Spracherwerb

Spracherwerb

Der Spracherwerb oder die Sprachbildung (auch: Sprachentwicklung) ist ein Forschungsgegenstand sowohl der Angewandten Linguistik, bzw. der Psycholinguistik im Speziellen, als auch der Linguistik im Allgemeinen, der Entwicklungspsychologie, der Didaktik sowie diverser anderer wissenschaftlicher Disziplinen.

Spracherwerb kontrastiert mit dem Sprachenlernen wie folgt: Erwerb bedeutet stets unbewusste und implizite Vorgänge in natürlicher Umgebung. Erwerb findet also durch alltägliche soziale Kontakte statt, etwa „beim Einkaufen“ oder „auf der Straße“. Beispiel: Immigranten, die die Sprache im Zielland erwerben.

Sprachenlernen hingegen erfolgt bewusst, ist explizit und wird gesteuert, findet also mit Lehrern innerhalb von Institutionen wie der Schule statt. Siehe auch Sprachunterricht.

Inhaltsverzeichnis

Formen

Man unterscheidet im Wesentlichen drei Formen des Spracherwerbs rsp. der Sprachaneignung:

  • als Erstsprache (L1) beim Kind
  • als Zweisprachigkeit (paralleler Erwerb von zwei oder mehr Sprachen)
  • als Zweitsprache (L2) im „natürlichen“ Kontext
  • als Fremdsprache in gelenkten Lernsituationen (Unterricht, Kurs)

In Folgenden wird der Spracherwerb hinsichtlich der unterschiedlichen Erwerbsprozesse, der Sprachentwicklung und der erreichbaren Kompetenzgrade untersucht.

Der Spracherwerb lässt sich unter den Aspekten „äußerer“ und „innerer“ Faktoren beschreiben, die wiederum miteinander interagieren.

Äußere Faktoren:

  • Das soziale Umfeld des Kindes
  • Der Erwerbsbeginn und die aufgewendete Zeit
  • Qualität des Inputs und emotionale Hinwendung
  • Die Wertschätzung der zu erwerbenden Sprachen (Sprachprestige)
  • Die Ähnlichkeiten zwischen den zu erlernenden Sprachen

Innere Faktoren:

  • Die Entwicklung der Primärsprache
  • Der parallele Erwerb von zwei oder mehr Sprachen
  • Das Alter zum Zeitpunkt der Konfrontation mit einer Zweitsprache
  • Das Weltwissen und der Aufbau sprachlicher Konzepte
  • Der Zweck des Spracherwerbs bzw. die individuelle Orientierung, z.B. intrinsische und / oder extrinsische Motivation

L1-Erwerb bei Kindern

Der L1-Erwerb bei Kindern ist besonders bemerkenswert, weil Kinder auch Sprachregeln erwerben, für die es in ihrem Alltag keine Evidenz gibt, die also im alltäglichen Sprachgebrauch, mit dem sie konfrontiert werden, kaum vorkommen. Von allen Regeln der Muttersprache wird nur eine begrenzte Anzahl ausprobiert. Abweichungen von den Normen der Muttersprache sind dabei systematisch. Auch wenn Kinder von ihren Eltern sprachlich nicht korrigiert werden, erwerben sie die Muttersprache vollständig. Ähnlich verhält es sich mit dem Erwerb einer zweiten Sprache, die parallel zur Erstsprache erworben wird. Man spricht dann von Zweisprachigkeit. Wird ein Kind mit drei Jahren mit einer weiteren Sprache konfrontiert, so kann es sich diese ebenfalls bis zum Schulanfang korrekt aneignen. Der Zweitspracherwerb erfolgt teilweise nach den gleichen Prinzipien wie der Erstspracherwerb. Das ändert sich jedoch mit Erreichen einer kritischen Grenze, die jedoch für unterschiedliche sprachliche Parametern variiert. Unbestritten ist wohl das Zeitfenster für die Prosodie der Sprache bis zum Alter von 14 Jahren (vgl. Lenneberg, E.M.,1967): Die Intention des Spracherwerbs ist der Aufbau sozialer Kontakte. Das Erlernen einer Sprache im schulischen Kontext wird als Fremdsprachenlernen bezeichnet und verläuft nach Aneignungsprozessen, die sich deutlich von den Spracherwerbsprozessen unterscheiden.

