Zieverich

Zieverich
Zieverich
Stadt Bergheim
Koordinaten: 50° 57′ N, 6° 37′ O50.9508333333336.624722222222264Koordinaten: 50° 57′ 3″ N, 6° 37′ 29″ O
Höhe: 64 m ü. NN
Einwohner: 4.160 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 1938
Postleitzahl: 50126
Vorwahl: 02271

Zieverich ist ein Ortsteil der Kreisstadt Bergheim im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Name „Zieverich“ ist römischen Ursprungs. Das antoninische Itinerar im 3. Jahrhundert erwähnt den vicusTiberiacum“ als Ort 22 km westlich von Köln. Er wird auf dem Gebiet des Bergheimer Stadtteiles Thorr vermutet. Sein Name dürfte später auf eine Siedlung im Gebiet des heutigen Zieverich übergegangen sein, wo man die Überreste dreier römischer „villae rusticae“ entdeckt hat. Damit ist Zieverich der einzige Ortsname im gesamten Rhein-Erft-Kreis, der in einem antiken Dokument erwähnt ist.

Die nächste Erwähnung erfolgt erst 898 in einem Schenkungsbrief des Königs Zwentibold an das Stift Essen. Neben anderen Orten schenkte Zwentibold dem adligen Damenstift in Essen auch den Ort „Ciuiraha“. Diese erste urkundliche Erwähnung des Ortes Zieverich (nicht nur des Namens) war Grundlage dafür, 1998 eine 1100-Jahr-Feier zu begehen.

Im späten Mittelalter sind in Zieverich zwei Burganlagen urkundlich bekannt, die völlig verschwundene sogenannte obere Burg der Familie von Ahr, die später in den Besitz der Familie Droste überging, und die in spärlichen Resten erhaltene untere Burg der Herren von „Ceverich“. An der Grenze zur Neuzeit findet sich in Jülich-Bergischen Urkunden auch der Name „Zeverke“. Für die frühe Neuzeit sind die Nachrichten spärlich. Mit der Herrschaft Napoleons kommt Zieverich 1800 zur Mairie Bergheim, die nach dem Wiener Kongress 1814 unter den Herrschaftsbereich Preußens kommt. 1816 leben in Zieverich 168 Einwohner, die meisten Tagelöhner oder Bauern. Erste greifbare Nachrichten über die eigenständige Gemeinde Zieverich stammen aus dem Jahr 1845. 1890 baut die Gemeinde auf Anordnung Preußens ein Schulhaus, 1897 wird Zieverich an das Bahnnetz angeschlossen, 1906 gründet sich eine Freiwillige Feuerwehr. 1910 liegt die Einwohnerzahl bei 292. 1938 wird die Gemeinde Zieverich der Stadt Bergheim eingegliedert. Im Zweiten Weltkrieg werden große Teile des Ortes durch alliierte Bomber zerstört, da die durch Zieverich verlaufende Bahnstrecke, die Straßenkreuzung und die Erftbrücke strategische Bedeutung hatten. Die Zivilbevölkerung sinkt bis 1945 auf 178 Personen.

Die Nachkriegszeit ist gekennzeichnet durch den Wiederaufbau sowie den Zuzug zahlreicher Neubürger nach Zieverich, vor allem in den 1960er und 1970er Jahren.

Verkehr

Haltepunkt Zieverich an der Erftbahnstrecke

Die 1897 gebaute Erftbahn hat einen Haltepunkt in Zieverich. Bis 1967 zweigte von hier die Bergheimer Kreisbahn mit einer Strecke in Richtung Elsdorf Ost ab.

Baudenkmäler

Zieverich ist trotz langer Geschichte arm an Baudenkmälern. Eine katholische Kirche entstand, da Zieverich zur Pfarrgemeinde Paffendorf gehörte und gehört, erst im 20. Jahrhundert. Von den beiden Burgen ist eine ganz verschwunden, von der anderen bestehen nur spärliche Reste. Der Zweite Weltkrieg zerstörte Zieverich fast vollständig.

