Luxus

Luxus

Luxus. Die Ausdehnung und Veredlung der körperlichen Bedürfnisse ist für das physische Leben, was Poesie für das moralische. Wie diese alle Unterschiede zwischen Geistern dadurch aufhebt, daß sie Jedem seinen Antheil zuweist an ideellen Genüssen, Jedem seine Würde lehrt und in schöner Gedankenverbindung von jedem Gegenstande schnell bis zum Urquell des Daseins, bis zu Gott, führt: – so bringt auch der Luxus in die Bewegung des äußern Lebens dadurch Gleichgewicht, daß er es Jedem möglich macht, sich nicht nur lebend, sondern auch behaglich lebend zu fühlen, indem er die Schranken des Genusses allmälig ausdehnt und die Fesseln der verschiedenen Stände in Rosenketten verwandelt, die sich um die ganze Menschheit ziehen. Daher, die von weisen Regierungen dem Luxus gewidmete Vorsorge. Industrie ist die Seele der Staatsökonomie; ihr Hebel der Luxus; denn je mehr Nationalbedürfnisse, desto mehr Anstrengung und Ausbildung der Fähigkeiten, desto mehr Volksbildung und Volksreichthum. Der hierin mögliche Mißbrauch (und welches Gute kann nicht gemißbraucht werden?) wird durch Gesetze, die immer Hand in Hand gehen müssen, mit der jedesmaligen Intelligenz eines Volkes, bewacht und im Großen vereitelt; Ausschweifungen im Kleinen schaden nur dem Einzelnen, nicht dem Ganzen. Durch den Luxus lernt der Mächtige und Reiche den Werth seines armen Bruders erst kennen; denn dieser hat sich durch seine Thätigkeit emancipirt und sich ihm unentbehrlich gemacht; er ist es, der ihm sein Gold, das ungenießbare, in tausend und aber tausend Gegenstände des Genusses verwandelt. Nur die Industrie ist es, die aus dem Nomaden- und Sklavenleben in das wahrhaft gesellige führt, und wie sie ein Binnenmeer ist, so ist der Luxus das Salz desselben, das es vor Fäulniß bewahrt, und der Kompaß für die Schiffer, die es befahren. Weiser Genuß ist die Aufgabe des Erdenlebens; Weisheit aber wirkt nie einseitig, wie die Klugheit, nie excentrisch, wie die Einbildungskraft, sondern concentrisch, d. i. so, daß alle auslaufenden Strahlen der Thätigkeit sich wieder in einem Brennpunkte sammeln. Dieser Brennpunkt ist Glückseligkeit, unsere Bestimmung. Nur der weise Genuß ist Genußlust; Genußsucht ist, wie jede Sucht, Thorheit, und bestraft sich, wie schon gesagt, selbst. Es mußte dahin kommen, daß der Luxus der Mächtigen und Reichen, wie er, aus den Tagen eines Lucullus und den finsteren Stunden des Mittelalters, noch in empörendem Andenken, in demselben Verhältnisse abnahm, in welchem der des Mittelstandes anwuchs, nach dem bemerkten Gesetze des Gleichgewichtes, das sich die Industrie selbst dictirt.

B–l.


http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834.

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