Berlin-Westend

Berlin-Westend

Westend
Ortsteil von Berlin

Berlin Halensee Westend Grunewald Schmargendorf Wilmersdorf Charlottenburg Charlottenburg-NordWestend auf der Karte von Charlottenburg-Wilmersdorf
Über dieses Bild
Koordinaten 52° 31′ 0″ N, 13° 17′ 0″ O52.51666666666713.283333333333Koordinaten: 52° 31′ 0″ N, 13° 17′ 0″ O
Fläche 13,5 km²
Einwohner 38.290 (30. Juni 2011)
Bevölkerungsdichte 2830 Einwohner/km²
Postleitzahlen 14050, 14052, 14053, 14055, 14057, 14059
Ortsteilnummer 0405
Gliederung
Verwaltungsbezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortslagen

Westend ist ein Ortsteil im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, der westlich von Charlottenburg gelegen ist. Ursprünglich als reine Villenkolonie geplant und nach dem vornehmen Londoner Stadtteil benannt, haben einige Teile von Westend heute ein städtisches Ambiente mit den typischen Berliner Mietshäusern.

Zentrum und Einkaufsmeile von Westend ist die Reichsstraße zwischen Theodor-Heuss-Platz und Steubenplatz, auf der zweimal im Jahr das von den ansässigen Gewerbetreibenden veranstaltete Reichsstraßenfest stattfindet. Städtebaulich markant in Westend sind die vielen unterschiedlich strukturierten Plätze: Branitzer Platz und Lindenplatz im alten Westend, der Theodor-Heuss-Platz, der Steubenplatz am U-Bahnhof Neu-Westend, der Brixplatz mit dem Brixpark, der Fürstenplatz und der Karolingerplatz jenseits der Heerstraße.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Westend liegt größtenteils auf der Hochebene des Teltow, die nach Norden steil zur Spree hin abbricht, westlich der Ringbahn am gleichnamigen S-Bahnhof.

Nach Norden wird Westend durch die Charlottenburger Chaussee und die Spree, nach Osten durch die Ringbahn, nach Süden durch den Grunewald und nach Westen durch den Stößensee sowie die Spandauer Vorortbahn begrenzt.[1]

Ortslagen

Durch die Neuordnung des Bezirks mit Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung vom 30. September 2004 gehören einige bekannte Ortslagen zum neugebildeten Ortsteil.[2]

Geschichte

Lange Zeit war die sandige Hochfläche nur mit einigen Mühlen bebaut. Nach dem Sieg in der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 errichtete Napoleon ein Lager für seine Besatzungstruppen am unbebauten östlichen Abhang Westends, etwa entlang der heutigen Königin-Elisabeth-Straße. Er selbst residierte im Schloss Charlottenburg. Nach dem Abzug der französischen Truppen 1808 fiel Westend in seinen ursprünglichen Zustand zurück.

Gaststätte Spandauer Bock

Im Jahr 1840 erwarb ein bayerischer Bierbrauer, der in Spandau Bockbier braute, das heute im Winkel zwischen Spandauer Damm und Reichsstraße gelegene Gelände und eröffnete dort einen kleinen Ausschank, der im Berliner Volksmund Spandauer Bock genannt wurde. 1854 verlegte er seine Brauerei aus Spandau auf das auf der gegenüberliegenden Seite des Spandauer Damms gelegene Gelände des Spandauer Bergs, die von da an Spandauer Berg-Brauerei hieß. Die dort entstehende Gaststätte nannte der Volksmund entsprechend „Zibbe“ (norddeutsch für ‚Mutterschaf‘). Mit der Zeit entwickelte sich ein reger Ausflugsverkehr von Charlottenburg und Berlin zum Spandauer Bock. Die beiden Ausflugsgaststätten und die Brauerei wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Die Entwicklung Westends in seiner heutigen Form begann Ende der 1860er Jahre. Der zu Vermögen gekommene Zeitschriftenverleger Ludwig von Schaeffer-Voit ließ östlich der Brauerei am Hang zur Spree das Schloss Ruhwald erbauen und einen großzügigen Landschaftsgarten, den heutigen Ruhwaldpark, um das Schloss herum anlegen.

Etwa zur gleichen Zeit begann die 1866 gegründete Westend-Gesellschaft große Flächen in Westend aufzukaufen, zu parzellieren und bebaut oder unbebaut weiterzuverkaufen. Zur Wasserversorgung des Westends wurde das Wasserwerk am Teufelssee 1871/1872 errichtet. Durch die Börsenkrise 1872 und durch Streitigkeiten mit der Stadt Charlottenburg geriet die Westend-Gesellschaft in eine finanzielle Schieflage und ging 1873 in Konkurs.

Mit der Vollendung der Ringbahn wurde 1877 der Bahnhof Westend eröffnet. Damit wurde die Verkehrssituation nicht nur für Westend, sondern auch für Charlottenburg wesentlich verbessert. Der Charlottenburger Bahnhof an der Stadtbahn wurde erst 1882 eröffnet.