Der Spracherwerbsmechanismus nach Noam Chomsky

Diese Tatsachen führten Noam Chomsky zur Annahme eines spezifischen, angeborenen, kognitiven Moduls im Gehirn. Eine solche Position nennt man in der Wissenschaft „nativistisch“. Chomsky gab diesem Modul die Bezeichnung Spracherwerbsmechanismus („Language Acquisition Device“, „LAD“). In ihm enthalten ist die sog. Universalgrammatik. Sie erlaubt den Erwerb jeder natürlichen Sprache. (Weiteres unter: Fodors kognitionswissenschaftliche Grundlage, Angeborene oder erlernte Sprache, Sprache und Denken: Geist- und/oder Körper-Philosophie, Die semantische Theorie in der Diskussion sowie Chomskys und Fodors Vorstellungen der angeborenen Modularität des Geistes)

Erwerbssequenzen

Sowohl im Erst- als auch im Zweit- und Fremdsprachenerwerb geht man von bestimmten Erwerbssequenzen aus. Diese sind feste Abfolgen grammatischer Strukturen, die nacheinander durchlaufen werden. Bei L1 und L2 sind einige Sequenzen ähnlich, andere verlaufen unterschiedlich. Über die Bedeutung von Erwerbssequenzen für den Spracherwerb liegen unterschiedliche Befunde vor. Auch hier unterscheidet man viele unterschiedliche Faktoren, wie das oben genannte LAD, den Einfluss des Unterrichts auf Erwerbssequenzen, kognitive Komplexität und vieles andere mehr. Die folgende Auflistung ist ein zu erwartendes Verhalten bei Kindern in bestimmten Altersgruppen.

Pränatal

Schon vor der Geburt macht der Fötus Spracherfahrungen, da ungefähr ab der 25. Schwangerschaftswoche die Hörwerkzeuge ausgebildet sind. Wegen der intrauterinen Bedingungen (Uterus und Fruchtwasser wirken wie ein Tiefpassfilter) ist die Wahrnehmung vor allem auf prosodische Aspekte, die Sprachmelodie, beschränkt. Es werden tiefe Frequenzen bis 500-700 Hz übertragen, der Druckpegel sinkt signifikant bei steigender Frequenz. Viele der vorhandenen Außengeräusche werden nicht von biologischen Geräuschen überdeckt. Der Pegel von sehr niedrigen Frequenzen (< 300Hz) erreicht ähnliche Werte wie ex utero. Die mütterliche Stimme und Stimmen in der Nähe der Mutter treten deutlich gegenüber den Hintergrundgeräuschen hervor (sofern sie über 100Hz liegen) und neben prosodischen Eigenschaften sind auch einige Phoneme verständlich. Die Dämpfung der mütterlichen Stimme ist sehr gering bis hin zu Verstärkung durch die Knochenleitung.

So kommt es, dass Kinder schon direkt nach der Geburt die Stimme ihrer Mutter erkennen können, genauso wie ihre Muttersprache und Geschichten oder Melodien, die sie oft während der Schwangerschaft präsentiert bekamen. Diese Erkennung beruht auf den prosodischen Faktoren, Lautfolgen ohne prosodische Informationen können sie nicht unterscheiden.

