Damnice

Damnice
Damnice
Wappen von ????
Damnice (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 799 ha
Geographische Lage: 48° 55′ N, 16° 22′ O48.92027777777816.374166666667198Koordinaten: 48° 55′ 13″ N, 16° 22′ 27″ O
Höhe: 198 m n.m.
Einwohner: 329 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 671 78
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Lenka Hodaňová (Stand: 2009)
Adresse: Damnice 141
671 78 Jiřice u Miroslavi
Gemeindenummer: 593907
Website: www.obecni-urad.net/damnice

Damnice (deutsch Damitz) ist eine Gemeinde im Okres Znojmo (Bezirk Znaim) in Südmähren in Tschechien. Das Dorf wurde ist als Breitangerdorf angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Nachbarorte sind im Norden Suchohrdly u Miroslavi (Socherl), im Osten Jiřice u Miroslavi (Irritz) und im Süden Dolenice (Tullnitz).

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte im Jahre 1353. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich der Name des Ortes mehrmals. So schrieb man 1353 „Dampnycz“, 1355 „Tampnycz“, 1361 „Damycz“, 1672 „Dammitz“ und ab 1720 „Damitz“.

Im Jahre 1490 erhielt Georg von Weitmühl die Herrschaft über den Ort. [2] Ab 1535 gehörte der Ort längere Zeit zur Gemeinde Schattau. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Ortschaft völlig zerstört und verödete. Die Matriken des Ortes wurden seit 1631 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn. [3] Im Jahre 1665 kaufte das Kloster Bruck den Ort und besiedelte ihn neu. Die Anlage des Ortes und die bis 1945 gesprochene "ui"-Mundart (bairisch-österreichisch) mit ihren speziellen bairischen Kennwörtern, weist darauf hin, dass die Siedler aus dem österreichischen bzw. süddeutschen Raum stammten.[4]

Nach der Auflösung des Klosters unter Kaiser Josef II. kam der Ort an die Herrschaft Mißlitz. Von dieser Herrschaft wurde sie bis 1848 verwaltet.[5] Im Jahre 1794 wütete ein Großbrand im Ort und zerstörte die Hälfte aller Häuser. Um 1824 wird Damitz an den Edlen von Hopfen verkauft. Während des Deutsch-Österreichischen Krieges schleppen preußische Soldaten die Cholera in den Ort ein. In der Nähe der Ortschaft führte die 1870 erbaute Bahnstrecke Wien - Brünn. Aufgrund der steigenden Schüleranzahl wird im Jahre 1882 ein neues Schulgebäude errichtet, welches 1912 noch erweitert wurde. 1894 wird die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Die Einwohner von Damitz lebten größtenteils von der Vieh- und Landwirtschaft, wobei der in Südmähren seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau nur eine untergeordnete Rolle spielte. So kamen die produzierten Mengen nie über den Eigenbedarf hinaus. Weiters wurden neben verschiedenen Getreidesorten auch Mais und Zuckerrüben angebaut. Der hochqualitative Weizens war für die Griesherstellung vorgesehen, mit welcher die Einwohner große Gewinne erzielten.[6] Auch die Jagd auf Hasen, Rebhühner und Fasane im Gemeindegebiet war einträglich. Neben dem üblichen Kleingewerbe gab es zwei Ziegeleien und eine Maschinenschlosserei.

Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, 1914–1918, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens für sich beanspruchte, die ab Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der Vertrag von St. Germain[7] sprach diese strittigen Territorien gegen den Willen der dortigen Bevölkerung der Tschechoslowakei zu. Damit fiel auch Damitz, deren Bewohner im Jahre 1910 zu 97 % Deutschsüdmährer waren, an die Tschechoslowakischen Republik. In der Zwischenkriegszeit verstärkten Maßnahmen wie die Bodenreform, die Sprachenverordnung, die wachsenden Autonomiebestrebungen der Deutschen und führten zu Spannungen innerhalb des Landes, und im weiteren zum Münchner Abkommen, [8] das die Abtretung der von Sudetendeutschen (Zuordnung nach Ausrufung der CSSR,1919) bewohnten Randgebiete an Deutschland regelte. 1938 kam der Ort an das Deutsche Reich und wurde ein Teil des Reichsgaues Niederdonau. - Durch den harten Winter 1928/29 erfror der Winterweizen auf den Feldern. Die Elektrifizierung des Ortes erfolgte im Jahre 1931. Im Jahre 1932 wurde ein Turn- und ein Spielplatz gebaut. Wegen der Heilquelle und dem Freibad wird Damitz im Jahre 1935 in die Liste der Fremdenverkehrsorte aufgenommen.[9]

