Senotín

Senotín
Senotín
Senotín führt kein Wappen
Senotín (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihočeský kraj
Bezirk: Jindřichův Hradec
Gemeinde: Nová Bystřice
Geographische Lage: 49° 4′ N, 15° 9′ O49.06472222222215.145833333333668Koordinaten: 49° 3′ 53″ N, 15° 8′ 45″ O
Höhe: 668 m n.m.
Einwohner: 23 (1. März 2001)
Postleitzahl: 378 33
Kfz-Kennzeichen: C
Verkehr
Straße: Číměř – Klenová
Bahnanschluss: Jindřichův Hradec - Nová Bystřice

Senotín (deutsch Zinolten) ist ein Ortsteil der Stadt Nová Bystřice (Neubistritz) im Okres Jindřichův Hradec (Bezirk Neuhaus). Das Dorf liegt sechs Kilometer nordöstlich von Nová Bystřice. Der Ort war als ein Längsangerdorf angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Nachbarorte sind im Osten Klenová (Leinbaum), im Westen Dobrá Voda (Guttenbrunn), im Süden Hůrky (Adamsfreiheit) und im Norden Kunějov (Kunas).

Geschichte

Die Anlage des Ortes und die bis 1945 gesprochene „ui“- Mundart (bairisch-österreichisch) mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern, weist auf eine Besiedlung durch deutsche Stämme hin, wie sie vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte. Aufgrund besonderer Zwielaute unterscheidet sich diese Mundart von der mittelbairischen, welches im Osten von Südmähren gesprochen wird. Da diese Zwielaute in der nordbairischen Mundart verwendet werden, dürften die ersten Siedler aus der oberpfälzischen Raum stammen.[1] Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte im Jahre 1420 gemeinsam mit der Nennung eines Grenzbaches am Fuße des Nesselberges. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Namensform des Ortes mehrmals. So schrieb man 1564 „Senotin“, 1790 „Czimolden“ und ab 1842 die heutige Namensform „Zinolten“. Der Ursprung des Ortsnamens dürfte auf den Zinnabbau bei Adamsfreiheit im 16. Jahrhundert zurückzuführen sein, da das abgebaute Zinn auf sogenannten "Zinnholden" gelagert wurde.

Am 25. Juni 1531 kaufte Adam Slawata von Neuhaus den Ort und fügte ihn so in die Herrschaft Neuhaus ein. Auch begann man im 16. Jahrhundert mit dem Silberbergbau, doch wurde dieser aufgrund fehlender Funde bald eingestellt. Die Matriken des Ortes wurden seit 1769 bei Adamsfreiheit mitgeführt. Bis zum Jahre 1848 gehörte der Ort zur Herrschaft Neuhaus. Im 19.Jahrhundert wurde bei Zinolten eine Haltestelle für eine Lokalbahn erbaut, welche ein großer Umschlagplatz für Nutzholz wurde. Die Bewohner von Zinolten lebten größtenteils von der Vieh- und Landwirtschaft. Ebenso gab es aufgrund mehrere Teiche in der Umgebung eine ertragreiche Fischwirtschaft. Neben dem üblichen Kleingewerbe gab es eine Mühle und eine Stickerei im Ort.

Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, 1914–1918, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens für sich beanspruchte, die seit Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der Vertrag von St. Germain[2] sprach diese strittigen Territorien gegen den Willen der dortigen deutschen Bevölkerung der Tschechoslowakei zu. Damit fiel auch Zinolten, deren Bewohner im Jahre 1910 ausschließlich der deutschen Sprachgruppe angehörten, zur neuen Tschechoslowakischen Republik. In der Zwischenkriegszeit verstärkten staatliche Maßnahmen, wie die Bodenreform 1919, die Sprachenverordnung 1926 die Ansiedlung von Tschechen.[3] Die entstehenden Autonomiebestrebungen der Deutschen führten zu Spannungen innerhalb des Landes, und im weiteren zum Münchner Abkommen,[4] das die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an Deutschland regelte. Zwischen 1938 und 1945 gehörte der Ort Zinolten zum Reichsgau Niederdonau

