Cocos Malays

Cocos Malays
Lagekarte der Kokosinseln

Die Cocos Malays (deutsch: Kokos-Malaien), auch Cocos Malay people genannt, bilden eine Ethnie, die sich auf den Kokosinseln nach der Inbesitznahme der Kokosinseln durch Europäer entwickelte und von ihnen wie Sklaven dorthin verschleppt worden waren. Diese Menschen sprechen einen eigenen malaiischen Dialekt, haben eigene Bethäuser, Führer und eine eigene Kultur.

Sie leben hauptsächlich auf der Insel Home Island, die sich in einer isolierten und vom Festland weit entfernten Lage befindet, etwa 2100 km vom Festland Australiens und etwa 1000 km von Sumatra und Java sowie 900 km von der Weihnachtsinsel entfernt.

Die Inselgruppe befand sich bis 1978 im Besitz der Dynastie Clunies-Ross, die wie Könige herrschten und eine eigene Währung und Gerichtsbarkeit etabliert hatten, heute zählt sie zu den Australischen Außengebieten.

Die Cocos Malays, die isoliert von der Außenwelt lebten, separierten sich von den Europäern und bewahrten über acht Generationen ihre eigene Identität.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1609 bis 1945

Als Captain William Keeling 1609 die Kokosinseln erreichte, waren diese unbewohnt. 1825 kam John Clunies-Ross, der Schiffskapitän von Alexander Hare, erstmals auf die unbewohnten Inseln. Zuerst siedelte sich Alexander Hare, ein Geschäftsmann und Sklavenhändler, 1826 mit 100 Malaien und seinem Harem an.[1] Auf den Inseln wurden Kokospalmen durch die Cocos Malays gepflanzt und daraus Kopra und Kokosöl hergestellt. Clunies-Ross ließ sich 1827 mit 40 Malaien auf Home Island nieder und installierte ein Sklaven gleiches soziales und politisches System, das von Charles Darwin nach seinem Aufenthalt auf den Kokosinseln im Jahr 1836 folgendermaßen qualifizert wurde:

„Die Malaien befinden sich zwar in einem freien Staat, werden jedoch wie Sklaven betrachtet.“[1]

Am 22. Dezember 1837 gab es eine erfolglose Revolte von Malaien gegen dieses System einer vollständigen Abhängigkeit und niedrigen Bezahlung. Daraufhin setzte der schottische John Clunies-Ross, der sich König Ross I. nannte, eine Vereinbarung durch, die die auf den Kokosinseln lebenden malaischen und bantamesischen sowie europäischen Familien zwang in seinen Häusern zu leben und für ihn zu arbeiten oder die Insel zu verlassen.[2] Clunies-Ross versuchte vergeblich, dass Großbritannien die Inseln zu ihrem Protektorat erklärten, woraufhin die Niederlande ihm aufgrund seines früheren Wohnsitzes Zollfreiheit zusicherten.[3]

1854 starb John und ihm folgte sein Sohn John George Clunies-Ross. Capitain Charles Fremantle erklärte 1857 die Inseln zum britischen Kronland, im gleichen Jahr starb John George und ihm folgte sein Sohn George. 1878 übernahm der britische Gouverneur von Ceylon die Verwaltung und Queen Victoria proklamierte im gleichen Jahr die Inseln für ewig zu Großbritannien gehörig. 1897 engagiert sich George Clunies-Ross an der Ausbeutung eines Phosphatvorkommens auf der Weihnachtsinsel. 1901 wurde auf Direction Island eine Fernmelde-Kabelstation errichtet und 1903 kamen die Kokosinseln unter das Protektorat von Singapur.[4]

1909 zerstörte ein Zyklon 90% der Häuser und Palmen. 1937 kamen britische Offizielle auf die Inseln, um die Lebensverhältnisse zu untersuchten, und stellten in ihrem Bericht fest, dass keinerlei „Grausamkeiten oder Ausbeutung“ festgestellt werden konnte.[1]

1914 kam es im Ersten Weltkrieg zu einem Seekampf vor den Kokosinseln zwischen dem Kleinen Kreuzer SMS Emden, die mit einem Kommando die Kabelstation besetzt und zerstört hatte, und dem australischen Leichten Kreuzer HMAS Sydney, in dessen Folge die Emden verloren ging.

