Frankfurt-Griesheim

Frankfurt-Griesheim
Wappen von Griesheim
Wappen von Frankfurt am Main

Griesheim
Stadtteil von Frankfurt am Main

Karte
Koordinaten 50° 5′ 32″ N, 8° 36′ 25″ O50.0922222222228.6069444444445Koordinaten: 50° 5′ 32″ N, 8° 36′ 25″ O
Fläche 4,2 km²
Einwohner 22.648 (31. Dez. 2009)
Bevölkerungsdichte 5392 Einwohner/km²
Postleitzahl 65933
Vorwahl 069
Website www.frankfurt.de
Gliederung
Ortsbezirk 6 – West
Stadtbezirke
  • 541 - Griesheim-Ost
  • 542 - Griesheim-Ost
  • 551 - Griesheim-West
  • 552 - Griesheim-West
Verkehrsanbindung
Bundesstraße Bundesstraße 40 number.svg
S-Bahn S1 S2
Straßenbahn 11 21
Bus 52 54 59 n8
Quelle: Stadt Frankfurt am Main: Einwohnerzahlen. Abgerufen am 6. August 2011.

Griesheim ist seit 1928 ein westlicher Stadtteil von Frankfurt am Main nördlich des Mains.

Inhaltsverzeichnis

Geographie und Infrastruktur

Griesheim grenzt im Westen an Nied, im Norden an Sossenheim, Rödelheim und Bockenheim, im Osten an Gallus und das Gutleutviertel sowie im Süden, getrennt durch den Main, an Schwanheim und Niederrad.

Durch einen S-Bahnhof ist Griesheim gut mit der Frankfurter Innenstadt (Linien S1 und S2) sowie dem westlichen Umland und Wiesbaden verbunden. Die Bahnlinie sowie die Mainzer Landstraße im Norden teilen den Ort in drei Teile: Süd, Mitte und Nord.

Im Süden befindet sich das Ortszentrum mit einem umfangreichen Angebot an Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen und Gastronomie. Griesheim-Mitte, gelegen zwischen Bahnlinie und Mainzer Landstraße, ist geprägt durch den Siedlungsbau der 1960er und 1970er Jahre. Griesheim-Nord entstand zu großen Teilen in den frühen 1950er Jahren durch den Bau von Wohnungen, die zu Beginn überwiegend von Heimatvertriebenen bewohnt wurden. Momentan werden diese Gebäude durch umfangreiche Renovierungsarbeiten modernisiert.

Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV): Außer der S-Bahn verkehren in Griesheim die Omnibuslinien 52 (nur Hauptverkehrszeit), 54 und 59 sowie im nördlichen Teil die Straßenbahnlinien 11 und 21 (nur Hauptverkehrszeit).

Geschichte

Bereits in vorrömischer Zeit verliefen durch das Griesheimer Gebiet zwei Altstraßen von Mainz kommend, die Antsanvia, über die Nidda-Brücke bei Nied durch den Griesheimer Gemeindewald (Rödelheimer Straße heute Oeserstraße), sowie eine am Mainufer zum Frankfurter Domhügel entlangziehende Straße (heute etwa Nieder Kirchweg/Stroofstraße bzw. Alt-Griesheim). Die Römer nutzten diese Straßen, bauten sie weiter aus und legten eine weitere Heerstraße vom Verwaltungssitz Nida der Civitas Taunensium zum römischen Kastell „Auf Esch“ und der angrenzenden zivilen Siedlung bei Groß-Gerau an, wo sich eine überregionale Straßenkreuzung befand.[1] Diese Verbindungsstraße ist heute vollständig verschwunden, durch Funde am Ebelfeld (Praunheim), in Rödelheim (Nidda-Durchstich), im Griesheimer Wald und in Schwanheim auf der gegenüberliegenden Mainseite ist der Verlauf jedoch gesichert.

Für die städtebauliche Entwicklung Griesheims war jedoch lediglich die von Nied kommende Mainuferstraße maßgeblich, an deren Achse sich im Mittelalter Handwerker und Fischer ansiedelten, diese Verbindungsstraße nach Frankfurt (über den Gutleuthof) war Keimzelle der dörflichen Ausdehnung Griesheims.[2]

Urkundlich wurde Griesheim in nachrömischer Zeit erstmals um 850 erwähnt unter dem Namen „Groezesheim“.[3] Die Reichsabtei Lorsch besaß hier einen Hof, Äcker und Wiesen. 1684 kommt Griesheim in Kurmainzer Besitz, nachdem es seit 1474 unter einer hanauisch-mainzer Doppelherrschaft stand. Seitdem führt der Stadtteil das Mainzer Rad im Wappen. 1845 erhält Griesheim eine Volksschule. Am selben Standort steht heute die Boehleschule, eine der Griesheimer Grundschulen. Bereits im Jahre 1856 wurde am westlichen Rand des damaligen Siedlungsgebietes die chemische Fabrik Griesheim gegründet. Der Chemiestandort Griesheim ist damit älter als das Chemiewerk in Höchst. Mit dem Bau der evangelischen Kirche 1866 (Turm erst 1890) wird nur noch die katholische Bevölkerung von Nied aus seelsorgerisch betreut. Die Straße Nieder Kirchweg erinnert noch heute an diese Zeit.

