Königsberger Schloss

Königsberger Schloss
Das Wahrzeichen Königsbergs war das Schloss

Das Königsberger Schloss war neben dem Königsberger Dom eines der Wahrzeichen der ostpreußischen Hauptstadt Königsberg, des heutigen Kaliningrad in Russland. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss stark durch Bombenangriffe zerstört, und 1968 wurden die Reste gesprengt und abgetragen.

Der Bau hatte die größte Länge von 104 m und größte Breite 66,8 m. Der höchste Turm mit 84,5 m stand am Kaiser-Wilhelm-Platz. Die geschichtlichen Ereignisse haben immer wieder Veranlassung zu Veränderung oder zu Neubauten gegeben. 1312 wurde Königsberg Sitz des Ordensmarschalls. Während des ganzen 14. Jahrhunderts gingen von hier die Kriegszüge gegen die Litauer aus. 1457 wurde Königsberg nach Verlust der Marienburg Residenz der Hochmeister, 1525 wurde das Schloss die Residenz des Herzogs Albrecht. Nachfolgend ging die Regierungsgewalt an die Kurfürsten von Brandenburg über. Königsberg wurde nun zweite Residenz nach Berlin. 1701 setzte sich Kurfürst Friedrich III., der im Schloss Königsberg geboren war, im Audienzsaal des Schlosses die Königskrone aufs Haupt.

Die von 1584 bis 1595 neu erbaute Schlosskirche wurde die Krönungskirche der preußischen Könige. Die Absicht Friedrichs, das Schloss zu einem imposanten Barockbau auszugestalten, wurde nach seinem Tode aufgegeben. Nur ein Flügel in der Südwestecke des Schlosses wurde allmählich fertiggestellt. In der Folgezeit wurde das Schloss mehr und mehr Behördenhaus und Museumsbau. Bei den beiden verheerenden britischen Bombenangriffen im August 1944 und während der Schlacht um Königsberg im April 1945 wurde das Schloss stark beschädigt und brannte aus. 1968 wurde die Ruine gesprengt und die Reste abgetragen.

Inhaltsverzeichnis

Bestandteile des Schlosses

Einrichtungen im Schloss

Museum der Ordensräume

Die Räume des Deutschen Ordens waren als Museum im Nordflügel des Schlosses erhalten. Der älteste Bauteil war der rechteckige Turm, den der Vogt des Samlandes Diderich von Lidelau zwischen 1278 und 1292 erbaut hatte. Bezeugt war das von einer Tonplatteninschrift in gotischen Großbuchstaben im Untergeschoss. Beiderseits des Turmes lagen die Remter, in denen der Ordensmarschall und seit 1457 der Hochmeister wohnten. Herzog Albrecht 1526 feierte seine Hochzeit mit Dorothea von Dänemark in diesen Räumen, in denen er mit ihr bis 1533 wohnte.

Nach Westen reichte das Museum bis zum Turm des Kürschners, dem nordwestlichen runden Eckturm des Georg-Friedrich-Baus. Bei seiner Errichtung hatte Blasius Berwart einen etwas weiter östlich stehenden Turm dieses Namens abgebrochen; sein Name ging auf den neuen Rundturm über. In ihm lag die Silberbibliothek. Der 1527 aus Ulm in den Kneiphof gekommene Goldschmied J. Freudner verfertigte 1541 dem Herzog das berühmte Albrechtsschwert in Silber. Ferner besass das Museum einen ziselierten Harnisch Herzog Albrechts und das Schnitzbild von Hans Schenck. Es wurde auf abenteuerliche Weise gerettet und kam in das Schlossmuseum Grunewald. Im ehemaligen Ordensarchiv befand sich der Geleitbrief Karl V. (HRR) für Martin Luther, als er ihn 1521 vor den Reichstag zu Worms (1521) forderte. Durch Luthers dritte Tochter Margarethe von Kuenheim war diese Urkunde nach Ostpreußen gelangt, erst in den Beitz des Kanzlers Martin von Wallenrodt und dann ins Schlossmuseum.[1]