Einen Tag, vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird Damitz von sowjetischen Truppen besetzt, wobei es zu schweren Übergriffen gegen die Zivilbevölkerung kommt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der 23 Opfer unter den Damitzern forderte, kam die Gemeinde am 8. Mai 1945 wieder zur Tschechoslowakei zurück. In den Folgemonaten wurden die Häuser der deutschen Bewohner von tschechischen "Hausverwaltern " in Besitz genommen. Dabei kam es zu schweren Misshandlungen, bei denen ein Mann starb. Viele Damitzer flohen vor den Exzessen nach Österreich, in der Hoffnung, nach diesen Ausschreitungen baldigst wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Im August 1945 bestimmten die drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkrieges im Potsdamer Kommuniqués (Protokoll) [10] die Nachkriegsordnung. Darin akzeptierten sie die summarischen Vertreibungen Deutscher ohne jede Prüfung individueller Schuld, verlangten lediglich „einen geordneten und humanen Transfer" der "deutschen Bevölkerungsteile" aus der Tschechoslowakei. Sanktioniert durch das Potsdamer Kommuniqués, wurden die letzten 125 deutschen Bürger von Damitz zwischen dem 30. März und dem 11. Oktober 1946 nach Westdeutschland zwangsausgesiedelt. Bereits am 25. Oktober 1945 war, aufgrund des Beneš-Dekretes 108, das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt worden. Einige im Lager internierte Männer wurden erst im November 1946 zwangsausgesiedelt.

Die in Österreich befindlichen Damitzer wurden bis auf 25 Familien in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen[11] der Potsdamer Abkommen, [12] nach Deutschland weiter transferiert. [13]

Wappen und Siegel

Die Gemeinde führte ab dem Jahr 1750 ein Siegel. Es zeigt ein Winzermesser, eine Traube und ein Pflugeisen nebeneinander. Das Siegel soll dem der Gemeinde Dobelitz geglichen haben.[14]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 433 404 29 0
1890 422 416 6 0
1900 468 458 10 0
1910 532 514 18 0
1921 579 524 53 2
1930 547 505 41 2

[15]

Sehenswürdigkeiten

  • Glockenturm „Glöckelhäusel“ (1822) als Wahrzeichen, Maiandachten;
  • Dorfkapelle
  • Kriegerdenkmal (1925)
  • Heilquelle (mangan-, eisen- und jodhaltig, 14 °)

Brauchtum

  • Bis zur Vertreibung der deutschen Einwohner fand im Marienmonat Mai dreimal wöchentlich eine Andacht im Glockenhäusel statt.
  • Zum Dank für das Abklingen der Cholera (1866) wurde jeweils zu Pfingsten eine Wallfahrt nach Maria Dreieichen abgehalten. Der 2. Wallfahrtsort war Lechwitz.
  • Der Kirtag fand bereits im Juni statt und war damit einer der Ersten in Südmähren. Spöttisch wurde er „Solotkiritog“ (Salatkirtag) genannt.

[16]

Persönlichkeiten

  • Gerhard Hanak (*1936), Heimatforscher. Träger des Prof.-Josef-Freising-Preises

Literatur

  • Ludwig Wieder: Damitz. Znaim (1935)
  • Edmund Sofka/Edmund Wieder: Heimatbuch der Gemeinden Irritz - Damitz - Tullnitz, Ulm 1975
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren, Damitz, s. 3, C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden , Damitz, s. 43, Josef Knee,Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 267f (Damtiz). 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Franz Josef Schwoy:Topographie vom Markgrafthum Mähren, Band 3,1794 ,s.270
  3. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 24 März 2011.
  4. Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S.9
  5. E. Sofka:Heimatbuch der Gemeinden Irritz-Damitz-Tullnitz, 1975, s.97
  6. Gregor Wolny:Die Markgrafschaft Mähren,1837,s.393
  7. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  8. O. Kimminich: Die Beurteilung des Münchner Abkommens im Prager Vertrag und in der dazu veröffentlichten völkerrechtswissenschaftlichen Literatur, München 1988
  9. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Znaim von A bis Z, 2009
  10. Milan Churaň: Potsdam und die Tschechoslowakei, 2007. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Sudetendeutscher Lehrer und Erzieher E.V. ISBN 978-3-9810491-7-6
  11. Cornelia Znoy: Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  12. Charles L. Mee: Die Potsdamer Konferenz 1945. Die Teilung der Beute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1979. ISBN 3-453-48060-0.
  13. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 267f (Damitz). 
  14. Zemske desky Brno Bd.II, 1856,s.939
  15. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
  16. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Znaim von A bis Z,2009

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