Karl Bernhard Moll

Karl Bernhard Moll

Karl Bernhard Moll (* 20. November 1806 in Wolgast; † 17. August 1878 in Königsberg) war ein deutscher evangelischer Theologe.

Leben

Der einzige Sohn eines Malers, besuchte das Gymnasium in Stettin und studierte von 1825 bis 1828 an der Universität Greifswald und der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. In Berlin waren unter anderem Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Friedrich Schleiermacher seine Lehrer gewesen, die ihn dialektisch dazu motivierten sich zur Philosophie der Offenbarung durchzuringen. Nach kurzer Hauslehrerzeit trat er 1830 in dass geistliche Amt als Prediger an der Strafanstalt in Naugard, 1834 wurde er Pfarrer im Dorf Löcknitz mit zwei Filialen und 1845 erster Pfarrer an St. Petri in Stettin.

Als im Revolutionsjahr 1848 eine aufrührerische Schar von Schiffszimmerleuten aus seiner vorstädtischen Gemeinde gegen Stettin heranrückte, der Kommandant die Tore schließen ließ, ging Moll mutig vor das Tor, beschwichtigte mit seinen Worten den Aufruhr und verhütete so Blutvergießen. Für diese Tat, erhielt er vom König den Hohenzollern’schen Hausorden verlieh. Eine Reihe wissenschaftlicher Abhandlungen veranlasste seine Berufung 1850 als ordentlicher Professor der Theologie an die Vereinigte Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg , hier promovierte er im selben Jahr zum Doktor der Theologie, wurde 1853 auch das Oberpfarrer an der St. Ulrichskirche und war im Jahr 1857/58 war er Rektor der Alma Mater.

Nachdem er eine Berufung als Generalsuperintendent der altpreußischen Kirchenprovinz Sachsen abgelehnt hatte, übernahm er, den dringenden Vorstellungen des altpreußischen Evangelischen Oberkirchenrates (EOK) folgend, 1860 die Generalsuperintendentur der Kirchen-Provinz Preußen mit dem Wohnsitz in Königsberg. Aus Anlass der Krönung König Wilhelms am 18. Oktober 1861 in der Schlosskirche in Königsberg wurde er zum Oberhofprediger ernannt. Sein Amt als Generalsuperintendent der größten Provinz der Monarchie hat er 18 Jahre lang mit vielem Segen verwaltet.

Wirken

Was Moll auszeichnete, war die Verbindung theologischer Gelehrsamkeit mit den Gaben des geistlichen Amts in einer echten christlichen Persönlichkeit. Er würde als Christ derselbe gewesen sein, auch wenn er kein Geistlicher gewesen wäre. Molls Erstlingsschrift war eine Streitschrift über „Confession und Union“ gegen Pastor Nagek, ein Haupt der lutherischen Orthodoxie in Pommern. Aus seinen Erfahrungen als Strafanstaltsprediger erwuchs die Schrift: „Die Besserung der Strafgefangenen“ (1841). Mehr noch wurde Molls Name bekannt durch seine Schrift: „Die gegenwärtige Noth der evangelischen Kirche Preußens, deren Ursachen und die Mittel zu ihrer Abhilfe“ (1848). Mehrere Jahre gab er ein Kirchenblatt für die Kirchenprovinz Pommern heraus, in welchem er größere, zum Teil dogmatische Abhandlungen veröffentlichte, unter anderem: „Ueber die Unterscheidung und Verbindung des Göttlichen und Menschlichen in Schrift- und Kirchenlehre, ein Beitrag zur Inspirationslehre“; „Die Entwickelungsgeschichte des christlichen Glaubens und ihre Hauptwendungen“; „Die gegenwärtige Lage der evangelischen Kirche in Preußen und die daraus entspringende Aufgabe“; „Kirchliche Rundschau“; „Aug. Henry Layard: Niniveh und seine Ueberreste“. In Halle erschien 1853 sein „System der praktischen Theologie im Grundrisse dargestellt“, eine nicht umfangreiche, aber gelehrte geistvolle Schrift, die ins Niederländische übersetzt worden ist.

Aus dieser Zeit in Halle stammen die Programme: „de justo attributorum Die discrimine“ (1855) und „Christologiae in ep. Ad Hebraeos scripta propositae“ (3. Teile). In Halle sind auch die beiden einzigen Predigtsammlungen Molls erschienen: „Das Heil in Christo“ (1852) und „Zeugnisse vom Leben in Christo“ (1856) von einem Gemeindemitglied, da Moll stets frei sprach und ohne dass dieser es wusste, nachgeschrieben und von ihm nur zum Druck vorbereitet wurde. Die Macht der Rede, entsprungen aus dem ihm eigentümlichen Tiefsinn und der Unmittelbarkeit entstehender Gedanken, verbunden mit hoher Begeisterung für seinen Heiland, ist ihm geblieben bis zu seiner letzten Predigt am Pfingstfest 1878 in der Schlosskirche in Königsberg bei der Bußfeier nach dem Attentat auf den Kaiser. Seine letzten größeren Arbeiten waren exegetische mit praktischer Tendenz, die Erklärungen des Hebräerbriefs (1861) und des Psalters (1869) im Lange’schen Bibelwerk, deren erstere rasch drei Auflagen erlebte und ins Englische übersetzt wurden. Nebenher erging eine größere Anzahl von Vorträgen in Pastoralkonferenzen, vor Gelehrten (z. B. in Berlin 1859 „über die Versuchung Christi“), im Stadtverein für innere Mission in Königsberg („über die sociale Frage der Gegenwart“, 1872), sowie eine große Zahl theologischer Abhandlungen und Rezensionen in den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik, der kirchlichen Zeitschrift von Längerich und in der Neuen Evangelischen Kirchenzeitung.

