BMW R 68

BMW R 68
BMW R 68, Modell 1954: ein Exemplar, das ursprünglich in die USA exportiert wurde. Deutlich zu sehen: der Handschalthebel und die ungekapselte Kardanwelle.
BMW R 68
Draufsicht des BMW R 68, Modell 1954
R 68 Boxermotor
BMW R 68, augenscheinlich mit veränderter Abgasführung
BMW R 68 (1954) mit Steib Seitenwagen (1951)
1954 R68 at the 2007 BMW Motorcycle Owners of America rally

Im Oktober 1951 zeigte der deutsche Motorradhersteller BMW auf der Frankfurter IFMA ein neues Hochleistungsmodell im Stil der Werksmaschine der Internationalen Sechstagefahrt. Ein Spitzenmotorrad, eine 160-km/h-Maschine, der die Fachwelt schnell das Prädikat "100 Meilen Renner" offerierte. Sie war bei ihrem Serienanlauf im Sommer 1952 eines der schnellsten Motorräder der Welt und das erste Serienmotorrad, das die "100-Meilen-Grenze" knackte.

Die BMW R 68 ist ein Zweizylinder-Motorrad mit 600 cm³ Hubvolumen und 26 kW (35 PS) Nennleistung bei 7000 Umdrehungen/min.. Die Maschine wurde durch Leistungssteigerung aus ihrem 600-cm³-Schwestermodell R 67/2 entwickelt. Die Serienausstattung unterstrich die sportliche Note der R68 mit schmalen vorderen Schutzblech, das einen Versteifungsbügel zwischen den Gabelholmen notwendig machte, sowie durch das mit dem Sattel gekoppelte (und mit diesem aus- und einfedernde) Spezialsitzkissen, dem sogenannten "Rennbrötchen", über dem hinteren Schutzblech. Die nicht klappbaren Zusatzfußrasten waren nicht nur für (sporadischen) Soziusbetrieb gedacht, sondern ermöglichen auch dem Fahrer eine rennmäßigere Sitzposition.

Der Motor der R 68 wurde mit anderen Zylindern und wesentlich überarbeiteten Zylinderköpfen mit größeren Kanälen und Ventilen - 38 (statt 34) mmm Einlass und 34 (statt 32) mm Auslaß - versehen. Gepaart mit den großen 26-mm-Bing Vergasern, einer schärferen Nockenwelle und einem erhöhten Verdichtungsverhältnis (von 5,6:1 auf 7,5:1) stieg die Motorleistung von 26 PS auf 35 PS. Diese Leistung ist verbunden mit einem enormen Durchzugsvermögen bei einem sehr ruhigen Motorlauf, was sicher ein Glanzpunkt im Feld der damaligen Motorenentwicklungen darstellte.

Sobald die Motorleistung der Sportmaschine voll genutzt wurde, machte sich der Schwachpunkt der Maschine nachteilig bemerkbar: die auf altem Stand gebliebene Fahrwerkstechnik. Im Vergleich zum internationalen Wettbewerb hatte die schnelle, und sehr teuere BMW immer noch keine Schwinge und verlor mit einer vollkommen unzulänglichen Geradweg-Hinterradfederung am Hinterrad bei schlechten Straßen leicht den Bodenkontakt. Diese nunmehr unverkennbare Fahrwerks-Schwäche im Zusammenspiel mit dem leistungsstarken Motor brachte BMW viel Kritik ein.

Insgesamt gab es 3 tiefgreifende Modellpflegen: Mitte 1952 ( verbesserte Vorderradgabel, Gummimanschetten), 1953 (Knecht-Luftfilter und Seitenwagenanschluss) und 1954 (Vollnabenräder, Leichtmetallfelgen und "Torpedo"-Schalldämpfer).

Im Januar 1955 wurde dann auf dem Brüsseler Salon die Nachfolgegeneration der schweren BMW's, die Vollschwingenmodelle, vorgestellt. Das Fahrwerk war mit diesen Modellen wieder auf aktuellem Wettbewerbs-Niveau und so kam mit gleichem Motor dann 1955 das Nachfolgemodell R 69 heraus, ebenso mit 35 PS aus 600 cm3, jedoch in weit stabilerem Vollschwingen-Fahrwerk; schlagartig verstummte damit jegliche Kritik am Fahrverhalten der schnellsten BMW.

Von der R 68 wurden zwischen 1952 und 1954, letztlich wegen ihrer Exclusivität und dem hohen Anschaffungspreis von 3950 DM, nur 1453 Exemplaren hergestellt.

