Formel-1-Saison 1960

Formel-1-Saison 1960

Die Formel-1-Saison 1960 war die 11. FIA-Formel-1-Weltmeisterschaft. Sie wurde über zehn Rennen in der Zeit vom 7. Februar 1960 bis zum 20. November 1960 ausgetragen. Jack Brabham gewann zum zweiten Mal die Fahrerweltmeisterschaft. Cooper wurde zum zweiten Mal Konstrukteursweltmeister.

Die Saison stand ganz im Zeichen des Titelverteidigers Brabham. War sein Titel im Vorjahr noch als Zufall angesehen worden, demonstrierte der Australier auf Cooper mit fünf Siegen in Folge eindrucksvoll seine Stärke. Zu seinen Herausforderern zählten Lotus, das in seinem dritten Formel-1-Jahr mit dem Typ 18 einen absolut konkurrenzfähigen Wagen in Leichtbauweise und mit neuer Radaufhängung konstruierte. Ferrari hing immer noch am Konzept des Frontmotorwagens und scheiterte, außer einem umstrittenen Sieg in Italien konnte Ferrari kein Rennen gewinnen.

Inhaltsverzeichnis

Änderungen 1960

Es gab nun nicht mehr einen WM-Punkt für die schnellste Runde, sondern für den sechsten Platz.

Der GP von Deutschland fehlte in diesem Jahr, es wurde lediglich ein Formel-2-Rennen auf der Nürburgring-Südschleife am 1. August ausgetragen.

Die WM-Läufe

GP Argentinien – Buenos Aires (7. Februar 1960)

Den Saisonauftakt in Argentinien gewann, wie schon das letzte Rennen des Vorjahres, der Neuseeländer Bruce McLaren, der damit zum Jungstar der Formel 1 wurde. Pech hatten Stirling Moss (Cooper) und Joakim Bonnier (B.R.M.), die in Führung lagen, aber mit Problemen zurückfielen. Moss erreichte zwar mit dem Wagen seines Teamkollegen Maurice Trintignant Rang drei, WM-Punkte gab es dafür aber keine mehr. Auch Titelverteidiger Jack Brabham schied aus.


GP Monaco – Monte-Carlo (29. Mai 1960)

Platz Fahrer Team Zeit
1 Stirling Moss Lotus 2:53:45,5
2 Bruce McLaren Cooper-Climax + 52,1
3 Phil Hill Ferrari + 1:01,9
4 Tony Brooks Cooper-Climax + 1 Runden
5 Joakim Bonnier B.R.M. + 17 Runden
6 Richie Ginther Ferrari + 30 Runden

Die Marke Lotus konnte in Monaco ihren ersten Grand-Prix-Sieg feiern, wenn auch Stirling Moss einen Privatwagen im Team Rob Walkers lenkte. Graham Hill (B.R.M.) raste in die Zuschauertribüne, zum Glück endete der Unfall glimpflich. Daneben feierten John Surtees und Richie Ginther ihr Formel-1-Debüt.

500 Meilen von Indianapolis (30. Mai 1960)

Platz Fahrer Team Zeit
1 Jim Rathmann Watson 3:36:11,36
2 Rodger Ward Watson + 12,75
3 Paul Goldsmith Epperly + 3:07,30
4 Don Branson Phillips + 3:07,98
5 Johnny Thomson Lesovsky + 3:11,35
6 Eddie Johnson Trevis + 4:10,61

Zum letzten Male zählten die 500 Meilen von Indianapolis zur Formel-1-WM. Mit der Errichtung des GP der USA war es nicht mehr nötig, das Rennen, das ohnehin alle Fahrer nur als Streichresultat betrachteten, im WM-Kalender zu lassen. Zum Rennverlauf: Nach hartem Kampf mit Vorjahressieger Rodger Ward behielt diesmal Jim Rathmann die Oberhand.

GP Niederlande – Zandvoort (6. Juni 1960)

Platz Fahrer Team Zeit
1 Jack Brabham Cooper-Climax 2:01:47,2
2 Innes Ireland Lotus + 24,0
3 Graham Hill B.R.M. + 56,6
4 Stirling Moss Lotus + 57,7
5 Wolfgang von Trips Ferrari + 1 Runde
6 Richie Ginther Ferrari + 1 Runde

Hatte Jack Brabham in den bisherigen Rennen keine Punkte erzielt, so konnte er in Zandvoort seinen ersten Saisonsieg feiern, Stirling Moss blieb nach einer Reifenpanne nur der vierte Platz. Jim Clark feierte sein Formel 1-Debüt auf Lotus, fiel aber in der 43. Runde aus. Tragisch verlief der Ausfall von Dan Gurney: In der 12. Runde raste sein B.R.M. über eine Kurve hinaus und tötete einen Zuschauer, der sich dort in der Sperrzone aufhielt.

