet. Egon Seefehlner empfahl Heinrich Keilholz, der die Akustik wesentlich verbesserte. Am Wettbewerb zur Neugestaltung des Eisernen Vorhangs waren mehrere Künstler beteiligt, so auch Marc Chagall. Ausgeführt wurde er aber von Rudolf Eisenmenger.

Die Oper in der Zeit von 1938 bis 1945

Am 30. Juni 1944 fand die letzte Vorstellung vor der Sommerpause statt; es sollte die allerletzte Aufführung im alten Gebäude der Wiener Staatsoper überhaupt werden. Hans Knappertsbusch, der schon die erste Vorstellung nach dem „Anschluss“ Österreichs dirigiert hatte, stand auch diesmal am Pult. Auf dem Programm stand – Nomen est omen – Wagners Götterdämmerung. Die letzte Regieanweisung dieser Oper lautet: „Helle Flammen scheinen in dem Saal der Götter aufzuschlagen. Als die Götter von den Flammen gänzlich verhüllt sind, fällt der Vorhang.“

Mit 1. September 1944 verfügte Joseph Goebbels im Zuge des „Totalen Kriegs“ die Schließung aller Theater des Reiches. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges geriet die Oper am 12. März 1945 nach amerikanischen Bombardements, die eigentlich der Raffinerie in Floridsdorf gegolten haben, in Brand. Die Vorderfront, die schon vorsorglich vermauert worden war, blieb erhalten. Die Zuschauerränge und die Bühne wurden aber ein Raub der Flammen.

Die Oper nach 1945

Innenansicht, Proszenium und Ränge
Innenansicht, mit Blick auf den Platz der ehemaligen Kaiserloge
Das berühmte Stiegenhaus des Opernhauses, Treffpunkt während des Opernballs
Bühne mit Orchestergraben

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges führte das Opernensemble, das vorerst in die Wiener Volksoper auswich, die Proben und Aufführungen in dem seit längerer Zeit geschlossenen Theater an der Wien durch, wo bereits am 1. Mai 1945 – als nach der Befreiung von der Nazi-Herrschaft auch die Republik Österreich wieder existierte – die ersten Vorstellungen gegeben wurden. 1947 führte das Ensemble schon eine Auslandstournee nach London durch.

Aufgrund der desolaten Zustände am Theater an der Wien versuchte die damalige Opernleitung, finanzielle Mittel zu lukrieren. Dabei kamen viele Spenden von Privatpersonen. Aber auch die Sowjets zeigten großes Interesse am Wiederaufbau der Oper und spendeten Baumaterial.

Doch 1949 war gerade ein Notdach über der Oper errichtet, der Wiederaufbau dauerte noch an. Erst am 5. November 1955, also nach dem Staatsvertrag, konnte die Staatsoper mit Fidelio von Ludwig van Beethoven unter der Leitung von Karl Böhm neu eröffnet werden. Als Besucher war auch der damalige amerikanische Außenminister John F. Dulles zugegen. Auch der ORF nutzte die Eröffnung für eine seiner ersten Liveübertragungen zu einer Zeit, in der es erst ca. 800 Fernseher in ganz Österreich gab.

Das bis zur Eröffnung zusammengehaltene Ensemble zerbröckelte in den kommenden Jahren zusehends und ein internationales Ensemble bildete sich neu.

Nach 1945 bildete sich das Wiener Mozart-Ensemble heraus, das weltweit Gastspiele absolvierte und für seine besondere Gesangs- und Spielkultur gerühmt wurde. Sein Gründer und Mentor war der österreichische Dirigent Josef Krips, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft die Nazi-Zeit nur durch glücklichen Zufall und Hilfe von Kollegen überlebt hatte. Sofort nach 1945 begann Krips die Wiederaufbauarbeit an der Staatsoper und konnte seine ästhetischen Prinzipien durchsetzen. Dazu zählte die Abkehr vom romantischen Mozart-Ideal mit voluminösem Orchesterklang. Stattdessen kamen wieder kammermusikalische Qualitäten zum Tragen sowie ein durchsichtiger, leichter Klang, der später für typisch wienerisch gehalten wurde. Wesentliche Sänger waren Anton Dermota, Erich Kunz, Elisabeth Schwarzkopf, Wilma Lipp u.a.

