Krügersdorf

Krügersdorf
Krügersdorf
Gemeinde Beeskow
Koordinaten: 52° 9′ N, 14° 19′ O52.15444444444414.31551Koordinaten: 52° 9′ 16″ N, 14° 18′ 54″ O
Höhe: 51 m ü. NN
Einwohner: 179
Eingemeindung: 6. Dez. 1993
Postleitzahl: 15848
Vorwahl: 03366

Krügersdorf (niedersorbisch Krygaŕejce) ist ein Ortsteil der Stadt Beeskow im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Allgemeines

Gutshaus der Herren von Steinkeller
Grabstätte, vermutlich der Familie Möhring, im Park
Kirche von Krügersdorf
Holztafel einer Verstorbenen des Brandes im Gutshaus 1823
Fenster mit Daniel und Markus
Krügersdorfer Taufengel
Ehemalige Mühle im Hintergrund und dazugehörige Länderei
Bisonpark Krügersdorf
Eichen an der B 246
Alte Eiche abseits der B 246

Zum ersten Mal wird das Dorf Krügersdorf im Jahre 1344 als Krugersdorph erwähnt.[1] Damals wurden der Stadt Beeskow durch den Markgrafen von Brandenburg Ludwig dem Älteren ihre Rechte bestätigt und deren östliche Gemarkung beschrieben, an die Krügersdorf grenzte.[2] Das Dorf war seit jeher ein Rittergut, deren Besitzer auch das Patronat über die Kirche besaßen. Bis zum Dreißigjährigen Krieg gab es im Ort insgesamt 3 Bauern und 15 Koßäten, von deren Höfen im Jahre 1652 nur noch neun bewohnt waren.[3] Damals wurden die Äcker der Bauern zum Rittersiz geschlagen, weshalb es seither in Krügersdorf nur noch Koßäten gab, zu welchen im 18. Jahrhundert noch einige Büdner hinzukamen. Der Ort besaß eine eigene Windmühle, deren Bau 1534 begann[4] und welche bis zum Anfang des 20. Jahrhundert als solche existierte. Heute befindet sich an ihrem Standort ein privates Wohngrundstück.[5]

Am 6. Dezember 1993 wurde Krügersdorf nach Beeskow eingemeindet.[6]

Die Besitzer von Krügersdorf

Im Jahre 1369 wird erstmals ein Claws [Klaus] van Crugerstorph genannt, welcher der Eigentümer des Ortes gewesen sein dürfte. Die ersten namentlich bekannten Besitzer waren die Herren von Große. Als im Jahre 1425 Johann von Biberstein wegen seiner Erbhuldigung die Stadt Beeskow überfiel, half ihm dabei Botho (von) Grosse, welcher zue Crugersdorff gesessen. Drei Jahre später wird ein Hans (von) Große und im Jahre 1483 die Brüder Heinrich und Friedrich (von) Große als Besitzer erwähnt. Der letzte dieser Familie war Simon (von) Große, welcher Krügersdorf in den 1530er-Jahren an den damaligen Besitzer der Herrschaft Beeskow und Bischof von Lebus, Georg von Blumenthal, verlor.[7]

Der nächste Besitzer war Hans von Steinkeller, welcher aus dem Land Lebus kam, wo seine Familie mehrere Güter besaß.[8] Er war 1534 Hauptmann von Beeskow und wurde im selben Jahr durch den Bischof von Lebus, Georg von Blumenthal, mit Krügersdorf belehnt.[9] In diese Zeit fällt auch der Bau des Gutshauses, in dessen Erker (oben in der Mitte) noch heute die Jahreszahl 1539 zu lesen ist. Die darin stehenden Initialen „A. v. S.“, scheinen aber erst später von dem königlichen Generalmajor Anton Abraham von Steinkeller (1714–1781)[10] hinzugefügt worden zu sein. In der Nacht des 31. Oktober 1823 kam es im herrschaftlichen Hause zu einer Feuersbrunst, bei der drei Bedienstete den Tod fanden. Noch heute ist eine beschriebene hölzerne Tafel von einer der Unglücklichen erhalten.[11] Über Generationen waren die von Steinkeller die Junker von Krügersdorf und später auch Birkholz (Kreis Friedeberg / Neumark). Einige der Familienmitglieder wurden im sogenannten Steinkellerschen Erbbegräbniß unter der hiesigen Kirche beigesetzt, welches während des Zweiten Weltkriegs stark verwüstet wurde. Nach über 300 Jahren im Besitz der Herren von Steinkeller, wurde um 1845 Friedrich Wilhelm Ludwig Lehmann der Gutspächter von Krügersdorf.[12]