Im Zweiten Weltkrieg griff im März 1941 ein japanischer Zerstörer die Kabelstation auf Direction Island an, konnte sie aber nicht zerstören und weitere japanische Bombardements auf die Kokosinseln folgten. Nach der vernichtenden Niederlage der Briten in der Schlacht um Singapur Anfang 1942 verstärkten die Militärs ihre Präsenz auf der Inselgruppe. Am 8. Mai 1942 kam es zur Kokosinsel-Meuterei ceylonesischer Artilleristen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mussten 3000 Soldaten von den Kokosinseln abgezogen werden, des Weiteren hielten sich damals 1800 Zivilisten auf, von denen 900 nach Borneo, Singapore und zur Weihnachtsinsel zurückgebracht werden mussten.

1944 kam erstmals ein Verwalter der australischen Regierung nach Home Island.

1945 bauten Militärs eine Landebahn auf West Island, wobei tausende von Kokospalmen gefällt werden mussten. Die Piste wurde 1946 wieder stillgelegt.

Nach 1945 bis 1987

1951 übernahm die australische Regierung, trotz Widerspruchs der Familie Clunies-Ross, die Kontrolle über die Inseln und kaufte von ihnen 150 ha Land an der Landepiste auf. Die Piste war lediglich für leichte Flugzeuge geeignet war, deshalb wurde sie 1952 befestigt und von Qantas zum Betanken auf ihren Flügen nach Europa über Südafrika angeflogen.[2]

Erst 1953 wurden erste Regierungsgebäude auf West Island gebaut und in der Folge kam austalisches Regierungs- und Verwaltungs- und Krankenhauspersonal und die Kokosinseln wurden 1955 zum Australischen Außengebiet deklariert.

In den späten 1960er Jahren drangen die autoritäre Herrschaftsformen der Familie Clunies Ross bis zu den United Nations vor, die eine Delegation dorthin entsandte.

Erst 1978 rief Australien die Kokosinseln zu einem selbstbestimmten Außengebiet aus, nachdem sie die Inseln für AUD 6,250 Millionen aufkauft hatten.[1] 1979 wurde das Cocos (Keeling) Islands Shire auf Home Island gegründet, das allerdings die Verwaltung erst nach einer Abstimmung über alle Kokosinseln ausdehnen konnte.[5] Die Bevölkerung entschied sich mit 261 zu 32 Stimmen für einen Anschluss an Australien.[6] Die Familienmitglieder der Dynastie Clunies-Ross gingen ins Exil nach Australien, lediglich ein Nachkömmling lebt noch auf den Kokosinseln.

Ab 1987

Die Produktion von Kopra und Kokosöl wurde 1987 wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt. Diese für die Kokosinseln wichtigen Produkte wurden exportiert, während andere Produkte importiert werden mussten. Ferner bauen Farmer Gemüse, Bananen und Pawpaw an und es wird auch Fischerei betrieben.[7] Es wird versucht die wirtschaftlichen Probleme, die mit einer hohen Arbeitslosigkeit verbunden sind, durch die weitere Entwicklung von Tourismus zu lösen.[2]

Die Arbeitslosigkeit unter den Inselbewohnern lag 2009 bei geschätzten 65% hoch.[8] Da es des Weiteren Auseinandersetzungen um die Sprache der Inselbewohner gab,[9] reiste der australische Innenminister Brendan O’Connor im September 2009 auf die Inseln, wo er auf verschiedenen Krisensitzungen das Sprachproblem und die hohe Arbeitslosigkeit besprochen wurde. Eine Entspannung des Arbeitsmarktes wird von dem Bau eines Touristenzentrums für Muslime aus dem pazifischen Raum erwartet, das 79 Arbeitsplätze schaffen wird.[8]