So kann man an der Schreimelodie von Babys aus einem französisch- oder deutschstämmigen Umfeld unterscheiden, woher sie stammen. Erstere präferieren ansteigende Melodiemuster, während letztere häufiger abfallende Muster produzieren (vgl. Wermke, K. (2010): Sprache beginnt mit dem ersten Schrei, http://www.uni-wuerzburg.de/singel/artikel/sprache-be

Von der Geburt bis zum 20. Monat

Grundsätzlich bewegen sich Neugeborene oder machen große Augen als Reaktion auf ein lautes Geräusch. Sie drücken außerdem Wohlgefallen oder Unwohlsein durch Lachen, Kichern, Weinen und Lächeln aus.

6 bis 8 Wochen 
Babys verfeinern ihre Hörfähigkeiten und suchen nach den Quellen von Klängen in ihrer Umgebung, die bestimmte prosodische Merkmale aufweisen. Neugeborene erzeugen Laute reflektorisch, z. B. bei der Nahrungsaufnahme. Von einem bewussten Nachahmen von Lauten kann in dieser Phase noch nicht gesprochen werden. Schreien dient als Ausdruck des Missbehagens und Wunsch nach Versorgung. Durch Reaktionen der Bezugsperson wird die kommunikative Funktion der Sprache kennen gelernt und das Schreien wird differenzierter.
2 bis 4 Monate 
Die neuronalen Strukturen des Babys haben sich soweit entwickelt, dass es inzwischen lacht und erste Laute, zumeist Vokale, und kurze Zeit später auch Silben produzieren kann. Ferner gibt es Urlaute von sich wie beispielsweise gurgeln, lallen, schmatzen, knurren. Bevor das Baby redet, ist es in der Lage, die Bedeutung von Gebärden (Gebärdensprache) zu erfassen und sich damit auszudrücken.
5 bis 9 Monate 
Das sogenannte kanonische Lallen (siehe auch: Idiolalie) tritt auf, welches durch Verdoppelung von bekannten Silben gekennzeichnet ist und die Vorstufe zur Wortbildung darstellt. Störungen beim Auftreten des Lallens sind ein guter Prädiktor für spätere Sprachstörungen. Diese Wortbildungsversuche sind außerdem auch oft für die euphorische Stimmung bei Eltern verantwortlich, wenn das Kind beispielsweise „Mama“ oder „Papa“ sagt, die ihrerseits dem Kind die Absicht unterstellen, diese Wörter bewusst zu bilden. Tatsächlich kann eine Reflexion über Wortsemantik erst stattfinden, sobald phonologische Komponenten der Sprache gefestigt sind. Vielfältige sensomotorische Erfahrungen sind Voraussetzung für das wachsende Sprachverständnis. Ferner kommt es zum Einüben von Satzmelodien und Sprechrhythmen.
10 bis 14 Monate 
Das Kleinkind bildet erstmals einfache Worte, die für gewöhnlich sehr spezifische „soziale“ Wörter sind und nur kontextgebunden eingesetzt werden, wie „essen“ und „schlafen“. Andere Wörter sind anfangs noch objektkonstant und werden nur bei Augenkontakt des Genannten artikuliert. Vorläufer sind die Protowörter, bei denen das Kind erstmals Lautäußerungen mit bestimmten Situationen, Gegenständen, Personen und Tätigkeiten verbindet. Das Kleinkind bildet Ein-Wort-Sätze. Es ist kognitiv in der Lage über Abwesendes zu sprechen.
18 Monate 
Einige Kinder haben hier die 50-Wort-Marke (expressives Lexikon) erreicht. Dies wird deshalb als wichtig angesehen, da von hier an der Worterwerb deutlich schneller erfolgt, die Wortschatzexplosion[1] findet statt, welche auf der Erkenntnis fußt, dass alle Wörter einen semantischen Gehalt haben und somit alle Dinge benannt werden können. Das Kind befolgt einfache Doppelaufträge. Das 1. Fragealter tritt ein, es werden Was-Fragen (Bezeichnung) und Wo-Fragen gestellt.

