Frauenradsport

Frauenradsport
Radfahrerin in „Bloomers“ in einer Werbung aus dem Jahre 1897

Als Frauenradsport – genauer: Frauen-Radrennsport – wird die Teilnahme von Frauen an Radrennen verstanden, also an Wettbewerben im Straßenradsport, Bahnradsport, Mountainbike, Cyclocross und BMX.

Inhaltsverzeichnis

Frau und Fahrrad

Radfahrerinnen 1897 im Pariser Bois de Boulogne
Werbeplakat aus dem Jahr 1905

Ab Beginn der 1890er Jahre wurde das Hochrad vom sogenannten Niederrad abgelöst, und Fahrräder, bisher ein Luxusgut für die höheren Kreise, wurden immer erschwinglicher für die große Masse der Bevölkerung. Das Fahrrad bot nun neue Möglichkeiten der Mobilität, insbesondere den Frauen. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Wirkungskreis von Frauen fast ausnahmslos auf das Haus beschränkt; durch das Fahrrad wurde es ihnen möglich, sich über diesen Kreis hinaus zu bewegen.

Das Fahrradfahren machte Frauen allerdings nicht nur mobiler, sondern auch gesünder, kräftiger und selbstbewusster, da es eine körperliche Betätigung war, die an der frischen Luft ausgeübt wurde – eine Novität. Zudem hatte der Radsport Auswirkungen auf die Mode: Die bis dahin üblichen langen Röcke und Korsetts waren beim Fahrradfahren äußerst hinderlich, und Frauen gingen zunehmend dazu über, ihre Röcke zu kürzen, das Korsett abzulegen oder gar praktische Hosenröcke und Pumphosen (sog. „Bloomers“) zu tragen.

Dies hatte weitreichende gesellschaftspolitische Konsequenzen: Viele der Frauen, die den Mut hatten, sich trotz Anfeindungen mit diesem modernen Gerät auf den Straßen fortzubewegen und ihre „züchtige“ Kleidung gegen für das Radfahren geeignete auszutauschen, hatten auch die Courage, politische Rechte für sich einzufordern und wurden zu Vorreiterinnen der Frauenbewegung. 1896 sagte die US-amerikanische Frauenrechtlerin Susan B. Anthony in einem Interview mit der New York World über das Fahrrad: „Ich denke, es hat mehr für die Emanzipation der Frau getan als irgendetwas anderes auf der Welt. Ich stehe da und freue mich jedes Mal, wenn ich eine Frau auf einem Fahrrad sehe. Es gibt Frauen ein Gefühl von Freiheit und Selbstvertrauen.“[1] Das neue Selbstbewusstsein manifestierte sich in Deutschland in der Herausgabe eigener Fahrradzeitschriften speziell für Frauen wie „Die Radlerin“ oder „Draisena“.

Während das Fahrradfahren von Frauen wegen der damit wachsenden Unabhängigkeit und der Kleidung bis zum Ersten Weltkrieg im Allgemeinen gesellschaftlich verpönt war, wurden andererseits auf Werbeplakaten für Fahrräder vorzugsweise Frauen, auch leichtbekleidete, abgebildet.

Das Fahrradfahren von Frauen war über Jahrzehnte jedoch für deren große Mehrheit auf den Gebrauch des Fahrrades als Verkehrsmittel beschränkt. Als Sportgerät wurde das Zweirad von ihnen kaum genutzt, da der Frauenradrennsport fast ein Jahrhundert lang auf Vorbehalte und Verbote stieß.

Geschichte

Die Anfänge

Englische Radrennfahrerinnen 1899 vor einem Rennen im Londoner Olympia-Velodrom
Französische Radrennfahrerin mit dem Künstlernamen „Mademoiselle Serpolette“ (1899)
Hélène Dutrieu gilt als erste Radsport-Weltmeisterin der Geschichte