Als Mitarbeiter an dem so genannten „Piper’schen Kalender“ hat er über „die Verklärung Christi“, „Apostel Philippus, „Bischof Basilius“ und „Johann Wessel“ Beiträge geliefert. In den letzten Jahren arbeitete er an einer Dogmatik, in welcher er seine christliche Anschauung, sein Glaubensbekenntnis wissenschaftlich zusammenfassend darlegen wollte. Die Ausführung ist durch seinen Tod verhindert worden. Wie Wenige ist Moll in die Tiefen der heiligen Schrift eingedrungen, aber nicht nur an gelehrten Forschungen lag es ihm. Vielmehr ging es ihm um die Heilsgedanken Gottes. Alle seine Kenntnisse aus den Schriften sollten dem christlichen Leben und dem geistlichen Amt zugute kommen. Für die Schwierigkeiten seiner amtlichen Stellung, welche hauptsächlich in der Ausdehnung der damals durch Eisenbahnen noch wenig durchzogenen Kirchenprovinz und in ihrer an das geistliche Amt große Anforderungen machenden, zum Teil nur litauisch, zum Teil masurisch-polnisch redenden Bevölkerung lagen, reichten Molls körperliche Kräfte in den letzten Jahren nicht völlig aus. Dazu kam, dass seine innerlich gerichtete Natur, ein Hinaustreten in die Öffentlichkeit zumal in den späteren Jahren mehr scheute als suchte. Andererseits litt er selbst unter dem Gefühl, der großen Zahl der ihm anvertrauten Gemeinden und Geistlichen nicht öfter persönlich nahe zu treten.

Die Art und Weise, wie bei der Beratung des Kultusetats 1874 als der Minister Adalbert Falk die Notwendigkeit, in Königsberg sah einen juristisch gebildeten Konsistorialpräsidenten anzustellen, begründete, war für Moll, der seit dem Tode des Oberpräsidenten Franz August Eichmann fünf Jahre lang in Gemeinschaft mit dem ersten juristischen Rat die Präsidialgeschäfte des Konsistoriums verwaltet hatte, eine Kränkung, die der verdiente Mann still getragen hat, ohne um persönlicher Verstimmung willen aus dem Amt zu scheiden.

Obwohl ein bibelgläubiger Theologe, war er als aufrichtiger Freund der Union der damals erstarkenden konfessionellen Richtung in der preußischen Landeskirche abhold. In der altpreußischen Generalsynode gehörte er der Mittelpartei an. In kirchlichen Versammlungen erhob er verhältnismäßig selten das Wort und sprach sich gegen alles Schwanken unter dem Einfluss kirchlicher Zeitströmungen aus. Bei allen äußeren Ehren, die ihm in hohen kirchlichen Stellung zu Teil wurden, gedachte er oft fast mit Heimweh an die Jahre seiner akademischen Tätigkeit in Halle. Von seiner körperlichen Gestalt war Moll klein und schwächlich, im Alter etwas verwachsen. Sein tief durchfurchtes Gesicht beherrschten die großen, oft traurig blickenden Augen; ähnlich dem Apostel Paulus, Philipp Melanchthon und Schleiermacher, denen er auch geistig verwandt war. Er hatte in zartem Körper eine große Seele. Sobald er sprach, war es, als wüchse seine Gestalt. War sein empfindendes sittliches Bewusstsein verletzt, so äußerte er dies mit einer Heftigkeit, die an dem sonst als mild geartet geltenden Mann überraschte. Frau und Kinder, wie Kindeskinder verehrten in ihm das Haupt der Familie. Am Tage vor seinem Tode ließ er sich noch einmal an das Fenster führen, um sich an der ihm besonders lieben Aussicht über die Pregelniederung zu freuen und sprach dabei fest: „Das ist nun das letzte Mal“. Die Leichenfeier wurde ihm in der Schlosskirche gehalten, auch im Tod war nach aktkirchlichem Brauch sein Angesicht der Gemeinde zugewendet. Zumal durch die große Schar der Geistlichen ging ein Gefühl, als ob sie einen Vater verloren hätten. Sie haben ihm auf seinem Grab ein Denkmal errichtet mit dem Psalmspruch, über den er sein letztes amtliches Wort geredet hatte: „Ich will den Herrn loben allezeit“.

Literatur


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