GP Belgien – Spa (19. Juni 1960)

Platz Fahrer Team Zeit
1 Jack Brabham Cooper-Climax 2:21:37,3
2 Bruce McLaren Cooper-Climax + 1:03,3
3 Olivier Gendebien Cooper-Climax + 1 Runde
4 Phil Hill Ferrari + 1 Runde
5 Jim Clark Lotus + 2 Runden
6 Lucien Bianchi Cooper-Climax + 8 Runden

Beim GP von Belgien erlebte die Formel 1 wohl ihr schwärzestes Wochenende überhaupt. Bei einem Trainingsunfall erlitt Stirling Moss schwere Verletzungen, ein weiterer Trainingsunfall beendete die Karriere von Mike Taylor. Im Rennen kam es aber noch schlimmer: In der 20. Runde verunglückte Chris Bristow auf Cooper nach einer Kollision mit Willy Mairesse tödlich. Nur 5 Runden später kam Alan Stacey ums Leben, als ein Vogel seinen Helm durchschlug, er von der Strecke abkam und sein Wagen Feuer fing. Das Rennen wurde aber fortgesetzt und endete mit einem dreifachen Cooper-Triumph. WM-Stand: McLaren 20 Punkte, Brabham 16 Punkte, Moss 11 Punkte.


GP Frankreich – Reims (3. Juli 1960)

Platz Fahrer Team Zeit
1 Jack Brabham Cooper-Climax 1:57:24,9
2 Olivier Gendebien Cooper-Climax + 48,3
3 Bruce McLaren Cooper-Climax + 51,9
4 Henry Taylor Cooper-Climax + 1 Runde
5 Jim Clark Lotus + 1 Runde
6 Ron Flockhart Lotus + 1 Runde

Stirling Moss fehlte nach seinem Trainingsunfall in Belgien, und so war das Rennen in Reims eine klare Angelegenheit für Cooper. Jack Brabham führte einen Vierfach-Sieg seines Teams an und feierte seinen dritten Sieg in Serie. WM-Stand: Brabham 24 Punkte, McLaren 24 Punkte, Moss 11 Punkte

GP Großbritannien – Silverstone (16. Juli 1960)

Platz Fahrer Team Zeit
1 Jack Brabham Cooper-Climax 2:04:24,6
2 John Surtees Lotus + 49,6
3 Innes Ireland Lotus + 1:29,6
4 Bruce McLaren Cooper-Climax + 1 Runde
5 Tony Brooks Cooper-Climax + 1 Runden
6 Wolfgang von Trips Ferrari + 2 Runden

Das Rennen in Silverstone brachte eine Glanztat von Graham Hill auf B.R.M.. Er blieb beim Start stehen, kämpfte sich aber anschließend durch das ganze Feld und eroberte sogar die Führung. Leider schied er kurz danach mit Bremsdefekt aus, sodass Jack Brabham seinen vierten Sieg in Folge feiern konnte. Die Lotusse von John Surtees und Innes Ireland boten eine starke Leistung und wurden Zweiter bzw. Dritter. WM-Stand: Brabham 32 Punkte, McLaren 27 Punkte, Moss 11 Punkte, Ireland 11 Punkte

GP Portugal – Porto (14. August 1960)

Platz Fahrer Team Zeit
1 Jack Brabham Cooper-Climax 2:19:00,03
2 Bruce McLaren Cooper-Climax + 57,97
3 Jim Clark Lotus + 1:50,23
4 Wolfgang von Trips Ferrari + 1:58,81
5 Tony Brooks Cooper-Climax + 6 Runden
6 Innes Ireland Lotus + 7 Runden

Erstmals nach seinem Unfall in Spa war Stirling Moss wieder dabei, wurde aber nach einem Fahrfehler disqualifiziert. Sein Markenkollege John Surtees führte das Rennen an, bis er in die Strohballen krachte. So stand dem fünften Sieg in Folge für Jack Brabham nichts mehr im Weg. WM-Stand: Brabham 40 Punkte, McLaren 33 Punkte, Ireland 12 Punkte.