Das Offizierskasino an der Soorstraße beherbergt heute ein Tibetisch-Buddhistisches Zentrum
Die 1957–1960 verändert wieder aufgebaute Epiphanienkirche

Nach dem Zusammenbruch der Westend-Gesellschaft war die Bautätigkeit in Westend zum Erliegen gekommen, und einige Villen standen leer. Ab dem Ende der 1870er Jahre entspannte sich die Situation. Durch die Bevölkerungsexplosion im Berliner Raum erlebte Westend einen Aufschwung, sodass bis zur Jahrhundertwende das ursprünglich parzellierte Gelände im Wesentlichen bebaut war. Am Hang des Teltow entstand in den 1890er Jahren zwischen der Soor- und Königin-Elisabeth-Straße die Kaserne des Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiments Nr. 3, im Jahr 1906 östlich davon nach Entwürfen von Jürgen Kröger die Epiphanienkirche und 1904 nördlich das Krankenhaus Westend (heute: DRK-Kliniken Westend).

1908 erhielt Westend mit der Eröffnung des von Alfred Grenander entworfenen U-Bahnhofs Reichskanzlerplatz (heute: Theodor-Heuss-Platz) Anschluss an die Berliner U-Bahn. Damit waren nun auch die südlichen und westlichen Bereiche Westends verkehrsgünstig gelegen, sodass Neu-Westend an der Reichsstraße und westlich davon entstand. Die im alten Westend rechtwinklige Straßenführung wurde außerhalb der Hauptachsen durch dem Zeitgeist gemäße geschwungene Linien ersetzt. Statt wie das alte Westend mit Villen wurde Neu-Westend mehrheitlich mit Miets- und Reihenhäusern bebaut. Die auf Neu-Westender Grund 1889 eröffnete Trabrennbahn wurde 1908 nach Ruhleben verlagert. Auf dem Gelände einer Kiesgrube wurde 1919 bis 1922 vom Charlottenburger Stadtgartendirektor Erwin Barth der Sachsenplatz (heute: Brixplatz) errichtet, ein kleiner tief eingeschnittener Park, der die Geologie und Vegetation der Mark Brandenburg nachbildet.

Zur Eröffnung des Deutschen Stadions wurde 1913 die U-Bahnlinie für Veranstaltungen zum U-Bahnhof Stadion (heute: Olympia-Stadion) verlängert. Der 1913 bereits im Rohbau fertiggestellte Unterwegsbahnhof Neu-Westend wurde aufgrund der Kriegsereignisse erst 1922 in Betrieb genommen, wodurch die U-Bahnlinie nun regelmäßig befahren wurde. Von 1907 bis 1911 wurde die Spandauer Vorortbahn erbaut, die heute mit den S-Bahnhöfen Messe Süd (Eichkamp), Heerstraße, Olympiastadion und Pichelsberg den Ortsteil erschließt.

In den 1920er Jahren entstanden die ausgedehnten Anlagen des Deutschen Sportforums und in seiner direkter Nachbarschaft in den 1930er Jahren das Berliner Olympiagelände. Ebenfalls zu dieser Zeit entstand im Südosten des Ortsteils das Berliner Messegelände. Ende der 1920er Jahre bauten Architekten des Bauhauses und der Neuen Sachlichkeit wie Mendelsohn oder die Brüder Hans und Wassili Luckhardt eigene, heute denkmalgeschützte Villen Am Rupenhorn, dem Hochufer über dem Stößensee.

Bauwerke

Corbusier-Haus
  • Das Corbusierhaus (Unité d’habitation, Typ Berlin), Flatowallee 16, wurde 1956 bis 1958 nach Plänen von Le Corbusier erbaut. Es ist die dritte Wohneinheit nach denen in Marseille und Nantes und stellt einen eigenständigen Beitrag zur Interbau dar. Links des Eingangs befindet sich die Darstellung des Modulors, des von Le Corbusier entwickelten Proportions-Systems.
  • Der Wasserturm Charlottenburg-Westend, Akazienallee 33–39, wurde nach Entwürfen von Heinrich Seeling erbaut und 1909 in Betrieb genommen. Er wurde durch die Wasserwerke Teufelssee und Jungfernheide beliefert. Seine zwei übereinandergeordnete Behälter fassten jeweils 500 m³. Der Turm wurde zu Lofts umgebaut.
  • Das 1928/1929 nach Plänen von Ernst Rentsch als streng kubischer Backsteinbau entstandene und 1932 nach Plänen von Paul Lindner erweiterte Atelier- und Wohnhaus des Bildhauers Georg Kolbe in der Sensburger Allee 25 beherbergt heute das Georg-Kolbe-Museum.
  • Das von Hans Poelzig in den Jahren 1929/1930 erbaute Haus des Rundfunks in der Masurenallee war eines der ersten Rundfunkgebäude in Europa.
  • Die Berliner Waldbühne gilt als eine der schönsten Freilichtbühnen Europas. Sie liegt westlich des Olympiageländes und bietet Platz für 22.000 Zuschauer.
  • Der Sendemast Scholzplatz hat eine Höhe von 230 Metern und wurde 1963 errichtet. Er wird vom RBB für dessen Rundfunk- und Fernsehprogramme betrieben.