Bereits Ende der 1860er Jahre gab es in Frankreich erste Rennen auf der Straße und der Bahn, an denen auch Frauen teilnahmen. Die ersten Radsportlerinnen waren vielfach zu diesem Zweck engagierte Schauspielerinnen oder Akrobatinnen, die unter einem Künstlernamen starteten, da das Fahrradfahren, wegen der knappen Kleidung sowie der Sitzhaltung mit gespreizten Beinen, als anrüchig galt. Zwischen 1868 und 1870 wurden in Belgien und Frankreich immerhin 23 Damenrennen auf Tretkurbelrädern („Michaulinen“) ausgetragen: Das erste bekannte Rennen fand am 1. November 1868 im Park von Bordelais bei Bordeaux statt. 1869 wurde das erste internationale Straßenrennen über 123 Kilometer von Paris nach Rouen von der Zeitschrift Le Vélocipède Illustré organisiert, an dem unter den rund 100 Startern auch fünf Frauen teilnahmen. 33 Fahrer kamen ans Ziel, darunter eine Frau mit dem Pseudonym „Miss America“, die den 29. Platz belegte. Als sich jedoch 1891 mehrere Frauen zum Rennen Brest-Paris-Brest anmelden wollten, wurden sie von den Organisatoren zurückgewiesen. Und schon im ersten Jahr der Tour de France, 1909, wurde der Vorstoß, eine solche Tour auch für Frauen einzuführen, von der damals für die Organisation zuständigen Zeitschrift L'Auto abgelehnt.[2][3]

In den USA gab es 1896 ein Sechstagerennen mit weiblicher Beteiligung, ein Jahr später in Großbritannien sogar ein Zwölf-Tage-Rennen, bei denen die Teilnehmerinnen jedoch täglich nur zwei bis vier Stunden fuhren. Es siegte die Fahrerin, die die größte Distanz zurückgelegt hatte. In Dänemark fuhr eine Frau gegen Ende des 19. Jahrhunderts 1000 Kilometer in 54 Stunden und 30 Minuten und war damit zwei Stunden und 50 Minuten schneller als der bisherige männliche Rekordhalter.[4] In England löste indes die Rekordfahrt eines 16jährigen Mädchens von Brighton nach London einen Skandal aus, da selbst Befürworter befürchteten, dies würde dem Ansehen des Frauenradfahrens schaden. Auch kritisierte man die „unnötig männliche“ Kleidung der jungen Frau, da man der Auffassung war, Damenrennsport und Weiblichkeit seien unvereinbar.

In diese Zeit fiel auch die erste Umrundung der Welt einer Frau auf dem Fahrrad durch Annie Londonderry. Sie startete im Juni 1894 in Boston und erreichte im September 1895 Chicago als Zielort. Grund für diese Fahrt soll eine Wette gewesen sein. Allerdings bestritt Londonderry weite Teile ihrer Reise mit dem Schiff.[5]

Während offizieller Frauenradrennsport in Belgien und Frankreich in den 1890er Jahren schon als etabliert galt und es dort auch schon Profi-Rennfahrerinnen gab, war in Deutschland die Teilnahme von Frauen an Radrennen eher die Ausnahme. Das erste reine Damenrennen in Deutschland wurde 1890 in Machern bei Leipzig auf Dreirädern veranstaltet; die Siegerin erhielt als Preis eine Brosche sowie eine Schürze aus Seide. 1893 wurde das erste offizielle Rennen für Frauen auf Niederrädern in Berlin auf der Radrennbahn Halensee ausgetragen, an dem auch Frauen aus dem bürgerlichen Milieu teilnahmen. Eine der acht Starterinnen, die Berlinerin Amalie Rother, schrieb: „Wir alten Berliner Rennfahrerinnen wußten ganz genau, was wir thaten, als wir 1893 auf die Bahn hinaustraten. Wir wollten weder unsere Reize den Zuschauern präsentieren, für Mütter heranwachsender Töchter schon eine etwas schnurrige Zumutung, noch uns an den Preisen bereichern, sondern wir wollten dem Publikum zeigen, dass wir Herrinnen unserer Maschinen waren und den Damen zurufen: Hier, seht her und macht es uns nach! Beides ist uns gelungen.“[6] Es siegte Clara Beyer aus Berlin, die drei Jahre später einen Rekord über die Strecke von Berlin nach Halle aufstellte mit acht Stunden und 40 Minuten.[7]

Im selben Jahr fand im belgischen Ostende die erste inoffizielle Weltmeisterschaft für Frauen statt. Erste Titelträgerin wurde die Profi-Rennfahrerin Hélène Dutrieu aus Belgien, die später eine Luftfahrtpionierin wurde. Im Jahr darauf nahm auch eine Fahrerin aus Berlin, Olga Krämer, an der Weltmeisterschaft teil. Die Titelkämpfe blieben jedoch inoffiziell, da sie von keinem Verband organisiert und anerkannt wurden. Vermutlich gingen die damaligen Weltmeisterschaften auf die Initiative privater Veranstalter zurück, die diesen Titel schlicht für sich vereinnahmten.

