Gewöhnliche Schuppenwurz

Gewöhnliche Schuppenwurz
Schuppenwurz
Schuppenwurz (Lathraea squamaria)

Schuppenwurz (Lathraea squamaria)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae)
Gattung: Schuppenwurzen (Lathraea)
Art: Schuppenwurz
Wissenschaftlicher Name
Lathraea squamaria
L.

Die Gewöhnliche Schuppenwurz (Lathraea squamaria), auch Aufrechte Schuppenwurz, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Schuppenwurzen (Lathraea) in der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Gewöhnliche Schuppenwurz ist eine mehrjährige, krautige, fast chlorophyllfreie Schmarotzerpflanze, die oberirdisch einen etwa 10–30 cm hohen Spross ausbildet.

Die Blüten sind trübrosa bis -lila gefärbt und in einer einseitswendigen übergebogenen Traube angeordnet.

Unterirdisch bildet sie ein reich verzweigtes, bis zu 2 m langes Rhizom aus, das ein Gewicht von bis zu 5 kg erreichen kann. Das Rhizom ist mit fleischigen stärkereichen Schuppen besetzt, die umgewandelte Niederblättchen mit Speicherfunktion darstellen. Das Rhizom besitzt zudem kleine Saugorgane (Haustorien), mit denen die Pflanze in das Gewebe von Bäumen oder anderen Wirtspflanzen eindringt und dort deren Saft saugt.

Da die Schuppenwurz keine Blätter ausbildet, fehlt der Transpirationssog, der die Assimilate von der Wurzel in die oberen Teile der Pflanze saugt. Der Stängel besitzt deshalb spezielle Wasserdrüsen (Hydathoden), die das Wasserpotential zwischen Wirt und Parasit aufrechterhalten, indem sie aktiv Wasser ausscheiden oder aufnehmen.

Vorkommen

Die Schuppenwurz blüht von März bis April direkt nach der Schneeschmelze, wenn die Wirtsbäume gerade mit dem Wassertransport beginnen. Jedoch kommt es erst im Alter von etwa 10 Jahren zu einer Blühreife. Die Schuppenwurz kommt in ganz Deutschland zerstreut vor und ist vereinzelt auch in anderen Teilen Europas und West-Asiens zu finden.

Ökologie

Schuppenwurz (L. squamaria
Schuppenwurz (L. squamaria

Die Schuppenwurz ist ein Geophyt und überdauert den Winter über ihr reich verzweigtes Rhizom. Sie ist ein Vollschmarotzer (Holoparasit) und wird zu den Blutungssaftschmarotzern [1] (Xylemparasiten) gezählt, da sie einen Sonderstatus unter den Holoparasiten einnimmt, indem sie den Pflanzensaft aus dem Xylem der Wirte anzapft und nicht wie sonst ausschließlich das Phloem angezapft wird. Normalerweise ist das Xylem der Wirtspflanzen, welche fast immer Bäume sind, verholzt. Da im Frühjahr das Xylem der Bäume jedoch mit organischen Verbindungen und Pflanzensäften durchtränkt ist, ermöglicht das der Schuppenwurz, im Frühjahr aufzublühen. Sie parasitiert vornehmlich an Haseln, Erlen, Pappeln, Weiden und Buchen.

Bestäuber sind Insekten, vor allem Hummeln und (Honig-)Bienen. Nicht selten werden die vorweiblichen (proterogynen) Blüten auch durch den Wind bestäubt (Anemophilie). In ungünstigen Jahren können die Blüten sich auch unterirdisch bilden. Hier kann es dann zur Bestäubung kommen, ohne dass sich die Blüten öffnen (Kleistogamie). Der Fruchtansatz ist stets sehr hoch, fast alle Blüten entwickeln sich zu Früchten.

Die langlebigen Samen müssen näher als 1 cm an der Wirtswurzel liegen, um auskeimen zu können. Sie werden zumeist durch Wind, Wasser oder durch Ameisen ausgebreitet.

Etymologie

Der deutsche Name leitet sich von den fleischigen, weißlichen, stärkehaltigen Speicherschuppen am Rhizom ab.[2] Das botanische Artepitheton squamaria bezieht sich ebenfalls auf die Schuppen (lateinisch squama 'Schuppe'). Der Gattungsname weist darauf hin, dass die Pflanze oft weitgehend im Boden verborgen (griechisch lathraios 'verborgen') ist.

Literatur

  • Hans Christian Weber: Parasitismus von Blütenpflanzen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-10529-X.
  • Hans Christian Weber: Schmarotzer: Pflanzen, die von anderen leben. Belser, Stuttgart 1978, ISBN 3-7630-1834-4.
  • Job Kuijt: Biologische und morphologische Hinweise zur systematischen Stellung von Lathraea. In: Beiträge zur Biologie der Pflanzen 49 (1973), S. 137–146, ISSN 0005-8041.
  • Emil Heinricher: Monographie der Gattung Lathraea. Gustav Fischer-Verlag, Jena 1931.

Einzelnachweise

  1. Hubert Ziegler: Lathraea, ein Blutungssaftschmarotzer. In: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 68 (1955), S. 311-318.
  2. Hans Christian Weber: Vergleichende Betrachtungen über die unterirdischen Organe von Lathraea squamaria L. und Tozzia alpina L. (Scrophulariaceae) . In: Beiträge zur Biologie der Pflanzen 51 (1975), S. 1–15, ISSN 0005-8041

Weblinks

 Commons: Schuppenwurz – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schuppenwurz — Schuppenwurze Verborgene Schuppenwurz (Lathraea clandestina) Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) …   Deutsch Wikipedia

  • Aufrechte Schuppenwurz — Schuppenwurz Schuppenwurz (Lathraea squamaria) Systematik Klasse: Dreifurchenpollen Zweikeimblättrige (Rosopsida) …   Deutsch Wikipedia

  • Lathraea squamaria — Schuppenwurz Schuppenwurz (Lathraea squamaria) Systematik Klasse: Dreifurchenpollen Zweikeimblättrige (Rosopsida) …   Deutsch Wikipedia

  • Lathraea — Schuppenwurze Verborgene Schuppenwurz (Lathraea clandestina) Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Gefäßpflanzen Deutschlands/S — Liste der Gefäßpflanzen Deutschlands Die folgende Liste enthält deutsche Namen für fast alle in Deutschland wild oder eingebürgert vorkommenden Gefäßpflanzen, sortiert nach den deutschen Gattungsnamen. Zusätzlich sind die zugehörigen… …   Deutsch Wikipedia

  • Schuppenwurze — Verborgene Schuppenwurz (Lathraea clandestina) Systematik Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta) …   Deutsch Wikipedia

  • Schenkenwald — Naturschutzgebiet Schenkenwald …   Deutsch Wikipedia

  • Schuppenwurzen — Verborgene Schuppenwurz (Lathraea clandestina) Systematik Kerneudikotyledonen Asteriden …   Deutsch Wikipedia

  • Bodetal — wird das Tal der Warmen und Kalten Bode im Harz genannt. Im engeren Sinne wird unter Bodetal nur der zehn Kilometer lange, schluchtartige Talabschnitt der Bode zwischen Treseburg und Thale bezeichnet. Die am Brocken, dem höchsten Berg des Harz,… …   Deutsch Wikipedia

  • Schmarotzerpflanzen — (hierzu Tafeln »Schmarotzerpflanzen I u. II«). Pflanzen, die ihren Bedarf an organischen Baustoffen nicht durch eigne Assimilationstätigkeit gewinnen, sondern ganz oder teilweise lebenden Tieren oder Pflanzen entziehen. Die S. entwickeln sich auf …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”