Straßen und Plätze

Hauptartikel: Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Westend

Parks und Naturschutzgebiete

Der Park am Brixplatz wurde aus einer ehemaligen Kiesgrube nach Plänen von Erwin Barth von 1919 bis 1922 gestaltet, wobei die natürlichen Vegetationsbilder und geologischen Formationen der Mark Brandenburg nachgebildet werden. Eine Bürgerinitiative hat die Pflege des botanischen Lehrgartens übernommen und hiermit bislang den Erhalt dieses Gartendenkmals gesichert.

Am Westrand des Ortsteils liegen zwei Naturschutzgebiete mit jeweils spezifischen Biotopen. Die Fließwiese Ruhleben, die zudem als Schutzgebiet der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und als Bestandteil des länderübergreifenden Schutzgebietssystems Natura 2000 ausgewiesen ist, stellt ein Verlandungsmoor dar. Den ehemaligen See prägt ein Bestand an seltenen Wasserpflanzen, ein Schwarzerlenbiotop und der Amphibienreichtum, darunter insbesondere des streng geschützten Kammmolchs. Es gehört zur Stauch-/Endmoränelandschaft Murellenberge, Murellenschlucht und Schanzenwald, die einen Teil des Teltownordbandes bilden. Insbesondere die Trockenrasenbereiche der Murellenschlucht verfügen über eine vielfältige und bestandsbedrohte Flora und Fauna. Der Denkzeichenweg (Denkzeichen zur Erinnerung an die Ermordeten der NS-Militärjustiz am Murellenberg) durch die Schlucht und auf den Hügeln erinnert mit der Installation von 104 Verkehrsspiegeln an die Hinrichtungen von Deserteuren und sogenannten „Wehrkraftzersetzern“ in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges an dieser Stelle.

Bildung

Westend besitzt mehrere Gymnasien. Die Herder-Oberschule in der Westendallee, das Heinz-Berggruen-Gymnasium (ehemals: Erich-Hoepner-Gymnasium) in der Bayernallee und die Wald-Oberschule in der Waldschulallee bilden das sogenannte „Dreieck“. Die drei Gymnasien haben unterschiedliche Schwerpunkte: Die Herder-Oberschule hat eine mathematisch-naturwissenschaftliche Orientierung und ist Mitglied im MINT-EC. Das Heinz-Berggruen-Gymnasium hat seinen Schwerpunkt in musisch-künstlerischen Bereich, während die Wald-Oberschule ihren Schwerpunkt bei Sport und Sprachen setzt. Am Rupenhorn 5 ist seit 2003 das Touro College Berlin ansässig, Teil des jüdisch-amerikanischen Touro-Hochschulnetzwerks.

Prominente Bewohner Westends

Sonstiges

An der Einmündung der Bolivarallee in den Steubenplatz stand über Jahre hinweg der nur für Filmzwecke genutzte Imbisswagen der Drei Damen vom Grill.

Siehe auch

Literatur

  • Harry Balkow-Gölitzer, Bettina Biedermann, Rüdiger Reitmeier, Jörg Riedel: Prominente in Berlin-Westend. be.bra, Berlin 2007, ISBN 978-3-8148-0158-2.
  • Willy Bark: Chronik von Alt-Westend. Mittler, Berlin 1937 (Veränderter Nachdruck Edition der Divan, Berlin 1986, ISBN 3-925683-00-3).
  • Helmut Börsch-Supan (Text), Michael Haddenhorst (Fotos): Westend. Nicolai, Berlin 1997, ISBN 3-87584-664-8.
  • Stephan Brandt: Berlin-Westend. Sutton, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-458-6.
  • Annemarie Weber (Text), Nikolas von Safft (Fotos): Westend. Edition der Divan, Berlin 1986, ISBN 3-925683-01-1.

Weblinks

 Commons: Berlin-Westend – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Drucksache 551/02 der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf. Abgerufen am 13. Juni 2008. Grenzziehung sollte hier im Süden entlang der Grenze zum Altbezirk Wilmersdorf, im Westen und Norden entlang der Grenze zu Spandau und zur Spree, im Osten entlang der Stadtautobahn und der Ringbahn verlaufen.
  2. Drucksache 551/02 der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf. Abgerufen am 13. Juni 2008. Innerhalb dieses Bereiches befinden sich die Ortsteile Pichelsberg, Ruhleben, Siedlung Eichkamp und Siedlung Heerstraße, dazu das Messegelände und das Sportforumgelände rund ums Olympiastadion. Im Einzelnen scheinen diese Ortsteile zu kleinteilig, um sie gesondert zu benennen.

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