Der Deutsche Radfahrer-Bund (DRB), Vorläufer des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), versuchte ab 1896, Damenrennen in Deutschland zu unterbinden. Da viele Veranstalter jedoch vom DRB unabhängig oder zu anderen Verbänden gehörten, wurden trotzdem weiterhin – allerdings nur einige wenige – Rennen mit weiblichen Teilnehmern ausgerichtet. So organisierte im September 1898 der Berliner Radrennverein auf der Radrennbahn Kurfürstendamm das erste internationale Damenrennen auf deutschem Boden, das trotz hoher Eintrittspreise gut besucht war. Allgemein wurde Frauenradrennen in Deutschland jedoch der sportliche Wert abgesprochen, wohingegen das Radfahren von Frauen im Rahmen von Saal-, Reigen- und Wanderfahren als angemessen angesehen wurde und in der Folge auch entsprechend Zulauf erhielt.

Zwischen den Kriegen

Nach dem Ersten Weltkrieg veränderte sich die Einstellung zum Fahrradfahren von Frauen. Nachdem Radfahrerinnen, und nicht nur solche, die an Rennen teilnahmen, zuvor vielfach Anfeindungen ausgesetzt gewesen waren, wurden sie nun gesellschaftlich akzeptiert; Radrennen als Sport für Frauen waren jedoch weiterhin nicht anerkannt. Damit wollten sich jedoch einige Radsportlerinnen nicht abfinden. 1923 berichtete die Zeitschrift Fußball: „Nach den Erklärungen des Altmeisters Rütt […] sind ihm in der letzten Zeit von deutschen Radlerinnen derartig viele Notschreie nach rennsportlicher Betätigung zugegangen, daß es sein gutes Herz einfach nicht überwinden kann, diese Bitten nun noch länger unerfüllt zu lassen. In diesem Jahre will er daher auf seiner Bahn das erste deutsche Damenrennen starten.“ Ob es indes dazu kam, ist nicht bekannt, zumal die Zeitschrift einräumen musste: „Nur eine Bedingung ist dabei, die, so fürchten wir, gleich die ganze Veranstaltung ins Wasser fallen lassen kann: es ist nämlich Straßen- und Sportdreß als Kleidung vorgeschrieben, während Renndreß ausdrücklich ausgeschlossen ist. Das ist allerdings sehr bitter.“[8]

Da der BDR jedoch zunehmend Frauen als Mitglieder werben wollte, wurde ihnen der Saalsport schmackhaft gemacht. Der Deutsche Radfahrer schrieb 1934: „Im Reigen- und Kunstfahren kann die Frau ihre angeborene Grazie und Anmut besonders zur Geltung bringen […].“ Und fünf Jahre später hieß es nochmals ausdrücklich: „Von gewisser Seite wird es [das Radfahren] hin und wieder heute noch als Frauensport in Bausch und Bogen abgelehnt. Natürlich soll es keine weiblichen Rennfahrer geben.“[9]

Auch in den 1930er Jahren gab es inoffizielle Weltmeisterschaften für Frauen, über die es allerdings kaum Informationen gibt, da über diese Wettkämpfe selten berichtet wurde. Die Niederländerin Mien van Bree wurde im Straßenrennen 1934 Dritte und 1936 sowie 1937 Zweite, 1935 Weltmeisterin auf der Bahn. Damals waren Frauenradrennen auch in den Niederlanden verboten, und van Bree musste nach Belgien ausweichen, um Rennen zu fahren.[10]

