Fahrzeugheck

Fahrzeugheck

Beim Heck von Limousinen, in dem sich heute meist der Kofferraum befindet, unterscheidet man drei Hauptformen: Stufenheck, Schrägheck oder Fließheck und Steilheck. Neben der optischen Bedeutung hängt die Gestaltung von aerodynamischen, technischen und funktionalen Faktoren ab.

Die Entwicklung der heute charakteristischen Formen begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Pontonkarosserie, also einer geschlossenen Form ohne aufgesetzte Kotflügel.

Anmerkung: Die Jahreszahlen unter den Bildern beziehen sich auf die Markteinführung des jeweiligen Fahrzeugs.

Inhaltsverzeichnis

Vorkriegsbauweise

Vor dem Zweiten Weltkrieg dominierte bei geschlossenen Fahrzeugen eine gerade oder nach außen gewölbte Hecklinie, die sich vom Dach zur Stoßstange zog. Der Kofferraumdeckel beziehungsweise die Motorhaube war aus statischen Gründen unter der Heckscheibe angeschlagen. Diese Bauweise fand sich auch noch bei zahlreichen Neuentwicklungen in den 1950er-Jahren, beispielsweise beim DKW F93. Das am längsten gebaute Modell ist der VW-Käfer. Starke Wölbungen erinnern an einen Buckel, woran heute die Begriffe Buckelvolvo und Buckeltaunus erinnern.

Stufenheck

Die klassische Stufenheck-Limousine setzte sich nach dem Krieg mit der Pontonkarosserie durch. Der Kofferraum, seltener der Heckmotorraum, ist klar von der Fahrgastzelle abgesetzt und bildet eine Stufe hin zum Dach des Fahrzeuges. Die Querverbindung unter den C-Säulen sorgt für eine hohe Steifigkeit der selbsttragenden Karosserie. Man spricht hier auch von einem Drei-Box-Design bei dem Vorderbau, Fahrgastzelle und Heck jeweils einem Kasten ähneln[1] . Diese Bauart ist bis heute in den meisten Fahrzeugklassen oberhalb der Kompaktklasse anzutreffen. Stufenheckmodelle der Kompaktklasse werden heutzutage oft als untere Mittelklasse bezeichnet. In der Anfangszeit erhielten auch Kleinwagen wie der Lloyd und das Goggomobil ein Stufenheck.

Im US-amerikanischen Sprachgebrauch wird diese Fahrzeugbauform als Sedan bezeichnet, mit „Limousine“ ist dort immer eine Stretch-Limousine gemeint.

Mit den aktuellen Modellen wird die Heckscheibe flacher und der Kofferraumdeckel kürzer. Zur leichteren Beladung wird die Ladekante vielfach zwischen Nummernschild und Stoßstange gelegt. Der Übergang zur unten genannten modernen Mischform ist fließend. Verschiedene Stufenheckmodelle werden auch als Liftback angeboten, also mit oben angeschlagener Heckklappe, beispielsweise der Daihatsu Applause (1989), der Seat Toledo (1991) und der Škoda Superb II (2008).

Schrägheck

Beim Schrägheck, Fließheck, Vollheck oder englisch Fastback fällt das Heck unmittelbar hinter der ersten oder zweiten Sitzreihe mit annähernd konstantem Gefälle vom Dach bis zum hinteren Abschluss der Karosserie ab.

Das Schrägheck bietet gegenüber dem Stufenheck eine bessere Raumausnutzung und günstigere Aerodynamik. Die typischen heutigen Formen entstanden daher sowohl mit der Kompaktklasse als auch mit sportlichen Coupés. Bemerkenswert ist hierbei der Opel Kadett B, der mit drei verschiedenen Formen des Schräghecks lieferbar war.

Das Fließheck als sportliches Element (Fastback)

Bei Coupés setzte sich schon sehr früh die schräge Hecklinie als sportliches Element durch. Der 1964 eingeführte Ford Mustang wurde wieder mit einem Fließheck angeboten, werbewirksam als Fastback („schneller Rücken“) bezeichnet.

Das Schrägheck zur Raumausnutzung

Mit der Einführung der Kompaktklasse entstand das Schrägheck gewissermaßen aus dem Stufenheck durch Verkürzung des Kofferraums. Um diesen besser nutzen zu können wurde die Heckklappe oben angeschlagen und die Rücksitze klappbar gemacht (Liftback). Als Vorreiter können hier der Autobianchi Primula, Simca 1100 und der Renault 16 genannt werden.

Das Fließheck bei Limousinen

Auch bei Limousinen gab es in den 1960ern bereits das flach und weiter auslaufende Fließheck, es war jedoch weniger etabliert.

Seit etwa 2008 zeigt sich ein erneuter Trend zu Schrägheckfahrzeugen auch in der oberen Mittelklasse und der Oberklasse, wie die Markteinführung des BMW X6, des Škoda Superb II, BMW 5er GT und Porsche Panamera belegen.

Steilheck

Das Steilheck, also eine nahezu senkrechte Heckfläche, findet sich klassischerweise beim Kombi, wird in jüngerer Zeit jedoch auch bei Kleinstwagen eingesetzt, da hier eine besonders gute Platzausnutzung notwendig ist. Bei viersitzigen Kleinstwagen, Kleinwagen und Microvans ist ein Steilheck für die kurze Bauform notwendig. Bei größeren Automobiltypen wie Kombi-Limousinen, Vans, oder Sports Utility Vehicles ist dagegen das Steilheck ein konstruktives Element zum erweiterten Raumgewinn.