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Entwicklung

Ordenszeit

1242 wurden zwischen dem Deutschen Orden und den Lübeckern Verhandlungen geführt über die Anlage einer Hafenstadt in „Portu Lipze“ an dem Flusse, der „Pregore oder Lipza genannt wird“. Man dachte zunächst an die Gründung eines Stadtstaates durch Lübeck. 1246 kam es dann zu Vereinbarungen, nach denen der Orden selbst die Stadtgründung übernehmen und neben der Stadt eine Burg bauen sollte. Mehrfach wurden auch Kriegszüge ins Samland unternommen. Aber die Durchführung des Planes wurde durch sonstige politische und kriegerische Ereignisse aufgehalten. Erst 1255 drang unter Führung des Ordens ein großes Kreuzfahrerheer des Königs Ottokar von Böhmen von Balga her über das Eis des Frischen Haffs ins Samland ein. So wurden die Samen, die in Erwartung dieses Angriffs die Pregellinie besetzt hatten, umgangen. Weit ausholend zogen die Truppen des Ordens, alles verheerend, wandten sich südwärts und schlugen die Verteidiger der Pregellinie.

Auf einem Berg in einem Wald, der von den Prußen „Tuwangste“ auch Twangste, Twangst, Twongst, Twoyngst genannt wurde, lag ein alten Feste der Prußen. Der Name dieser Burg leitet sich von dem Wort „wangus“ ab und beschreibt einen Holzschlag in einem Eichwald. Da die Eiche das Symbol des prußischen Donnergottes Perkunos war und unter Tabu stand, verbot es sich für die prußischen Ureinwohner, einen Eichwald auch nur anzutasten. Dort gründete der Orden die Burg, die König Ottokar zu Ehren „Königsberg“ genannt wurde. Ottokar zog der Orden ein großes Heer von Prußen zur Fronarbeit für den Bau zusammen. Die erste Burg, das „castrum antiquum“, lag an der Stelle, an der sich später die Vorburg des Schlosses, dann die Kürassierkaserne und seit 1926 das Reichsbankgebäude erhob. Beim Bau des Reichsbankgebäudes wurden geringe Reste einer Plankenbefestigung freigelegt; ebenso durch Steinpackungen festgelegte Pfähle, die wahrscheinlich als Grundpfähle für Holzbauten gedient haben.

1260 brach ein großer Prußenaufstand aus. Die Burg wurde lange belagert, hielt aber stand. Die Burg war nach dem Verlust der Marienburg an Polen von 1457 bis 1525 Residenz der Hochmeister des Deutschen Ordens. Die Befestigungs- und Burgbauten des Ordens begannen bald nach der Besitzergreifung des Bergplateaus im Jahre 1255. Als vorläufiger Schutz wurde nach dem Pregel zu eine Erdwallburg erbaut, die auch später noch den Charakter einer Vorburg behielt. Gleichzeitig wurde aber schon mit dem Ausbau der Hauptburg begonnen. Schon wenige Jahre nach dem Baubeginn war die Burg so wehrhaft, dass sie im großen Preußenaufstand (um 1260) einer dreijährigen Belagerung standhielt. Aber wohl erst nach Niederschlagung dieses Aufstandes begann man mit dem Ausbau der doppelten Ringmauer, die durch neun Wehrtürme unterbrochen wurde. Von diesen Türmen ist nur der Haberturm an der Nordseite erhalten geblieben. Die übrigen Bauten, Wirtschaftsgebäude, Stallungen usw., lehnten sich von der Innenseite des Hofes aus an die Ringmauer an.

Den Raum des Oberlandesgerichts nahm im 14. Jahrhundert das Kornhaus ein. Das Konventshaus mit Kirche, Remter und Kapitelsaal schloss sich nach Westen an. Es war das Wohnhaus für den Ordensmarschall, dem Remter und dann ein alten Wehrturm auf der Nordseite und schließlich die Firmarie, ein Kranken- und Siechenhaus der Ordensherren, mit einer Kapelle. Um 1380 wurde schließlich als Glocken- und Wartturm der heutige Schlossturm an der Südwestecke des Konventshauses errichtet. Mit der Vollendung dieses Schlossturmes, der bis zum Ansatz der Ecktürmchen in seiner mittelalterlichen Gestalt noch heute erhalten ist, ist die Baugeschichte der Ordenszeit im Wesentlichen beendet. 1457 siedelte der Hochmeister nach dem Verlust der Marienburg nach Königsberg über und bezog hier die Wohnung des Obermarschalls, die also jetzt zur Hochmeisterwohnung wurde.