Von 1945 bis 1984

1956 wurde in der DDR die erste Straßen-Radmeisterschaft für Frauen ausgetragen, Meisterin wurde Elfriede Vey.[11] Nach dem Leistungssportbeschluss im Jahre 1969, wonach vorrangig olympische Sportarten unterstützt wurden, ließ das Engagement für den Frauenradsport in der DDR jedoch stark nach, bis er 1984 olympisch wurde. 1958 nahmen Frauen erstmals an UCI-Weltmeisterschaften teil, auf der Straße wie auf der Bahn, während in der Bundesrepublik Frauenradrennen weiterhin verboten blieben. Erste offizielle Straßen-Weltmeisterin wurde die Luxemburgerin Elsy Jacobs; der Bahnradsport wurde über Jahre von der Britin Beryl Burton, der Belgierin Yvonne Reynders sowie von Sportlerinnen aus der UdSSR dominiert. Der westdeutsche Berichterstatter vor Ort resümierte: „Über das Experiment sogenannter Frauen-Radweltmeisterschaften sich zu verlieren, möge man uns ersparen. Sportverbände, die ernst genommen werden wollten, müssen sich in dieser Frage entscheiden, welche Sportarten in ihrer Eigenart für eine Frau geeignet sind. Frauen mögen Radrennen fahren – dagegen wenden wir uns nicht. Aber bei Weltmeisterschaften, bei denen zu kämpfen die besten Talente dieser Sportart gerade noch gut sind, haben die Frauen nichts zu suchen.“[12]

Anlässlich der UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 1963 in Rocourt vertrat die Zeitschrift Radsport die Ansicht: „Wettbewerbe der Frauen mögen vielleicht auf manchen Gebieten attraktiv sein, zum Beispiel im Kunstfahren; im Rennsport sind sie es nicht. Denn hier hat in den meisten Fällen Venus vergessen, einen Strahl ihrer Gunst auf ihre radelnden Kolleginnen zu schicken.[13] Besonders kritisch reagierten die deutschen Journalisten auf die britische Radrennfahrerin Beryl Burton, die Mitte der 1960er Jahre schon mehrfache Weltmeisterin war und zahlreiche nationale Titel sowie Rekorde hielt, was ihr den Titel „British Best Allrounder“ eingetragen hatte, den sie 25 Jahre innehatte. 1967, im Jahr der WM, stellte sie zudem einen britischen Zwölf-Stunden-Rekord auf, der besser war als der der Männer. In einem Bericht über die UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 1967 titulierte die westdeutsche Zeitschrift Radsport Burton, in ihrem Heimatland bereits ein populärer und respektierter Sportstar, geringschätzig als „radelnde englische Hausfrau“[14]. Schon bei den Weltmeisterschaften 1963 hatten die deutschen Journalisten öffentlich Burtons Ehemann bemitleidet und sich darüber Gedanken gemacht, wer im Hause Burton denn wohl die Betten mache, ungeachtet der Tatsache, dass es gerade ihr Mann gewesen war, der sie zum Radsport gebracht hatte und sie auch trainierte.[15]

Im Jahr der ersten WM – 1958 – war der Antrag, in Westdeutschland Frauenrennen zuzulassen, vom BDR abgelehnt worden. In den folgenden Jahren wurden die Frauenrennen bei Weltmeisterschaften von der Radsport weitgehend ignoriert. 1965 errang die DDR-Straßenmeisterin Elisabeth Eichholz als erste Deutsche den offiziellen Titel einer Weltmeisterin im Straßenrennen, so dass selbst die Radsport über das Frauenrennen berichtete, wenn auch nur kurz und ohne Foto. Bei der 1966 in Frankfurt ausgetragenen Straßen- sowie Bahn-WM waren keine westdeutschen Rennfahrerinnen am Start, da erst im Jahr darauf in der Bundesrepublik offizielle Frauenrennen erlaubt wurden. Zuvor hatte der damalige BDR-Präsident Erwin Hauck vergebens gewettert: „Solange ich hier Präsident bin, wird es im BDR keinen Rennsport für Frauen geben.“ Erste Straßenmeisterin wurde 1970 Ingrid Persohn. 1978 wurde mit Beate Habetz die zweite Deutsche, dieses Mal aus der Bundesrepublik, Weltmeisterin im Straßenrennen.