Bereits 1947 gastierte das Mozart-Ensemble an der Covent Garden Oper in London mit Mozarts Don Giovanni. Dort sang der vor den Nazis geflüchtete Richard Tauber noch einmal den Don Ottavio. Drei Monate später starb Tauber, und da wurde bekannt, dass er, um sich den Traum zu erfüllen, noch einmal mit der Staatsoper Mozart aufzuführen, nur noch mit einer halben Lunge auf der Bühne gestanden hat. Viele andere Künstler wurden mit dem Mozart-Ensemble in Verbindung gebracht, z. B. Karl Böhm, doch haben sie eine eher periphere Rolle darin gespielt, indem sie die Arbeit anderer lediglich fortführten. Für Krips war dies der Anfang seiner Weltkarriere, die ihn an die wichtigsten Opernhäuser der Welt brachte. Bis zu seinem Tod 1974 galt Krips als einer der wichtigsten Maestri der Staatsoper.

Die Wiener Staatsoper hat ein Repertoiresystem: über 50 Produktionen stehen alljährlich auf dem Spielplan. Daher kann das Haus zehn Monate im Jahr nahezu täglich mit Opern bespielt werden.

Herbert von Karajan führte in seiner Direktionszeit das Prinzip ein, Opern ausschließlich in der Originalsprache aufzuführen. Außerdem hob er das bis dahin gültige Ensembleprinzip mit lediglich vereinzelten Gastsängern auf und begann damit, die international besten Sänger an die Staatsoper zu engagieren, wobei zumeist nur die kleineren Partien aus dem Ensemble besetzt wurden. Damals begann eine Zusammenarbeit mit der Mailänder Scala, die sich auf Produktionen ebenso bezog wie auf die Besetzungen. Die wichtigsten Mitglieder der Wiener Staatsoper traten nun auch in Mailand auf, vor allem bei Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss.

Gesangsauftritte

Die von Karajan eingeführten Starbesetzungen herrschen bis heute an der Staatsoper vor. Große Künstler sind hier aufgetreten, Sängerinnen von Maria Callas bis Jessye Norman sowie die Schwestern Anny und Hilde Konetzni, Mimi Coertse, Agnes Baltsa und von Renata Tebaldi sowie Leonie Rysanek bis Anna Netrebko und Angelika Kirchschlager oder Angela Gheorghiu, Sänger von Giuseppe Di Stefano bis Luciano Pavarotti sowie Juan Diego Flórez, von Ettore Bastianini sowie Eberhard Waechter bis Bryn Terfel und Thomas Hampson, von Theo Adam über Martti Talvela und Nikolaj Gjaurow oder Cesare Siepi bis zu Matti Salminen und Ruggero Raimondi oder Ferruccio Furlanetto. Plácido Domingo feierte im Mai 2007 hier sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Edita Gruberova tat es ihm im September 2008 gleich.

Dirigenten

Unter den Dirigenten seit der Wiedereröffnung des Hauses am Ring 1955 finden sich – abgesehen von den dirigierenden (Musik-)Direktoren Karajan, Böhm, Maazel, Abbado, Ozawa und Welser-Möst – z. B. Kurt Adler, Erich Kleiber, Ernest Ansermet, Hans Knappertsbusch, Hans Swarowsky, Rafael Kubelik, Rudolf Moralt, Fritz Reiner, Antal Dorati, Gianandrea Gavazzeni, Antonino Votto, Tullio Serafin, Heinrich Hollreiser, Dimitri Mitropoulos, Igor Strawinsky, Paul Hindemith, Michael Gielen, Pierre Monteux, Lovro von Matačić, Robert Stolz, André Cluytens, Silvio Varviso, Leopold Hager, Leonard Bernstein, Carlos Kleiber, Otmar Suitner, Riccardo Muti, Gerd Albrecht, Alberto Zedda, Georg Solti, Riccardo Chailly, Horst Stein, Nello Santi, Francesco Molinari-Pradelli, Erich Leinsdorf, Nikolaus Harnoncourt, Sir Colin Davis, Christoph von Dohnányi, Giuseppe Sinopoli, Arnold Östman, John Eliot Gardiner, Roger Norrington, Christian Thielemann, Daniele Gatti, Marcello Viotti, Alfred Eschwé, Zubin Mehta, Friedrich Haider und Elio Boncompagni.

