Ursula Haas

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Ursula Haas

Ursula Haas (* 2. April 1943 in Aussig an der Elbe im Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechoslowakei)) ist eine deutsche Schriftstellerin und Librettistin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ursula Haas wuchs in Düsseldorf und Bonn auf und studierte Geschichte, Germanistik und Pädagogik in Bonn und Freiburg. Nach ihrer Referendarzeit in München entschied sie sich jedoch gegen den Schuldienst, stattdessen gab sie Privatunterricht und begann selbst zu schreiben. Aus ihrer Ehe mit dem Chirurgen Werner Haas gingen eine Tochter und ein Sohn hervor. Inzwischen alleinstehend lebt und arbeitet Ursula Haas in München als freie Schriftstellerin in den Genres Lyrik, Roman, Erzählung, Theaterstück und Essay. Ihre Gedichte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Neben ihrer literarischen Arbeit verfasst Ursula Haas Libretti, u.a. für die Oper „Medea“ von Rolf Liebermann (Uraufführung 1995 in der Hamburger Staatsoper, Uraufführung der 2. Fassung 2002 in der Bastille Opéra in Paris) und musikbegleitende Texte zu konzertanten Mozart- und Verdi-Opern. Sie erhielt mehrere Preise, so für ihre Lyrik das Literaturstipendium der Landeshauptstadt München und zuletzt ein Stipendium der Thyll-Dürr-Stiftung für den Liederzyklus „Getäuscht hat sich der Albatros“. Zu den jüngsten Veröffentlichungen der Schriftstellerin und Librettistin zählen der Lyrikband „Ich kröne dich mit Schnee“ sowie der Roman „Drei Frauen“. Seit 1995 arbeitet Ursula Haas auch mit dem Schweizer Polit-Künstler Beat Toniolo an verschiedensten spartenübergreifenden Kunst- und Kulturprojekten zusammen.

Ursula Haas gibt in ihrer eigenen Schreibwerkstatt Seminare in literarischem und kreativem Schreiben, so an der VHS München und Starnberg sowie an der Palacký-Universität Olomouc in Tschechien. Parallel coacht sie seit einigen Jahren auch einzeln und gibt ihre Erfahrungen an werdende Autoren weiter.

Werke

Prosa

  • Klabund, Klabund oder Möglichkeiten der Auflösung. Haidhauser Werkstat(t)texte, München 1983, ISBN 3-9800-423-4-0.
  • Abschiedsgeschichten. Erzählungen. Limes, Wiesbaden 1984 ISBN 3-8090-2219-5.
  • Freispruch für Medea. Roman. Limes, Wiesbaden, München 1987, ISBN 3-8090-2251-9.
  • Ursula Haas als Ghostwriterin des Parkinsonkranken Luitgart Tremel: Über Nacht. Autobiographie. Oppenber, Duisburg 2005.
  • Drei Frauen. Roman. Kyrene, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-900009-55-7.

Gedichte

  • Wir schlafen auf dem Mund. Gedichte über die Liebe. A1, München 1993, ISBN 978-3-927743-13-7.
  • Poems/Versuri. Gedichte auf Deutsch und Rumänisch. Barbulescu, München 1998.
  • Itimad. Freuden und Klagen. Ghasele. Nora Handpresse, Düsseldorf 2008.
  • Ich kröne dich mit Schnee. Gedichte und Ghasele. Sankt Michaelsbund, München 2009, ISBN 978-3-939905-38-7.

Theater

  • Das Kind, die Toten und ein Hund. Theaterstück. Uraufführung Tonhallenfabrik Schaffhausen/Schweiz 1995. Neufassung des Stückes als multimediale Theaterperformance August 2003, Alte Kirche von Boswil/Aargau/Schweiz.
  • Secondhand oder ein Dichter trägt Spitze. Theaterfarce in sieben Szenen. Stora, München 1996.
  • Nur die Heimat kann sein, was ich werden will. Inszenierte Performance für drei Schauspieler und ein Cello. Uraufführung Gundeldinger Kunsthalle, Basel 2001, Regie: Beat Toniolo.
  • Du bist. Polittexte (Ursula Haas) und Videoinstallationen/Musik (Beat Toniolo). Uraufgeführt zum 1. Wort- und BildFestifall am Rheinfall von Schaffhausen/Schweiz 2003.
  • Schiller und wir, eine moderne Collage. Theaterstück zum Schillerjahr 2005. Uraufgeführt zum 2. Wort- und BildFestifall am Rheinfall von Schaffhausen/Schweiz.[1]