Zu erwähnen sind:

  • Der Überrest der Burg Zieverich, ein Rundturm aus dem 16. Jahrhundert mit dreifach gestufter Schieferhaube des 18. Jahrhunderts und einer feingliedrigen Stuckdecke vom Ende des 18. Jahrhunderts im Turmzimmer, sowie ein zur früheren Burg gehöriges Wirtschaftsgebäude an der Straße, ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert, ist heute Teil der Anlagen des Hauses St. Gereon (s. u.). Zu den Besitzungen der Burg gehörte die Zievericher Mühle, ebenfalls eine Anlage des 18. Jahrhunderts, von der das Haupthaus, einige Nebengebäude und der Mühlteich erhalten sind. Die Zievericher Mühle wird heute gastronomisch genutzt.
  • Die evangelische Christus-Kirche an der Erft ist ein nüchterner Zweckbau der 1950er Jahre und ersetzt einen im Zweiten Weltkrieg durch Bomben fast vollständig zerstörten Vorgängerbau von 1895.
  • Die katholische Kirche St. Gereon wurde 1962 als Kirche des damaligen Kinderheimes St. Gereon, des heutigen Hauses St. Gereon, erbaut und wird von der Pfarrgemeinde Paffendorf als Filialkirche für die Zievericher Katholiken genutzt. Der Kölner Architekt Nikolaus Rosiny plante einen Bau, der den Bedürfnissen des Kinderheimes angepasst war. Der flache Baukörper sollte den kindlichen Proportionen entgegenkommen.

Kultur

Bedingt durch die Nähe zur Bergheimer Innenstadt ist Zieverich nicht reich mit eigenem Kulturleben gesegnet.

Seit 1875 besteht die Schützenbruderschaft St. Pankratius und feiert alljährlich am ersten Maiwochenende ihr Schützenfest.

Der Kirchenchor St. Gereon Bergheim-Zieverich gründete sich erst im Jahr 1980 als Chor an der Filialkirche St. Gereon, entwickelte sich aber schnell zu einem weit über die Grenzen des Ortes hinaus bekannten Klangkörper und macht durch zahlreiche Konzerte im Kölner Raum, aber auch darüber hinaus auf sich aufmerksam. Seit 2009 tritt er außerhalb lokaler Zusammenhänge als Kammerchor Rhein Erft auf.

Zur Kultur des Ortes gehört auch das Haus St. Gereon, getragen von der Jakob-van-Gils-Stiftung, das seit 1956 in der Burg Zieverich untergebracht ist und Kinder und Jugendliche am Rand der Gesellschaft in seine Obhut nimmt und betreut.

Sport

Am 18. Dezember 1978 gründete sich der BSV Zieverich 1978 e.V. Im Ballspielverein gab es zu Anfang nur eine Fußballabteilung. 1982 kam die Gymnastik- und im Jahr 2000 die Basketballabteilung hinzu.

Quellen

  • Heinz Andermahr: Die Zwentibold-Urkunde von 898 und ihr politischer Hintergrund. In: Zieverich. Geschichte eines rheinischen Dorfes. Festschrift aus Anlass der 1100-Jahrfeier (Bergheim 1998), S. 1 - 2.
  • Maria Pfordt: Zieverich - Von der Urgeschichte bis zum Mittelalter. In: Zieverich. Geschichte eines rheinischen Dorfes. Festschrift aus Anlass der 1100-Jahrfeier (Bergheim 1998), S. 3 - 22.
  • Heinz Braschoß: Zieverich im 19. und 20. Jahrhundert (1794 - 1945). In: Zieverich. Geschichte eines rheinischen Dorfes. Festschrift aus Anlass der 1100-Jahrfeier (Bergheim 1998), S. 23 - 44.
  • Helmut Schrön: Zieverich vom Kriegsende bis heute. In: Zieverich. Geschichte eines rheinischen Dorfes. Festschrift aus Anlass der 1100-Jahrfeier (Bergheim 1998), S. 45 - 54.

Weblinks


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