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Die Wehrmauern

Der Bau wurde mit der Errichtung der äußeren Wehrmauer begonnen. 1263 umfassten sie das ganze Viereck des heutigen Schlosses. Ihr Verlauf lässt sich auf allen Seiten – mit Ausnahme der Westseite – genau verfolgen. Auf der Nordseite war die rund 5 bis 6 Meter hohe, etwa 2 Meter starke Feldsteinmauer fast in ganzer Länge erhalten. Ursprünglich hat die Wehrmauer einschließlich des in Ziegeln gemauerten Wehrganges eine Höhe von 7 bis 8 Meter gehabt. Auf dieser Nordseite sind noch heute außer dem nordöstlichen Eckturm, dem sogenannten Haberturm, zwei viereckige kräftige Türme erhalten, deren westlicher durch eine Bauinschrift annähernd zu datieren ist. Die Ostmauer ist nur in ihrem nördlichen Teile, bis über das Schlosstor hinaus erhalten, in ihrem weiteren Verlauf nach Süden aber durch Zeichnungen des 18. Jahrhunderts festzustellen. Sie hat ebenso wie die Westmauer keine Zwischentürme besessen. In dem unteren Teil der Südmauer ist Feldsteinmauerwerk erhalten. Dieses hört nach oben hin ganz unregelmäßig auf.

Im sogenannten Städtekrieg, Mitte des 15. Jahrhunderts, ist diese gegen die, Altstadt hin gelegene Mauer mit vier Türmen von den aufständischen Bürgern niedergerissen worden. Erst 1482 hat der Orden sie wieder aufgebaut. Dabei sind die damals noch stehenden älteren Mauerreste wieder benutzt worden. Sogar die Grundmauern der drei viereckigen Türme und des ebenfalls viereckigen südöstlichen Eckturms sind beim Wiederaufbau benutzt worden, wie durch Grabung festgestellt würde. Der südwestliche Eckturm ist Ende des 16. Jahrhunderts beim Aufbau des Schlosskirchenflügels beseitigt worden. Es waren also außer den vier Ecktürmen zwei nördliche und drei südliche, im Ganzen neun Türme vorhanden.

Das Konventshaus

Die Entstehungszeit des Konventshauses und des Danzkers lässt sich nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. Das Konventshaus muss früher gebaut sein als die Herrenfirmarie, da diese in ihrem Grundriss und ihrer Gestaltung auf das Konventshaus Rücksicht nimmt. Die Grundmauern des Westflügels hat man vielleicht bei dem Neubau teilweise wieder benutzt. Die Fundamente der drei anderen Flügel, soweit sie unter dem jetzigen Hofpflaster lagen, konnten bei der Grabung 1926/1927 freigelegt werden. Wenn man annimmt, dass der alte Schlossbrunnen, der erhalten war, sich etwa in der Hofmitte des Konventshauses befunden habe, so ergeben sich für dieses folgende Abmessungen: Hof 22,85 mal 29 Meter, Außenmaße des vierflügeligen Hauses = 47,5 mal 58 Meter. Nord- und Südflügel stießen bis zur Ostmauer durch, so dass der Ostflügel zwischen die beiden anderen Flügel geschaltet war.

Alle drei ausgegrabenen Flügel sind zweischiffig, Nord- und Südflügel ursprünglich durch keinerlei Quermauern geteilt. Im breiteren Südflügel sind die in den oberen Geschossen früher vorhandenen Querteilungen daran zu erkennen, dass zu ihrer Unterstützung statt einer Mittelstütze je zwei Stützen angeordnet sind. Beim Bau des Schlosskirchenflügels unter Markgraf Georg Friedrich in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts wurden die damals noch stehenden Teile des Konventshauses, der Süd- und Westflügel, abgerissen.