2 Jahre

Bis zu diesem Alter haben Kinder die „magische 50“ an gesprochenen Wörtern erreicht, ansonsten werden sie als late talker bezeichnet[2]. Sie verwenden Alltagswörter, die sie zu Hause gehört haben und sprechen einfache Zwei-Wort-Sätze. Außerdem lernen sie in diesem Alter ihre ersten Lieder. Wortschöpfungen treten auf und das Kind versteht noch viel mehr Aussagen aus dem vertrauten Alltagsleben als zuvor. Mit ca. 2 1/2 Jahren wird Gebrauch von dem Wort "Ich" gemacht, ebenso bildet es Echolalien von Sätzen oder aber auch Satzteilen.

3 Jahre

Jetzt werden einfache Verben, Präpositionen, Adjektive und Pronomina verwendet und verstanden. Kinder können jetzt häufiger vollständige Sätze bilden und sind in der Lage, die Quelle eines Klanges zu erkennen.

4 bis 5 Jahre

Die Sprache ist jetzt verständlich, aber längere oder komplexere Wörter werden weiterhin abweichend ausgesprochen, so werden bei Konsonanten-Clustern einzelne Konsonanten ausgelassen (Deletion-Prozesses, vgl. Romonath. 1991) z.B. "spritzen" ersetzt durch "spitzen" oder es werden unbetonte Silben ausgelassen (Silbenreduktion), z.B. "Lokomotive" wird ersetzt durch "Lokotive". Das aktive Vokabular steigt rasch an und die meisten Kinder in diesem Alter können einer Unterhaltung folgen (vgl. Rothweiler, 1999). Sie sprechen im kontextgebundenen Stil.

Sprachstandserhebung

Mit den Ergebnissen der ersten Pisa-Studien, die seit 2000 alle drei Jahre im internationalen Vergleich über den Bildungsstand 15-jähriger Schüler in Deutschland Auskunft geben, rückte die Sprachförderung in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Es stellte sich heraus, dass sich Deutschlands Schüler im unteren Drittel der 31 getesteten OECD1-Mitgliedsstaaten befinden. Da der Kindergartenbesuch die erste Bildungsstufe des Bildungssystems seit über 30 Jahren darstellt und die sprachlichen Fertigkeiten bis zur Einschulung ausschlaggebend für weiteren schulischen Erfolg sind, ist die Kindergartenpädagogik mit in das Visier der bildungspolitischen Debatte geraten. Alle Bundesländer haben mittlerweile mit der Ermittlung der sprachlichen Kompetenzen von Kindern anhand einer Vielzahl verschiedener Sprachstandserhebungsverfahren begonnen.[3][4][5][6][7][8] Zu NRW und Sachsen-Anhalt siehe beispielsweise Delfin-4.

Sprachförderung

Sprachförderung ist die Bemühung, Kinder/Jugendliche auf den Entwicklungsstand der Gleichaltrigen zu bringen, indem man sie mit angemessenen Methoden konfrontiert, die Fortschritte ermöglichen.

Am häufigsten trifft man den Begriff in der vorschulischen Erziehung an - u. A. auch in der Pädagogik der Primarstufe des Schulsystems und in den Förderschulen Sprache / vgl. Tatjana Kolberg, 2007). Grundsätzlich aber ist Sprachförderung eine Bemühung, die heute in allen Bildungseinrichtungen - neuerdings auch in Familien - gefragt ist. Sprachförderung ist dann von großer Bedeutung, wenn Kinder im Verlaufe ihrer Entwicklung Defizite im Sprachverständnis oder Ausdruck haben (im Vergleich mit den Gleichaltrigen); sinnvoll ist es dann, dem Kind durch gezielte sprachliche Interaktionen zu helfen, diese Defizite auszugleichen. Dabei ist die Aktivität des Kindes gefragt - zusätzliches passives Konsumieren von Sprache (z. B. vor dem Fernsehgerät) ist ohne (Förder-)Effekt und damit eher kontraproduktiv. So zeigt eine Studie aus dem Jahr 2009, dass Kinder unter drei Jahre, auch von speziell für Kleinkinder konzipierte Fernsehsendungen oder Videos "zur Förderung der Sprachbildung", kaum profitieren: Kleinkinder waren nur dann in der Lage neue Verben zu erlernen, wenn ein Erwachsener sie dabei aktiv unterstützte.[9]