Das Empfangsgebäude des Griesheimer Bahnhofs aus dem Jahr 1971

1871 wurde Griesheim über die Hessische Ludwigsbahn an das deutsche Eisenbahnnetz angeschlossen. In diesem Jahr wurde auch die katholische Kirchengemeinde in Griesheim gegründet. 1897 wird die katholische Kirche Mariä-Himmelfahrt eingeweiht. An ein großes Explosionsunglück im Jahre 1901 mit 26 Toten und über 200 Verletzten erinnert noch heute das Eingangsportal des Griesheimer Friedhofes in der Waldschulstraße. Am 1. April 1928 wurde Griesheim zusammen mit den anderen westlichen Vororten zur Stadt Frankfurt am Main eingemeindet. 1932 wird die Staustufe Griesheim mit einem Wasserkraftwerk und einer Schleusenanlage dem Betrieb übergeben.

Im Juni 2010 wurde Benno Schubert, der letzte Bürgermeister des ehemals selbstständigen Griesheim (1922–1928), durch die Benennung eines kleinen Parks in Benno-Schubert-Park geehrt. Eine Gedenktafel und ein Mammutbaum erinnern in der Grünanlage am südlichen Ende der Schöffenstraße, direkt am Griesheimer Mainufer, an den Wegbereiter der Eingemeindung nach Frankfurt im Jahr 1928.[4]

Industrie

Neben dem Industriepark Griesheim am westlichen Ortsrand liegt nahe der Mainzer Landstraße ein großes Gewerbegebiet, in dem mehrere Autohäuser, Verbrauchermärkte, ein Kino sowie eine Diskothek zu finden sind. Das ebenfalls dort ansässige Werk Messer Griesheim entwarf die Fackel für die Olympischen Spiele in Sydney. Auf dem Gelände des Industrieparks Griesheim betreibt die VIAS GmbH seit Dezember 2010 ein neu errichtetes Betriebswerk für die Triebwagen der zum Fahrplanwechsel 2010 neu aufgenommenen eigenen Linien der rechten Rheinstrecke und des Main-Sieg-Express der Hessischen Landesbahn.

Die DB Fernverkehr AG betreibt des Weiteren in Frankfurt-Griesheim (Griesheimer Stadtweg 8) ihr Betriebswerk zur Instandhaltung der ICE-Baureihen 406 sowie 415. Das Werk umfasst – für die DB Fernverkehr AG – zwei Gleise sowie zwei Gleise in der ehemaligen S-Bahn-Halle. Geplant ist die Stationierung der Baureihe 407 im Betriebswerk Griesheim. Hierfür wird eine weitere Wartungshalle mit drei Gleisen neu errichtet[5].

Soziales

In Griesheim gibt es Kindertagesstätten in kirchlicher, kommunaler beziehungsweise privater Trägerschaft sowie drei Grundschulen und eine integrierte Gesamtschule. Um die Betreuungssituation für Kleinstkinder in Griesheim-Süd zu verbessern, eröffnete Anfang Oktober 2006 in der Alten Falterstraße 6 eine Krabbelstube des Diakonischen Werkes, zusätzlich zu der seit längerem laufenden Krabbelgruppe und dem Mini-Club der katholischen Gemeinde Mariä Himmelfahrt.

Im 1987 fertig gestellten Bürgerhaus nahe dem Bahnhof befindet sich eine Dependance der Stadtbücherei.

Griesheim galt lange Zeit als einer der größten sozialen Brennpunkte der Stadt. Durch die zum Teil hochproblematische Wohnsituation in einigen Siedlungen (zum Beispiel westliche Ahornstraße) kam es in den 1990er Jahren zu Vorkommnissen, die Griesheim den Namen Frankfurter Bronx einbrachten. Durch die Bewohner einbeziehende Hilfsmaßnahmen konnte jedoch in den folgenden Jahren die Entstehung eines Ghettos nach amerikanischem Vorbild verhindert werden. Stigmatisierungen Griesheims in dieser Hinsicht, die mitunter bis heute von Außenstehenden klischeehaft angeführt werden, sind nicht zutreffend.

Nach wie vor gibt es jedoch Bereiche, die ein Weiterführen integrativer Maßnahmen erforderlich machen. Um dem gerecht zu werden, ist seit Anfang 2005 Griesheim-Nord Teil des Projektes Soziale Stadt, in dessen Rahmen mittels Quartiersmanagement eine stärkere Integration innerhalb des Stadtteils erreicht werden soll.

Es gibt mehrere offene Jugendeinrichtungen:

  • Jugendclub des Internationalen Bundes
  • Jugendclub des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit
  • Kinder- und Jugendbüro der Evangelischen Kirchengemeinde
  • IB fema für Mädchen und Frauen von 10 bis 27 Jahren.

Naherholungsgebiete finden sich am Mainufer mit Spielplätzen und Freizeitangeboten sowie im Niedwald im nördlichen Teil.

