Emilio Lussu

Emilio Lussu

Emilio Lussu (* 4. Dezember 1890 in Armungia, Provinz Cagliari, Sardinien; † 5. März 1975 in Rom) war ein italienischer Offizier, Schriftsteller und Politiker.

Leben

Lussu entstammte einer wohlhabenden, politisch linksliberalen Familie. Er wuchs am Rand der wilden Gebirgsregion Barbagia auf, was ihn in seiner sardischen Identität nachhaltig prägte. 1914 schloss Lussu sein Jura-Studium in Cagliari ab. Er verfocht in dieser Zeit einen italienischen Kriegseintritt an der Seite der Entente. Kurz darauf zog er als Unterleutnant mit der Infanteriebrigade Sassari in den Krieg gegen Österreich-Ungarn. 1916 wurde seine Brigade bei Asiago eingesetzt, wo sie unter allen Umständen einen österreichischen Durchbruch ins italienische Tiefland bei Vicenza zu verhindern hatte. Bis 1917 nahm er dort, u.a. bei Castelgomberto, bei Casera Zebio und auf dem Monte Fior, an sehr verlustreichen Kämpfen teil. Die Grauen des Krieges und die dadurch bewirkten Traumata verarbeitete er 1938 in dem Roman Un anno sull'Altipiano (dt. "Ein Jahr auf der Hochfläche"), der sein bekanntestes literarisches Werk ist.

1921 gründete er zusammen mit Camillo Bellieni die autonomische, in Teilen auch separatistische politische Gruppierung Partito Sardo d'Azione, die sich vor allem auch gegen den aufstrebenden italienischen Faschismus wandte. Lussu wurde Abgeordneter in Rom und nahm nach der Ermordung des sozialistischen Politikers Giacomo Matteotti am so genannten Aventin teil, einer Protestaktion demokratischer Parlamentarier. Wegen seiner antifaschistischen Haltung wurde Lussu mehrmals körperlich angegriffen. In einem Fall wehrte er sich mit Waffengewalt gegen seine Angreifer, ein ordentliches Gericht sprach ihn jedoch frei, weil er in Notwehr gehandelt hatte. Kurz danach verurteilte ihn ein faschistisches Sondergericht zu fünf Jahren Verbannung auf der Insel Lipari bei Sizilien.

1929 gelang ihm die Flucht nach Paris, wo er zusammen mit Gaetano Salvemini und Carlo Rosselli die antifaschistische Bewegung Giustizia e Libertà gründete. Lussu nahm in den internationalen Brigaden am Spanischen Bürgerkrieg teil. Nach dem Sturz Mussolinis kehrte er 1943 nach Italien zurück und engagierte sich in der Resistenza. Nach dem Krieg wurde er als sozialistischer Politiker in der Regierung von Alcide De Gasperi Minister. Bis zu seinem Tod im Jahr 1975 schrieb er einige Bücher und beschäftigte sich mit den Problemen seiner Heimat Sardinien.

Werke

Viele politische Bedeutungen wurden aus Lussus Werken entnommen, aber seine Werke sind auch auf einem persönlichen Level wichtig. Sie zeigen sein moralisches und philosophisches Bedürfnis, Reue zu zeigen. Zunächst Interventionist (mit dem Wunsch in den Krieg einzutreten) und Revolutionär (in der Giustizia e Libertà), beschreiben seine Werke nüchtern, wie der Krieg in seinen grausamsten Momenten für ihn war.

Die Veränderung von Lussus Meinung über den Krieg ist recht offensichtlich in der Reihe seiner Bücher: erst ein Interventionist, dann der Autor einer Anleitung zur Revolution, kurz danach der Autor eines pazifistischen Buchs, wieder ein Revolutionär und ein Freiwilliger im Spanischen Bürgerkrieg. Lussu's Beständigkeit wurde hinterfragt und die Bewertung seiner Werke ist oft Gegenstand des politischen Diskurses.

  • Un anno sull'altipiano (Ein Jahr auf der Hochebene, Folio Verlag 2006)
  • Marcia su Roma e Dintorni (Marsch auf Rom und Umgebung, Folio Verlag 2007)
  • Teoria dell'insurrezione (Theorie des Aufstands)

Weblinks



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