Die Herrenfirmarie

Die Firmarie, das Siechenhaus und Altersheim der Ordensbrüder, war in der Nordwest-Ecke der Burg errichtet. Sie hatte zwei durch eine ein Stein starke Wand voneinander getrennte kreuzgewölbte Räume (Rippengewölbe) mit breiten Fensternischen in der Nordwand. Der östliche dieser Räume ist durch einen Umbau des 15. Jahrhunderts fast bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, aber aus den Spuren im Mauerwerk zu rekonstruieren.

Die Wohnung des Obersten Marschalls

Das Haus wurde erbaut, nachdem ältere Bauten, die sich an die äußere Wehrmauer lehnten, beseitigt waren. Sein Raumprogramm umfasste für das Hauptgeschoss die üblichen Räume: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Dienerstube, Remter und Eingangsflur. Außerdem wurde gleichzeitig eine Kapelle für die Firmarie erbaut, die St. Anna-Kapelle. Die Abmessungen sind beträchtlich. Das konstruktive System des Gebäudes beruht auf zwei nebeneinanderliegenden Fluchten von Sterngewölben. Im 15. Jahrhundert sind die Gewölbe über Eingangshalle, Dienerstübchen und Remter durch große über die ganze Gebäudetiefe reichende Sterngewölbe ersetzt worden, so dass der Eindruck wesentlich verändert ist. Vom Hofe her stieg man auf einer Treppe zum Obergeschoss mit zwei Laubengängen. Von dem oberen Laubengang führte ein spitzbogiges Portal in die Eingangshalle. Das Türgewände besteht zum Teil aus ungewöhnlich hohen Profilziegeln, die nach Art von Hausteinquadern in die Ziegelwand eingesetzt sind. Die Flurhalle hatte ursprünglich nicht die jetzige Größe. An der nach Osten liegenden Wand zeichnen sich zwei spitzbogige Schildbogen ab, gleichzeitig aber auch zwei Türen, je eine unter jedem Schildbogen. Später, als im 16. Jahrhundert ein Obergeschoss über dem Hauptgeschoss gebaut wurde, wurde auch eine größere Treppe ersetzt.

Die Gewölbe waren seltsam ausgestaltet. Die Gewölbeanfänger aus Kalkstein stützen sich auf skulptierte Kalksteinkonsolen: ein kauerndes Männchen, ein Hund mit Schellenhalsband, ein Widderkopf, eine Maßwerkkonsole. Die Bedeutung blieb unklar. Das westliche Hoffenster hatte eine mannshohe Brüstung. An dieser befand sich die Türöffnung zu einer bis zum Keller hinab führenden Wendeltreppe in der Mauerdicke. Reste von Wandmalereien des 15. Jahrhunderts sind erhalten: über der Eingangstür der Wohnstube das Wappen des vorletzten Hochmeisters Friedrich von Sachsen. Auch die Schlafstube hatte, wie der Wohnraum, skulptierte Konsolen und Gewölbeanfänger aus Kalkstein.

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Zeit der Herzöge von Preußen

Seit 1525 der preußischen Herzöge und seit dem 17. Jahrhundert Nebenresidenz der brandenburgischen Kurfürsten. Albrecht, Markgraf zu Brandenburg, der von 1511 bis 1525 Hochmeister war, verwandelte den Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum, und damit gleichzeitig führte er die Umwandlung der Ordensburg in das Wohnschloss der Herzöge von Preußen durch. Sein erster Baumeister war Friedrich Nußdörfer hat Teile des Ostflügels, dem Albrechtsbau (später Oberlandesgereicht von Preußen), wie insbesondere das 1532 datierte Albrechttor, erbaut.