Ferdinand Möhring war neben dem Besitz in Krügersdorf auch Pächter der Domäne Beeskow und des Gutes Gramzow, welches der Familie Karbe gehörte. Zudem pachtete er im Juni 1901 das Gut Blankenburg, ehemals Karbe. Der Grabstein im Park scheint zu ihm zu gehören. Sein Sohn war Hermann Möhring (* 1. Juli 1872 in Beeskow; † 2. August 1943 auf Krügersdorf). Als letzte Besitzer des Rittergutes, im Jahre 1929 mit einer Fläche von 755 Hektar,[13] wurden seine Erben enteignet. Seine Frau Melitta kam bei einem Tieffliegerangriff auf den Flüchtlingstreck am 24. April 1945 ums Leben.[14]

Die Kirche von Krügersdorf

Bereits kurz nach der Ersterwähnung des Ortes wird 1346 eine Kirche in Crügersdorff in den Meißner Bistumsmatrikel genannt.[15] Einige Zeit später amtierte im Jahre 1362 sogar der Erzpriester des Sedes[16] Beeskow hier.[17] Mit Burchard Lehmann (um 1558)[18] beginnt die lange Reihe der evangelischen Pfarrer des Ortes, zu dessen Kirchspiel seit ältester Zeit auch Schneeberg und Ölsen gehörten. Nach dem Prager Frieden von 1635 verlief die Landesgrenze von Brandenburg und Sachsen genau durch den Pfarrsprengel, da das Dorf Ölsen dem sächsischen Johanniterordensamt Friedland unterstand, während die anderen beiden brandenburgisch waren. Der preußische König verbriefte 1738 dem Krügersdorfer Pfarrer auf dessen Gesuch, dass dieser in Ölsener Angelegenheiten eine kurtze Reise in sächsische Städte (Friedland) machen darf.[19]

Der Putzbau wurde im Jahre 1720 errichtet, im Giebelfeld des Südportals findet sich die Jahreszahl. Sein Erscheinungsbild ist das des Jahres 1910. Der Turm mit Pyramidendach enthält drei Glocken, welche im Jahre 1922 in Bochum gegossen wurden. Die Turmspitze besteht aus einer Kugel, Wetterfahne, einem Morgenstern und Kreuz. Die Jahreszahl 1956 erinnert an bauliche Maßnahmen, die unter anderem am Turm durchgeführt wurden. Erhebliche Rekonstruktionen fanden von 2000 bis 2002 statt, bei welchen das Holztragewerk des Kirchenschiffs, des Turmes und des Dach saniert wurden. In weiteren Maßnahmen der Jahre 2007 bis 2009 wurden die Ost- und Westempore sowie der Taufengel restauriert.[20]

Im Inneren der Kirche befindet sich eine Patronatsloge mit Medaillonbildern und hohen, schmalen, verzierten Säulen. Das mittlere Brüstungsfeld zeigt ein Bild des Salvator Mundi. Der Kanzelaltar ist mit einer Empore und der Orgel Opus 405 des Orgelbauers Wilhelm Sauer[21] aus dem Jahre 1883 verbunden. Der Schalldeckel wird von zwei Engeln getragen. Im Altarraum befindet sich eine sechsseitige Taufe aus Holz. In der Mitte des Kirchenschiffs hängt ein Taufengel aus der Barockzeit. Zwischen 1883 und 1887 wurden 13 bunte bleiverglaste Kirchenfenster vom Gutsbesitzer Ferdinand Möhring gestiftet, sechs sind noch erhalten.

Die Kirche von Krügersdorf wurde in die Liste der Baudenkmale in Beeskow aufgenommen. Ende der 1990er-Jahre wurden die ehemaligen Pfarrämter von Grunow und Merz mit Krügersdorf zusammengelegt.

Wirtschaft und Infrastruktur

  • Schulen und alle nötigen Einrichtungen, Ämter und Behörden, finden sich im etwa 5 km entfernten Beeskow.
  • Im sanierten Gutshaus befinden sich Ferienwohnungen und der Dorfgemeinschaftsraum. Direkt neben dem Gebäude am Park ist ein großer Spielplatz entstanden.[22]
  • Im Ort befindet sich das Germanische Langhaus. Eine Gaststätte und Pension, welche als Erlebnisgastronomie in die Welt des Mittelalters führt. Es gibt ein mittelalterliches Badehaus und einen Reisig-Backofen als Besonderheit. Es werden Lehrpfade und Kräuterspaziergänge angeboten, um Kenntnisse über Heilkräuter zu vermitteln, dazu kommt ein großes Damwildgehege.
  • Die GbR Krügersdorfer Hirschgut betreibt eine Hirsch- und Bisonfarm.[23]
  • Pferdefreunde finden in Krügersdorf die Möglichkeit zu Reitsafaris und Ranchurlaub, oder Cattlework und intuitives Pferdetraining zu erlernen. Der Reiterhof ist Kooperationspartner der IHK Ostbrandenburg und der Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).

Verkehr

Krügersdorf liegt an der Bundesstraße 246 zwischen der Stadt Beeskow und dem Ort Schneeberg.