GP Italien – Monza (4. September 1960)

Platz Fahrer Team Zeit
1 Phil Hill Ferrari 2:21:09,2
2 Richie Ginther Ferrari + 2:27,6
3 Willy Mairesse Ferrari + 1 Runde
4 Giulio Cabianca Cooper + 2 Runden
5 Wolfgang von Trips Ferrari + 2 Runden
6 Hans Herrmann Porsche + 3 Runden

Um Ferrari, die in dieser Saison bislang nur zwei Podestplätze erreicht hatten, Schützenhilfe zu geben, beschlossen die Veranstalter, das Rennen auf der langen Strecke – mit Hochgeschwindigkeitsoval – auszutragen. Die britischen Teams (B.R.M., Cooper und Lotus) protestierten dagegen und boykottierten schließlich den Grand-Prix. Somit waren nur Ferrari und einige Formel-2-Autos und Privatfahrer am Start. Das Rennen wurde zur Farce, da Ferrari nach Belieben dominierte, Phil Hill holte sich seinen ersten F1-Sieg. Nutznießer des Boykotts war Jack Brabham, der trotz Nichtteilnahme seinen zweiten Weltmeistertitel fixieren konnte, da auch sein schärfster Konkurrent Bruce McLaren nicht antrat. WM-Stand: Brabham 40 Punkte, McLaren 33 Punkte, P. Hill 15 Punkte.

GP der USA – Riverside (20. November 1960)

Platz Fahrer Team Zeit
1 Stirling Moss Lotus 2:28:52,2
2 Innes Ireland Lotus + 38,0
3 Bruce McLaren Cooper-Climax + 1:22,0
4 Jack Brabham Cooper-Climax + 1 Runde
5 Joakim Bonnier B.R.M. + 1 Runde
6 Phil Hill Cooper-Climax + 1 Runde

Der US-GP wurde dieses Jahr im kalifornischen Riverside ausgetragen. Ferrari trat mangels konkurrenzfähigem Auto, möglicherweise auch aus Gegenprotest, beim letzten WM-Lauf nicht an. Der wiedererstarkte Stirling Moss feierte einen klaren Sieg beim letzten Rennen mit 2,5 l Hubraum. Ab nächstem Jahr wird mit 1,5 l-Fahrzeugen gefahren werden.

Fahrerwertung

1 AustralienAustralien Jack Brabham Cooper 43
2 NeuseelandNeuseeland Bruce McLaren Cooper 34
3 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Stirling Moss Cooper / Lotus 19
4 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Innes Ireland Lotus 18
5 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Phil Hill Ferrari 16
6 BelgienBelgien Olivier Gendebien Cooper 10
7 Deutschland BundesrepublikBundesrepublik Deutschland Wolfgang von Trips Ferrari 10
8 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Jim Rathmann Watson 8
9 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Richie Ginther Ferrari 8
10 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jim Clark Lotus 8
11 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Tony Brooks Cooper 7
12 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Surtees Lotus 6
13 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Cliff Allison Ferrari 6
14 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Rodger Ward Watson 6
15 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Graham Hill B.R.M. 4
16 BelgienBelgien Willy Mairesse Ferrari 4
17 FrankreichFrankreich Maurice Trintignant Cooper 4
18 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Paul Goldsmith Epperly 4
19 SchwedenSchweden Joakim Bonnier B.R.M. 4
20 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Henry Taylor Cooper 3
21 ItalienItalien Giulio Cabianca Cooper 3
22 ArgentinienArgentinien Carlos Menditéguy Cooper 3
23 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Don Branson Phillips 3
24 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Johnny Thomson Lesovsky 2
25 BelgienBelgien Lucien Bianchi Cooper 1
26 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ron Flockhart Lotus / Cooper 1
27 Deutschland BundesrepublikBundesrepublik Deutschland Hans Herrmann Porsche 1
28 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Eddie Johnson Trevis 1

Die ersten sechs Plätze bekamen 8, 6, 4, 3, 2, 1 Punkte, die besten sechs Ergebnisse der insgesamt zehn Rennen wurden gewertet.

Konstrukteurswertung

Die besten sechs der zehn Einzelergebnisse wurden gewertet.

1 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Cooper-Climax 48
2 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Lotus 34
3 ItalienItalien Ferrari 26
4 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich B.R.M. 8
5 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Cooper-Maserati 3
6 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Cooper-Castellotti 3
7 Deutschland BundesrepublikBundesrepublik Deutschland Porsche 1

Weblinks

 Commons: Formel-1-Saison 1960 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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