Mit dem Aufhören der Ordensherrschaft 1525 und der Einrichtung einer herzoglichen Hofhaltung wurden erhebliche Änderungen am Baubestande des Schlosses notwendig. Es wurden in verstärktem Maße Verwaltungsräume gebraucht, sehr bald auch Repräsentationsräume und Gemächer für die Herzogin und den Hofstaat. Man wird auch die mittelalterlichen Räume als altmodisch empfunden haben, besonders da die neue Renaissancebaustil sich durchzusetzen begann. Zunächst begann mit dem Verändern der Ostfront. Das Osttor erhielt an Stelle der mittelalterlichen Toröffnung ein rundbogiges Einfahrtstor, das von zwei Pilastern und einem oben flachrunden Giebelfelde umrahmt wird Albrecht legte auch den Grundstock zur berühmten Silberbibliothek. Christian Hoffmann und Christof Römer, haben dann seine Bauideen verwirklicht, die Ostfront vollendet und den ganzen Südflügel bis 1569 erbaut. Insgesamt wurde die Burg seit 1532, im Ost- und Südflügel zu einem prächtigen Renaissanceschloss ausgebaut. Markgraf Georg Friedrich von Ansbach wollte eine Kirche und einen großen Fest- und Empfangssaal, um so das Wohnschloss der Herzöge zum Repräsentationshaus des Herzogtums Preußen zu steigern. So entstand in etwa einem Jahrzehnt jener von zwei mächtigen Rundtürmen begrenzte, die zweischiffige niedrig gehaltene Schlosskirche und darüber der riesige Moskowitersaal. Unter Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg kam es zu frühen Ausstattungen im Stil des niederländischen Barock.

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Zeit der Könige von Preußen

1701 fand im Schloss die Krönung des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. als Friedrich I. zum ersten König in Preußen statt. In den folgenden Jahren bis 1713 erfolgte die Errichtung des südlichen Barockflügels, dem sogenannten Unfriedtbau durch den Baumeister Joachim Ludwig Schultheiß von Unfriedt. Der Plan sah vor, ganze Ostflügel niederzureißen. An seiner Stelle sollte ein dreigeschossiger Bau mit Triumphbogeneingang und zwei vorgezogene Seitenflügel errichtet werden. Der Umbau wurde 1705 begonnen und bis 1712 zu einem Drittel (dem südlichen Teil) durchgeführt. König Friedrich Wilhelm I. ließ den weiteren Ausbau 1713 stoppen. Seitdem wurde das Schloss ganz überwiegend von der Landesverwaltung (z. B. Kriegs- und Domänenkammer, Gerichte) genutzt. 1861 fand im Schloss die Krönung des preußischen Königs Wilhelm I. statt. 1864-66 wurde ein neuer Turmhelm durch Stülers aufgesetzt. Der Turm war un 82 Meter hoch.


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Weimarer Republik und Drittes Reich

Vor dem Zweiten Weltkrieg waren in Teilen des Schlosses das Landesmuseum und die Gemäldesammlung untergebracht. Es beherbergte unter anderem die 240.000 archäologischen Exponate der Prussia-Sammlung, eine Sammlung der Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg mit der berühmten Silberbibliothek aus dem 16. Jahrhundert sowie etliche Gemälde des Malers Lovis Corinth. Während des Krieges wurden dort außerdem erbeutete russische Kunstgegenstände aufbewahrt, darunter auch das verschollene Bernsteinzimmer, dessen weiterer Verbleib ungewiss ist. Berühmt waren auch der große Moskowitersaal und das Weinlokal Blutgericht. Im Zweiten Weltkrieg brannte das Schloss bei den britischen Luftangriffen auf Königsberg Ende August 1944 völlig aus; die dicken Mauern und der Schlossturm (Königsberg) hielten aber auch dem späteren sowjetischen Artilleriebeschuss in der Schlacht um Königsberg im April 1945 teilweise stand.

Sowjetunion

Das zum großen Teil zerstörte Königsberg fiel an die Sowjetunion und wurde 1946 in Kaliningrad umbenannt. Kaliningrad sollte als sowjetische Musterstadt auf den Trümmern Königsbergs neu entstehen, möglichst ohne dabei an die deutsche Vergangenheit zu erinnern. So befahl Leonid Breschnew, die Überreste des Schlosses, aus Sicht sowjetischer Regierungskreise ein fauler Zahn des preußischen Militarismus, zu beseitigen. Trotz der Proteste Kaliningrader Studenten und Intellektueller wurde die Ruine 1968 gesprengt.

