Geschichte der Oberpfalz

Geschichte der Oberpfalz

Die Oberpfalz, eine landschaftlich herbe Region mit vielen Burgen, befestigten mittelalterlichen Städten und großen barocken Klosteranlagen, hat eine wechselhafte und ereignisreiche Geschichte. Es ist eine Geschichte von wirtschaftlichem Aufstieg und Niedergang, Kriegen, Religionswirren, Hunger, Seuchen, Armut und Entvölkerung.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeiner geschichtlicher Überblick

Erste systematische Besiedlung

Ostturm der Porta Praetoria in Regensburg

Regensburg, die heutige Hauptstadt des Bezirks und Regierungsbezirkes Oberpfalz, war bereits in römischer Zeit besiedelt. Dagegen blieb das oberpfälzische Berg- und Waldland in frühgeschichtlicher Zeit noch lange wenig besiedelt. Außer vereinzelten keltischen und germanischen Siedlungsfunden und dem historisch belegten Stamm der Narister ist in der Region in der Tat wenig nachgewiesen worden. Die undurchdringlichen, unwegsamen Wälder, die schmalen, nicht für die Schifffahrt geeigneten Flüsse und der karge, wenig Ertrag versprechende Boden machten eine Kolonisation der Region lange Zeit schwierig und unattraktiv. Bis zur mittelalterlichen Jahrtausendwende war die Oberpfalz nur gering erschlossen. Es gab zunächst einige altbairische Siedlungen in den Gegenden um Cham, Amberg, Schwarzenfeld und wenig später auch um Schwandorf, Neumarkt bzw. Berngau, Sulzbach-Rosenberg und Auerbach, ergänzt von einigen frühen Militärstützpunkten. So berichtet Thietmar von Merseburg im Jahr 1003, dass König Heinrich II. nach Speinshart gekommen wäre, um Bären und Wisente zu jagen, die andernorts durch rege Siedlungstätigkeit bereits ausgerottet waren.

Besiedlung der Oberpfalz

Besonders bedeutsam für die nördliche und südöstliche Oberpfalz war die slawische Siedlungstätigkeit. Die Slawen kamen auf der Flucht vor den Awaren über den Böhmerwald in die Region und gründeten kleine, verstreute Dörfer und Weiler (Bavaria Slavica). Noch heute erinnern viele Ortsnamen in der Oberpfalz an diese frühen slawischen Siedlungen, deren Bewohner hauptsächlich von Jagd und Fischfang lebten.

Burgruine Flossenbürg

Zu einem nachhaltigen Anwachsen der Bevölkerung kam es im 11. und 12. Jahrhundert, als durch den Bevölkerungsanstieg in Deutschland das Land für Siedlungen und Ackerbau knapp geworden war und zunehmend deutsche Siedler nach Osten strömten, um neue Siedlungsgebiete zu erschließen. Slawische und später deutsche Siedler schufen die Oberpfälzer Kulturlandschaft, die noch heute für das Landschaftsbild prägend ist. Ortsnamen mit Endungen wie -richt, -ried, -reuth und -grün belegen eine intensive Rodungs- und Siedlungstätigkeit, die vom späten 10. Jahrhundert bis ins ausgehende Mittelalter andauerte.

Das neu erschlossene Gebiet war lange Zeit nicht voll in das Reich integriert. So durften z.B. noch zur Zeit Karls des Großen keine Waffen dorthin verkauft werden. Zeitgenössische Berichte deuten auf die Oberpfalz als militärische Sperrzone hin. Auch finden sich Berichte, wonach die Oberpfalz damals als Aufmarschgebiet und Kriegsschauplatz für die Kämpfe des bayerischen Herzogs gegen die Ungarn diente. Schlachten sind 948 bei Floß und 949 bei Luhe bekannt.