Des Weiteren existiert ein vielfältiges Vereinsleben, zahlreiche Sport- und Kulturvereine sorgen für unterschiedliche Betätigungsmöglichkeiten. In der Evangelischen Kirchengemeinde finden regelmäßig musikalische Veranstaltungen statt, in deren Mittelpunkt mitunter die historische Sauer-Orgel in der Segenskirche steht.

Kirchengemeinden

  • Evangelisch: Ev. Kirchengemeinde Ffm-Griesheim, Am Gemeindegarten 6a/Jägerallee 28 (fusioniert seit Januar 2005) Baujahr 1863
  • Katholisch: Pastoraler Raum Griesheim-Nied mit der Kath. Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Linkstraße 45, Kirche eingeweiht 1897 und der Filialkirche St. Hedwig, Elsterstraße 18. Zum Pastoralen Raum gehören zusätzlich die katholische Pfarrei in Frankfurt-Nied und die Eriträischen Katholiken, sowie die Französische und die Italienischen Gemeinden in Frankfurt. [6]
  • Neuapostolisch: Neuapostolische Kirchengemeinde Frankfurt-Griesheim, Lärchenstraße 60

Moscheegemeinden

  • Islamisches Zentrum Frankfurt e.V., Eichenstraße 41 (seit 1989)

Veranstaltungen

Großer Beliebtheit erfreut sich das alljährlich im Sommer stattfindende Mainuferfest.

Darüber hinaus gibt es über das Jahr verteilt zahlreiche Feste und Veranstaltungen, die von Vereinen oder Kirchengemeinden organisiert werden.

Staustufe Griesheim

Bauwerke

Staustufe Griesheim

Die Staustufe Griesheim besteht aus zwei Schleusenkammern, jeweils 12 und 15 Meter breit sowie einem Laufwasserkraftwerk mit 3 Kaplanturbinen. Die jährlich im Durchschnitt erzeugte elektrische Arbeit liegt bei etwa 35 Millionen Kilowattstunden(KWh). Dies entspricht einer Versorgung von ca. 10 000 Haushalten. Sie wird als Kraftwerksbetriebsstelle durch das Wasser- und Schifffahrtsamt Aschaffenburg betrieben und wurde von 1929 bis 1932 als Walzenwehr mit Kraftwerk in den kubischen Formen des Bauhausstils erbaut. Sie galt seinerzeit als die modernste und leistungsfähigste Binnenschifffahrtsanlage Europas.

Autobahnbrücke Griesheim

Die heutige Europabrücke nach Niederrad ist die älteste Autobahnbrücke Deutschlands. Nach dem ersten Spatenstich am 23. September 1933 für das Teilstück Frankfurt am Main–Darmstadt der geplanten Nord-Süd-Achse (HaFraBa) wurde die erste Mainbrücke 1934/1935 errichtet. Die Autobahn Frankfurt–Darmstadt wurde am 19. Mai 1935 eröffnet. Die heutige Bundesautobahn 5 war ursprünglich als „HaFraBa“ von Hamburg über Frankfurt am Main bis nach Basel als einheitliche Strecke geplant.

In den letzten Kriegstagen wurde die Brücke gesprengt, dann 1945/1946 wieder aufgebaut und im April 1946 neu eingeweiht. In den Jahren 1974 bis 1978 wurde die Autobahnbrücke bei Griesheim durch die jetzige Europabrücke ersetzt.

Literatur

  • Johannes Ickstadt: Griesheim in alter und neuer Zeit. Herausgegeben von der Frankfurter Sparkasse von 1822, Frankfurt 1982.

Weblinks

 Commons: Frankfurt-Griesheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Carsten Wenzel: Groß-Gerau I. Der römische Vicus von Groß-Gerau, „Auf Esch“. Die Baubefunde des Kastellvicus und der Siedlung des 2. - 3. Jahrhunderts. Habelt, Bonn 2009 ISBN 978-3-7749-3637-9 (Frankfurter Archäologische Schriften 9); H.-G. Simon in: D. Baatz/ F.-R. Herrmann: Die Römer in Hessen. Stuttgart 1989 S. 322f. mit einer Inschrift an die Straßengötter; CSIR-D-02-13, 00321.
  2. Der Straßenname Alt Griesheim beim Geschichtsverein Griesheim e.V
  3. Codex Laureshamensis III Nr. 3673 und 3683 = Heinrich Reimer: Hessisches Urkundenbuch. Abt. 2, Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau. Bd. 1. 767-1300. Publikationen aus den königlich-preußischen Staatsarchiven, Hirzel, Leipzig 1891 Nr. 104.
  4. Der lange Weg zum Benno-Schubert-Park
  5. DB Mobility Logistics AG (Hrsg.): Deutsche Bahn investiert 40 Millionen Euro in den Ausbau des ICE-Werkes in Frankfurt-Griesheim. Presseinformation vom 9. Juli 2010.
  6. Der Pastorale Raum Griesheim-Nied auf der Internetseite des Bistums Limburg

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