Nicht nur in der DDR, auch in Ländern wie Frankreich, den Niederlanden und den USA hatte Frauenradsport einen höheren Stellenwert als in der Bundesrepublik Deutschland: „Dort hatten nicht nur die Radsportlerinnen die volle Akzeptanz – von Seiten der Funktionäre ebenso wie von Zuschauerseite –, auch wurden schon über Jahre bedeutende Etappenrennen und international stark besetzte Tagesrennen durchgeführt.“[16] In West-Deutschland hingegen gab es nur eine einzige Radrundfahrt für Frauen, im Jahre 1979 in Bamlach. Die mehrfache Deutsche Meisterin und Bronze-Medaillengewinnerin der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles, Sandra Schumacher, beklagte zudem in einem Interview, dass Rennen in Deutschland zu kurz seien, um sich auf internationale Wettbewerbe, die meist über doppelt so lange Strecken gingen, einstellen zu können.[17]

Seit 1984

1984 wurde das Straßenrennen für Frauen olympische Disziplin, 1988 folgte der Bahnradsport. Seitdem werden zunehmend Rennen in allen Disziplinen auch für weibliche Radrennfahrer veranstaltet. Trotzdem müssen Radsportlerinnen noch immer um Anerkennung kämpfen und der Frauenradsport um die Aufmerksamkeit von Medien und Sponsoren. 1989 verteidigte der damalige Bundestrainer Klaus Jördens den Radrennsport von Frauen und stellte fest: „Die Frauen müssen doch genauso hart trainieren wie die Männer. Natürlich bewegen sie nie solche Übersetzungen wie ein Profi [damit sind natürlich Männer gemeint], und die Distanzen im Rennen müssen auch kürzer sein. Die Konkurrenz im Frauenfeld ist jedoch genauso groß wie bei den Männern. Die werden Leistungsgrenzen tangiert, da wird verbissen gefightet – bis hin zum Sturz in manchen Fällen.“[18] Erst im Jahr zuvor war erstmals mit Jutta Niehaus eine „Radsportlerin des Jahres“ gewählt worden.[19]

Bei der Grande Boucle Féminine, dem weiblichen Gegenstück zur Tour de France, wurde ein „Preis der Eleganz“ vergeben, was bezeugt, dass weiterhin von Radsportlerinnen eine gewisse Weiblichkeit erwartet wurde.

2010 hatte der Bund Deutscher Radfahrer rund 135.000 Mitglieder, von denen rund 20.000 Frauen sind.[20]

Radrennen

Die Französin Jeannie Longo-Ciprelli ist die bisher erfolgreichste Radsportlerin.
Podium bei der Thüringen-Rundfahrt 2005 (v.l.n.r.): Susanne Ljungskog, Theresa Senff, Judith Arndt

Straßenradsport

Sowohl bei der UCI-Straßen-Weltmeisterschaft (seit 1958) als auch bei den Olympischen Spielen (seit 1984) finden Frauenwettbewerbe auf der Straße statt.

Weitere wichtige Eintagesrennen werden durch den Weltradsportverband UCI im UCI Women Road World Cup (Rad-Weltcup der Frauen)[21] mit gesondertem Ranking als Serie zusammengefasst, an denen neben Nationalteams auch UCI Women’s Teams teilnehmen.[22] Mit der fortschreitenden Entwicklung des Frauenradsports gibt es zunehmend hochklassige Frauen-Etappenrennen. Zu den wichtigsten gehört der Giro d’Italia Femminile und die Internationale Thüringen-Rundfahrt der Frauen. Die Grande Boucle Féminine („Tour de France der Frauen“) verlor dagegen mehr und mehr an Bedeutung und wurde 2009 zum vorerst letzten Mal veranstaltet.

Während früher Frauenstraßenradrennen oft eher kurz waren, zeigt sich auch in den Distanzen die Entwicklung des Frauenradsports. Die Maximaldistanz für ein Eintagesrennen oder eine Etappe beträgt für die Kategorie Frauen-Elite 140 km, bei Einzelzeitfahren 40 km und bei Teamzeitfahren 50 km. Bei Etappenrennen beträgt der maximale Etappendurchschnitt 100 km.[23]

Andere Radrenndisziplinen

Auch im Bahnradsport (seit 1958), Mountainbike (seit 1990), Cyclocross (seit 2000) und BMX werden bei den jährlich stattfindenden UCI Weltmeisterschaften Frauenwettbewerbe ausgetragen. Frauenwettbewerbe auf der Bahn, beim Mountainbike und im Cycloscross sind außerdem Teil der jeweiligen UCI World Cups.[24]