In relativ kurzer Zeit entstanden Burgen, Klöster und Städte in großer Anzahl. Dass in der Oberpfalz so viele Burgen gebaut wurden, hat zwei Gründe. Zum einen gab es hier eine Vielzahl konkurrierender Dynastengeschlechter, zum anderen war die Oberpfalz damals ein Grenzland, das auf ein gut funktionierendes Verteidigungsnetz angewiesen war. Große Reichsburgen in Cham, Nabburg und Eger wurden durch kleinere Burgen und Vorposten, z.B. die Burgen in Parkstein, Flossenbürg und Stefling, ergänzt. Aus der Lage in der Grenzregion des Reiches begründet sich auch die Tatsache, dass Städte und Märkte ebenfalls befestigt waren, um zu Verteidigungszwecken nutzbar zu sein.

Kriege, Pest, Verwüstung und Hussitenstürme

Im 14. Jahrhundert trat eine Wende ein, die dem Aufschwung ein Ende setzte. Es kam sogar zu einer gegenteiligen Entwicklung: Hungersnöte durch Missernten, die in Europa grassierende Pest, ein Erdbeben in Böhmen, deren Ausläufer bis in die Oberpfalz reichten, sowie wiederholte Heuschreckenplagen führten zum Erliegen der Siedlungstätigkeit und zu wirtschaftlichem Niedergang. Diese Entwicklung trug zum Stimmungswandel der Bewohner und zur Entwicklung einer ängstlich-pessimistischen Lebenseinstellung bei. Viele Sagen von untergegangenen Städten haben ihren Ursprung in dieser Zeit.

Das Leid der Oberpfälzer nahm kein Ende, denn wenige Jahre nach den Naturkatastrophen fielen die Hussiten ab 1422 mehrfach in die Oberpfalz und das angrenzende Fichtelgebirge ein, die größten Einfälle waren in den Jahren 1427 und 1428 zu beklagen, weitere folgte 1433 und - letztmalig - 1434. Die Bedrängnis durch die Hussiten war groß, viele Stadt- und Befestigungsanlagen wurden deswegen verstärkt. Auch Märkte erhielten damals die Erlaubnis, Stadtmauern zu bauen, ein Recht, das ursprünglich nur den Städten vorbehalten war. Der Bau der Befestigungsanlagen führte Märkte, Städte und Gemeinden fast in den Ruin, so hoch waren die Baukosten für die Mauern und Türme. Aus alten Urkunden ist ersichtlich, dass Kommunen von der Steuerpflicht befreit und mit umfangreichen Privilegien bedacht wurden, damit sie sich den Schutz gegen die Hussiten leisten konnten.

Die Oberpfalz war am 21. September 1434 Schauplatz der berühmten Schlacht bei Hiltersried. Adelige, Bürger und Bauern aus der ganzen Oberpfalz stellten sich unter Führung von Johann von Pfalz-Neumarkt einem Teil des hussitischen Heeres entgegen, und es gelang, die gefürchtete hussitische Wagenburg zu zerstören und den Hussiten eine vernichtende Niederlage beizubringen. In der Folge ließen die Einfälle der Hussiten in der Oberpfalz nach, was jedoch weniger dieser militärischen Niederlage als internen Zerwürfnissen und einem Vergleich des Reiches mit Böhmen geschuldet war.

Später brachten die Wirren der Reformation und der Zweiter Markgrafenkrieg neues Leid und Not über die Bevölkerung. Besonders berüchtigt waren die Truppen des Markgrafen Albrecht Alcibiades, die plündernd und raubend durch die Oberpfalz zogen.

