Fahrdrahtbus Mettmann–Gruiten

Fahrdrahtbus Mettmann–Gruiten
Fahrdrahtbus Mettmann–Gruiten
Streckenlänge: 5,770 km
Legende
BSicon uexKBHFa.svg 0,000 Mettmann Betriebsbahnhof (Bismarckstr. 53)
BSicon uexHST.svg 0,4     Mettmann Breite Straße
BSicon uxmKRZu.svg 0,6     Bahnstrecke Düsseldorf-Derendorf–Dortmund Süd
BSicon uexDST.svg 0,8     Weiche Leyer Straße (ab hier zweigleisig)
BSicon uexHST.svg 3,1     Potherbruch
BSicon uexGRENZE.svg 3,2     Gemarkungsgrenze
BSicon uexWBRÜCKE.svg 4,1     Düssel
BSicon uexHST.svg 4,2     Gruiten Dorf
BSicon uexKBHFe.svg 5,770 Gruiten Reichsbahnhof
   
Übergang zur Bahnstrecke Düsseldorf–Elberfeld

Der Fahrdrahtbus Mettmann–Gruiten war der erste moderne Oberleitungsbus in Deutschland. Die 5,770 Kilometer lange Überlandstrecke wurde von 1930 bis 1952 betrieben, zunächst von der Kreis Mettmanner Straßenbahnen G.m.b.H., ab 1937 von der Rheinischen Bahngesellschaft AG.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Mit der Linie Mettmann–Gruiten versuchte die deutsche Industrie, den Obus wieder in Deutschland zu etablieren. Bereits zwischen 1901 und 1912 wurden auf dem Gebiet des Deutschen Reichs in den Grenzen vor 1914 insgesamt 14 Obus-Anlagen errichtet, jedoch überlebte mit der Ludwigsburger Oberleitungs-Bahn nur einer dieser Betriebe das Ende des Ersten Weltkriegs. 1926 wurde schließlich auch diese eingestellt, fortan gab es einige Jahre lang keinen einzigen Obus-Betrieb in Deutschland.

Geschichte

Die Oberleitungsbus-Strecke im Kreis Mettmann wurde am 26. August 1930 eröffnet. Sie wurde Fahrdrahtbus (und nicht mehr Gleislose Bahn wie ihre Vorgänger) genannt um klarzustellen, dass es sich juristisch gesehen um ein Straßenfahrzeug und nicht um eine Eisenbahn handelt. Damit wollte man gewährleisten, dass das Preußische Kleinbahngesetz für die Strecke nicht gilt. Die heute gebräuchliche Bezeichnung Oberleitungsbus wurde hingegen erst 1937 offiziell eingeführt.

Bei der Linie zwischen Mettmann und Gruiten handelte es sich anfangs mehr um eine Versuchsstrecke als um eine Linie zur Personenbeförderung. Die anspruchsvolle Strecke im Bergischen Land wurde vom deutschen Verkehrswissenschaftler Gustav Kemmann ausgesucht, Kemmann stammte aus Mettmann. Sie war aufgrund ihrer welligen Topographie für diese Versuche besonders geeignet, weil sie alle möglichen Betriebssituationen aufwies, welche man zu testen vorhatte. Für die Stromversorgung der Strecke war die Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG (RWE) zuständig, die Oberleitung wurde von der AEG konstruiert.

Da die Versuchsfahrten Vorrang hatten, wurden täglich nur acht Fahrten zur Personenbeförderung (bis 1937 zunächst als Linie 5, danach als Linie 59) durchgeführt, zwischen 9:00 und 13:00 Uhr wurde hingegen eine Betriebspause eingelegt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden bedingt durch den erheblichen Anstieg der Fahrgastzahlen schließlich zehn Fahrten täglich durchgeführt. Die Gesamtstrecke wurde in 23 Minuten zurückgelegt, ein Wagen reichte für die Abwicklung des planmäßigen Verkehrs aus. Insgesamt wurden zwölf Zwischenhaltestellen bedient.