Krügersdorf gehört zum Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg. Als öffentliches Verkehrsmittel steht der Bus 400 der Busverkehr Oder-Spree zur Verfügung, der zwischen Beeskow und Eisenhüttenstadt verkehrt und in allen Ortschaften der Strecke hält. Die nächsten Bahnhöfe sind Schneeberg (bei Beeskow) und Beeskow an der Bahnstrecke Frankfurt (Oder)–Königs Wusterhausen.

Sehenswürdigkeiten

Unweit des Ortes stehen die wahrscheinlich ältesten Eichen Brandenburgs mit einem geschätzten Alter von bis zu 600 Jahren. Eine von ihnen gilt als die Siebente der dicksten Eichen in Deutschland

Literatur

  • Hans-Joachim Beeskow: Führer durch die evangelischen Kirchen des Kirchenkreises An Oder und Spree. Heimat-Verlag, Lübben 2002, ISBN 3-929600-25-0, S. 178ff
  • Klaus Koldrack: Streit ums Jagdrecht, warum Abraham von Steinkeller sich wegen eines erschossenen Hasen beim Beeskower Rat entschuldigte. In: Brandenburger Blätter, Beilage der Märkischen Oderzeitung für Freizeit und Urlaub zwischen Oderbruch und Havelland, Uckermark und Spreewald; Wegweiser durch die märkische Natur und Kultur, Historie und Gegenwart, Heft 175 vom 23. April 2004, S. 13
  • Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften, Berlin 1861, Teil 1 Bd. 20, S. 340ff (Die Herrschaften Beeskow und Storkow). Auf folgende Urkunden wurde sich im Abschnitt Geschichte bezogen: Urk. XX-1369 (S. 353), Urk. LXIV-1425 (S. 387), Urk. LXXI-1432 (S. 397) und Urk. CXIV-1483 (S. 439).

Weblinks

 Commons: Krügersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Walter Wenzel: Niederlausitzer Ortsnamenbuch. Domowina-Verlag, Bautzen 2006, S. 70
  2. Friedrich Beck: Regesten der Stadt Beeskow in Regesten (1272–1649), Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2003, S. 33 (Urk. 13)
  3. Verzeichnis der Untertanen des Amtes Beeskow von 1652 (Landreiterbericht), ed. v. Karl Schramm (= Quellen zur bäuerlichen Hof und Sippenforschung 14) Goslar 1938, S. 31/32.
  4. Lehnsbrief von 1534, Abschrift in der Krügersdorfer Chronik (begonnen 1901), S. 4, Pfarrarchiv Krügersdorf.
  5. B 246 – das ist nicht Irmers Adresse In: Märkische Oderzeitung, 18. Februar 2010
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  7. Sigmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichte des ehemaligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Nahmens, Zu finden bey dem Verfasser, Berlin 1829–1832, S. 444
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften, Berlin 1861, Teil 1 Bd. 20, Kap. XLVI. Bisthum und Land Lebus (ab S. 178). Hier finden sich viele Dokumente zur Familie von Steinkeller.
  9. Lehnsbrief von 1534, Abschrift in der Krügersdorfer Chronik (begonnen 1901), S. 3–5, Pfarrarchiv Krügersdorf.
  10. s.a. Altpreußisches Infanterieregiment No. 26 (1806)
  11. Krügersdorfer Kirchenbuch (1822–1851), S. 154 [31.Oktober 1823]. Die Hölzerne Tafel nennt unerklärlicherweise den 31. November 1823 als Todestag.
  12. Ab 1846 finden sich Taufen seiner Kinder im Krügersdorfer Kirchenbuch
  13. Paul Niekammer, Güteradressbuch Band VII, Provinz Brandenburg, 1929 Leipzig
  14. Hans Friedrich von Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch des Adels, Band 26, C. A. Starke Verlag 1961, S. 386
  15. Otto Posse: Die Markgrafen von Meissen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Grossen, Leipzig 1881, S. 420
  16. Untereinheit eines Archidiakonates
  17. Rudolf Lehmann: Untersuchungen zur Geschichte der kirchlichen Organisation und Verwaltung der Lausitz im Mittelalter, Berlin 1974, S. 115
  18. Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg, hrsg. vom Brandenburgischen Provinzialsynodalverband, Berlin 1941, Bd. 1, S. 66
  19. Pfarrarchiv, Acta personalia (der Krügersdorfer Pfarrer), S. 2
  20. Engel zählen in Krügersdorf MOZ 20. August 2009
  21. Wolf Bergelt (hrsg.), Martin Schulze: Orgelhandbuch Brandenburg Band 5: Oder-Spree. ISBN 978-3-937378-11-4, S. 216
  22. Spielplatz ganz nach Kinderwunsch MOZ 22. Juni 2009
  23. Hofladen statt Freizeitpark MOZ 11. Mai 2010

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