Opern

Inszenierungen unter anderem von Margarethe Wallmann, Josef Gielen, Wieland Wagner, Luchino Visconti, Franco Zeffirelli, Otto Schenk, August Everding, Vaclav Kašlik, Jorge Lavelli, Götz Friedrich, Boleslaw Barlog, Filippo Sanjust, Tom O'Horgan, Dieter Dorn, Piero Faggioni, Gian-Carlo Menotti, Giulio Chazalettes, Peter Wood, Harold Prince, Giorgio Strehler, Jean-Pierre Ponnelle, Ken Russell, Ruth Berghaus, Harry Kupfer, Antoine Vitez, Luca Ronconi, Alfred Kirchner, Johannes Schaaf, Giancarlo del Monaco, Pier Luigi Pizzi, Karl-Ernst Herrmann, Jürgen Flimm, Istvan Szabo, Marco Arturo Marelli, Hans Neuenfels, Herbert Wernicke, Christine Mielitz, Peter Stein oder David Pountney waren an diesem Operntheater zu sehen.

Die Oper in der Gegenwart

Mit Beginn der Saison 2005/06 wurden die Ballettkompanie der Staatsoper und der Volksoper unter die gemeinsame Leitung von Gyula Harangozó gestellt. In den Ballettaufführungen der Staatsoper wurden verstärkt internationale Gaststars eingesetzt. Seit der Spielzeit 2010/11 leitet der ehemalige Danseur Etoile der Pariser Oper, Manuel Legris, die Kompanie, deren Name gleichzeitig in Wiener Staatsballett geändert wird.

Direktoren

Franz Freiherr von Dingelstedt
(1814–1881):
Erster Direktor

Uraufführungen

Wissenswertes

Das Opernhaus hat im Zuschauerraum 1.709 Sitzplätze und insgesamt 567 Stehplätze, 4 Rollstuhl- und Begleitersitze im Parkett/Parterre, sowie 18 Rollstuhlplätze auf der Galerie.

Eine Grafik der Wiener Staatsoper ist auf der Rückseite der 1989 ausgegebenen 5000-Schilling Banknote zu sehen.

Auf dem Dach des Hauses befindet sich seit dem Internationalen Jahr der Artenvielfalt 2010 ein Bienenstock. Die Betreuung der rund 60.000 Bienen obliegt einem privaten Imker in Zusammenarbeit mit der Plattform Imkerinnen Österreich und den Bienenfreunden. Beflogen werden blühende Alleebäume (vorwiegend Spitzahorn und Sommerlinde) und Pflanzen der umliegenden Parkanlagen. Eine Webcam überträgt Bilder live ins Internet. Die Stadt ist für Bienen ein durchaus geeigneter Lebensraum und der Honig von einwandfreier Qualität. Der Erlös wird für "vielfaltleben"-Projekte verwendet.

Im Rahmen der Wiener Staatsoper agieren auch Vereinigungen, wie die Freunde der Wiener Staatsoper, der Merker-Verein und der Verein RISM-Österreich.