Musiktheater

  • Flöten des Lichts. Libretto für Adriana Hölszky. Konzertantes Stück für Sopran, Bläser und Percussions-Instrumente. Uraufführung Heidelberg 1990, Festival der Komponistinnen.
  • Medea Monolog. Libretto für Rolf Liebermann. Konzert für dramatischen Sopran, großes Orchester, Frauenchor. Uraufführung 1990, Musikhalle Hamburg, Dirigent: Gerd Albrecht, Sopran: Françoise Pollet.
  • Freispruch für Medea. Libretto für Rolf Liebermann. 2-aktige Oper. Uraufführung 1995, Staatsoper Hamburg, Regie: Ruth Berghaus, Musikalische Leitung: Gerd Albrecht, Sänger: Françoise Pollet, Aage Haugland, Jochen Kowalski.[2]
  • Boehlendorff. Libretto für Paul Engel. Kammeroper nach der Erzählung von Johannes Bobrowski. Nordsee-Orgel-Festival, Cuxhaven 1998.
  • Medea. Libretto für Rolf Liebermann. 3-aktige Oper (Endfassung). Erstaufführung 2001, Stadttheater Bern, Regie: Philippe Godefroid/Françoise Terrone, Musikalische Leitung: Daniel Klajner, Sänger: Joanna Porackova, Scott Wilde, Robert Odgen, Berner Symphonie-Orchester, Chor des Stadttheaters Bern.[3][4]
  • Medea. Libretto für Rolf Liebermann. Uraufführung 2002. Opéra Bastille Paris, Regie: Jorge Lavelli, Musikalische Leitung: Daniel Klajner, Bühnenbild: Agostino Pace, Kostüme: Graciela Galán, Sänger: Jeanne-Michèle Charbonnet, Petri Lindroos, Lawrence Zazzo, Chor und Orchester der Opéra Nation de Paris.[5][6]
  • In Zwischen. Libretto für Karola Obermüller. Sieben Lieder für Sopran und Ensemble. Uraufführung am 6. Oktober 2004 im Orff-Zentrum München mit Petra Hoffmann, Sopran, und dem Ensemble avantage unter der Leitung von Jeremias Schwarz.
  • Getäuscht hat sich der Albatros. Libretto für Paul Engel. Gesänge nach Texten von Ursula Haas für Bariton und Klaviertrio, 2005. Komposition: Paul Engel, Stadthalle Pullach, am 1. Februar 2007, Festsaal in Irsee, am 3. Februar 2007.
  • Brennender Balsam. Libretto für Widmar Hader. Epische Ballade für mittlere Singstimme und Klavier zur 600-Jahrfeier der Alma Mater Lipsiensis in Leipzig 2009. Laurentius, Frankfurt am Main 2009, LMV 143.

Preise und Stipendien

  • 1987: Förderstipendium des Adalbert Stifter Vereins
  • 1993: Literaturstipendium der Landeshauptstadt München
  • 1994: Sudetendeutscher Literaturpreis
  • 1999: Stipendium des Deutsch-Italienischen Zentrums in der Villa Vigoni/Loveno di Menaggio/Comersee
  • 1999: Literaturpreis der Künstlergilde, Esslingen
  • 2001: Stipendium Foreningen Brechts Hus, Svendborg, Dänemark
  • 2004: Lyrikpreis der Künstlergilde Esslingen
  • 2005: Arbeitsstipendium der Schweizer Dr. Robert und Lina Thyll-Dürr Stiftung für die Librettoarbeit „Albatros“ und für neue literarische Arbeiten in der Casa Zia Lina/Elba
  • 2010: Nikolaus-Lenau-Preis für Lyrik für den Lyrikband Ich kröne dich mit Schnee

Pressestimmen

  • „Bei 'Drei Frauen' (...) öffnen sich unter dieser Verknotung bald schon in subtiler, gerader Sprache evozierte psychologische Tiefen, in denen die drei Figuren eine fast süchtig machende Plastizität gewinnen.“ (Neue Zürcher Zeitung, 1.Oktober 2009)
  • „'Drei Frauen' erzählt umsichtig und mit Hingabe vom Versuch, ein künstlerisch dichtes Leben zu führen und dabei das Leben selbst nicht aus dem Auge zu lassen.“ (Tiroler Gegenwartsliteratur, 1168, 2009)
  • „Medée contemporaine. … Liebermann et la librettiste Ursula Haas ont relu le mythe la magicienne infanticide à la lumière du XX e siècle. Ce n´est plus la belle Créüse, mais Créon, devenant l`amant de Jason, qui meurt dans la robe ensorelée, et Medée reste seule, bénéficiant d`un non-lieu, qui résume notre époque.“ (Le Monde de la musique, Februar 2002, zur Oper „Medea“ in der Bastille Opéra, Paris)
  • „In a modern 'Medea', Jason feels free in the arms of a prince. … the first exlicitly homosexual opera. In an essay in the Bastill Opera´s program … Dominique Fernandez, a novellist and musiccritic, says this is what distinguishes „Medea“. „Medea, he writes, „for the first time, two men sing of their love, without disguise or evasion“. (New York Times, 27. Februar 2002)
  • „'Medea' ist ein Werk der Gegensätze. Das Textbuch der deutschen Schriftstellerin Ursula Haas nach ihrem Roman 'Freispruch für Medea' wirft die seit Euripides und Appolonius von Rhodos über Corneille, Grillparzer, Cherubini bis Heiner Müller bekannte Geschichte um, denn Jason verlässt Medea für den jungen Apollo-Priester Kreon (nicht für Kreusa/Glauke). Haas streicht krass diese Gegensätze der vorhistorischen Epoche der Handlung heraus: Okzident-Orient, Dionysos-Apollo, 'Zivilisierte' (weiße griechische Argonauten), 'Barbaren' (schwarze kolchische Frauen), Patriarchat-Matriarchat, Heterosexualität-Homosexualität. Ursula Haas hat diese Gegensätze in die Handlung der 75-Minuten-Oper mit ungewöhnlich dichter, vielschichtiger Aktion eingebaut.“ (Der Neue Merker, März 2002)

Einzelnachweise

  1. Website des 2. Wort- und BildFestifall
  2. Mitschnitt der Uraufführung
  3. Szene aus der Erstaufführung
  4. http://www.nzz.ch/2001/06/05/fe/article7FQJ6.html
  5. Szene aus der Uraufführung
  6. http://www.andante.com/article/article.cfm?id=16132&highlight=1&highlightterms=&lstKeywords=

Weblinks


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