Nach der zusammen mit der Straßenbahn erfolgten Übernahme durch die Rheinischen Bahngesellschaft AG erhielt die Obuslinie die Nummer 59. Da man in Düsseldorf nur sehr geringes Interesse an der Strecke hatte, sie beförderte gerade einmal 0,17 % aller Fahrgäste der Rheinbahn, stellte man sie am 17. Mai 1952 zusammen mit der Straßenbahn ein und bediente die Strecke fortan mit gewöhnlichen Omnibussen. Der Fahrdrahtbus Mettmann–Gruiten war damit gleichzeitig auch der erste neuzeitliche Oberleitungsbus Deutschlands, der wieder eingestellt wurde. Den Höhepunkt der von ihm eingeleiteten Entwicklung – zwischen 1954 und 1959 wurden auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland 57 Obus-Anlagen gleichzeitig betrieben – erlebte die Verbindung Mettmann–Gruiten nicht mehr.

Streckenverlauf

Die Obus-Strecke begann am gemeinsam mit der Straßenbahn genutzten Betriebsbahnhof in Mettmann (Bismarckstraße 53), dieser bestand bereits seit 1909. Von dort aus folgte sie der Bismarckstraße, der Breiten Straße (wo sie parallel zur Straßenbahn verlief) und der Brücker Straße. Im Verlauf der Brücker Straße unterquerte sie in einer Unterführung die Gleise der Bahnstrecke Düsseldorf-Derendorf–Dortmund Süd. An der Kreuzung mit der Leyer Straße befand sich eine Weiche, welche die Strecke zweispurig werden ließ. Weiter ging es durch die Gruitener Straße, die Flurstraße und den Gruitener Weg weiter auf freiem Feld hinüber nach Gruiten. In Gruiten führte die Strecke durch die Mettmanner Straße, die Pastor-Vömel-Straße, die Parkstraße und die Bahnstraße zum Bahnhof Gruiten. Dort befand sich eine Wendeschleife neben dem Empfangsgebäude, sie wurde entgegen dem Uhrzeigersinn befahren, das heißt ohne Fahrleitungskreuzung.

Der Betriebsbahnhof an der Bismarckstraße wurde nach der Einstellung noch bis 1966 als Omnibusdepot genutzt, anschließend wurde er abgerissen. Die Deutsche Bundespost erwarb das Gelände und baute dort ein Fernmelde- und Postamt.[1]

An der katholischen Kirche in Gruiten erinnert bis heute eine verzierte Oberleitungsrosette an die einstige Obus-Strecke.[2]

Fahrzeuge

Eingesetzt wurden zwei von der Waggonfabrik Uerdingen auf Krupp-Fahrgestellen aufgebaute sechsrädrige Obusse mit elektrischer Ausrüstung von der AEG, sie trugen die Nummern 1 und 2. Die Fahrgestelle der beiden Obusse wurden später an die Stadtwerke Osnabrück verkauft. Auf einem von ihnen wurde 1957 der Anderthalbdecker-Obus mit der Nummer 209 aufgebaut, der schließlich 1967 ausgemustert wurde.[3]

Literatur

  • Wolfgang R. Reimann: Aus der Chronik der Mettmanner Straßenbahnen. Verlag Bernd Neddermeyer, Berlin 1998, ISBN 3-933254-03-5
  • Arthur Schiffer: Elektrischer Oberleitungs-Omnibus-Betrieb Mettmann-Gruiten. RWE Essen, 1930

Einzelnachweise

  1. Mettmann – Als die Straßenbahn noch fuhr auf www.rp-online.de
  2. Westdeutsche Zeitung: Gruiten-Dorf gestern und heute in 40 Minuten
  3. Ludger Kenning – Die Obuszeit in Osnabrück

Weblinks


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