Die Reformation in der Oberpfalz

1522 wandte sich Weiden als erste Stadt in der Oberpfalz vom Katholizismus ab. In der Folge konnte die Reformation in der Oberpfalz Fuß fassen. Zunächst waren die Kurfürsten der "neuen" Religion gegenüber aber neutral eingestellt. Kurfürst Ottheinrich führte am 16. April 1556 den Protestantismus in der Kurpfalz ein. Sein Nachfolger Friedrich III. war ein Verfechter des Kalvinismus. Sein Sohn Ludwig, der in Amberg Statthalter war, hielt im Gegensatz zu seinem Vater am Luthertum fest. Außerdem waren die Stände, die es seit etwa 1488 in der Oberpfalz gab, ein Machtfaktor, der zunächst gegen den Kalvinismus in der Oberpfalz sprach. Die Nachfolger Ludwigs Johann Kasimir und Friedrich III. waren Vertreter des Kalvinismus. Die Lehre des Französischen Reformators wurde offiziell in der Oberpfalz eingeführt und konnte sich vor allem in der Oberschicht durchzusetzen. Das Volk blieb oft lutherisch. Dies hatte eine Vielzahl von Gründen. Zum einen mag es an einheimischen Priestern und Personal gemangelt haben, was die Akzeptanz nicht förderte. Zum anderen fand der Kalvinismus ob seiner Eigenheiten wie Bilderverbot wenig Anklang in der Oberpfalz. Bilder wurden in der Folge aus den Kirchen entfernt. Deshalb scheinen manche Oberpfälzer Kirchen heute karg und leer. Besonders ironisch muss dies erscheinen, da in späteren Zeiten diese Kargheit auf die Armut der Oberpfalz zurückgeführt wurde. Doch in dieser Zeit war die Oberpfalz eine der reichsten Regionen in Deutschland. Das Verbot des Glücksspiels oder etwa auch der Prädestinationslehre waren weitere Faktoren für eine Verunsicherung des Volkes. Dennoch konnte sich der Kalvinismus in der Oberpfalz festsetzen und prägt bis zum heutigen Tag die Mentalität der Menschen in dieser Region, auch wenn dies durch die scheinbare Katholizität schwer zu glauben erscheint. Aber die Leichtigkeit und Unbeschwertheit der Oberbayern ist dem Oberpfälzer ganz einfach fremd.

Der Winterkönig

Friedrich V. von der Pfalz wurde 1618 zum König von Böhmen gewählt. Die Oberpfalz und Böhmen gehörten somit kurze Zeit zusammen. Durch die Niederlage "am weißen Berg" vom 9. November 1618 brach der Traum vom böhmisch-kurpfälzischen Superstaat wie ein Kartenhaus zusammen. Um die Tragweite dieser Allianz zu verdeutlichen, ist es notwendig auf die Machtstrukturen im ersten Reich einzugehen. Der Kaiser wurde von drei geistlichen Kurfürsten gewählt. Diese Erzkanzler waren die Erbischhöfe von Mainz für Deutschland, von Köln für Italien und Trier für Burgund. Außerdem gab es die vier weltlichen Kurfürsten. Darunter waren der Pfalzgraf bei Rhein als Erztruchsess sowie der König von Böhmen als Erzschenk. Daneben der Herzog von Sachsen als Erzmarschall und der Markgraf von Brandenburg als Erzkämmerer. Somit waren zwei von sieben Kurwürden sicher und mit den beiden anderen Protestanten hätte man sich sicher auch arrangieren können, um den Kaiser zu wählen. Das heißt, dass der Kurfürst aus Heidelberg unter dieser Machtkonstellation sicher Deutscher Kaiser geworden wäre und mit ihm die Oberpfälzer. Schließlich war die Kurpfalz die Führerin des Protestantismus und somit der protestantischen Union in Deutschland. Diese Union war weiter aufgrund von Provokationen der katholischen Machthaber, also nicht zuletzt Bayerns, entstanden, die sich der Gegenreformaton verschrieben hatten und dazu die Jesuiten einsetzten. Den Ausschlag für die Gründung der Union war die gewaltsame Rekatholsierung der Reichsstadt Donauwörth 1607. 1608 folgte die Retourkutsche und unter kurpfälzischer Führung schlossen sich die protestantischen Reichsstände zur Union zusammen. Der gesamte 30-Jährige Krieg wurde somit von den Katholischen Machthabern in Deutschland vom Zaun gebrochen, um den vollzogenen Machtverlust abzuwenden. 1609 bildete sich unter bayerisch-österreichischer Führung die katholische Liga.