Bei den Olympischen Spielen finden Frauenwettbewerbe auch auf der Bahn (seit 1988), beim Mountainbike (seit 1996) und beim BMX (seit 2008) statt. Bei den Olympischen Sommerspiele 2012 in London werden auch im Bahnradsport erstmals die gleiche Anzahl von Wettbewerben für Frauen und Männer ausgetragen.[25]

Teams

Flèche Wallone (2010)
Tour de Feminin – Krásná Lípa (2007)

Soweit der Frauenradsport in Radsportteams ausgetragen wird, kommen vorwiegend National- und Vereinsteams zum Einsatz. Seit 1999 werden internationale Lizenzen an Frauen-Radsportteams vergeben.

Im Bereich des Straßenradsports werden durch den Weltradsportverband UCI Women’s Teams mit bis zu 20 Fahrerinnen registriert.[26]. Für diese Teams wurde auch eine eigene Weltrangliste und Weltcupwertung eingeführt.

Im Bahnrad- und Mountainbikesport gibt es keine gesonderten Frauenteams. Allerdings bestehen gemischte UCI Track Teams und UCI MTB Teams, in denen die Fahrerinnen dieser Teams mit ihren männlichen Kollegen insbesondere an den jeweiligen Weltcupserien teilnehmen.

Liste der Teams →Weblinks

Weltranglisten

Durch den Weltradsportverband UCI werden für Frauen im Straßenradsport, Cyclocross, BMX und den Einzeldisziplinen des Bahnradsports und Mountainbike eigene Weltranglisten geführt.

UCI Weltranglisten →Weblinks

Literatur

  • Dörte Bleckmann: Wehe wenn sie losgelassen. Über die Anfänge des Frauenradfahrens in Deutschland, Leipzig 1998, ISBN 3-931965-04-X
  • Jutta Franke: „Frau und Fahrrad“, in: Illustrierte Fahrrad-Geschichte, hrsg. von Jutta Franke, Berlin 1987, S. 76−84
  • Heike Kuhn: Vom Korsett zum Stahlroß. Zur Entstehung des Frauenradsports in Deutschland, St. Augustin 1995
  • Anke Timmerberg: Die Entwicklung des Frauenradsports in Deutschland von 1900 bis heute, Darmstadt: Inst. f. Sportwiss. d. TUD, (ca. 2001)

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. zitiert nach: Pryor Dodge: Faszination Fahrrad. Bielefeld 2007, S. 130
  2. Christopher S. Thompson: The Tour de France: A Cultural History, University of California Press 2008, S. 129ff.
  3. Wolfgang Gronen/Walter Lemke: Geschichte des Fahrrades und des Radsports, Eupen 1978, S. 49
  4. Carl Fressel: Der Radfahr-Sport vom technisch-praktischen und ärztlich-gesundheitlichen Standpunkte, Neuwied 1900, S. 22
  5. Peter Zheutlin: Around the World on Two Wheels. Annie Londonderry's Extraordinary Ride. New York 2007 ISBN 978-3-931965-07-5
  6. Amalie Rother: Das Damenfahren, in: Der Radfahrsport in Bild und Wort, hrgs. v. Paul von Salvisberg, München 1897, S. 122
  7. Rother, S. 120
  8. Fußball, 3. Oktober 1928
  9. Hans-Joachim Schacht: Das Radwandern. Heft 4 der Schriftenreihe der Reichsgemeinschaft für Radwegebau e.V., Berlin 1939, S. 19
  10. Treurig einde voor Nederlands eerste wereldkampioene auf stuyfssportverhalten.wordpress.com, abgerufen am 11. Mai 2011
  11. sport-komplett.de abgerufen am 10. Mai 2011
  12. Radsport, 23. September 1958
  13. Radsport, 13. August 1963
  14. Radsport, 5. September, S. 6
  15. Radsport, 13. August 1963
  16. Timmerberg, S. 85
  17. Während das erste WM-Straßenrennen 1958 über rund 60 Kilometer ging, war die Strecke bei der WM 2010 rund 127 Kilometer lang. Straßenrennen für Frauen in Deutschland in den 1970er und 1980er Jahren waren in der Regel nur 30 bis 40 Kilometer lang.
  18. Timmerberg, S. 93
  19. Radsport, 14. Dezember 1988
  20. Deutscher Olympischer Sportbund: Bestandserhebung 2010, Frankfurt 2010
  21. UCI Women Road World Cup. Uci.ch (23. August 2010). Abgerufen am 19. Februar 2011.
  22. UCI Reglement für den Straßenradsport, dort: 2.14. „Elite Women’s World Cup“. Abgerufen am 19. Februar 2011.
  23. UCI Reglement für den Straßenradsport, dort: 2.3.002, 2.4.001, 2.5.002 und 2.6.008. Abgerufen am 10. Mai 2011.
  24. UCI Events (Links zu Weltmeisterschaften und Worldcups). Uci.ch. Abgerufen am 19. Februar 2011.
  25. bahnradsport.com abgerufen am 10. Mai 2011
  26. UCI-Reglement für den Straßenradsport, dort 2.17. Womens’s and Continental Teams. Abgerufen am 19. Februar 2011.