Die BMW R 68 hat eine automatische Zündverstellung über einen Fliehkraftregler. Bei schlechten Kraftstoffqualitäten neigte der hochverdichtete Motor jedoch zum Kraftstoffklingeln („Motorklingeln“). Daher wurde die R68 noch zusätzlich mit einer manuellen Verstellung der Zündung ausgerüstet: auf dem linken Lenkergriff befindet sich der Zündverstellhebel. Mit ihm kann der Zündzeitpunkt (Winkel vor Erreichen des oberen Totpunktes) manuell verstellt werden. Bei heutigen Kraftstoffen ist eine manuelle Korrektur des Zündzeitpunktes jedoch nicht mehr nötig.

Der Motor ist ein längslaufender Zweizylinder-Boxer-Viertakt-Motor mit außen über den Zylindern in verchromten Rohren geführten Stößelstangen (OHV-Motor). Diese Stößelstangen betätigen die Kipphebel im Zylinderkopf, und diese die hängenden Ventile. Die Nockenwelle wird über einen im Ölbad laufenden Zahnradsatz von der Kurbelwelle angetrieben. Die Zahnrad-Ölpumpe befindet sich hinter dem vorderen Gehäusedeckel und wird von den Stirnrädern durch Untersetzung angetrieben.

Der Zweizylinder-Boxer-Motor der BMW R 68 ruht auf 2 Steckachsen im Doppelschleifenrahmen. Auf dem vorderen Kurbelwellenstumpf sitzt hinter dem Aluminium-Deckel die spritzwasserdicht gekapselte Gleichstrom-Lichtmaschine mit Laderegler. Der Bleiakku sitzt ungekapselt auf einem Halter links hinter dem Getriebe.

Um die Durchbiegung der Kurbelwelle bei hohen Drehzahlen in Grenzen zu halten, wurde ein spezielles hinteres Hauptlager mit leicht balligen Lagerrollen eingebaut. Auf dem hinteren Kurbelwellenstumpf sitzt die schwere Schwungscheibe (mit im Schauloch einsehbarer Zündeinstellmarkierung), die die Einscheibentrockenkupplung aufnimmt. Die Kupplung wird mit Axiallager über eine Druckstange betätigt, die durch die hohle Getriebehauptwelle verläuft. Dieses Modell hat den klassisch geschwungenen verchromten Kickstarter-Hebel. Am Getriebe befindet sich auf der rechten Seite zusätzlich noch ein Handschalthebel; auch diese Eigenheit der Handschalt-Möglichkeit wurde letztmalig bei den "Gradweg-Federungs"-Modellen verbaut und diente im Wesentlichen zum schnellen Finden des Leerlaus. Die R 68 hat, wie die schwächeren Schwestermodelle R 51/3 und R 67/2, eine rechtsdrehende Kardanwelle mit außen liegendem Tellerrad am Kardanantrieb; bei den Nachfolgemodellen wurde die Kardandrehrichtung auf linksdrehend geändert.

Die beiden Vergaser sind Bing-Schwimmerkammervergaser mit konischer Nadel im Rundschieber (Bezeichnung: 1/26/9 und 1/26/10). Das Nass-Luftfilterelement sitzt auf dem Getriebegehäuse. Die Verbindung zwischen Luftfilter und Vergaser stellen verchromte Saugrohre ohne äußere Gummielemente dar. Der Luftfilter ist ein Stahlnetz, welches mit Öl getränkt wird, an dem der Staub sich beim Ansaugen der Luft festsetzt, und das zur Wartung auszuwaschen ist.

Der Antriebsstrang hat am Getriebeausgang ein elastisches Drehmoment-Übertragungselement, eine schwarze textilverstärkte Gummi-Vierlochscheibe (Hardyscheibe), die am Zweifingerflansch des Getriebes aufgeschoben ist. Sie überträgt das Drehmoment der Getriebeausgangswelle auf die Zweifingeraufnahme der Kardanwelle. Die Hardyscheibe ist mit einem Chromring bestückt.

Die nicht gekapselte, verchromte Kardanwelle für den Hinterradantrieb ist mit einem Kardangelenk am Winkelgetriebe im Alugusskorpus befestigt. Das Umlenkgetriebe ist ein Kegelgetriebe mit Hypoidverzahnung und 90° Umlenkung. Die Hypoidzahnräder laufen in einem speziellen Schwergetriebeöl für hohe Flankenpressungen (Hypoidöl).

Siehe auch

Weblinks

 Commons: BMW R68 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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