Böhmen war nach der Schlacht am weißen Berge unter die Herrschaft Wiens geraten und die Oberpfalz unter diejenige Münchens. Die Verlagerung der Haupthandelswege weg von Nürnberg, Amberg, Pilsen und Prag hatte Folgen für alle Bewohner Nordbayerns und Böhmens. Wien und München prosperierten während Prag und Amberg zurückfielen. Erst heute erlangt dieser Raum die Chance an die guten alten Zeiten wieder anzubinden, in denen der Raum höher bewertet war, als heute. Insgesamt wurde also die Oberpfalz von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges besonders hart getroffen, denn aufgrund ihrer geografischen Lage und der unmittelbaren Nähe zu Böhmen war sie ständig das Durchzuggebiet kaiserlicher und schwedischer Truppen. Die Söldnerheere beider Kriegsparteien plünderten und brandschatzten in gleicher Weise in den oberpfälzischen Städten, Märkten und Dörfern. Bauern wurden ruiniert, indem ihnen ihr Vieh geraubt und gewinnbringend verkauft und ihre Höfe abgebrannt wurden. Auch Aufforderungen des Bayerischen Kurfürsten Maximilian an seine militärischen Befehlshaber, besser Regiment zu halten und Übergriffen der Soldaten auf die Bevölkerung entgegenzuwirken, zeigten keinen Erfolg. Die Söldner nahmen sich, was sie begehrten und fragten nicht nach Freund oder Feind. Manche Orte wurden gar nacheinander von Truppen beider Kriegsparteien überfallen und ausgeraubt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Oberpfalz wirtschaftlich völlig ruiniert, das einst blühende Ruhrgebiet des Mittelalters hatte jegliche wirtschaftliche Bedeutung und Leistungskraft verloren. Die Bevölkerung war durch den Krieg, Hunger und die Pest weitgehend ausgelöscht worden. Aus alten Steuerbüchern ist zu entnehmen alles stehe öd, weil die Untertanen an Pest gestorben, von dem Kriegsvolk verdorben oder weggezogen sei. Aus dem Steuerbuch von Weiden in der Oberpfalz ist überliefert, dass von 530 Einwohnern nur 316 den Krieg überlebten. Die Stadt war völlig ausgeplündert. Weiden verkam, wie der Großteil der oberpfälzischen Städte zu einer unbedeutenden Ackerbaugemeinde. Insgesamt wurde die Oberpfalz weithin für lange Zeit zu einem reinen Agrarland.

Die Politische Geschichte der Oberpfalz

Königsland und Brückenkopf nach Böhmen

Ursprünglich war die Oberpfalz königliches Gebiet und wurde von den königlichen Beauftragten verwaltet. Nach den Luitpoldingern folgten die Babenberger Grafen von Schweinfurt, bis sich Heinrich von Schweinfurt gegen den König erhob und sein Herrschaftsgebiet, zu dem auch der damalige Nordgau gehörte, aufgesplittet wurde. Das Grenzgebiet zu Böhmen wurde neu organisiert, um der von Böhmen und Ungarn stark gesicherten Ostgrenze trotzen zu können. Die Reichsburgen Cham und Nabburg bildeten das Zentrum für eine intensive Kolonisierung des Gebietes, das sich im Norden bis nach Eger erstreckte. Die Bischofskirche von Bamberg, 1007 von Heinrich II. dem Heiligen gegründet, erhielt maßgeblichen Einfluss auf das gesamte Gebiet von Auerbach-Kemnath bis nach Nittenau. Die Bamberger erhielten den Auftrag, die Slawen in der Oberpfalz zu christianisieren und wurden strategisch zu einem bedeutenden Faktor der königlichen Macht. Als Hauptvögte der Bamberger Kirche wurde das Grafengeschlecht der Sulzbacher zu einem einflussreichen Adelsgeschlecht. Nach dem Aussterben der Sulzbacher fiel das Erbe an die Staufer, wobei es daneben etliche konkurrierende Adelsgeschlechter und geistliche Grundherrschaften gab, die die Gelegenheit nutzen, um ihre Besitztümer und ihren Einflussbereich ebenfalls zu vergrößern.

Kaiser Friedrich Barbarossa machte aus dem Gebiet zwischen Eger, Nürnberg und Regensburg eine Terra imperii und wandelte die Oberpfalz zu einem Brückenkopf nach Böhmen. Dies machte die Oberpfalz zu einem wirtschaftlich bedeutenden und prosperierenden Reichsland.