Der Eiserne Vorhang

„Bacchus“ von Cy Twombly, Eiserner Vorhang in der Wiener Staatsoper, Saison 2010/2011

Das „museum in progress“ konzipierte für die Wiener Staatsoper die Ausstellungsreihe „Eiserner Vorhang“, die seit der Saison 1998/1999 die Brandschutzwand zwischen Bühne und Zuschauerraum zu einer Ausstellungsfläche für zeitgenössische Kunst verwandelt.[5] Jedes Jahr wird der Vorhang von international renommierten Künstlern neu gestaltet. Es handelt sich dabei nicht um Übermalungen, sondern um eine technische Übertragung eines künstlerischen Entwürfes auf ein Trägermaterial, mit dem der Eiserne Vorhang lediglich überspannt wird. Jedes Motiv wird zudem als Ansichtskarte publiziert und für Werbezwecke zur freien Entnahme an Informationsständen aufgelegt, was vor allem von den touristischen Besuchern sehr geschätzt wird. Das avantgardistischen Publikum nimmt das Kunstprojekt immer wieder erfreut und als erfrischend wahr, jedoch haben beständige Klagen aus konservativen Kreisen Gerüchte aufkommen lassen, dass die Gestaltungsserie mit Saisonanfang 2011/12 beendet wird.

Die Vorgeschichte dazu blieb jedoch weitgehend unbekannt. Schon Dezember 2001 wurden durch eine Unterschriftenaktion, geleitet von der Kunsthistorikerin Dr. Maria Missbach, zur „Erhaltung des Eisernen Vorhanges der Wiener Staatsoper als Gesamtkunstwerk für den Wiederaufbau" rund 22.100 Unterschriften gegen die Übermalung des Opernvorhanges gesammelt. In darauf folgenden Gesprächen mit dem Direktor der Wiener Staatsoper und dem Direktor der Bundestheater-Holding konnte sichergestellt werden, dass der Vorhang nicht „übermalt“ wird, jedoch waren weiterhin bestehende Verträge mit dem „museum in progress“ einzuhalten.[6]

Mit 3. September 2011 prangte schließlich über dem Eisernen Vorhang wieder die in klassischer, geschlossener Monumentalität auf Goldgrund umgesetzte lyrische Szene aus "Orpheus und Eurydike" von Rudolf Hermann Eisenmenger. Zur Gestaltung des Eisernen Vorhangs der Wiener Staatsoper wurden 1954/55 drei anonyme Konkurrenzen ausgeschrieben, an denen sich 16 österreichische Künstler mit 78 Entwürfen beteiligen. Eisenmenger gewann alle drei Wettbewerbe. Als Harzöl-Mischtechnik-Gemälde auf vergoldeter Leinwand wurde schließlich der von einer prominenten Jury ausgewählte Entwurf vom Künstler innerhalb von 4 Monaten selbst auf einer 170 m² Fläche ausgeführt.[7]

Die Finanzierung der künstlerischen Umsetzung erfolgte großteils unter Mithilfe der österreichischen Bevölkerung durch "Spenden von Goldplättchen". Die Staatsoper gilt als Symbol für den Wiederaufbau und die Wiedergeburt Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages 1955 und dem Beginn der Unabhängigkeit der Zweiten Republik wurde auch die Staatsoper wiedereröffnet.[7]

Der Eiserne Vorhang ist das größte malerische Kunstwerk seiner Zeit und international unbestritten ein Hauptwerk der Nachkriegsepoche. Auf Grund der Bedeutung dieses Werkes kam es seit 1954 immer wieder durch die verschiedenen Interessen rivalisierender Künstlergruppen zu diffamierenden Pressemeldungen in Bezug auf Eisenmengers Haltung im Dritten Reich, die letztlich auch zu Verbitterung und Öffentlichkeitsscheu des Künstlers führten. Erst nach seinem Tod, als 1997 wiederum Verleumdungen verbreitet wurden, um sein Werk letztendlich zu zerstören, konnten endlich mithilfe von unabhängigen Historikern durch Dokumente aus offiziellen historischen Archiven alle Behauptungen als infame Erfindungen entlarvt werden.[7]

