Europäische Südsternwarte

Europäische Südsternwarte
Europäische Südsternwarte ESO

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Mitglieder
Gründung 1962
Hauptsitz Garching, Deutschland
Observatorien Paranal

La Silla
Chajnantor
Armazones

Budget 143 Mio. € [1]
Generaldirektor Tim de Zeeuw
Mitarbeiter 730[1]
Webpräsenz www.eso.org

Die Europäische Organisation für astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre (englisch European Organisation for Astronomical Research in the Southern Hemisphere) oder in der Kurzform Europäische Südsternwarte (englisch European Southern Observatory, ESO) ist ein europäisches Forschungsinstitut, das Teleskope in Chile betreibt.

Inhaltsverzeichnis

Entdeckungen

Die vielen Beobachtungseinrichtungen der ESO verhalfen der Astronomie zu zahlreichen Entdeckungen und produzierten einige astronomische Kataloge.

Unter anderen wurden an ESO-Observatorien der bis heute am weitesten entfernte Gammablitz beobachtet sowie Beweise für die Existenz eines Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße gefunden.

2004 konnte mit Hilfe des Very Large Telescope (VLT, engl. sehr großes Teleskop) das erste Bild eines extrasolaren Planeten (2M1207 b) aufgenommen werden. Seither konnten mit dem Spektrografen HARPS viele weitere extrasolare Planeten aufgespürt werden.

Standorte

Teleskope auf La Silla

In der chilenischen Atacamawüste herrschen ausgezeichnete klimatische Bedingungen für astronomische Beobachtungen, im Besonderen eine trockene Atmosphäre und geringe Luftströmungen. Aus diesem Grund wählte die ESO die Standorte ihrer Einrichtungen hier:

Die Zentrale der ESO mit Verwaltung und Entwicklung befindet sich in Garching bei München.

Installierte Teleskope und Instrumente

Das wohl derzeit bekannteste Teleskop der ESO bildet das Very Large Telescope (VLT) am Paranal-Observatorium,

Das Very Large Telescope (VLT) der ESO

das aus vier „Unit Telescopes“ mit Hauptspiegeldurchmessern von 8,2 m besteht. Vier weitere Hilfsteleskope mit einem Spiegeldurchmesser von 1,8 m
wurden speziell für Interferometrie entwickelt. Sie bilden damit einen wichtigen Bestandteil des VLTI (VLT Interferometer), mit dem sich mehrere Teleskope zusammenschalten lassen, um noch genauere Beobachtungsresultate zu erzielen.

Daneben gibt es am La-Silla-Observatorium noch drei Teleskope mit Hauptspiegeldurchmessern vom 1 m bis 3,6 m. Hier steht zum Beispiel auch das Schweizer Geneva-1,2-m-Teleskop, das rein zur Suche nach Exoplaneten verwendet wird.

Auf der über 5000 m hohen Ebene des Llano de Chajnantor ist derzeit das Atacama Pathfinder Experiment (APEX) installiert.

Zukünftige Teleskope und Instrumente

Gegenwärtig wird auf dem Llano de Chajnantor zusammen mit anderen Organisationen aus den USA und Japan das Mikrowellen-Interferometer ALMA errichtet.

Für die Zukunft plant die ESO bereits an einem 30-m- bis 60-m-Spiegelteleskop mit dem Arbeitstitel European Extremely Large Telescope (E-ELT).

Eine Studie zum 42-m-E-ELT. Rechts zum Größenvergleich die Schutzhülle eines der Teleskope des VLT

Die aktuell (2009) favorisierte Planungsvariante basiert auf einem 42-m-Spiegel mit adaptiver Optik, der gegenüber den Teleskopen des VLT die hundertfache Empfindlichkeit bieten soll. Am 26. April 2010 wurde der Cerro Armazones, ein Berg mit 3060 m Höhe, als Standort für das E-ELT fixiert.[2] Cerro Armazones liegt in der chilenischen Atacamawüste, ca. 130 km südlich der Stadt Antofagasta und nur 20 km entfernt von Cerro Paranal, dem Standort des Very Large Telescope (VLT).

Zuvor war ein noch größeres Teleskopprojekt mit dem Namen Overwhelmingly Large Telescope (OWL) untersucht worden. Die Pläne für das OWL waren jedoch auf Grund der Komplexität und der hohen Kosten zu Gunsten des E-ELT vorläufig zurückgestellt worden.

