Tychowo (Powiat Białogardzki)

Tychowo (Powiat Białogardzki)
Tychowo
Wappen von Tychowo (Powiat Białogardzki)
Tychowo (Polen)
Tychowo
Tychowo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Landkreis: Białogard
Geographische Lage: 53° 56′ N, 16° 16′ O53.93333333333316.266666666667Koordinaten: 53° 56′ 0″ N, 16° 16′ 0″ O
Einwohner:

2480
(31. Dez. 2010)[1]

Postleitzahl: 78-220
Telefonvorwahl: (+48) 94
Kfz-Kennzeichen: ZBI
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 167: KoszalinOgartowo
DW 169: Byszyno – Głodowa
Schienenweg: PKP Nr. 404: Szczecinek–Białogard–Kołobrzeg
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 47 Ortschaften
19 Schulzenämter
Fläche: 350,7 km²
Einwohner:

7037
(31. Dez. 2010) [2]

Bevölkerungsdichte: 20 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3201043
Verwaltung (Stand: 2010)
Gemeindevorsteher: Elżbieta Wasiak
Adresse: ul. Bobolicka 17
78-220 Tychowo
Webpräsenz: www.tychowo.pl

Tychowo (deutsch Groß Tychow) ist eine Stadt und namensgebender Ort einer Stadt- und Landgemeinde im Powiat Białogardzki der Wojewodschaft Westpommern in Polen.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Tychowo liegt 21 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Białogard (Belgard) zwischen Leśnica (Leitznitz) und Leszczynka (Hasselbach) an der Bahnstrecke Szczecinek (Neustettin) – Kołobrzeg (Kolberg). Die Lage zwischen den Städten Białogard, Koszalin (Köslin), Bobolice (Bublitz) und Połczyn Zdrój (Bad Polzin) machte Tychowo zu einem Verkehrsknoten und Versorgungszentrum für die umliegenden Gemeinden.

Stadt Tychowo (Groß Tychow)

Geschichte

Das heutige Tychowo ist ein ursprüngliches Siedlungsgebiet der Familie von Kleist.[3][4] Der Ort wurde im Jahre 1250 zusammen mit dem von Kleistschen Besitz Dubberow (heute polnisch: Dobrowo) zum ersten Mal erwähnt. Seit 1540 heißt der Ort – im Unterschied zum ebenfalls von Kleistschen Besitz Wendisch Tychow (Tychow) bzw. Woldisch Tychow (Tychówko) – zunächst „Groten Tichow“, wobei „Tichow“ die Bedeutung „Ruhe“, „Stille“ hat. Es blieb bis 1945 Eigentum derer von Kleist. Um 1775 erbaute Peter Christian von Kleist das Schloss, ein hufeisenförmiger, von einem Burggraben umgebener Bau inmitten von Wiesen.

Die Zahl der Einwohner hatte sich von 1488 im Jahre 1910 auf 2019 Einwohner in 555 Haushaltungen im Jahre 1939 erhöht; Groß Tychow war zu dieser Zeit das größte Dorf im Kreis Belgard . Die Gemeindefläche betrug stattliche 3766 Hektar. Zur Gemeinde gehörten die Vorwerke Johannsberg (heute: Trzebiszyn), Papwiese, Wilhelmshof, Marienhof (Doprochy), Bamnitz, Charlottenau und Vogelsang. Groß Tychow bildete einen eigenen Amts- und Standesamtsbezirk und lag im Amtsgerichtsbereich Belgard. Letzte deutsche Bürgermeister waren Karl Reinke und ab 1942 Paul Pitann.

Im März 1945 kam die Rote Armee in das Dorf. Die Einwohner waren bereits auf der Flucht, ihre Trecks wurden allerdings bei Standemin (Stanomino) und Treptow (Trzebiatów) von den Truppen überrollt und zur Umkehr gezwungen. Das Dorf wurde polnisch, und für die deutsche Bevölkerung setzte die Vertreibung (bis 1946) ein. Heute ist Tychowo ein Ortsteil der Gmina Tychowo und deren Verwaltungssitz. Zum 1. Januar 2010 wurde Tychowo zur Stadt erhoben.[5][6]

Kirche

Kirchspiel

Das Kirchspiel Groß Tychow bestand aus zwei früher selbständigen Pfarreien, die erst 1821 zusammengelegt wurden:

Das Kirchspiel Groß Tychow gehörte zum Kirchenkreis Belgard in der Kirchenprovinz Pommern der evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. Das Kirchenpatronat oblag bis 1945 den Gutsbesitzern Graf von Kleist-Retzow auf Groß Tychow, von Heydebreck auf Neu Buckow (Hauptpatron), von Heydebreck auf Schlennin, Graf von Kleist-Retzow auf Alt Buckow, Häger auf Mandelatz, und von Versen auf Burzlaff.

Im Jahre 1940 zählte das Kirchspiel insgesamt 3683 Gemeindeglieder, von denen 2830 im Bereich Groß Tychow und 853 im Bereich Neu Buckow wohnten. Letzter deutscher Pfarrer war Werner Braun.

Heute gehört Tychowo zur Parafia (Parochie) Koszalin (Köslin) in der Diözese Pommern-Großpolen der polnischen evangelischen Kirche Augsburgischer (lutherischer) Konfession. Kirchort ist Białogard.