Anstelle des Schlosses auf dem sogenannten Zentralplatz sollte neben dem zugeschütteten ehemaligen Burggraben das Haus der Räte gebaut werden. Es wurde in den 1960er Jahren als Verwaltungsbau geplant, jedoch aus statischen Gründen nicht vollendet und war lange Zeit eine Bauruine: Der zu mächtig geplante, überdimensionierte Bau versank langsam im weichen Boden, weshalb die heutigen Bewohner Königsbergs das Gebäude lange Zeit auch Rache der Preußen nannten. Der Bau wurde nach wie vor nicht vollendet, obwohl im Jahr 2005 anlässlich eines Besuchs des damaligen russischen Präsidenten Putin die Fassade neu gestrichen und Fenster installiert wurden. Die heutige Kaliningrader Stadtverwaltung erörterte eine Zeitlang Möglichkeiten, mit finanzieller Unterstützung des russischen Kulturministeriums das Schloss wiederaufzubauen.

Im Gegensatz zum Königsberger Dom, der seit einigen Jahren renoviert wird, stünde man hier jedoch vor der schwierigen Aufgabe, das Schloss von Grund auf neu zu errichten, so dass diese Pläne vorerst fallen gelassen wurden. Stattdessen wird der Zentralplatz neu gepflastert. Seit dem September 2001 finanziert das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel die Freilegung von Teilen des Schlosskellers, die vom Kaliningrader Kunsthistorischen Museum durchgeführt werden. Man hofft, dort auf verschüttete Kunstschätze des früheren Schlossmuseums und möglicherweise auch auf Reste des Bernsteinzimmers zu stoßen. Bisher wurden tausende von Gegenständen entdeckt. Im Juni 2005 fand man eine verborgene Silberschatulle mit Medaillen und Amuletten, was in Fachkreisen als Sensation gewertet wird. Es ist geplant, nach Abschluss der Ausgrabungen Teile der Kellergewölbe des Schlosses als Freilichtmuseum zugänglich zu machen. Im weiteren Verlauf plant man Pressemeldungen zufolge einen historisierenden Wiederaufbau des Schlosses als Kulturzentrum.

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Literatur

  • Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Stadt und Umgebung. Flechsig, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1. 
  • Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen. 3 Bände. 2./3. ergänzte Auflage. Böhlau, Köln u. a. 1996, ISBN 3-412-08896-X.
  • Baldur Köster: Königsberg. Architektur aus deutscher Zeit. Husum Druck, Husum 2000, ISBN 3-88042-923-5. 
  • Jürgen Manthey: Königsberg – Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Hanser, München 2005, ISBN 3-446-20619-1. 
  • Gunnar Strunz: Königsberg entdecken. Zwischen Memel und frischem Haff. Trescher, Berlin 2006, ISBN 3-89794-071-X. 
  • Herbert Meinhard Mühlpfordt: Unsterbliches Königsberger Schloß. Zehn Essays. Herausgegeben von Peter Wörster. Frankfurt am Main 2004
  • Wulf D. Wagner: Das Königsberger Schloss. Eine Bau- und Kulturgeschichte. Band 1: Von der Gründung bis zur Regierung Friedrich Wilhelms I. (1255–1740). Schnell + Steiner, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7954-1936-3 (Publikationen des Museums Stadt Königsberg 5), (Zugleich: Karlsruhe, Univ., Diss., 2005).
  • Wulf D. Wagner, Heinrich Lange: Das Königsberger Schloss. Eine Bau- und Kulturgeschichte. Band 2: Von Friedrich dem Großen bis zur Sprengung (1740-1967/68). Das Schicksal seiner Sammlungen nach 1945. Schnell + Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-1953-0.

Weblinks

 Commons: Königsberger Schloss – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1
54.71021820.510788

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