Maine, Anne Luise von Bourbon, Herzogin von

Maine, Anne Luise von Bourbon, Herzogin von

Maine, Anne Luise von Bourbon, Herzogin von, die Enkelin des großen Condé, wurde 1676 geb., vermählte sich, 16 Jahr alt, mit dem Herzog von Maine und war von da an eifrig bemüht, diesem die Huld und den Rang, welche ihm des Königs Gnade verliehen, zu erhalten. Dieser Eifer für den Ruhm ihres Hauses fand bald noch eine größere Anregung. Keum hatte Ludwig XIV. die Augen geschlossen, so wurden auch die Decrete von 1711 und 1714, welche dem Herzoge von Maine und dem Grafen von Toulouse, seinem Bruder, die Eigenschaft als Prinzen von Geblüte mit dem Successionsrechte verliehen, ein Gegenstand der Anfechtung von Seiten der Prinzen von Geblüte. Letztere wurden unterstützt durch die Herzoge und Pairs, die ein Dokument vorlegten, worin die Reduction der Prinzen von Geblüte versprochen worden war. Die Herzogin, das Gefährliche dieser Petition erkennend, verband sich mit mehreren Edelleuten. Dieß hatte eine Bittschrift gegen die Herzoge zur Folge, welche aber der Regent zurückwies und die sechs ersten Unterzeichner in die Bastille schickte. Die Herzogin war der Abfassung dieser Petition keinesweges fremd geblieben und bemühte sich rastlos, Beweise gegen die Herzoge aufzufinden. Inzwischen erschien ein königl. Decret, das ihren Mann und Schwager der Nachfolge für unfähig erklärte und ihnen nur für ihre Lebensdauer die Ehrenbezeigungen fürstl. Prinzen zugestand. Diese Verordnung vernichtete alle ihre Hoffnungen und reizte sie zur Rache. Sie zog ihren Gemahl in das Complot. Beide suchten Aufstände in der Bretagne zu organisiren und correspondirten mit dem span. Hofe. Man beschloß, das ganze Königreich gegen den Regenten aufzuwiegeln, den König von Spanien an die Spitze der Regentschaft und den Herzog von Maine unter ihn zu stellen. Der Plan mißlang, die Herzogin wurde 1718 arretirt und von einer einzigen Dienerin begleitet auf das Schloß von Dijon gebracht. Später führte man sie nach Chalons. Erst 1720 erhielt sie die Freiheit wieder und erschien bei Hofe. Ein gleichzeitiger Schriftsteller Duclos charakterisirt diese Frau mit folgenden Worten: Sie war lebhaft, ehrgeizig, geistreich, sie glich einem großen Kinde, dem man frühzeitig den Hof gemacht und das dadurch verdorben wurde.« – Ihren Gemahl beherrschte sie unumschränkt, liebte ihn aber dabei so, daß sie sich alle mögliche Mühe gab, ihn, als bei dem Complot unbetheiligt darzustellen. Sie sagte, er sei zu furchtsam, um geeignet zu sein, an einem solchen Unternehmen Theil zu nehmen, Diese Entschuldigung klingt freilich schlimmer als die härteste Beschuldigung. Indessen ist nicht zu läugnen, daß der Herzog schüchtern, dem Geräusche abhold und mehr den Studien ergeben war. Immer schalt ihn deßhalb seine Gemahlin, und als er ihr eines Morgens die Uebersetzung eines Gesangs des Anti-Lucrez vorlas, sagte sie spöttisch: »Ein schöner Morgen! nächstens, wenn Sie erwachen, werden Sie finden, daß Sie Mitglied der Akademie, der Herzog von Orleans aber Regent von Frankreich ist.« – Dessen ungeachtet hing sie mit großer Zärtlichkeit an ihm und pflegte ihn während einer langwierigen, ekelhaften Krankheit mit großer Sorgfalt, so daß er all des Verdrusses, den ihr Ehrgeiz über ihn gebracht, vergaß. Sie war eine der unruhigsten, unternehmendsten, intriguantesten Frauen, starb 1753,77 Jahr alt, und behauptete bis an ihren Tod eine Art Einfluß.

B.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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