Während die Raumausnutzung durch das Steilheck begünstigt wird, wirkt sich diese Form des Karosserieabschlusses durch bremsende Luftwirbel hinter dem Fahrzeug nachteilig auf den Luftwiderstandsbeiwert und damit den Energieverbrauch aus. Bei größeren Fahrzeugen führt die Steilheck-Bauform zu vergleichsweise stärkerer Verwindung gegenüber flacheren Heckbauweisen und dadurch zu einem verringerten Fahrkomfort.

Die moderne Mischform, das Stummelheck

Mit der Etablierung des Schräghecks bei Kleinwagen wurden die Vorteile auch in höhere Klassen übernommen. Der aktuelle Trend ist eine Mischform aus Schrägheck und Stufenheck, das sogenannte Stummelheck[1]. Die Heckscheibe läuft flach aus und dahinter findet sich eine kleine Stufe. Diese Form wird sowohl mit oben angeschlagener Heckklappe als auch mit kleinem Kofferraumdeckel angeboten, beim Opel Insignia wahlweise.

Ausgefallene Bauformen

Neben den typischen Bauweisen finden sich in der Automobilgeschichte auch zahlreiche exotische Varianten.

Hatchback, Liftback, Drei- und Fünftürer

Hauptartikel: Kombilimousine und Kombicoupé
Ein fünftüriges Stufenheck: Seat Toledo (1991)

Neben den Bezeichnungen der Formen steht der Begriff Kombilimousine für Fahrzeuge mit großer Heckklappe. Da diese einen Zugang zum Innenraum bietet, wird in Deutschland die Bezeichnung Drei- beziehungsweise Fünftürer benutzt. Im britischen Englisch gibt es dafür die Begriffe Hatchback (Hatch: Luke, Durchreiche), im amerikanischen Englisch Liftback (Hebe-Rücken). Hatch- bzw. Liftback werden gerne mit Steil- oder Schrägheck übersetzt, da dies die üblichen Formen mit oben angeschlagener Heckklappe sind. Es gibt jedoch auch Stufenheckmodelle.

Anfänglich handelte es sich bei den Kombilimousinen um Dreitürer wie Austin A40 Farina I (1958–1961) und Toyota Corolla Liftback (1976–1979). Fünftürer waren die Ausnahme. Mit Hatchback und Frontantrieb, seiner Zeit weit voraus, war der Citroën Traction Avant Commerciale (ab 1939 mit gespaltener Heckklappe: Klappe nach oben und, für Reserverad, Klappe nach unten; wiederaufgenommen 1954–1957 mit einteiliger Heckklappe; unterbrochen durch WW2) eine Pionierleistung ersten Ranges. Auf ähnliche Zielgruppen (Handlungsreisende, Taxiunternehmer …) war auch der DeSoto Suburban (1946–1954; ebenso 3 Sitzreihen und 3-fenstrige Seitenlinie wie der zuvor genannte Citroën Traction Avant Commerciale) ausgerichtet. Infolge von Wirtschaftsaufschwung, Auto- und Baby Boom wurde mit dem Renault 4 (1961–1992) ein Hatchback (als 3-türiger „Van“ oder 5-türige „Limousine“) erstmals zum Familienauto. Nur als Fünftürer angeboten erwies sich der Renault 16 (1965–1980) als vergleichbar familientauglich. Heute sind die meisten Kombilimousinen Fünftürer. Nur mehr selten präsentieren Autohersteller Dreitürer. Oft vermarkten sie diese dann unter falschem Etikett. So wurde etwa der ebenerwähnte Renault 4 bis zu seinem Produktionsende 1992 als „Kombi“ angesehen, obwohl der Begriff „Hatchback“ bereits um 1970 aufgekommen war. Beispiele aus jüngerer Zeit für diesen Etikettenschwindel, nunmehr unter dem zugkräftigen Label „Coupé“, sind der dreitürige Saab 900 (NG) (1994–1998), das Peugeot 406 Coupé (1997–2005) und das Peugeot 407 Coupé (seit 2005). Erst in jüngster Zeit bemüht man sich um ehrliche Produktbezeichnung. Der dreitürige Hatchback von Mini, Mini R50, R53 (2001/2002–2006), R56 (seit 2006), wird von der BMW Group nicht als „Coupé“ (auch nicht als „Kombicoupé“), sondern als „Hatch“ vertrieben; und Peugeot RCZ (seit 2010) wie Mini R59 (seit 2011) haben keinen 2-Box-, sondern Coupé-typischen 3-Box-Aufbau (optional auch identischen 1.6 THP-Motor)[2].

Kombilimousinen sind konstruktiv schwieriger zu bauen, da der versteifende Querträger unter den C-Säulen fehlt. Sie sind daher bei der klassischen 3-Box-Stufenhecklimousine unüblich. In jüngerer Zeit mehren sich jedoch die Ausnahmen. Vorreiter sind der Daihatsu Applause von 1989 und der Seat Toledo von 1991. Aktuelles Beispiel ist der Škoda Superb II (seit 2008).

Siehe auch: en:Soft Hatch, en:Hot Hatch

Quellen

  1. a b Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: Automobildesign und Technik: Formgebung, Funktionalität, Technik, Vieweg+Teubner, Braunschweig 2007. ISBN 978-3-8348-0177-7
  2. FOCUS-Online-Autor Sebastian Viehmann (19. März 2010, 11:16 Uhr) · nowack motors, Kruppstraße 42, D-47475 Kamp-Lintfort (28. Okt. 2011, 17:18 Uhr).
Wiktionary Wiktionary: Heck – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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