Geschichte

Die Organisation wurde 1962 gegründet[3], um europäischen Astronomen Beobachtungsmöglichkeiten am Südsternhimmel zu verschaffen. 1980 zog die ESO von ihrem damaligen Sitz in Genf nach Garching bei München. Das heutige Gebäude ist ein Geschenk der Bundesrepublik Deutschland. Wie etwa das CERN ist die ESO als internationales Institut nicht Subjekt nationaler Rechtsprechung, sondern besitzt einen quasi-diplomatischen Status. Zudem gibt es Stationen in Chile, einen Bürokomplex in Santiago, der in Größe und Aufbau einem astronomischen Institut entspricht, und zwei kleine regionale Büros in Antofagasta und La Serena. Dazu kommen die oben beschriebenen Observatorien. 2010 wurde durch das EVALSO-Projekt die Anbindung über Glasfaserkabel realisiert.

Mitgliedsstaaten

Die ESO hat 15 Mitgliedstaaten:

BelgienBelgien Belgien, DeutschlandDeutschland Deutschland, FrankreichFrankreich Frankreich, die NiederlandeNiederlande Niederlande, SchwedenSchweden Schweden, DanemarkDänemark Dänemark (seit 1967), ItalienItalien Italien (seit 1982), die SchweizSchweiz Schweiz (seit 1982), PortugalPortugal Portugal (seit 2001), Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich (seit 2002), FinnlandFinnland Finnland (seit 1. Juli 2004), SpanienSpanien Spanien (seit 2006), TschechienTschechien Tschechien (seit 1. Januar 2007) und OsterreichÖsterreich Österreich (seit 1. Juli 2008)[4].

Die Gastnation der Observatorien, ChileChile Chile, ist nicht Mitglied, dortige Astronomen haben aber ebenfalls bevorrechtigten Zugriff auf die Beobachtungszeit. Astronomen anderer Nationen wird Beobachtungszeit nur gewährt, wenn sie nachweisen, über keine andere adäquate Beobachtungsmöglichkeit zu verfügen.

Am 29. Dezember 2010 wurde die formelle Beitrittserklärung Brasiliens zur ESO unterzeichnet. BrasilienBrasilien Brasilien wird somit 15. und das erste nichteuropäische ESO-Mitglied werden.[5]

Technische Organisation

Beobachtungszeit kann zweimal im Jahr für das übernächste Beobachtungssemester beantragt werden. Je nach Teleskop wird zwei- bis fünfmal soviel Zeit beantragt, wie tatsächlich vergeben werden kann. Die Vorschläge werden durch ein beratendes Gremium nach wissenschaftlicher Qualität gewichtet. Die Daten, die für ein bestimmtes Beobachtungsprojekt beobachtet wurden, sind während der ersten zwölf Monate nach dem Beobachtungstermin nur dem Leiter des Projekts zugänglich (proprietary period). Nach dieser Frist sind sämtliche Rohdaten, die mit ESO-Teleskopen gewonnen wurden, über das wissenschaftliche Archiv für jedermann frei zugänglich.[6]

Die internen Mitarbeiter der ESO erhalten ein steuerbefreites Einkommen, das insbesondere qualifiziertem Personal aus den Mitgliedsstaaten eine längerfristige Tätigkeit im Ausland erleichtern soll. Die Mitarbeiter erhalten in der Regel einen auf drei Jahre befristeten Vertrag, der bei entsprechenden Leistungen verlängert werden kann. Über die Umwandlung in einen unbefristeten Vertrag entscheidet das Direktorium. Für Wissenschaftler bietet die ESO spezielle Jahresverträge an, die nur auf eine vorübergehende Mitarbeit ausgelegt sind.

Darüber hinaus beschäftigt die ESO auch externe Mitarbeiter, die der regulären Besteuerung des Gastlandes Deutschland unterliegen.

Generaldirektoren der ESO
Otto Heckmann 1962–1969
Adriaan Blaauw 1970–1974
Lodewijk Woltjer 1975–1987
Harry van der Laan 1988–1992
Riccardo Giacconi (Nobelpreisträger) 1993–1999
Catherine Cesarsky 1999–2007
Tim de Zeeuw ab 2007

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Europäische Südsternwarte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Über die ESO Die ESO: Fakten und Zahlen
  2. http://www.eso.org/public/news/eso1018/
  3. Übereinkommen zur Gründung einer Europäischen Organisation für Astronomische Forschung in der Südlichen Hemisphäre
  4. http://www.astronews.com/news/artikel/2008/07/0807-002.shtml
  5. http://www.eso.org/public/germany/news/eso1050/
  6. ESO Science Archive

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