Die Ergebnisse von Sprachstandserhebungen beweisen, dass Kinder mit DaZ (Deutsch als Zweitsprache) signifikant mehr von Spracherwerbsproblemen betroffen sind als Kinder mit deutscher Erstsprache. Neben der Mehrsprachigkeit stellte sich die soziale Situation, in der sich die Familien der Kinder befinden, als ausschlaggebender Indikator für das Sprachvermögen der Kinder heraus. Kinder mit DaZ und Kinder aus sozial schwachen Familien haben besonderen Bedarf an Sprachfördermaßnahmen, deswegen finanzieren die Bundesländer unterschiedliche Sprachförderkonzepte im vorschulischen und schulischen Bereich, die diese Kinder zur Hauptzielgruppe haben.[10]

Die Sprachförderung im Kindergärten und in Grundschulen ist ein interdisziplinäres Aufgabengebiet, an welchem verschiedene Wissenschaften beteiligt sind. Diese Wissenschaften, dazu gehört die Lern- und Entwicklungspsychologie, die Neurophysiologie und N.Biologie sowie die Linguistik mit ihren Teildisziplinen (Phonetik, Phonologie, Semantik, Syntaktik und Pragmatik), entwickeln die für die Sprachförderung relevanten Theorien stetig weiter. Die pädagogische Praxis hat dabei die Aufgabe, neueste Erkenntnisse der Wissenschaft im Alltag der Kitas zu realisieren und in konkreten Anwendungen nutzbar zu machen. [11]

Vor allem im Bereich vorschulischer Sprachförderung (auch im Bereich der Grundschulpädagogik) gibt es inzwischen eine reichhaltige Literatur, die Profis und Laien (Eltern) das Fördern leicht macht. In Periodika (Kindergarten Heute; klein&groß; Welt des Kindes usw.) erscheinen relativ regelmäßig Beiträge zur Sprachentwicklung, was die Aktualität des Themas verdeutlicht.

Störungen des Spracherwerbs

Es gibt zahlreiche äußere und innere Einflüsse, die zu Störungen des Spracherwerbs führen können, beispielsweise zu wenig sprachliche Anregung, mangelnde Zuwendung und fehlender Kontakt (sprachliche Interaktion) mit anderen Kindern. Bei länger andauernden Störungen oder Verzögerungen oder sogar Ausbleiben der Sprachentwicklung sollte man an Hörstörungen, an eine Entwicklungsverzögerung, eine geistige Behinderung oder an Autismus denken. Es gibt jedoch auch die sogenannten spezifischen Sprachentwicklungsstörungen (SES), die eben nicht auf mangelnder Fürsorge, unzureichendem Hörvermögen, geringem IQ oder geistiger Behinderung beruhen. In der Forschung wird dies seit einigen Jahren diskutiert, siehe dazu auch John Locke, L.B. Leonard und D. Bishop. Als Risikofaktor für eine Sprachentwicklungsstörung, sei sie spezifisch oder eingebettet in eine andere Symptomatik, gilt die 50-Wörter Regel: Wenn Kinder zum Zeitpunkt des 2. Geburtstags weniger als 50 verschiedene Wörter aktiv benutzen, gelten sie als "late talker". Dann ist eine weiterführende Diagnostik (Hörprüfung, Entwicklungstest, i.d.R. im Rahmen der Kindervorsorgeuntersuchung U7) erforderlich. Weiterhin sollten sich die Eltern beraten lassen, wie sie die Sprachentwicklung ihres Kindes fördern können. Bei late talkern ist - im Gegensatz zu Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen - eine logopädische Therapie hingegen nach heutigem Erkenntnisstand nicht erforderlich.[12] Etwa die Hälfte der Kinder sind sogenannte „sprachliche Spätentwickler“ (engl. „Late Bloomer“) und haben bis zum 3. Geburtstag den Anschluss geschafft.