Bereits 1950 durfte Rudolf Eisenmenger für die klassizistische Ausgestaltung des Wiederaufbaus der Staatsoper unter Architekt Erich Boltenstern 54 Kartons als Vorlagen für die Weberei zum großen Tapisserienzyklus "Szenen aus der Zauberflöte" beisteuern. Die ausgeführten Arbeiten schmücken seitdem den sogenannten Gobelinsaal, den heutigen Gustav Mahler-Saal der Wiener Staatsoper. Es ist dies mit 171 m² Gestaltungsfläche das Hauptwerk der ehemaligen Manufaktur in der Wiener Hofburg. Eisenmengers Tapisseriewerk wird international als maßgeblich für die Wiederbelebung der österreichischen Tapisseriekunst des 20. Jahrhunderts gewürdigt.[7]

Die vorläufige Wiederenthüllung des Originalvorhangs von Rudolf Eisenmenger Anfang der Saison 2011/12 sollte womöglich nur etwas die Gemüter beruhigen und beweisen, dass sich das Gemälde in hervorragendem Zustand und ausgezeichneter Erhaltung befindet. Denn am 28. Oktober 2011 wurde wiederum die neue temporäre Überspannung des Eisernen Vorhangs der Wiener Staatsoper präsentiert. Das Kunstprojekt wird auch in den folgenden Jahren gemeinsam mit dem „museum in progress“ und der Tageszeitung „Die Presse“ fortgesetzt.

Die Künstler des Eisernen Vorhangs der Wiener Staatsoper

Saison
1955/1998 Rudolf Hermann Eisenmenger
1998/1999 Kara Walker
1999/2000 Christine & Irene Hohenbüchler
2000/2001 Matthew Barney
2001/2002 Richard Hamilton
2002/2003 Giulio Paolini
2003/2004 Thomas Bayrle
2004/2005 Tacita Dean
2005/2006 Maria Lassnig
2006/2007 Rirkrit Tiravanija
2007/2008 Jeff Koons
2008/2009 Rosemarie Trockel
2009/2010 Franz West
2010/2011 Cy Twombly
2011/2012 Rudolf Hermann Eisenmenger (vom 3. September bis 27. Oktober), Cerith Wyn Evans (ab 28. Oktober bis Saisonende)

Das Opernhaus und die Kinder

Die Wiener Staatsoper gilt als kinderfreundlich. Seit der Direktion Holender (der selber Vater von drei Kindern ist) ist sie für ihre häufigen Aufführungen von kindgerechten Produktionen bekannt. Sie finden in einem eigens konstruierten Zelt auf dem Dach, in der Kinderoper statt. Beispiele dafür sind etwa die Opern Peter Pan, Das Traumfresserchen, Der 35. Mai, Aladdin, Bastien und Bastienne oder Wagners Nibelungenring für Kinder. Außerdem findet jedes Jahr eine Aufführung der Zauberflöte für neun- bis zehnjährige Kinder in der Dekoration des Opernballs statt.

Zusätzlich bietet das Opernhaus für Kinder zwischen 8 und 14 Jahren eine eigene Opernschule an, die neben einer regulären Schule nachmittags zu absolvieren ist. Die Kinder werden pädagogisch fachkundig an das Musiktheater herangeführt sowie für ein mögliches Berufsziel als Sänger sensibilisiert. Die Staatsoper rekrutiert für ihre Produktionen die Darsteller für Kinderrollen aus dieser Opernschule. Außerdem findet zweimal pro Saison eine eigene Matinee der Opernschule statt. Im Mozartjahr 2006 wurde Der kleine Friedrich aufgeführt, eine zwanzig minütige Collage aus Mozart-Liedern von Janko Kastelic und Claudia Toman.[8]

Das Stehplatzpublikum

Sitzplan und Lage der Stehplätze

Direkt vor den Aufführungen sind günstige Stehplatzkarten zu erwerben, die bei Zuschauern jeder Altersgruppe beliebt sind. Diese Stehplätze haben mittlerweile eine fast legendäre Stammkundschaft, die bei den Aufführungen ihr Missfallen besonders laut und unmissverständlich ausdrückt, aber auch am lautesten einer ihrer Ansicht nach gelungenen Aufführung zustimmt.