Rheinpfälzisches Nebenland

Ab der Mitte des 12. Jahrhunderts gewannen zunehmend die Wittelsbacher, Lehnsherren der Pfalzgrafschaft bei Rhein, an Einfluss in der Oberpfalz. Nach der Absetzung Heinrichs des Löwen 1180 wurden sie zu Territorialherzögen in Bayern ernannt und erbten die staufischen Besitzungen im Nordgau. Mitte des 13. Jahrhunderts war das bayerische Herzogtum das größte Territorialfürstentum im Reich. Entscheidend war das Jahr 1329, als die Pfalzgrafschaft bei Rhein und das Herzogtum Bayern getrennt wurden.

Der Hausvertrag von Pavia – Landesteilung

Der 1329 getroffene Hausvertrag von Pavia, geschlossen zwischen den beiden zerstrittenen wittelsbachischen Häusern, löste den größten, nördlichen Teil der Oberpfalz von Bayern und schlug ihn der Rheinische Pfalzgrafschaft oder Pfalzgrafschaft bei Rhein, ab 1836 unter König Ludwig I. „Rheinpfalz“ genannt, zu. Damals erhielt das nordöstliche Territorium mit der Bezeichnung „Obere Pfalz“ seinen heutigen Namen. Damalige Hauptstadt der Oberen Pfalz war Amberg, von wo aus die Verwaltung durch Statthalter aus Heidelberg erfolgte. Das südwestliche Gebiet einschließlich Regensburg blieb nach dem Vertrag bayerischer Besitz.

Böhmische Herrschaft und Rückkehr zur Pfalz

Karl IV.

Karl IV., seit 1346 König von Böhmen, der schon früher versucht hatte sein Einflussgebiet nach Westen hin auszudehnen, wo er schon verschiedene kleinere Lehen hatte, gelang es mit Billigung der Pfälzer Kurfürsten, in der Oberpfalz entscheidend an Macht zu gewinnen. Ziel Karl IV. war es vor allem, eine sichere und funktionsfähige Landbrücke zur Königswahl nach Frankfurt und zu den kaiserlichen Hoftagen nach Nürnberg zu schaffen, sowie Böhmen an das lukrative europäische Handelsnetz anzuschließen. Innerhalb weniger Jahre gelang es Karl IV. den Großteil der nördlichen Oberpfalz und Teile Frankens unter seine Herrschaft zu bringen. Die bereits früher an Böhmen verpfändeten Reichslehen Floss, Parkstein und Weiden gingen endgültig in böhmischen Besitz über. Anlässlich seiner Kaiserkrönung in Rom wurde das sogenannte neuböhmische Gebiet zwischen Nürnberg und dem Böhmerwald mit einem Majestätsbrief Karl IV. vom 5. April 1355 der böhmischen Krone unterstellt.

Als Karl IV. seine Politik änderte und das südliche Neuböhmen um Sulzbach im Jahre 1373 als Entschädigung für den Verzicht auf die Mark Brandenburg an die Kurpfalz zurückgab, begann das Königreich Böhmen zunehmend an Einfluss in der Oberpfalz und Franken zu verlieren. Karls Nachfolger Wenzel hatte noch fast drei Jahrzehnte die Herrschaft über das verbliebene neuböhmische Gebiet. Als er jedoch 1400 von den deutschen Kurfürsten abgesetzt wurde, fiel das Land zum überwiegenden Teil wieder in die Hände des pfälzischen Königs Ruprecht III. Karls ursprüngliches Vorhaben, seinen politischen Schwerpunkt in das Reich zu verlagern, was er durch intensive Förderung des neuböhmischen Gebietes zu erreichen versuchte, war damit gescheitert. Insgesamt hatte das Land von der böhmischen Herrschaft stark profitiert.

Kurpräzipuum und erneute Landesteilung

Nachdem Heidelberg wieder die Herrschaft über die Obere Pfalz erlangt hatte, kam es nach dem Tode Ruprecht III. anno 1410 erneut zu einer Teilung des Territoriums unter seine vier Söhne Ludwig, Johann, Stephan und Otto. Ludwig und Johann erhielten die wichtigen Gebiete um Neumarkt, Amberg und Neunburg vorm Wald. Ludwig III., der älteste Sohn, erhielt zusätzlich zur Kurstimme auch das Kurpräzipuum, d. h. das unteilbare Gebiet um die Residenzstädte Heidelberg und Amberg, das über zwei Jahrhunderte hinweg den Zusammenhang der Oberen Pfalz mit der Rheinpfalz sicherstellte.