Weblinks

Teams:

Weltranglisten:


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • BRC Zugvogel 1901 — Vereinsdaten Gegründet: 10. November 1901 Vereinsfarben: Schwarz Rot Blau Vereinssitz: Haus des Sports Berlin Kreuzberg Website: www.brc zugvogel.de Der Berliner Radfahrer Cl …   Deutsch Wikipedia

  • Christiane Soeder — im September 2008 Personendaten Geburtsdatum 15. Januar 1975 Nation …   Deutsch Wikipedia

  • UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 1983 — Die 73. UCI Bahn Weltmeisterschaften fanden vom 23. bis 28. August 1983 auf der Offenen Rennbahn Zürich Oerlikon statt. Aus Anlass dieser WM wurde die „altehrwürdige“ Zürcher Radrennbahn einmal mehr renoviert, mit Flutlicht ausgestattet sowie mit …   Deutsch Wikipedia

  • Edeldomestik — Radrennfahrer sind Sportler, die an Radrennen teilnehmen, die auf der Straße oder auf der Radrennbahn (Bahnradsport) stattfinden, oder Sportler, die an Cyclo Cross oder Mountainbike Wettbewerben teilnehmen. Dieser Artikel bezieht sich im… …   Deutsch Wikipedia

  • Edelhelfer — Radrennfahrer sind Sportler, die an Radrennen teilnehmen, die auf der Straße oder auf der Radrennbahn (Bahnradsport) stattfinden, oder Sportler, die an Cyclo Cross oder Mountainbike Wettbewerben teilnehmen. Dieser Artikel bezieht sich im… …   Deutsch Wikipedia

  • Eintagesrennen — Als Eintagesrennen werden Straßenradrennen bezeichnet, die im Gegensatz zu Etappenrennen mit der Zielankunft abgeschlossen sind und der erste Fahrer, der das Ziel erreicht, der Sieger ist. Die Streckenlängen von Eintagesrennen können stark… …   Deutsch Wikipedia

  • Grande Boucle Féminine — Die Grande Boucle Féminine oder Grande Boucle Féminine Internationale, ist ein über mehrere Etappen führendes Straßenradrennen der Frauen in Frankreich. Es hieß bis 1997 Tour Cycliste Féminin und ist das Gegenstück zur Tour de France der Männer,… …   Deutsch Wikipedia

  • Leontien Zijlaard — van Moorsel (Foto: Frans Meijer) Leontien Zijlaard van Moorsel (* 22. März 1970 in Boekel (Noord Brabant); geborene Leontien van Moorsel) ist eine niederländische Radrennfahrerin und vierfache Olympiasiegerin. Sie trägt den Spitznamen Tinus oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Leontien Zijlaard-van Moorsel — (Foto: Frans Meijer) Leontien Zijlaard van Moorsel (* 22. März 1970 in Boekel; geborene Leontien van Moorsel) ist eine niederländische Radrennfahrerin und vierfache Olympiasiegerin. Sie trägt den Spitznamen Tinus oder Ties. Van Moorsel ist neben… …   Deutsch Wikipedia

  • Leontien van Moorsel — Leontien Zijlaard van Moorsel (Foto: Frans Meijer) Leontien Zijlaard van Moorsel (* 22. März 1970 in Boekel (Noord Brabant); geborene Leontien van Moorsel) ist eine niederländische Radrennfahrerin und vierfache Olympiasiegerin. Sie trägt den… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”