Kirchen

Kirche zu Groß Tychow (Tychowo) vor 1945
  • Groß Tychow: Die auf das Mittelalter zurückgehende Kirche, aus Feldsteinen mit Ziegeln durchsetzt, wurde 1830 nach Osten in ausgemauertem Fachwerk verlängert und erhielt 1859 an der Südseite einen Anbau in Ziegelmauerwerk mit Renaissancegiebel als Patronatschor. Der Turm erhielt 1871 (Jahreszahl der Wetterfahne) sein Fachwerkobergeschoss mit geschweifter Haube. Altar und Kanzel sind in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts angefertigt. Am Kanzelkorb befinden sich Holzfiguren der Apostel. Wegen seines guten Zustandes dürfte auch heute noch das Gotteshaus zu den Schmuckstücken der pommerschen Kirchen gehören.
  • Neu Buckow: Die alte Feldsteinkirche hat ein Zeltdach mit holzverkleidetem Turmaufsatz. Trotz zahlreicher Veränderungen im Innern sind die sechs buntverglasten, bleigefassten Fenster (ein Geschenk des Patrons von Heydebreck um 1865) bis heute erhalten.
  • Kieckow: Die Kapelle, ein Ziegelbau mit Feldsteinfundament, kleinem Chor und Dachreiter, ist 1848 durch Hans Hugo von Kleist-Retzow erbaut worden.

Pfarrer bis 1945

  1. Georg Wenot, 1616–1636
  2. Georg Messerschmidt, 1636–1670
  3. Michael Neumann, 1671–1688
  4. Melchior Eppen, 1689–1707
  5. Michael Meyer, 1708–1720
  6. Nikolaus Ludwig Rubach, 1720–1761
  7. Georg Gottlieb Burchardi, 1763–1798
  8. August Friedrich Walther, 1799–1844
  9. Karl August Otto Amandus Meyer, 1844–1884
  10. Max Meinhof, 1884–1911
  11. Friedrich Daske, 1911–1938
  12. Werner Braun, 1939–1945

Schule

Letzter deutscher Schulleiter in Groß Tychow war Hans Rühlow, der mit den Lehrern Otto Kupper und Emil Münchow sowie den Lehrerinnen Emilie Kiekow und Ilse Pagel den Unterricht vornahm.

Naturdenkmal

Über die Gemeindegrenzen hinweg ist der „Große Stein“ (polnisch: Głaz narzutowy „Trygław“) inmitten des alten Friedhofs von Groß Tychow bekannt.

Er war vormals der größte Findling Norddeutschlands und wird heute als der größte Felsblock Polens und der drittgrößte Europas gerühmt: ein Felsblock von 3,74 Metern Höhe, 16,90 Metern Länge und 11,25 Metern Breite, bei einem Umfang von etwa 44 Metern und einem geschätzten Rauminhalt von 700 Kubikmetern.

Der weitaus größte Teil des Steins liegt unter der Erdoberfläche verborgen.

Persönlichkeiten: Söhne und Töchter des Ortes

Gmina Tychowo

Gemeindeinformationen

Die Landgemeinde Tychowo weist eine Fläche von 351 km² auf und steht in der Reihenfolge nach Größe der 114 Gemeinden in der Woiwodschaft Westpommern an neunter Stelle. Bei 7057 Einwohnern nimmt sie den 55. Rang ein, und hat eine Bevölkerungsdichte von 20 Einwohnern pro km².

Bis zum 31. Dezember 1998 gehörte die seit 1983 bestehende Gmina Tychowo zur Woiwodschaft Koszalin. Ihre Postleitzahl ist einheitlich 78-220.

Die Gemeinde wird von der Parsęta durchflossen sowie von zwei ihrer Nebenflüsse: die Leśnica (Leitznitz) und die Dębnica (Damitz), außerdem von der Leszczynka (Hasselbach).

Die Gemeinde ist ein Knotenpunkt des Straßenverkehrs. Durch ihre Mitte führen die Woiwodschaftsstraßen:

An der Bahnstrecke Szczecinek–Kołobrzeg verfügt die Landgemeinde über zwei Bahnstationen: Tychowo und Podborsko.

Gemeindegliederung

In der Gmina Tychowo sind 15 Ortsteile zusammengeschlossen:

Diese Ortsteile umfassen ihrerseits insgesamt 47 kleinere Ortschaften, wie

Verweise

Literatur

  • Heimatkreis Belgard-Schivelbein (Hrsg.): Der Kreis Belgard. Aus der Geschichte eines pommerschen Heimatkreises. Heimatkreisausschuss Belgard-Schivelbein, Celle 1989.
  • Hans Glaeser-Swantow: Behörden, Kirchen, Pfarrstellen, Geistliche, Anstalten und Vereine. Selbstverlag, Stettin 1940 (Das Evangelische Pommern, Teil 2).
  • Gerhard Rühlow: Grosstychow in Pommern. Bilder und Erinnerungen. Hüntemann, Schöppingen 1986, ISBN 83-904085-3-8.
  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Bechtermünz, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-181-3.
  • Johannes Hinz: Pommern-Lexikon. Flechsig, Würzburg 2001, ISBN 3-88189-394-6.

Weblinks

 Commons: Tychowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 10. August 2011.
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 10. August 2011.
  3. Heinrich Berghaus (Hrsg.): Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. III. Teil, 1. Band, Anklam 1867, S. 790-795.
  4. Ludwig Wilhelm Brüggemann (Hrsg.): Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 2. Band, Stettin 1784, S. 672-673, Nr. 72 .
  5. Dz. U. z 2009 r. Nr 120, poz. 1000 Rozporządzenie Rady Ministrów vom 28. Juli 2009 (Online, Polnisch)
  6. Die Pommersche Zeitung. Nr. 2/2010, S. 7.



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