Harald Genzmer

Harald Genzmer

Harald Genzmer (* 9. Februar 1909 in Blumenthal; † 16. Dezember 2007 in München) war ein deutscher Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Harald Genzmer legte 1927 in Marburg nach häufigen familiär bedingten Wohnsitzwechseln (Stationen waren Posen, Berlin und Rostock) das Abitur ab. Bereits in jungen Jahren erhielt er Klavier- und Orgelunterricht. Genzmer studierte von 1928 bis 1934 Komposition an der Berliner Hochschule für Musik bei Paul Hindemith, der ihn maßgeblich prägte. Außerdem hörte er Vorlesungen des Musikwissenschaftlers Curt Sachs.

Genzmer war während seiner Studienzeit und auch später immer wieder mit Oskar Sala, dem Protagonisten des Trautoniums, verbunden. Er schrieb zahlreiche Werke für dieses Instrument und Klavier (sie müssen als Kriegsverlust gelten) und begleitete Sala oft auf seinen Konzertreisen (siehe dazu die Literaturangabe).

In der Zeit des Nationalsozialismus arbeitete Genzmer von 1934 bis 1937 als Korrepetitor und später als Studienleiter an der Oper in Breslau, ab 1938 an der Volksmusikschule in Berlin-Neukölln. Bei den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin erhielt er eine olympische Bronzemedaille in der Kategorie „Solo- und Chorgesang“ für sein Werk „Der Läufer“. Seinen Militärdienst leistete er vorerst als Klarinettist und wurde dann freigestellt für Lazarettkonzerte.

Am 26. April 1940 erfolgte in Berlin die Uraufführung seiner Musik für Luftwaffenorchester, eines Auftragswerks des Reichsluftfahrtministeriums. 1942 erhielt er einen Staatszuschuss von 2000 Mark vom Propagandaministerium. 1943 wurde seine Konzertsuite vom Stabsmusikkorps des SS-Führungshauptamts aufgeführt.[1] In der Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm ihn Adolf Hitler im August 1944 in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Komponisten auf, was ihn von einem Kriegseinsatz bewahrte.[1]

Im Jahr 1946 wurde Genzmer als Stellvertretender Direktor und Professor für Komposition an die neu gegründete Musikhochschule in Freiburg im Breisgau berufen. Von 1957 bis 1974 lehrte er Komposition an der Hochschule für Musik in München. Seine 3. Sinfonie für großes Orchester entstand 1983/86 als Auftragskomposition für die Münchner Philharmoniker und wurde im gleichen Jahr unter der Leitung von Sergiu Celibidache uraufgeführt. Unter seinen zahlreichen Auszeichnungen ist besonders der Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst erwähnenswert, der ihm 1991 verliehen wurde. Bis in sein Todesjahr komponierte Genzmer, wie z.B. seine "Keltischen Impressionen in vier Sätzen - für Flöte und Keltische Harfe".

Schüler von Harald Genzmer (Auswahl):Barbara Heller, Bertold Hummel, Heinz Winbeck, Friedrich Zehm.

Genzmer schrieb Orchester-, Kammermusik und Chorwerke, auch schuf er zahlreiche Werke für Klavier und Orgel. Die Bühnenmusik beschränkt sich auf das Ballett Der Zauberspiegel (1965). Musikalisches Denken und musikalische Praxis sind bei Harald Genzmer untrennbar miteinander verwoben - Komposition, Lehre und Aufführungspraxis bilden eine Einheit. Der Komponist zeigt mit ausgefallenen Besetzungen Experimentierfreudigkeit, etwa mit Werken für Saxofon, Glasharfe oder Trautonium.

Ausgewählte Werke

  • Orchesterwerke
    • Festliches Vorspiel (1945)
    • Pachelbel-Suite (1946)
    • Konzert in C (1948)
    • Kokua, Tanzsuite für großes Orchester (1951)
    • Sinfonietta für Streichorchester (1953)
    • 1. Sinfonie (1957, Neufassung 1970)
    • 2. Sinfonie für Streichorchester (1958)
    • Prolog (1959)
    • Hölderlin-Fragmente I-V - Musik für großes Orchester nach Worten Friedrich Hölderlins (1977)
    • 3. Sinfonie für großes Orchester (1983/86)
    • 5. Sinfonie für großes Orchester (1998)
  • Konzerte
    • Konzert für Trautonium und Orchester (1936, Zweitfassung 1939/1940)
    • Konzert für Violoncello und großes Orchester (1950)
    • Konzert für Mixtur-Trautonium und großes Orchester (1952)
    • Konzert für Flöte und Orchester (1954)
    • Kammerkonzert für Oboe und Streichorchester (1957)
    • Konzert für Violine und Orchester (1959)
    • Divertimento giocoso für zwei Holzbläser und Streichorchester (1960)
    • Concerto in G für zwei Gitarren und Orchester (1989)
    • Concertino für Flöte, Oboe (oder 2. Flöte) und Streichorchester (1998)
    • Konzert für drei Trompeten in C und Streichorchester (1998)
  • Soli, Chor und Orchester
    • Drei Lieder für Sopran und Orchester (1942)
    • Drei Hymnen für drei Soli, Chor und Orchester (1946), nach einem Text von Gertrud von le Fort
    • Racine-Kantate für Baritonsolo, Chor und Orchester (1949), nach Texten von Jean Racine
    • Messe in E für Sopran-, Alt- und Baritonsolo, Chor und Orchester (1953)
    • Vom Abenteuer der Freude - Ein Gesang für Chor und Instrumente von Stefan Andres (1960)
    • Ostermesse für Sopran- und Baritonsolo, Chor und Orchester (1961)
  • Kammermusik
    • 1. Sonate für Flöte und Klavier (1939)
    • 1. Sonate für Bratsche und Klavier (1940)
    • Septett für Harfe, Flöte, Klarinette, Horn, Violine, Viola und Violoncello (1944)
    • Streichquartett Nr. 1 (1949)
    • Erste Sonatine für Trompete in B und Klavier (1965)
    • Schlagzeugquartett (1982)
    • Konzertante Musik für zwei Trompeten, zwei Posaunen und Orgel (1983)
    • Quintett für Klarinette und Streichquartett (1995)
    • Irische Gesänge für Sopran und Violine (1997)
    • Miniaturen für drei Blockflöten (2000)
    • Keltische Impressionen in vier Sätzen für Flöte und Keltische Harfe (2002-07)
  • Chormusik
    • 5 Chorlieder nach mittelhochdeutschen Texten für 4-8stimmigen gemischten Chor a cappella (1955)
    • 3 Chorlieder vom Wein für Männerchor a cappella (1957)
    • Irische Harfe - Gesänge für 4-8 stimmigen gemischten Chor a cappella (1965)
    • 4 Petrarca-Chöre für gemischten Chor a cappella (1973-74)
    • 3 Goethe-Chöre für Frauenchor a cappella (1982)
  • Klavier- und Orgelmusik
    • Erste Sonate für Klavier (1938)
    • Suite in C für Klavier (1948)
    • Fünfte Sonate für Klavier (1985)
    • Tripartita in F für Orgel (1945)
    • Sinfonisches Konzert Nr. 1 für Orgel (1973)
    • Konzert für Schlagzeug und Orgel (1974)
    • Konzertantes Duo für Bariton-Saxophon und Orgel (1989)
    • Te Deum Laudamus für drei Trompeten, drei Pauken und Orgel (1997)
    • Musik der Trauer für Orgel (2003)

Literatur

  • Peter Donhauser: Elektrische Klangmaschinen. Böhlau, Wien 2007.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 177.

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