Laut Auskunft des Opernhauses befinden sich die besten Plätze in Bezug auf Sicht und Akustik in der Galerie, Mitte, Reihe 2, Platz 36 und 37.[9]

Der Opernball

Eine international bekannte Veranstaltung ist der Opernball, der alljährlich am letzten Donnerstag im Fasching stattfindet. Der Opernball zieht regelmäßig prominente Gäste aus aller Welt an, vor allem aus dem Bereich von Wirtschaft und Politik, und wird von einer breiten Medienberichterstattung begleitet.

Während der Veranstaltung fand in Wien seit 1968 immer wieder eine „Opernballdemonstration“ statt. Im Rahmen dieser Demonstrationen wurde Kritik an der als elitär (wegen der sehr hohen Preise), selbstgefällig (wegen der umfassenden Inszenierung des Reichtums für Fernsehen und Zeitungen) und reaktionär (wegen des Hochhaltens eines angeblich veralteten Kulturverständnisses) angesehenen Veranstaltung geäußert. Dabei kam es mitunter auch zu Gewalttätigkeiten zwischen Demonstranten und Polizeibeamten.

Weitere Ansichten der Wiener Staatsoper

Literatur

  • Richard Specht: Das Wiener Operntheater. Von Dingelstedt bis Schalk und Strauß. Erinnerungen aus 50 Jahren. Paul Knepler, Wien 1919.
  • Anton Bauer: Opern und Operetten in Wien. Böhlau, Wien 1955, ASIN B0000BG5S4.
  • Wilhelm Beetz: Das Wiener Opernhaus. 1869 bis 1955 2. Aufl. Panorama, Wien 1955.
  • Karl Michael Fritthum: Die Wiener Staatsoper. „Nie hab' ich so etwas gehört und geseh'n!“ Eine kulturhistorische und technische Führung durch die Wiener Staatsoper. Löcker, Wien 2000, ISBN 3-85409-281-4.
  • Alois Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße, ihre technische und künstlerische Bedeutung. Franz Steiner, Wiesbaden 1972, ISBN 978-3-515-00202-8.
  • Verwaltungsarchiv, Stadterweiterungsfond 142, Hofoper.
  • Albert Josef Weltner, Alois Przistaupinsky, Ferdinand Graf (Hrsg.): Das kaiserlich-königliche Hof-Operntheater in Wien. Statistischer Rückblick auf die Personal-Verhältnisse und die künstlerische Thätigkeit während des Zeitraumes vom 25. Mai 1869 bis 30. April 1894 [25 Jahre], Adolph W. Künast, Wien 1894 (Online in der Google Buchsuche-USA)
  • Maria Kramer. Wiener Staatsoper. Zerstörung und Wiederaufbau. Molden, Wien 2005. ISBN 978-3854851417
  • Leo Mazakarini. Die Wiener Staatsoper: 50 Jahre - unser Leben. Kremayr & Scheriau, Wien 2005. ISBN 978-3218007603

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. [2]
  3. Online-Lexikon der Wiener Staatsoper mit historischen Aufführungsplakaten
  4. Zwei Projektblätter von Alfred Messel zur Hofoper Wien im Archiv des Architekturmuseums der TU Berlin, abgerufen am 8. April 2010
  5. museum in progress
  6. anonym: Aktuell: 2001. In: http://rhe.eisenmenger.at/ abgerufen 4. September 2011.
  7. a b c d anonym: Leben: Rudolf Hermann Eisenmenger 1902–1994. In: http://rhe.eisenmenger.at/ abgerufen 4. September 2011.
  8. http://members.aon.at/claudiatoman/page_3_3.html
  9. Der perfekte Platz. Artikel im SZ-Magazin, Nr. 14/2009, S. 40

Weblinks

 Commons: Wiener Staatsoper – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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