Literatur

  • Julia Analena Hollmann: Language & the Brain: The Neural Basis of Foreign Language Proficiency. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2010, ISBN 978-3-8300-5340-8. http://www.verlagdrkovac.de/3-8300-5340-1.htm
  • Karl-Heinz Best: Zur Entwicklung von Wortschatz und Redefähigkeit bei Kindern. In: Göttinger Beiträge zur Sprachwissenschaft 9, 2003, 7-20.
  • Karl-Heinz Best: Gesetzmäßigkeiten im Erstspracherwerb. In: Glottometrics 12, 2006, 39-54.
  • Werner Bleyhl: Sprachlernen: Psycholinguistische Grunderkenntnisse. In: Gerhard Bach, Johannes-Peter Timm (Hrsg.): Englischunterricht. Grundlagen und Methoden einer handlungsorientierten Unterrichtspraxis. Francke, Tübingen, 4. Aufl. 2009, ISBN 978-3-7720-8340-2 bzw. ISBN 978-3-7720-8340-2, S. 23-43.
  • Jerome Bruner: Wie das Kind sprechen lernt. Huber, Bern 2002, ISBN 3-456-83891-3
  • Wolfgang Butzkamm, Jürgen Butzkamm: Wie Kinder sprechen lernen. Kindliche Entwicklung und die Sprachlichkeit des Menschen. Francke, Tübingen 2004, ISBN 3-7720-8057-X
  • Noam Chomsky: Probleme sprachlichen Wissens. Beltz Athenäum, Weinheim 1996, ISBN 3-89547-098-8
  • David Crystal: Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache, Campus Verlag, Frankfurt/New York 1993; ISBN 3-593-34824-1
  • Jürgen Dittmann: Der Spracherwerb des Kindes. Verlauf und Störungen. C.H. Beck, München, 3., überarb. Aufl. 2010, ISBN 3-406-48000-4
  • Willis Edmondson, Juliane House: Einführung in die Sprachlehrforschung. Francke, Tübingen 2000, ISBN 3-8252-1697-7
  • Hilke Elsen: Erstspracherwerb. Der Erwerb des deutschen Lautsystems. DUV, Wiesbaden 1991.
  • Hilke Elsen: Der Aufbau von Wortfeldern. In: Lexicology 1. Februar 1995, 219-242.
  • Hilke Elsen: Ansätze zu einer funktionalistisch-kognitiven Grammatik. Konsequenzen aus Regularitäten des Erstspracherwerbs. Niemeyer, Tübingen 1999.
  • Paul Fletcher, Brian McWhinney (Hrsg.): The Handbook of Child Language. Blackwell, Oxford 2004, ISBN 0-631-20312-5
  • Manuela Freitag, Nicole Hendriks: Zweitspracherwerb und Migration - kindgerechte und motivierende Unterstützung, in K. Zimmermann-Kogel, N. Kühne: Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 4, S. 126-161, Troisdorf, Bildungsverlag EINS, 2007; ISBN 978-3-427-75412-1
  • Angela D. Friederici, Jutta L. Müller, Regina Oberecker: Precursors to natural grammar learning. Preliminary evidence from 4-month-old infants, PLOS one, 22. März 2011
  • Gerd Kegel: Sprache und Sprechen des Kindes. 3. neubearb. u. erw. Aufl. Westdeutscher Verlag, Opladen 1987.
  • Gisela Klann-Delius: Spracherwerb. Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-10321-8
  • Tatjana Kolberg (Hrsg,) (2007): Sprachtherapeutische Förderung im Unterricht, Stuttgart: Kohlhammer
  • Norbert Kühne: 30 Kilo Fieber - Die Poesie der Kinder, Ammann-Verlag, Zürich 1997, ISBN 3-250-10326-8
  • Norbert Kühne: Wie Kinder Sprache lernen - Grundlagen, Strategien, Bildungschancen; Wissenschaftliche Buchgesellschaft & Primus Verlag, Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-467-6
  • Norbert Kühne: Sprach- und Leseförderung; in: Katrin Zimmermann-Kogel: Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 2, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2006, Seiten 68 - 93, ISBN 3-427-75410-3
  • Jean Piaget: Sprechen und Denken des Kindes.Ullstein, Frankfurt/M. 1983, ISBN 3-548-35159-X
  • Steven Pinker: Der Sprachinstinkt. Wie der Geist die Sprache bildet. Kindler, München 1996, ISBN 3-426-77363-5
  • Roswitha Romonath: "Phonologische Prozesse an sprachauffälligen Kindern. Eine vergleichende Untersuchung an sprachauffälligen und nichtsprachauffälligen Kindern, Berlin, 1991,: Edition Marhold Im Verlag Volker Spiess, ISBN 3-89166-136-3