Im Zweiten Weltkrieg hatte der Ort 25 Opfer zu beklagen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (8.Mai 1945) wurden die im Münchener Abkommen (1939) an Deutschland übertragenen Territorien, also auch Zinolten, im Rückgriff auf den Vertrag von Saint-Germain (1919) wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Noch vor der Umsetzung des Potsdamer Kommuniqué (Protokoll), das den "geordneten und humanen Transfers" der "deutschen Bevölkerungsteile" aus der Tschechoslowakei sanktionierte, wurden alle deutschen Bürger von Zinolten am 29. Mai 1945 durch militante Tschechen und nationale Milizen über die Grenze nach Österreich 'wild' vertrieben. Laut dem Beneš-Dekret 108 vom 25.Oktober 1945, wurde das Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Eine Restitution des konfiszierten Vermögen ist seitens der Tschechischen Republik nicht erfolgt.

Die in Österreich befindlichen Zinoltener wurden entsprechend den im Potsdamer Kommuniqués genannten "Transfer"-Zielen bis auf 8 Familien nach Deutschland abgeschoben.[5][6][7]

Am 1. Juli 1970 wurde Senotín ein Ortsteil der Gemeinde Hůrky (Adamsfreiheit). 1985 wurde diese Gemeinde wiederum in die Stadt Nová Bystřice eingemeindet. Im Jahre 2001 bestand Senotín aus 30 Wohnhäusern.

Wappen und Siegel

Bis ins 17. Jahrhundert wurden alle rechtlichen Angelegenheiten von Zinolten in Adamsfreiheit abgewickelt und auch mit dessen Siegel beglaubigt. Ab 1684 verwendete der Gemeinderichter von Adamsfreiheit für die Ortschaften Zinolten, Grambrach und Kunas ein eigenes Gerichtssiegel. Das Siegel war achteckig und zeigte die Initiale "MK" mit einem Aststück aus dem drei fünfblättrige Blüten herabhängen darunter.

Zwar erhielt Zinolten im 19. Jahrhundert ein eigenes Siegel, doch ist von diesem bis heute noch keine Abbildung gefunden worden.[8]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 427 427 0 0
1890 383 359 24 0
1900 379 379 0 0
1910 371 371 0 0
1921 310 303 5 2
1930 329 287 38 4
1991 20
2001 23

[9]

Sehenswürdigkeiten

  • Kapelle St. Michael (1793)
  • Pestsäule
  • Kriegerdenkmal (1935)

Quellen und Literatur

  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. Maurer, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0, S. 40.
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, S. 257f.
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 365f. 
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreise Neubistritz und Zlabings von A bis Z. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006, S. 142.
  • Felix Ermacora: Die sudetendeutschen Fragen, Rechtsgutachten, Verlag: Langen Müller, 1992, ISBN 3-7844-2412-0
  • Peter Glotz: Die Vertreibung, Ullstein, Hamburg 2003, ISBN 3-550-07574-X

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 10
  2. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  3. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  4. O. Kimminich: Die Beurteilung des Münchner Abkommens im Prager Vertrag und in der dazu veröffentlichten völkerrechtswissenschaftlichen Literatur, München 1988
  5. Cornelia Znoy:Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  6. Emilia Hrabovec: Vertreibung und Abschub. Deutsche in Mähren 1945 – 1947, Frankfurt am Main/ Bern/ New York/ Wien (= Wiener Osteuropastudien. Schriftenreihe des österreichischen Ost-und Südosteuropa Instituts), 1995 und 1996
  7. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 365f. 
  8. Hadam:Geschichte der Stadt und ehem. Herrschaft Neubistritz, 1981
  9. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

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