Bevölkerung

Die ersten Menschen, die mit Hare auf die Inseln kamen, waren vor allem Malaien, darunter einige Chinesen, Papuaner und Inder. Es wird aber auch angenommen, dass unter den ersten Siedlern auch Menschen als Bali, Celebes, Madura, Sumbawa, Sumatra, Timor, Pasir Gudang, Malakka, Penang, Batavia und Cirebon waren.[7]

Die Cocos Malays stellen eine Landbevölkerung dar, sie leben dörflich in sogenannten Kampungs, hauptsächlich in Bantam auf Home Island; die meisten sind Farmer, die auch Fische fangen.[7]

Über 80% der Cocos Malays sind Anhänger des sunnitischen Glaubens, einer muslimischen Religion, und sie wohnen vor allem auf Home Island. Eine Heirat ist nach muslimischem Glauben wichtig und sie können bis zu vier Frauen haben, aber dies ist kaum verbreitet. Am Ende des Ramadan halten sie eine Feier ab, die Hari Raya Puasi. Zu ihrer Religionsausübung gibt es beispielsweise ein Bethaus, die West Island Mosque auf West Island.

Unter den Australiern und Briten, die auf den Kokosinseln leben, sind 70% christlich, davon die Hälfe protestantisch.

Die Touristen sollten auf Home Island wegen der herrschenden islamischen Religion Kleidung tragen, die ihre Schultern und Knie bedeckt, ferner sollte stets die rechte Hand bei Begrüßungen verwendet werden. Beim Betreten ihrer Glaubenshäuser sind die Schuhe abzulegen.[7]

Cocos Malays sprechen einen eigenen Dialekt, Basa Pulu Kokos oder auch Bahasa Cocos[10] genannt wird. Es ist ein Dialekt aus einer Mischung von malaiischer und indonesischer Sprache und englischer und schottischer Sprachelemente. Diesen Dialekt sprechen etwa 450 Cocos Malays.[9]

Malaiiche und Englische Sprache wird in der Schule unterrichtet.

Baju Melayu („malaiisches Hemd“)

Die Cocos Malays tragen eine besondere Bekleidung, den Baju Kebaya, den Frauen tragen, und Männer das Baju Melayu oder Sarong. Die Kleider Baju Kebaya und Baju Melayu sind typisch für malaiische Volksgruppen. Verschiedene ihrer Tänze sind durch die javanesische und britische Kultur beeinflusst. Sie verspeisen typische malaiische Gerichte, die mit Reis, Nudeln, Curry, Chilli, Huhn-, Rind- und Lammfleisch sowie Früchten des Meeres zubereitet werden. Ferner halten sie sich an den Ramadan. Es gibt drei Restaurants auf Home Island, davon serviert eines westliche Gerichte. Das Frischwasser ist limitiert und Regenwasser wird gesammelt.[7]

Einzelnachweise

  1. a b c d rulers.org: Dynastie Clunies-Ross, in englischer Sprache, abgerufen am 16. September 2011
  2. a b c environment.gov.au: Place Details: Direction Island (DI) Houses, Air Force Rd, West Island Settlement, EXT, Australia, Hostory, in englischer Sprache, abgerufen am 16. September 2011
  3. abc.net.au: John Clunies Ross (1786-1854), in englischer Sprache, abgerufen am 17. September 2011
  4. abc.net.au: Dynasties Clunies-Ross, abgerufen am 17. September 2011
  5. Regional Surveys of the World: The Far East and Australasia 2003. 34th Edition. S. 145 f. Routledge 2002. ISBN 1857431332 Online auf Google Books
  6. spiegel.de: John Clunies Ross, Hf. 19/1984, abgerufen am 17. September 2011
  7. a b c d e worldmap.org: Mission Atlas Projekt, S. 2, in englischer Sprache, abgerufen am 16. September 2011
  8. a b theaustralian.com.au: Paige Taylor: Administrator to head Cocos Islands, von 1. September 2009, in englischer Sprache, abgerufen am 16. September 2011
  9. a b intellaisa.net: Cocos Malays fight Aust ban on dialect, in englischer Sprache, abgerufen am 16. September 2011
  10. bahasa-malaysia-simle-fun: Do You Speak Bahasa Malaysia the Sabah Version?, in englischer Sprache, abgerufen am 16. September 2011

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