Monika Rothweiler (1999): Neue Ergebnisse zum fast mapping bei sprachnormalen und sprachentwicklungsgestörten Kindern. In: Jörg Meibauer und Monika Rothweiler (Hrsg.): "Das Lexikon im Spracherwerb", Tübingen und Basel: Francke, 252-277

Schulformübergreifende Konzepte unter besonderer Berücksichtigung des Förderschwerpunktes Sprache", Frankfurt/M.: Peter Lang, ISBN 978-3-631-58569-6

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www2.dbl-ev.de/index.php?id=898
  2. S. Weinert & H. Grimm: Sprachentwicklung. In: R. Oerter & L. Montada: Entwicklungspsychologie. 6. Aufl., 2008, S. 510-511.
  3. Tabellen aus dem Nationalen Bildungsbericht 2010
  4. Andrea Lisker und Sandra Dietz: Sprachstandsfeststellung und Sprachförderung im KindergartenDeutsches Jugendinstitut e.V., 2008
  5. Andrea Lisker: Sprachstandsfeststellung und Sprachförderung im Kindergarten sowie beim Übergang in die Schule – Deutsches Jugendinstitut e.V., 2010
  6. Andrea Lisker: Additive Maßnahmen zur vorschulischen Sprachförderung in den Bundesländern – Deutsches Jugendinstitut e.V., 2011
  7. Angelika Redder, Knut Schwippert, Marcus Hasselhorn, Sabine Forschner, Detlef Fickermann, Konrad Ehlich: Grundzüge eines nationalen Forschungsprogramms zu Sprachdiagnostik und Sprachförderung – ZUSE Hamburg / Universität Hamburg, 2010
  8. Angelika Redder, Knut Schwippert, Marcus Hasselhorn, Sabine Forschner, Detlef Fickermann, Konrad Ehlich: Bilanz und Konzeptualisierung von strukturierter Forschung zu „Sprachdiagnostik und Sprachförderung“ – ZUSE Hamburg / BMBF, 2011
  9. Roseberry, S. et al.: Live Action: Can Young Children Learn Verbs From Video?. In: Child Development. 80, Nr. 5, 2009, S. 1360-1375.
  10. S. 65 Jampert, Karin / Best, Petra / Guadatiello, Angela / Holler, Doris / Zehnbauer, Anne (2007): Schlüsselkompetenz Sprache. Sprachliche Bildung und Förderung im Kindergarten, München: Deutsches Jugendinstitut e.V. (2. Aufl.)
  11. S. 25, Günther, Herbert (2006): Sprachförderung konkret. Weinheim und Basel: Beltz Verlag
  12. Leitlinie "Indikation zur Logopädie" der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Spracherwerb – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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