Angliederung an das Herzogtum Bayern

Nach der Absetzung Wenzels als deutscher König, hatten kurpfälzische Truppen der böhmischen Herrschaft ein Ende bereitet. Als sich zwei Jahrhunderte später Friedrich V. die böhmische Krone aneignete, endete jedoch auch die kurpfälzische Herrschaft über die Oberpfalz, weil das Gebiet 1621 von Herzog Maximilian I. von Bayern im Auftrag des Kaisers erobert wurde. So kam die Oberpfalz 1628 offiziell wieder zum bayerisch-wittelbachischen Staatsverband. Dies führte zu einer Zäsur in der oberpfälzischen Geschichte, denn die Eingliederung in den bayerischen Staat bedeutete die Verlagerung des Machtzentrums von der Residenz in Amberg an den Hof nach München. Die eigenständige geschichtliche Entwicklung der Oberpfalz war damit beendet. Maximilian sah in der Oberpfalz ein erobertes Land - dementsprechend gering war sein Interesse, die Region zu fördern. Das führte zu Misstrauen in der Oberpfälzer Bevölkerung. Während des Dreißigjährigen Krieges vermutete Maximilian gar, die Oberpfälzer würden mit den Schweden kollaborieren, was jedoch nicht belegt werden konnte.

Nach diesem langen Krieg war das Land weitgehend zerstört und der Münchener Hof war weder in der Lage noch willens, die immensen Mittel aufzubringen, die notwendig gewesen wären, um die Wirtschaft wieder aufzubauen. Die Oberpfalz blieb mithin für lange Zeit eine wenig beachtete bayerische Provinz.

Entstehung des heutigen Bezirks

In den Jahren 1806 bis 1808 wurde das Königreich Bayern in 15 (staatliche) Kreise eingeteilt, deren Namen sich nach Flüssen richtete. Der Regenkreis umfasste zunächst 13 Landgerichte und seit 1809 die kreisunmittelbare Stadt Straubing. 1810 wurde er erheblich vergrößert, unter anderem durch das Fürstentum Regensburg. Danach wurde Regensburg Sitz des Generalkreiskommissariats. Der Regenkreis gab aber auch Gebiete an den Unterdonaukreis ab.

Bei der von König Ludwig I. veranlassten Gebietsreform vom 29. November 1837, bei der man sich auf die historischen Landesbezeichnungen besann, erfolgte die Umbenennung in Kreis Oberpfalz und Regensburg. Zum 1. April 1932 wurden die Regierungsbezirke Niederbayern und Oberpfalz und Regensburg zum Regierungsbezirk Niederbayern und Oberpfalz mit dem Sitz der Regierung in Regensburg zusammengelegt. Mit der Bayerischen Verfassung von 1946 wurden die Regierungsbezirke (Kreise) in der Form vor 1932/33 wiederhergestellt. Der Zusatz und Regensburg für die Oberpfalz entfiel.

Literatur und Quellen

  • Konrad Ackermann: Die Oberpfalz. Grundzüge ihrer geschichtlichen Entwicklung. Druckhaus E. Kastner, Wolnzach 1987.
  • Gertrud Benker: Heimat Oberpfalz. Pustet, Regensburg 1965.
  • Joseph von Destouches: Statistische Beschreibung der Oberpfalz vor und nach der neusten Organisation. 3 Teile. Seidelsche Kunst- und Buchhandlung, Sulzbach 1809 (Digitalisat SUB Göttingen)
  • Matthias Schöberl: Vom pfälzischen Teilstaat zum bayerischen Staatenteil. Landesherrliche Durchdringungs- und Religionspolitik kurpfälzischer und kurbayerischer Herrschaft in der Oberen Pfalz von 1595 bis 1648. Dissertation, Universität Regensburg 2006 (Volltext).

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